Die Summe aller Tugenden
Fortsetzung und Schluß

Für den Christen genügt eine bloß äußerliche Bekundung von Geduld, Demut usw. nicht, denn dies befriedigt weder Gott noch ihn selbst. Diese reifen Früchte werden nur durch den in seinem Herzen wohnenden Geist der Liebe hervorgebracht. In zivilisierten Ländern werden mancherlei Früchte des Geistes als empfehlenswert anerkannt und sogar als Kennzeichen guter Erziehung nachgeahmt. In vielen Fällen bedient man sich ihrer sogar erfolgreich als einer Maske oder eines Mantels, um einen Herzenszustand zu verdecken, der dem Geiste der Liebe ganz entgegengesetzt ist.

Die Nachahmung der Liebe seitens der Welt ist lediglich ein äußerlicher Aufstrich

Wenngleich selbst eine äußere Nachahmung der Frucht der Liebe in einem gewissen Grade die Schäden und Nöte und Reibungen mildert, die der Sündenfall nach sich gezogen hat, so ist dies doch nur ein Aufstrich, der bei zwingenden Verhältnissen oft schmerzlich zutage tritt. Wir erinnern uns einer Zeitungsnotiz vor über 100 Jahren, die seinerzeit von einer Feuersbrunst berichtete, der ein Wohltätigkeits-Basar zu Paris zum Opfer fiel. Aus dem Bericht ging hervor, daß junge Menschen, Gebildete und Aristokraten, die edelsten Leute einer als so höflich bekannten Stadt wie Paris, sich angesichts des Todes wie wilde Tiere benahmen, und daß sie in ihrer blinden Hast, den Flammen zu entgehen, einander niedertraten und verletzten, und daß sie dabei selbst edle Damen, die sie kurz zuvor noch mit Höflichkeiten überschüttet hatten, nicht schonten. Von einem selbstsüchtigen der Liebe nur überfirnisten Herzen können wir nicht mehr erwarten, denn unter derartigen Umständen hält selbst der Firnis der Ritterlichkeit nicht stand.

Die Triebfeder der göttlichen Liebe

Die Schrift sagt uns, daß selbstlose Liebe unserer gefallenen Natur wesensfremd ist, und daß sie durch die Macht Gottes eingepflanzt werden müsse. Der Apostel sagt: „Hierin ist die Liebe: nicht daß wir Gott geliebt haben, sondern daß Er uns geliebt und Seinen Sohn gesandt hat als eine Sühnung für unsere Sünden.” Indem wir diese große Liebe Gottes kennenlernen und die Bedingungen annehmen, die Er gestellt hat, und auf Grund derer wir durch Seinen Sohn Seine Kinder werden, drängt uns eine solche Liebe, wieder zu lieben.

In dem Maße, in dem wir die Liebe Gottes wertschätzen, in dem Maße werden wir uns auch eifrig bemühen, unseren Charakter dem göttlichen Vorbilde entsprechend umzugestalten. Jemand, der von Natur aus eine rohe, gesunkene Veranlagung hat, bedarf vielleicht zu einer solchen Umgestaltung einer längeren Zeit, ehe die Liebe Gottes, nachdem er sie in sein Herz aufgenommen hat, alle Worte, Gedanken und Handlungen des äußeren Menschen durchdringt. Andere hingegen, die neben einer guten Veranlagung eine gute Erziehung genossen haben, mögen selbst ohne die Wirksamkeit der Gnade Gottes in ihren Herzen mancherlei äußere Gediegenheit besitzen, die ihren äußeren Wandel als Christen so viel günstiger erscheinen läßt. Nur der, der die Herzen zu lesen vermag, ist fähig, zu beurteilen, bei wem diese Eigenschaft der Liebe im Charakter entwickelt worden ist und bei wem nicht. Betrachten wir jetzt die verschiedenen Elemente der Liebe.

Eine Analyse der Grundbestandteile der Liebe

Die Liebe ist langmütig - langmütig mit den Schwachheiten und Unvollkommenheiten derer, von denen gute Absichten angenommen werden können. Sie ist überdies langmütig mit denen, die abseits geraten sind und der Gerechtigkeit und Wahrheit entgegentreten, eingedenk dessen, daß die ganze Welt mehr oder weniger unter dem Einfluß des großen Widersachers und seiner dämonischen Heerscharen steht, durch welche die Gemüter der Menschen verblendet werden. Diese Offenbarung der Liebe trat in unserem Herrn Jesu sehr deutlich zutage. Wie geduldig war er mit seinem Widersacher! Laßt uns die Worte des Apostels im Brief an die Hebräer beherzigen: „Betrachtet den, der so großen Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldet hat, auf daß ihr nicht ermüdet, indem ihr in euren Seelen ermattet.”

Die Liebe ist gütig hinsichtlich ihrer Methoden. Sie trachtet nicht nur danach, Gutes zu tun, sondern sie sucht dies auf die möglichst gütige Weise zu tun. In dem Maße, in dem ein Herz von der Liebe beherrscht wird, wird nicht nur jedes Wort und jeder Gedanke, sondern auch jeder Beweggrund voll von Güte sein. Liebe stellt sich durch zärtliche Zuneigung dar. Sie bezeugt ein wahres und tiefes Interesse an andern, besonders an den Brüdern in Christo. Der vorhin erwähnte Professor sagt in seiner Abhandlung: „Ich wandere nur einmal durchs Leben. Was mir auf diesem Wege möglich ist, ein herzliches Wort hier, ein freundliches Tun dort, ich will es nicht unterlassen, denn ich werde nicht wieder dieses Weges kommen.” Eine solche Gesinnung sollte besonders bei Kindern Gottes ihren Ausdruck finden.

Die Liebe neidet nicht, denn sie hat keinen Raum für den Neid, welcher der Selbstsucht entspringt. Die Liebe freut sich mit den sich Freuenden; sie freut sich an dem Gelingen jedes guten Wortes und Werkes, so wie daran, daß alle, die von dem Geiste Gottes getrieben werden, fortschreiten in der Gnade und in den Früchten des Geistes.

Die Liebe ist demütig, denn „sie tut nicht groß, sie bläht sich nicht auf.” Sie läßt nicht vor sich her posaunen. Sie tut das Gute nicht, um von Menschen gesehen zu werden, auch nicht, um von den Brüdern gelobt zu werden, sondern es genügt ihr, wenn der Herr allein es sieht und weiß. Sie rühmt sich weder ihrer Erkenntnis, noch ihrer Gnadengaben, sondern sie erkennt die Demut an, daß jede vollkommene und jede gute Gabe vom Vater herabkommt, und Ihm dankt sie für alle Erweisungen Seiner Barmherzigkeit. Die Liebe trachtet vielmehr danach, sich im Hintergrund zu halten. Es hat jemand treffend gesagt: „Die Liebe bewahrt den, der sie übt, vor Narrheiten, indem sie sein Verhalten so reguliert, daß er sich nicht in Dinge hineinstürzt, die seine Unzulänglichkeit an den Tag bringen.”

Die Liebe ist höflich, denn „sie gebärdet sich nicht unanständig.” Wie lieblich ist dieser Charakterzug bei einem Kinde Gottes. Wie viel Schmerz wird verursacht durch Mangel an Höflichkeit, durch jenen Mangel an sorgfältiger Rücksichtnahme auf andere, die der wahren Liebe des Herzens, einer wohlgeübten Liebe, entspringt! Stolz und Selbstsucht liegen in den meisten Fällen dem unanständigen Verhalten solcher zugrunde, die von sich glauben, etwas besonderes zu sein, sei es in intellektueller oder finanzieller Hinsicht. Vollkommene Liebe bekundet sich indes durch Höflichkeit in Verbindung mit Demut. Man kann sagen, daß Höflichkeit gleichbedeutend sei mit Liebe in kleinen Dingen.

Das Geheimnis wahrer Höflichkeit ist Liebe. Daher sollte ein wahrer Christ anderen stets mit der nötigen Rücksicht, Freundlichkeit und Liebe begegnen. Wenn ein Kind Gottes glaubt, daß die kleinen Höflichkeiten des Lebens unnötig seien, so irrt es sehr. Ein freundlicher Gruß, ein freundlicher Blick, Hilfeleistungen, die aus Rücksicht für andere geschehen - wer kennt nicht die Macht, die darin liegt, oder wer empfände es nicht schmerzlich, wenn sie fehlen würden?

Selbstlosigkeit, Wohlwollen, Herzlichkeit

Die Liebe ist selbstlos - „sie sucht nicht das Ihrige”, nämlich nicht ausschließlich oder vor allem anderen. Sie trachtet nie danach, Vorteile von anderen zu erlangen, oder ihre eigenen, selbstsüchtigen Interessen in den Vordergrund zu stellen. Sie schaut nach anderen aus, um deren Wohlbefinden und Glück möglichst zu fördern. Sie sucht weder, für sich selbst aus allem das Beste herauszuschlagen, noch auch die ersten Sitze oder die höchsten Ehren zu erlangen und die Hauptaufmerksamkeit auf sich zu lenken. Sie möchte lieber andere geehrt sehen und ist gern bereit, den bescheideneren Platz einzunehmen. Wo diese Eigenschaft der Liebe, der Selbstlosigkeit, in Tätigkeit tritt, da übt sie einen großen Einfluß zum Guten aus in allen Angelegenheiten des Lebens, in der Familie, der Kirche Gottes, ja überall.

Die Liebe ist stets guten Mutes, denn „sie läßt sich nicht erbittern”. Mit an erster Stelle unter den Übeln, die heute besonders verbreitet sind, stehen üble Laune, Empfindlichkeit und schnelles Beleidigtsein. In dem Maße, in dem dieser Veranlagung Vorschub geleistet wird und man sie nicht bekämpft, tut sich ein Mangel an Entwicklung im Geiste Gottes kund, oder ein Mangel an Ähnlichkeit mit Christo, unserem Meister.

Sehr wenige Äußerungen eines falschen Geistes werden, selbst bei beharrlichem Vorkommen, so milde beurteilt und so häufig entschuldigt, wie dieser Fehler. Selbst wenn einer solchen Neigung mancherlei natürliche Schwachheit oder Nervosität zugrunde liegen mag, so sollte doch jeder wahre Nachfolger Christi mit allem Ernst dieser Veranlagung zur Reizbarkeit, Tadelsucht und Verdrießlichkeit entgegenarbeiten. Diese Veranlagung des gefallenen Fleisches muß bekämpft werden in der Kraft des Herrn. Wenn wir uns jeweils für jeden Ausbruch der Reizbarkeit oder übler Laune irgendeine Strafe auferlegen wollten, so würde sich bald eine größere Wachsamkeit über die Zunge und die unliebenswürdigen Impulse der alten Natur ergeben. Es gibt kaum Charaktereigenschaften, die den Herrn mehr verherrlichen, als ein liebevolles, sonniges Gemüt.

Die Liebe ist edelmütig. Sie „rechnet Böses nicht zu” - sie hegt keine bösen Vermutungen. Sie trachtet danach, die Handlungen und Worte und das Benehmen anderer liebevoll zu beurteilen. Da sie selbst lautere und reine Absichten hegt, so bemüht sie sich so weit wie möglich, die Worte und Handlungen anderer von demselben Standpunkt aus anzusehen. Sie läßt keine gegnerischen Gefühle und Argwohn die Oberhand gewinnen und sucht auch nicht aus allen möglichen Geringfügigkeiten Beweise für böse Absichten zu konstruieren. Es wird mit Recht gesagt, daß Fehler da umso größer erscheinen, wo die Liebe gering ist. Die Liebe sucht so viel wie möglich zu entschuldigen und setzt eher eigene Irrtümer in der Beurteilung voraus, als daß sie sich anmaßt, Beweggründe des Herzens zu beurteilen.

Die Liebe ist aufrichtig - „sie freut sich nicht der Ungerechtigkeit.” Sie ist betrübt über Böses, wo es ihr auch begegnen mag, ist aber teilnahmsvoll gegen alle, die durch Schwachheiten oder Versuchungen in Böses fallen. In dieser Hinsicht leitet die Liebe einen anderen Weg als denjenigen, den Balaam einschlug, der „den Lohn der Ungerechtigkeit liebte.” Balaam fürchtete, wie wir wissen, Jahwe, und als ein Prophet konnte es ihm nicht einfallen, etwas anderes tun zu wollen, als den Buchstaben des Befehls Jahwes genau zu befolgen; aber er ermangelte des Geistes des Gehorsams und der Treue, des Geistes der Liebe. Als ihm daher eine Belohnung angeboten wurde, wenn er Israel verfluchen würde, war er, um die Belohnung zu empfangen, bereit, dem bösen Vorschlag zu entsprechen, wenn nur der Herr es ihm erlauben werde.

So gibt es auch Christen, die durch Furcht eine Achtung vor dem Buchstaben des göttlichen Wortes haben, die aber des heiligen Geistes, der heiligen Veranlagung der Liebe, ermangeln. Diese sind aus Liebe zum Reichtum, Ansehen oder Wohlergehen willens, dies und jenes zu tun, was den Interessen des Herrn zuwider läuft, ohne daß es eine direkte Gegnerschaft wider den Herrn darstellt. Es gibt auch heutzutage noch solche Balaams, die um des lieben Geldes willen gar manches tun, um sich die Freundschaft der „reichen Balaaks” zu erhalten. Unser Herr sowohl als auch die Apostel erwähnen diese „Balaams” als solche, mit denen wir in der nominellen Kirche zu rechnen haben. Siehe 2. Petrus 2:15, Judas 11 und Offenbarung 2:14.

Ein jeder, der ein vermehrtes Maß des heiligen Geistes empfangen hat und in seinem Herzen vollkommene Liebe entwickeln möchte, sollte sowohl Lauterkeit der Beweggründe als auch Aufrichtigkeit in seinem ganzen Tun pflegen. Die geringste Spur von Freude über das Zufallkommen irgendeiner Person oder Sache, die in irgendeinem Maße die Gerechtigkeit oder das Gute vertritt, sollte bedauert und überwunden werden. Vollkommene Liebe freut sich unter keinen Umständen und Verhältnissen der Ungerechtigkeit, und sie wird nur mit Schmerz an den Fall eines andern denken können, selbst wenn dies ihr selbst zum Vorteil ausschlagen könnte.

Die Liebe „freut sich mit der Wahrheit.” Wie vorteilhaft das Verharren im Irrtum auch sein mag, so kann sich doch die Liebe mit dem Irrtum nicht einsmachen oder den Lohn für Böses und Irrtum begehren. Sie freut sich jedoch mit der Wahrheit, besonders aber mit der Wahrheit in Bezug auf die göttliche Offenbarung, ungeachtet dessen, wie unpopulär sie sein mag, wieviel Verfolgung das Bekennen derselben nach sich ziehen mag, wie sehr sie den Verlust der Freundschaft dieser Welt und derer, die durch den Gott dieser Welt verblendet sind, zur Folge haben mag.

Der Geist der Liebe fühlt sich von der Wahrheit so mächtig angezogen, daß er gern teilnimmt an dem Verlust, der Verfolgung oder an irgendwelchen Widerwärtigkeiten, denen die Wahrheit und ihre Diener ausgesetzt sind. In den Augen des Herrn besteht kein Unterschied darin, ob wir uns Seiner und Seines Wortes schämen; aber der Herr sagt von solchen, daß Er Sich ihrer vor Seinem Vater und den Engeln schämen werde. Die Liebe ist sowohl der Heuchelei als auch der Ruhmredigkeit nicht zugeneigt. Sie ist ihrem Charakter nach durchsichtig und ehrlich.

Stark, vertrauensvoll, hoffnungsvoll

Die Liebe ist stark - „sie erträgt alles.” Sie ist sowohl bereitwillig als auch fähig, für den Herrn Schmach, Schimpf, Verlust, Mißdeutungen, Beraubungen und gar den Tod zu erdulden. „Dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube.”

Der eigentliche Mittelpunkt und das Leben dieses Glaubens ist der heilige Geist der Liebe zum Herrn, sowie zu den Seinigen, und auch teilnahmsvolle Liebe für die Welt.

Vollkommene Liebe vermag die schwierigsten Umstände und Verhältnisse zu ertragen, die der Herr bei Seinen Kindern zuläßt, so daß sie durch Gottes Gnade mehr als Überwinder sein werden, durch den, der uns geliebt und sich selbst für uns dahingegeben hat.

Die Liebe ist vertrauensvoll, denn „sie glaubt alles.” Sie ist nicht argwöhnisch, sondern ist im Gegenteil geneigt, so weit wie möglich anderen Vertrauen entgegenzubringen und von ihnen Aufrichtigkeit vorauszusetzen. Sie handelt nach dem Grundsatz, daß es, wenn nötig, besser sei, hundertmal betrogen zu werden als mit dem sauren Gefühl des mißtrauischen und argwöhnischen Geistes durchs Leben zu gehen - besser als irgend jemand durch eine falsche Anschuldigung oder Argwohn Unrecht zu tun. Diese barmherzige Veranlagung nimmt ihren Ausgang bei den Gedanken, und von dieser Veranlagung sagt der Meister: „Glückselig die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.” Das unbarmherzige Gemüt und Herz, das bei der geringsten Veranlassung dazu neigt, Böses von anderen zu denken ist der Ursprung unbarmherziger Worte und unbarmherzigen Verhaltens gegen andere.

Die Liebe ist hoffnungsvoll - „sie hofft alles.” Sie ist nicht leicht entmutigt. Die Hoffnung bildet das Geheimnis beharrlicher Liebe. Sie hat von Gott gelernt und ist ein Teilhaber Seiner Heiligkeit geworden, und daher vertraut sie Ihm und hofft unentwegt auf die Erfüllung Seines gnadenreichen Bundes, wie dunkel auch jeweils die Verhältnisse scheinen mögen. Dieses hoffnungsvolle Element der Liebe bildet einen der hervorragendsten Charakterzüge der Heiligen, die dadurch befähigt werden, auszuharren und Trübsal zu leiden als gute Streiter Jesu Christi.

Die hoffnungsfreudige Veranlagung der Liebe bewahrt sie davor, leicht verletzt zu werden oder aus nichtigen Gründen das Werk des Herrn aufzugeben. Da, wo andere entmutigt werden und fliehen, harrt der Geist der Liebe aus, denn sein Hoffnungsanker ruht tief und fest „innerhalb des Vorhangs.” Er klammert sich an den Felsen der Zeitalter, und daher kann er nicht losgerissen und von der Strömung des Zweifels fortgetrieben werden.

Die Liebe ist nicht nur die größte aller Tugenden, sondern sie ist in Wahrheit die Summe aller Früchte des Geistes. Sie ist von ewiger Dauer, denn „die Liebe vergeht nimmer.” Ewiges Leben ist denen verheißen, die diese Eigenschaft durch des Herrn Gnade genügend entwickeln. Und solche, die die opferwillige Liebe besitzen die unser teurer Meister besaß, und deren Liebe so tief ist, daß sie freudig ihr Leben für die Brüder niederlegen, werden Unsterblichkeit, das Leben im vollsten und erhabensten Sinne, ererben. (2. Petrus 1:4)

Der Vorschlag des Schreibers

Laßt uns daher, Geliebte, mehr und mehr die Liebe pflegen, eingedenk dessen, daß alle unsere anderen Errungenschaften wertlos sein werden ohne diese Krone der Tugenden. Der Verfasser macht jedem Leser einen Vorschlag, der, wie er glaubt, sich für jeden als hilfreich erweisen wird, der ihn befolgt. Er geht dahin, daß jeder von uns während des Restes dieses Jahres (wenn der Herr uns so lange hier läßt) jeden Morgen zum Herrn fleht, daß Er uns in der Pflege der Liebe in Gedanken, Worten und Handlungen tagsüber segne, und daß wir allabendlich, wenn wir uns den zurückgelegten Tag vor dem Thron der himmlischen Gnade vor Augen führen, dem Herrn Bericht erstatten hinsichtlich unserer Erfolge oder unserer Fehlschläge in dieser Hinsicht. Laßt uns sodann die Resultate unseres Wachens und Betens beobachten und Ausschau halten nach ermutigenden Beweisen des Wachstums in dieser Frucht des heiligen Geistes. Der Herr gebe uns Seinen Segen dazu.

WT Juli 1915 / Reprints 2202 und 5668



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