So oft ihr dies tut

Die Heilige Schrift offenbart deutlich, daß das Schlachten des Lammes zu dem Passahfest Israels ein Vorbild für den Opfertod Jesu war. Er war „das Lamm Gottes, welches die Sünde der Welt wegnimmt.” - Johannes 1:29 Jesus gab sein Leben genau an dem Tag dahin, der für das Schlachten des vorbildlichen Passahlammes - von Gott - im Gesetz vom Sinai vorgesehen war. „Am Abend” dieses Tages, der mit dem Sonnenuntergang des Vortages begann, nahm Jesus zum letzten Mal in seinem irdischen Leben mit seinen Jüngern am Passahmahl teil. Nach jenem Passahmahl setzte der Herr das einzige ständige Fest ein, das er seinen Jüngern auferlegte, indem er sagte: „Dies tut … zu meinem Gedächtnis.” - 1. Korinther 11:25 Darum nennen wir es „Gedächtnismahl”.

Es war eine sehr schlichte Feier, die Jesus für seine Jünger einsetzte: Ungesäuertes Brot und „Frucht des Weinstocks”. Der Apostel Paulus erklärt den Sinn und Zweck dieser Anordnung. Er sagt: „So oft ihr dieses Brot esset und den Kelch trinket, verkündiget ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.” - 1. Korinther 11:26 „So oft … ” - Darüber gibt es Meinungsverschiedenheiten. Unsere Erkenntnis ist die: Die Feier findet statt in Erinnerung an den Tod des Herrn, und wir glauben, daß die einzig richtige Zeit, an dem „Brot” und dem „Kelch” teilzuhaben der Jahrestag seines Todes ist, auch wenn wir, jeder für sich, täglich des Opfers unseres Herrn gedenken. Die Namenchristenheit feiert ja auch nicht mehrmals im Jahr „Weihnachten”, „Ostern”, „Himmelfahrt” oder „Pfingsten”.

„ … bis er kommt.”

Auch um dieses Wort gibt es verschiedene „Erkenntnisse”. Manche sind der Ansicht, daß wir das Gedächtnismahl nicht mehr feiern dürfen, weil wir wissen, daß der Herr bereits wiedergekommen ist - „wie ein Dieb in der Nacht”.

Aber eigentlich ist dieser buchtstabengebundene Gedanke doch ganz einfach zurechtzurücken.

Was ist der Auftrag des Herrn an seine Jünger? Der Welt das Evangelium zu verkünden, nicht wahr? Und was ist die Basis, der Grundstein dieser frohen Botschaft? Ist es nicht der Tod Jesu Christi, der mit der Dahingabe seines fehlerlosen irdischen Lebens den Sünder Adam (und durch ihn alle seine Nachkommen) - die ganze Menschheit - vom Fluch der Sünde (das ist der Tod) loskaufte?

„So oft ihr dies tuet, verkündiget ihr den Tod des Herrn!” Wenn wir das Gedächtnis an den Tod des Herrn nicht mehr zum Mittelpunkt unseres geistigen Lebens machen, gibt es auch kein Evangelium mehr. Was sollen wir denn dann noch verkündigen? Wie verträgt sich jener irrige Gedankenschluß mit dem Gotteswort in Offenbarung 2:10: „Sei getreu bis zum Tode und ich werde dir die Krone des Lebens geben.”?

Treu sein bis zum Tode bedeutet auch Gedächtnis an den Tod des Herrn. Er ist es, der uns eine Auferstehung zum Leben mit seinem Opfer ermöglicht hat.

Die Schrift zeigt uns, daß während der zweiten Gegenwart unseres Herrn ein Werk getan werden muß, an welchem auch die Fußglieder der Christuskörperschaft mitwirken dürfen durch die Verkündigung der Parousia, der Gegenwart des wiedergekommenen Herrn. Sollte sich nun plötzlich der Weg der letzten Nachfolger des Herrn ändern, weil der Herr schon gegenwärtig ist? Wir denken: Nein! So lange ein Nachfolger Jesu noch diesseits des „Vorhanges” ist, bleibt auch der Weg der Nachfolge derselbe. Jeder Jünger Jesu hier auf Erden braucht die Stärkung der Herzensgemeinschaft mit seinem Herrn und Haupt, Jesus Christus. Mehr denn je brauchen alle Glieder des Christus-Leibes diese Kraft, die sie in dieser Welt des bösen erhält. „Ohne mich könnt ihr nichts tun.” Und so ist es tatsächlich. Die schnelle Verbreitung der vielerlei Ansichten und Gedankenrichtungen durch unsere Massenmedien - seien sie religiöser oder auch nur „vernünftiger” Natur - aus allen Richtungen dieser Erde zusammengetragen - können einem noch nicht so Festgegründeten im Glauben ernste Probleme bereiten.

Die Erkenntnis hat sich vermehrt. Gleicherweise sind auch die Versuchungen vielseitiger geworden. Heute ist es die Erkenntnis des ganzen Planes Gottes, die einer Gedankenwelt von Irrtümern gegenübersteht. Doch der Weg der Nachfolge Jesu ist gleichgeblieben und wird es bleiben, bis das letzte Glied seine Taufe in den Tod Christi vollendet hat.

„Darum lasset uns Festfeier halten.” - 1. Korinther 5:8

Warum spricht Paulus hier von „Festfeier”? Das klingt nach Jubel und Gesang, während jenes Gedächtnismahl als Erinnerung an die grausamsten Stunden, die unserem Herrn bevorstanden, geblieben ist, bis auf den heutigen Tag. Es ist beides: Trauer und Sieg. Während wir bei der Teilnahme an Brot und Kelch versuchen, der mit unaussprechlichen Worten erlittenen Qualen des Sohnes Gottes zu gedenken, steht am Ende eben doch der Sieg über den Abgrund des Bösen. Mit seinen letzten Worten „es ist vollbracht”, mußte wohl ein unendliches, tiefes Seufzen der Erlösung durch die ganze Schöpfung Gottes gegangen sein. Darum laßt uns Festfeier halten mit allem Dank, dessen unsere begrenzte menschliche Natur fähig ist. Dank dem allmächtigen Schöpfer des Lebens, dem Himmlischen Vater alles dessen was Odem hat; Dank dem Sohn, der des Vaters Vorhaben der Erlösung zum Leben durchlitten und durch die Kraft seiner unendlichen Liebe überhaupt möglich werden ließ!

Alles das Wunderbare, das in der geistigen Welt vor sich geht, bleibt unseren menschlichen Sinnen noch unfaßbar. Was wir „sehen” und mehr oder weniger ahnen, ist nur im Glauben zu begreifen. Zur Unterstützung dieses Glaubens hat der Herr uns in seiner Güte die Symbole des Gedächtnismahles gegeben: „Und er nahm den Kelch … und sprach: „trinket alle daraus!” - Also auch das letzte Glied am Leibe Christi, das zur Vollendung kommen soll.

So ist der Tod des Herrn gleichsam auch unser Tod. Sein Leib wurde für uns gebrochen, die wir die „Erstlingsfrucht” seines Loskaufopfers werden dürfen, wenn wir treu sind bis zum letzten Atemzug. In der Gemeinschaft seines „Brotes” und seines „Kelches” sind wir Mit-Opferer (keinesfalls aber Loskaufopferer!). Wenn wir bereit sind, mit ihm zu leiden, dürfen wir erwarten, auch Miterben seiner himmlischen Herrlichkeit zu werden. Darum: „So oft ihr dieses Brot esset und den Kelch trinket, verkündiget ihr den Tod des Herrn.”

Warum begreift die Menschheit das nicht? Hat nicht Jesus alle Mühseligen und Beladenen eingeladen zu ihm zu kommen? Und wieviele sind nicht mühselig und beladen? Gott hat gerufen durch Seinen Sohn; wieviele sind gekommen? Ist Gott schuld an unserer Misere? Steht nicht geschrieben: „Den ganzen Tag habe ich (Gott) meine Hände ausgebreitet zu einem widerspenstigen Volke, welches seinen eigenen Gedanken nach auf dem Wege wandelt, der nicht gut ist.”?

So bleiben Tod und Auferstehung Jesu Christi die einzige, wenn auch unbewußte Hoffnung der Welt. Auf was? Auf Leben - ewiges Leben in vollkommener körperlicher und geistiger Gesundheit. Da diese Hoffnung auf den vollendeten Christus, Haupt und Leib, gegründet ist (siehe Römer 8:19 und 21), wie sollten wir aufhören, den Tod des Herrn zu verkündigen, bevor wir den uns vorgezeichneten Weg beendet haben? Würden wir diesen Weg auf diese Weise abbrechen, wäre es auch ein Zuwiderhandeln gegen Gottes Willen. Wir könnten nicht vollendet werden.

„Bis er kommt” muß also eine Bedeutung haben, die mit der zweiten Gegenwart in Einklang steht. Wir glauben diese in Matthäus 25:31 gefunden zu haben: „Wenn aber der Sohn des Menschen kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Boten mit ihm, dann wird er auf seinem Throne der Herrlichkeit sitzen.”

Viele Zeugnisse der Schrift erklären, daß die Parousia, die Gegenwart des Herrn, in verschiedenen Phasen vor sich geht. Jetzt ist er anwesend „wie ein Dieb in der Nacht”. Wenn alle Herausgerufenen ihre Taufe in den Tod Christi vollendet haben, brauchen sie keine Symbole mehr, noch ist es notwendig für sie, weiterhin den Tod des Herrn zu verkünden. Denn die Symbole der Gemeinschaft der Leiden des Christus sind erfüllt. Gottes Liebe, Gerechtigkeit, Weisheit und Macht feiern ihren Triumph in der ersten Auferstehung unvollkommener Menschen zur göttlichen Herrlichkeit. „Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Throne zu sitzen. … ” - Offenbarung 3:21

Dann aber beginnt aus der Verbindung Jesus Christus Haupt und Leib der Segen sich auf die Erde zu erstrecken. „Er wird herabkommen wie ein Regen auf die gemähte Flur, wie Regenschauer, Regengüsse auf das (ausgedörrte) Land.” - Psalm 72:6 Die Auferstehung aller, „die in den Gräbern sind” (Johannes 5:29), läßt die Erde ihre Schatten auswerfen. - siehe Jesaja 26:19

Nicht nur die Erde, das ganze Universum wird „Festfeier” halten: „Jauchzet Jahwe ganze Erde! Brechet in Jubel aus und singet Psalmen!” siehe auch Psalm 98:4 - 9



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