Des Christen Leben und Lehre |
Die Unterschiede unter dem Volke Gottes
„Wer unterscheidet dich? Was aber hast du, das du nicht empfangen hast?“ (1. Korinther 4:7)
Selbstverständlich wird jeder Mensch mit seinen eigenen persönlichen, nicht an andere übertragbare Fähigkeiten und Begabungen geboren, und doch wird kein Mensch ohne Sünde geboren. Die Bibel bezeugt, daß das Menschengeschlecht vor 6.000 Jahren durch Adam die Sünde ererbte. In diesem Sinne wurden wir daher nicht frei geboren, sondern als Sklaven der Sünde. Auch werden wir nicht mit gleichen Veranlagungen geboren. Es gibt keine zwei Personen, die einander völlig gleich wären in Bezug auf Gelegenheit, Talent und Fähigkeit. Alle Menschen unterscheiden sich voneinander. Gott schuf nicht einige bessere und einige weniger gute Menschen - einige mit reicherer und einige mit geringerer Begabung. Das Zeugnis der Bibel hinsichtlich des Ursprungs der Menschheit soll für uns das Maß der Dinge sein, und wir können es nur so verstehen, daß Gott Adam vollkommen erschuf. Alle auf dem menschlichen Geschlecht lastenden Unvollkommenheiten sind das Resultat des Sterbeprozesses. Durch die Sünde weichen wir alle von dem ursprünglichen Bilde und Ebenbilde Gottes ab. Satan hat diesen Unterschied durch Eva zuwege gebracht.
In unserem Leittext hat der Apostel Paulus jedoch die Neue Schöpfung in Jesu Christo im Auge, eine neue Ordnung der Schöpfung, unter deren Gliedern ein Unterschied besteht. Einige Glieder der Herauswahl haben viele Talente, andere hingegen nur wenige; einige haben besondere Talente, andere haben gewöhnliche Talente. Aber es wird dem Satan nicht zugeschrieben oder etwa angelastet, daß er die größeren oder die geringeren Talente gegeben habe. Der Apostel sagt, daß Gott die verschiedenen Glieder in dem Leibe gesetzt habe, wie es Ihm gefallen habe, und daß sowohl dieses Setzen, als auch die Verteilung nach dem Verhältnis der verschiedenen Glieder des Leibes, sowie das Hervorbringen der verschiedenen Grade von Frucht eine Offenbarung der Wirkungen der Gnade Gottes in unseren Herzen sei. Wir sind also so geschaffen, um uns von einander zu unterscheiden.
Die Ursache des Unterschiedes in den Talenten
Die Frage des Wachstums im Heiligen Geiste ist in hohem Maße von dem Eifer eines jeden in seinen Bemühungen abhängig, den Willen Gottes zu erkennen und zu tun. Wir sind in die Schule Christi eingetreten, um von ihm zu lernen. Einige lernen schneller, andere weniger schnell. In dem Maße, in dem wir lernen, haben wir größere oder geringere Gelegenheiten und Segnungen. Allen ist ein Maß des Heiligen Geistes und allen sind gewisse Segnungen zugeteilt. Diejenigen, welche begierig sind, den Willen des Herrn kennenzulernen und zu erforschen, wachsen um so schneller und haben infolgedessen ein größeres Maß des Heiligen Geistes. Diese sind eifrig bestrebt, den Willen des Herrn zu tun. Ihr Fortschritt ist nicht gänzlich ihnen selbst zuzuschreiben, sondern vornehmlich der Gnade Gottes.
Der Apostel fährt fort und sagt: „Ihr seid Sein (Gottes) Werk! Denn Gott ist es, der in euch wirket sowohl das Wollen als auch das Wirken, nach Seinem Wohlgefallen.“ Wir können dieses Werk nicht selbst hinausführen. Die Kraft, die in uns wirkt, kommt von Gott. Er bereitet einen glorreichen Tempel. Er hatte Vorkehrung dafür getroffen, wer der Hauptstein der Ecke an diesem Tempel sein soll, und wer die Glieder der Tempelklasse sein sollen. Wir könnten den Platz für uns selbst nicht wählen. Aber nach Gottes Vorkehrung haben wir ein jeder dem Rufe, ein lebendiger Stein zu sein, Gehör geschenkt. Die Steine wurden zuerst aus dem dunklen Steinbruch herausgebrochen, und nun werden sie behauen und zubereitet, um in das herrliche Gebäude eingebaut zu werden.
Unterschiede anderer Art
Der große Baumeister tut ein Werk an uns. Er bemeißelt uns. Er macht aus uns das, was wir sind. Daher sollte sich niemand rühmen. Es verbindet sich mit einem jeden ein gewisses Maß von persönlicher Eigenart. Und wenn ein Stein überstehende Ecken hat, so werden sie weggemeißelt. Der Apostel Petrus ermahnt uns, uns unter die mächtige Hand Gottes zu demütigen, damit Er uns erhöhe zur rechten Zeit. Der Apostel erinnert uns auch daran, daß wir zu Gott aufblicken und Ihm Dank darbringen sollten für alles, was wir haben und sind.
Wir sind Mitarbeiter Gottes. Wir sagen Gott Dank dafür, daß Er es bewirkt hat, daß wir uns von unserem früheren Ich unterscheiden, sowie, daß Er es bewirkt, daß wir uns täglich mehr davon unterscheiden, und daß Er das gute Werk Tag für Tag fortsetzen wird, in dem Maße, als wir suchen, Seinen Willen zu tun. Was haben wir aus uns selbst? Nichts! Wir sind völlig tot durch Adams Ungehorsam; wir wurden in diesem Zustande geboren, ohne das Recht auf ewiges Leben. Aber Gott hat einen Vorsatz, der in Bezug auf Seine Segensabsichten weltumfassend ist. Er hat uns die höchsten Segnungen angeboten, die dieser Vorsatz überhaupt vorsieht. Er hat uns zu einer Zeit aufgefordert zu Ihm zu kommen, da Er der Welt diese Möglichkeit noch nicht bietet. Und dies alles wird uns durch Seine Gnade zuteil.
Amerikanischer WT vom 01.08.1913