Das böse Herz des Unglaubens

„Kindlein, hütet euch vor den Götzen”

Hinter aller Untreue und allem Ungehorsam steht die Sünde des Unglaubens. Sie war es, welche das alte Israel dem Götzendienst verfallen ließ. Es war immer geneigt, Jahwe zu mißtrauen und daher verfehlte es so zu wandeln, als könne es den Unsichtbaren sehen. Die ungläubigen Herzen der Israeliten verlangten nach den Göttern der sie umgebenden Heiden, solchen aus Holz und Stein, welche ihre Augen sehen und ihre Hände berühren konnten.

Die Herstellung des goldenen Kalbes in der Wüste war eines der auffallendsten Beispiele von Götzendienerei: „Und Aaron sprach zu ihnen: Reißet die goldenen Ringe ab, die in den Ohren eurer Weiber, eurer Söhne und eurer Töchter sind, und bringt sie zu mir. … Und er nahm es aus ihrer Hand und bildete es mit einem Meißel und machte ein goldenes Kalb daraus. Und sie sprachen: Das ist dein Gott, Israel, der dich aus dem Lande Ägypten heraufgeführt hat.” 2. Mose 32:2 - 4. Dies zeigt, daß sie jeden Gedanken an die Gegenwart und an den Charakter Gottes beiseite getan hatten. Wie schnell mußten sie sich vom Wege abgewandt haben, daß sie solch einen großen Fehler begingen.

Der Christ in der Gegenwart lebt unter den größeren Vorteilen dieses Zeitalters und unter dem Einfluß des Heiligen Geistes und ist gelehrt, auf Jesum zu schauen. Dennoch ist er nicht frei von der Sünde, seine Liebe irgend einem selbstgemachten goldenen Kalbe zuzuwenden - irgend einem Gegenstand oder einer Sache bis zur teilweisen Abkehr von geistigen Dingen; auf diese Weise entsteht Götzendienst.

Götzendiener im Herzen

Man sagt: „Das menschliche Herz liebt Dinge, die es sehen kann, es liebt, was die Sinne anspricht und sie befriedigt.” Nur das Herz ist treu, das „feststeht, als sähe es den Unsichtbaren” Durch alle Zeitalter hindurch waren die Menschen immer wieder bestrebt, menschliche Nachahmungen als göttliche Realität darzustellen und sich auf diese zu stützen. Daher existieren heute viele betrügerische Religionen, die den Menschen Verderben bringen.

Die Dinge, die wir aufgrund der Autorität des Volkes Gottes als göttliche und himmlische Realitäten kennen, hat die Namenkirche in menschliche und irdische Nachahmungen umgewandelt. Sie hat die Ausdauer verloren, sich auf einen unsichtbaren Arm zu stützen und auf ein unsichtbares Opfer zu vertrauen. Auch ist sie nicht mehr dazu bereit, bei einem unsichtbaren Priester Zuflucht zu suchen und sich der Führung eines unsichtbaren Hauptes anzuvertrauen. Sie hat damit begonnen, sich diese Dinge „selbst zu erschaffen” - so ist sie zu allen Zeiten fleißig mit dem Meißel in der Hand am Werke gewesen, indem sie einen Gegenstand nach dem anderen meißelte und formte. So erkennen wir schließlich ein wenig die Ähnlichkeit zwischen vielem, was wir um uns herum erblicken und dem, was wir in der Heiligen Schrift lesen - dem gegossenen Kalb einerseits und dem Gott Israels andererseits.

„Machet uns Götter!” Welch ein Gedanke! Ein Mensch berufen, Götter zu machen, und das Volk willig, sein Vertrauen in ihn zu setzen! Liebe Leser, blicken wir hinein und schauen uns um, ob wir nicht etwas von alledem entdecken. Wir lesen in 1. Korinther 10, Vers 11 in Bezug auf die Geschichte Israel, daß „alle diese Dinge jenen widerfuhren als Beispiele (oder Vorbilder) und sie sind geschrieben zu unserer Warnung, auf welche die Enden der Zeitalter gekommen sind.” Laßt uns versuchen, aus dieser Warnung zu lernen. Erinnern wir uns daran, daß, obwohl wir uns nicht tatsächlich ein „gegossenes Kalb” formen und uns vor ihm beugen, Israels Sünde doch ein „Bild” von einem Gegenstand ist, der für uns gefährlich werden kann. Immer, wenn wir uns nicht mit ganzem Herzen auf den Herrn und unseren himmlischen Vater verlassen, sei es in Bezug auf die Errettung oder auf die Bedürfnisse des Weges, dann sagen wir im Grunde: „Auf, macht uns Götter!” Unser einziger Schutz besteht darin, in der Gegenwart Gottes zu sein. Wenn wir uns nicht mehr in dieser göttlichen Gegenwart befinden, dann können wir die großen Irrtümer und Sünden, zu welchen wir verführt werden, nicht mehr überblicken.

Das goldene Kalb menschlicher Führung

Einer der deutlichsten Beweise von Götzendienst und Abfall vom Glauben unter Gottes bekennendem Volke während des ganzen Evangeliumszeitalters und eine der ergiebigsten Quellen der Sünde in der Kirche bestand darin, daß eine menschliche Leitung und eine von Menschen gemachte Autorität in der Kirche eingesetzt wurde. Der unsichtbare Christus und die Führung seines Geistes wurden immer wieder als ungenügend und unbefriedigend zurückgewiesen. Die prahlerischen und marktschreierischen Aussprüche eines Sterblichen oder einer Anzahl Sterblicher, welche sich in der Kirche höhere Vorrechte anmaßten, wurden bald anerkannt und als Lehrer und Autoritäten bevorzugt und verdrängten so Christus.

Das Volk verlangte nach einem sichtbaren System, dem es „angehören” kann; es wollte eine von Menschen geschaffene Einrichtung mit ihrem Haupt und ihrer Autorität, mit ihrer Maschinerie, ihrem Glauben, ihren Beweisen der Mitgliedschaft. Damit setzten sie Christus beiseite. Auf diese Weise wurde für sie dieses goldene Kalb zur Arche der Sicherheit, zum göttlichen Kanal, zur „Organisation Gottes”, durch welche sie Belehrung erhalten, und durch welche sie sich selbst und ihren Dienst Gott darbringen. Sie wollen nichts anderes hören als die prahlerischen Worte, die Warnungen und die Drohungen menschlicher Autorität, während der Meister mit seinem Geist und seiner sanften, bittenden Stimme ganz überhört wird.

Christus und die Apostel setzten weder ein solches menschliches System noch einen „Kanal” ein. Sie wiesen immer auf das Werk des unsichtbaren Geistes hin und erinnerten daran, daß alle Gläubigen unter der unfehlbaren Führung der Autorität Christi verharren sollten. Alle, die der göttlichen Belehrung folgen, werden nie durch Verdrehung der Wahrheit oder durch Umkehrungen des Wortes Gottes, die von dem goldenen Kalb menschlicher Autorität stammen, verführt.

Christus unser unübertroffener Führer

Wir sind berufen, aus Glauben zu leben; wir können diese Dinge nicht mit unseren fleischlichen Augen wahrnehmen. Jesu ist hinaufgefahren zur Höhe, und wir sind angewiesen, geduldig auf sein Handeln zu warten. Gottes Wort, aufgenommen ins Herz durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes, bildet den Grund des Vertrauens in allen Dingen - in zeitlichen, geistigen, gegenwärtigen und zukünftigen. Es berichtet uns von Jesu dargebrachtem Opfer, wir glauben durch Gnade und vertrauen uns seiner Wirksamkeit an und wissen, daß wir nie verwirrt werden. Es spricht zu uns von einem großen Hohenpriester, welcher durch die Himmel gegangen ist, von Jesus, dem Sohn Gottes, dessen Fürsprache unübertrefflich ist. Wir glauben durch Gnade und stützen uns vertrauensvoll auf seine Fähigkeit und wissen, daß wir für das Höchste errettet werden sollen. Gottes Wort berichtet uns von dem lebendigen Haupt, mit dem wir verbunden sind in der Kraft der Auferstehung und von welchem wir weder durch die Macht von Engeln, Menschen noch Dämonen getrennt werden können. Wir glauben und hängen an diesem gesegneten Haupt in einfältigem Glauben, und wir wissen, daß wir nicht fehl gehen. Es spricht zu uns von dem herrlichen Erscheinen des Sohnes vom Himmel; wir glauben durch Gnade und suchen die reinigende und erhebende Kraft jener „gesegneten Hoffnung” zu beweisen, und wir wissen, daß wir nicht enttäuscht werden. Gottes Wort verheißt uns ein „unverwesliches, unbeflecktes Erbteil, welches nicht verwelkt und für uns in den Himmeln aufbewahrt ist”. Wir sollen durch Gottes Macht zu seiner Zeit in seinen Besitz gelangen. Wir glauben und wissen, daß wir durch Gnade nie irregeführt werden. Es berichtet uns, daß alle Haare auf unserem Haupte gezählt sind und daß wir nie an irgendeinem Guten mangeln werden; wir glauben durch Gnade und erfreuen uns eines sanft beruhigten Herzens.

So ist es, oder so möchte Gott es haben. Der Feind aber ist stets bemüht, uns dazu zu veranlassen, diese göttlichen Realitäten wegzuwerfen, damit wir den Meißel des Unglaubens ergreifen und uns selbst Götter machen.

Laßt uns wachen und beten. Laßt uns glauben, handeln und Zeugnis ablegen - alles für unseren Herrn und unseren Himmlischen Vater. So wird der Widersacher verwirrt, Gott aber verherrlicht und wir selbst über die Maßen gesegnet.



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung