Biblische Beweise für die Zeugung aus dem Geiste

„Nach seinem eigenen Willen hat er uns durch das Wort der Wahrheit gezeugt.” - Jakobus 1:18

Die Schrift bezeugt, daß unser Herr die Herrlichkeit, die er bei dem Vater hatte, ehe die Welt war, verließ und auf die Erde kam und Mensch wurde, und zwar „um des Leidens des Todes willen”, um sich als „ein Lösegeld für alle” hinzugeben. Nach dem biblischen Bericht ging er im Alter von dreißig Jahren an den Jordan und brachte sich selbst Gott zum Opfer dar. Als er von Johannes dem Täufer getauft worden war und aus dem Wasser herausstieg, kam der Geist Gottes auf ihn herab, und „die Himmel wurden ihm aufgetan”. Danach wurde er „von dem Geiste (den er bei seiner Taufe empfangen hatte) in die Wüste hinaufgeführt”, um mit dem Vater Gemeinschaft zu pflegen und die Vorbilder und Prophezeihungen der Schrift zu erforschen, sowie, um vom Widersacher versucht zu werden. Nachdem er vierzig Tage und vierzig Nächte in der Wüste zugebracht hatte, war er fähig, den Weg, den der Vater für ihn vorgesehen hatte, und der in den Vorbildern und Prophezeiungen beschrieben war, deutlich zu erkennen.

Während der Herr seine Jünger einlud ihm nachzufolgen, zeigte er ihnen deutlich, daß sie, wenn sie seiner Einladung folgen würden, notwendigerweise in seinen Tod getauft werden und an seinem Kelch der Leiden teilnehmen müßten, um hernach auch mit ihm leben und mit ihm herrschen zu können. In der Schrift wird überall darauf hingewiesen, daß die Herauswahl den Leib Christi bilden soll, während er das Haupt des Leibes ist. Wir lesen, daß der Herr unser Vorläufer und der Anführer unserer Errettung ist und daß „gleichwie er ist, auch wir sind in der Welt”, daß seine Erfahrungen unsere Erfahrungen sein sollen. Wir lesen, daß der Herr viele Söhne, die seine Brüder sind, zu Gott und zur Herrlichkeit führt.

Demzufolge haben wir genau dieselben Schritte zu tun, die Jesus tat, dem wir nachfolgen sollen. Er ist unser großes Vorbild. Wir sind durch Glauben in den Stand gesetzt, unter göttlicher Leitung die Erlösung, die Jesus für uns vollbracht hat, sowie auch unsere Gelegenheit, seine Jünger zu werden und in seinen Tod getauft zu werden, zu erkennen. Die Taufe in den Tod würde an sich durchaus nichts Begehrenswertes sein, wenn es nicht einen Weg gäbe, auf dem sie zu einem Tore des Lebens wird. Und einen solchen Weg hat Gott vorgesehen. Der erste, der ihn betrat, war Jesus, der Sohn Gottes.

Die menschliche und die geistige Natur im Vorbilde

In dem Vorbilde des Versöhnungstages wurde die menschliche Natur unseres Herrn durch den Stier dargestellt, der als Opfer dargebracht wurde. Der Hohepriester, mit weißleinenen Opfergewändern bekleidet, stellte dagegen Jesum als eine durch den Geist gezeugte Neue Schöpfung, nachdem sein menschlicher Leib als Opfer angenommen war und während die tatsächliche Verzehrung des Opfers, das heißt des menschlichen Leibes Jesu vor sich ging, dar. Der Hohepriester in den „heiligen Kleidern zur Herrlichkeit und zum Schmuck” stellte hingegen den Herrn nach seiner Auferstehung, nachdem er aus dem Geiste geboren und vom Vater zum Lohne für seine Treue hoch erhöht und mit Ehre, Herrlichkeit und Unsterblichkeit bekleidet worden ist, dar. (Johannes 3:3-8)

Ähnlich verhält es sich mit uns. In dem Augenblick, da wir uns durch unsere Weihung Gott als Opfer darbringen und unser Opfer von Gott angenommen wird, sterben wir als Menschen, während wir gleichzeitig zu einer Neuen Schöpfung oder zu einem neuen Leben gezeugt werden. Dieses neue Leben, das von Gott kommt, entwickelt sich nach und nach in dem Maße, in dem ihm geistliche Nahrung zugeführt wird, bis es zur bestimmten Zeit als ein völlig entwickeltes Geistwesen, gleich unserem Herrn, geboren wird. (1. Johannes 3:2; Römer 8:29) Dieser Vorgang wird uns in der Schrift vorgestellt, welche bezeugt, daß unser Herr „der Erstgeborene aus den Toten” ist. Das griechische Wort „gennao”, das mit „geboren” übersetzt ist, bedeutet ebensowohl „gezeugt” und ist an anderen Stellen so übersetzt. Es hat Bezug auf den ganzen Werdegang. Es schließt den Gedanken von einem fortschreitenden Entwicklungsgang ein, der mit der Zeugung beginnt und nach einer bestimmten Zeit mit der Geburt zum Abschluß kommt.

Die Taufe unseres Herrn zu einem neuen Leben fand zu dem Zeitpunkt statt, da er sich in den Tod weihte und die Wassertaufe empfing. Die Neue Schöpfung, die dort ihren Anfang nahm, entwickelte sich während der dreieinhalb Jahre von seiner Taufe bis zu seiner Kreuzigung. Diese Zeitperiode wurde, wie schon bemerkt, im Vorbilde durch den Hohepriester angezeigt. Jesus wurde bei seiner Taufe zum Leben auf der höchsten, nämlich der göttlichen Daseinsstufe gezeugt. Damals zeugte Johannes der Täufer von ihm und sprach: „Ich schaute den Geist wie eine Taube aus dem Himmel herniederfahren, und er blieb auf ihm.” (Johannes 1:32) Die Schrift sagt, daß nur diejenigen geistliche Dinge zu erkennen vermögen, die aus dem Geiste gezeugt sind. (1. Korinther 2:9-16)

Worte von tiefer Bedeutung liegen nicht auf der Oberfläche

Es mag jemand fragen: Wie kommt es, daß eine Tatsache von so großer Bedeutung, wie die Zeugung unseres Herrn aus dem Geiste, in der Schrift nicht klar und deutlich dargelegt ist und nur durch Schlußfolgerungen bewiesen werden kann? Wir antworten: Die Schrift enthält in der Tat klare Beweise für die Zeugung des Herrn aus dem Geiste. Diese werden jedoch nur von denen erkannt, die geistlich gesinnt sind, während andere sie übersehen oder überhaupt nicht erkennen können. Ebenso verhält es sich mit anderen biblischen Lehren. Es gibt eine Schriftstelle, welche bezeugt, daß wir durch die überaus großen und kostbaren Verheißungen Teilhaber der göttlichen Natur werden können. Andere Schriftstellen sagen, daß die Nachfolger des Herrn mit ihm an seiner Herrlichkeit, seine Ehre und der Unsterblichkeit teilhaben werden. Alle diese Schriftstellen beziehen sich auf ein und denselben Gegenstand, obwohl nur die erstere Stelle, nämlich 2. Petrus 1:4, den Gegenstand in den eben angeführten Worten zum Ausdruck bringt.

Unser Herr wurde, wie der Apostel bezeugt, „getötet nach dem Fleische, aber lebendig gemacht nach dem Geiste”. (1. Petrus 3:18) Mit diesen Worten ist nicht direkt gesagt, daß der Herr als ein Geistwesen auferweckt worden sei. Aber offenbar ist in den Worten dieser Gedanke zum Ausdruck gebracht; und wir wissen, daß es sich so verhält. Der Apostel Paulus schreibt in Bezug auf unseren Herrn: „Er ist das Haupt des Leibes, der Versammlung, welcher der Anfang (der Neuen Schöpfung) ist, der Erstgeborene aus den Toten.” (Kolosser 1:18) Wenn unser Herr als ein Geistwesen aus den Toten geboren wurde, so muß er vorher aus dem Geiste gezeugt worden sein; denn einer Geburt geht stets eine Zeugung voraus.

Indem der Apostel Paulus von der Auferstehung der Herauswahl redet, die er an anderer Stelle als die Auferstehung Christi bezeichnet (Philipper 3:10), führt er aus: „Es wird gesät ein natürlicher (seelischer, animalischer) Leib, es wird auferweckt ein geistiger Leib.” (1. Korinther 15:44) Wir sehen aus alledem, daß wir nach und nach, „hier ein wenig und dort ein wenig”, die kostbaren Wahrheiten finden müssen. Wie es scheint, hat Gott absichtlich die Bibel in eben dieser Weise schreiben lassen, damit wir „hier ein wenig und dort ein wenig” von den Juwelen der Wahrheit finden. Die oberflächlichen Forscher werden die wichtigsten Charakterzüge der Wahrheit übersehen; und es wird ihnen später klar werden, daß sie nur einen kleinen Teil der Wahrheit kannten.

Das Licht scheint jetzt heller

Indem wir die Schrift erforschen und nach und nach lernen, die verschiedenen Aussprüche richtig zu teilen und richtig miteinander zu verbinden, zumal jetzt das dämmernde Licht der neuen Zeitverwaltung das Wort Gottes bestrahlt und um so leuchtender vor unsere Augen stellt, sehen wir den wunderbaren und erhabenen Plan Gottes, den wir und andere früher übersehen und zu erkennen verfehlt hatten, jetzt in seiner ganzen Größe. Diejenigen, die nicht zu dem wahren Volke Gottes gehören, werden nicht fähig sein, die ganze Wahrheit in ihrer wunderbaren Klarheit, Schönheit und Harmonie zu erkennen. Wenn wir als Kinder Gottes die rechte Gesinnung haben, so werden wir den aufrichtigen Wunsch haben, zu wissen, was Gott für sein Volk in Bereitschaft hält. Hierin bietet sich uns die Gelegenheit, den Geist der Wahrheit auf unsere Herzen und Gemüter einwirken zu lassen.

Indem wir das sehnliche Verlangen bekunden, den Vorsatz, so wie den Willen Gottes in Bezug auf uns zu erkennen, offenbart Gott sich uns mehr und mehr; und wir gewinnen auf diesem Wege allmählich ein großes Gesamtbild von der Wahrheit, das unseren Herzen zur größten Freude gereicht und uns befähigt, die wunderbare Zeit, in der wir leben, recht zu erkennen und zu beurteilen und im Vertrauen zu dem Herrn Ruhe und Frieden zu genießen, während andere vor Furcht verschmachten.

WT Mai 1915 / Reprints 5579



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