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Die Feinde des geistigen Israel
„Sei sehr stark und mutig!” - Josua 1:7
Diese Worte Jahwes ergingen aus Anlaß des Beginns des neuen Lebensabschnittes der Kinder Israel an Josua, nachdem dieser als ihr Leiter an die Stelle Moses getreten war, und nachdem sie als das Volk Gottes den Jordan durchschritten hatten. Es standen ihnen noch viele Kämpfe bevor - mehr als jemals zuvor - und sie bedurften daher der Kraft und des Mutes in weitaus größerem Maße, als sie sich selbst bewußt waren. Die Grundlage für ihre Kraft und ihren Mut war die Verheißung Gottes. Gott hatte Abraham verheißen, daß er seinen Samen in das Land Kanaan bringen und ihm das Land zum Besitz geben werde. Diejenigen, die an diese Verheißung glaubten, bedurften eines großen Maßes an Kraft und Mut.
Gott hatte Moses, Seinen Knecht, gesandt, um die Israeliten aus Ägypten zu befreien und als Sein Volk in das Land zu bringen, das Er ihren Vätern verheißen hatte. Die Israeliten benötigten Mut, um aus Ägypten auszuziehen, und Gott hatte ihnen in der Wüste Seine Gunst bezeugt, indem Er ihnen Segnungen zuteil werden ließ, wenn sie treu und gehorsam waren, und Züchtigungen, wenn sie abwichen und rebellisch und ungehorsam waren. Jetzt stand die Erfüllung der Verheißung vor ihnen, nach der sie sich gesehnt hatten. Jahwe ermahnte sie durch Josua, stark und mutig zu sein. Sie waren in das verheißene Land gekommen und mußten jetzt einen guten Kampf gegen ihre Feinde kämpfen. Gott hatte ihnen nicht verheißen, ihnen das Besitztum auf friedlichem Wege zuteil werden zu lassen; sie hatten vielmehr zu kämpfen und ihre Feinde zu besiegen.
So wie Israel ein vorbildliches Volk war, so waren auch seine Kriege vorbildlich. Es wäre furchtbar gewesen, wenn die Israeliten hätten denken müssen, daß all die Menschen, die zu vertilgen ihnen befohlen war, auf diese Weise einer niemals endenden Höllenqual zum Opfer fallen würden. Wenn den Israeliten gesagt worden wäre, sie sollten stark und guten Mutes sein in der Überlieferung ihrer Feinde in eine solche Hölle, so wäre das ein grauenhafter Gedanke für sie gewesen. Wenn wir uns aber dessen bewußt werden, daß die Strafe für die Sünde der Tod und nicht ewige Qual und die „Hölle” der Bibel der Todeszustand ist, so betrachten wir die Angelegenheit in einem völlig anderen Licht. Ob die Menschen nun durch das Schwert, durch Epidemien, Unterernährung oder Unglücksfälle sterben, jede Art des Todes ist lediglich die Erfüllung des göttlichen Urteilsspruchs über das ganze Geschlecht, der auch weiterhin erfüllt werden wird - bis zu der von Gott bestimmten Zeit. Dieser Umstand versetzt uns dazu in die Lage, die Angelegenheit von einem anderen Standpunkt aus zu betrachten.
Hoffnung für die Amalekiter, Hethiter und andere
Das Maß der Bosheit der Amalekiter, Hethiter, Pherisiter, Jebusiter und der übrigen Völker war seinerzeit voll geworden. Sie hatten ein gewisses Maß von Licht und bestimmte Gelegenheiten zur Umkehr erhalten. Nun aber sollte dem Weg der Sünde, den sie verfolgten, Einhalt geboten werden. Sie und alle anderen, die in Unwissenheit und Sünde in das Grab gesunken sind, werden zu seiner Zeit, wenn der Messias sein Königreich aufrichtet, zu Auferstehungsgelegenheiten und unter besseren und günstigeren Verhältnissen hervorkommen. Und wie sie in der Vergangenheit ihre Erfahrungen mit der Sünde gemacht haben, so werden sie in der Zukunft Erfahrungen mit dem Guten machen und werden eine Gelegenheit haben, zwischen Recht und Unrecht, Gutem und Bösem zu wählen. Wir hoffen, daß es einige unter ihnen geben wird, denen ihre früheren Erfahrungen zum Nutzen dienen, und die das Gute erwählen werden, wenn ihnen die Gegensätze vor Augen geführt sind, und die verblendenden Einflüsse beseitigt sein werden.
Israels Feinde vorbildlich
Die Kinder Israel stellten das geistige Israel dar. Die Feinde, die diese vernichteten, stellten die Feinde der Herauswahl dar. Wir, das heißt die Herauswahl, sind herausgeführt worden aus einem Zustand der Sünde und der Gesunkenheit in den Zustand der Harmonie mit Gott. Bei einigen mag dies eine sehr lange Reise, bei anderen dagegen, die größeren Glauben und mehr Gehorsam bewiesen, eine kürzere Reise gewesen sein. Wir erreichten den Ort einer besonderen Segnung, als wir uns Gott völlig weihten; denn da gingen wir in die Ruhe ein. „Wir, die wir geglaubt haben, gehen in die Ruhe ein”, sagt der Apostel Paulus. Und diese Ruhe, in die wir eintreten, scheint vorgeschattet worden zu sein durch dieses „verheißene Land”, Kanaan.
Aber wir finden, wenn wir in die Ruhe des Glaubens eintreten, gewisse mächtige Feinde, die besiegt werden müssen. Diese Feinde haben sich in unseren eigenen Leibern festgesetzt. Bei den vorbildlichen Völkern, die die Feinde Israels waren, gab es solche, die entschlossenen Widerstand leisteten und die das Volk Israel daher nur mit Mühe austreiben und vertilgen konnte, während andere wesentlich leichter überwunden und vertilgt werden konnten. So viel wir wissen, brauchten die Israeliten lange, lange Jahre, vielleicht Jahrhunderte, um ihr Land völlig in Besitz zu nehmen und ihre Feinde zu besiegen. Erst zur Zeit des Königs David wurden die Feinde völlig unterworfen. So ist es auch mit den Feinden in unserem Fleische, gegen die wir einen guten Kampf führen müssen. Wir dürfen dem Fleische keine Zugeständnisse machen; alle Feinde müssen bekämpft und bis zum Tode ausgetilgt werden.
Das Resultat unseres Kampfes ist der Tod - entweder der Tod der Neuen Schöpfung oder der Tod der Alten Schöpfung. Wenn die Neue Schöpfung zu überwinden verfehlt, so wird die betreffende Person ausgetilgt, indem sie den Zweiten Tod erleidet. Die Worte unseres Leittextes, die Jahwe zu Josua redete, sind in erster Linie an uns, das geistige Israel gerichtet, und erst in zweiter Linie an Josua und das natürliche Israel. Das heißt, die Worte haben für uns eine weitaus tiefere Bedeutung als für das fleischliche Israel. Aber wir können in diesem Kampfe nicht allein überwinden. Der Apostel Paulus ruft aus: „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark! ” Und er will damit sagen: Wenn ich mir meiner eigenen Schwachheiten bewußt bin, wenn ich weiß, daß ich allein nicht erfolgreich gegen das Fleisch und seine Unvollkommenheiten kämpfen kann, dann werde ich stark in dem Herrn. Ich könnte aus mir selbst heraus keinen guten Kampf kämpfen. Der Apostel war sich der Erfüllung der Verheißung bewußt: „Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in (deiner) Schwachheit vollbracht.”
Tatsächlich ist dies die Erfahrung aller „Geringen” des Herrn. Und diese Erfahrung leitet uns an, nach den überaus großen und kostbaren Verheißungen des Herrn Ausschau zu halten, um unser Herz zu stärken und unsere Entschlüsse zu erneuern, so daß wir stark und guten Mutes werden und durch Gottes Gnade schließlich als Überwinder, ja als „mehr denn Überwinder” hervorgehen durch den, der uns geliebt und uns mit seinem kostbaren Blute erkauft hat.
Wahrer Mut, kein Geist der Ruhmsucht
Laßt uns guten Mutes sein! Es gibt verschiedene Arten von Mut. Eine Art entspringt der Selbstsucht und dem Selbstvertrauen, eine andere Art dem Geiste der Sorglosigkeit, der es verfehlt, die zu überwindenden Schwierigkeiten richtig einzuschätzen. Aber der wahre Mut, der Mut, den der Herr Seinem Volke empfiehlt und den alle geistigen Israeliten zu besitzen bestrebt sein müssen, ist ein Mut, der von den Schwierigkeiten und Prüfungen, die vor ihm liegen, sorgfältig Notiz nimmt, und der im Bewußtsein seiner eigenen Schwachheit im Glauben zum Herrn emporblickt und im Vertrauen auf die kostbaren Verheißungen des Herrn von ihm den erforderlichen Beistand erwartet. Diejenigen, deren Herzen in einer solchen Stellung sind, können selbst angesichts solcher Schwierigkeiten, Gefahren und Hindernisse stark und mutig sein, von denen andere, die auf ihre eigene Kraft vertrauen, zurückschrecken würden.
Laßt uns daher alle „stark und sehr mutig” sein, stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke! Größer ist der, der für uns ist, als alle, die wider uns sind. Laßt uns die ganze Waffenrüstung Gottes anziehen, damit wir an diesem bösen Tage zu stehen vermögen!
WT Oktober 1914
Amerikanischer WT vom 01.08.1914