„Der Vorsatz, den ER von den Ewigkeiten her gefaßt hat“
- Epheser 3:11

„So spricht der Hohe und Erhabene, der in Ewigkeit wohnt, und dessen Name der Heilige ist: Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum.“ - Jesaja 57:15

Mit unserem unvollkommenen Fassungsvermögen können wir die volle Bedeutung dieser Schriftstelle nicht in uns aufnehmen. Unser Himmlischer Vater hat immer existiert, und vor ihm liegt die Ewigkeit. Wir glauben es, können es uns aber nicht vorstellen, daß Gott einmal allein war - daß es eine Zeit gab, in der weder Sterne noch die Sonne, weder unsere Erde noch der Mond (oder irgendein anderer Himmelskörper) vorhanden waren. Doch durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes in uns durften wir einiges darüber erfahren; denn wir lesen von seinem „ewigen Vorsatz“, den er vor der Hervorbringung aller geistigen und materiellen Schöpfungen hegte.

Diese besondere Kenntnis, deren die Kirche (oder Herauswahl) teilhaftig wurde, wird von dem Apostel Paulus in Eph.1:8,9 erwähnt, wo er von dem Reichtum seiner Gnade spricht, „welche er gegen uns hat überströmen lassen in aller Weisheit und Einsicht, indem er uns kundgetan hat das  G e h e i m n i s  s e i n e s  W i l l e n s,  nach seinem Wohlgefallen, das er sich vorgesetzt hat in sich selbst.“

Später nennt Paulus das „Geheimnis seines Willens“ auch den „ewigen Vorsatz. (Eph.3:11) Diesen ewigen Vorsatz zu erkennen ist ein großes Vorrecht. Doch noch weit herrlicher ist es, zu erfassen, daß wir dieses Vorrecht einer einmaligen, einzigartigen Verwandtschafts-Beziehung zu dem Himmlischen Vater erlangten. Diese Erkenntnis ist jetzt nur wenigen geschenkt, doch eines Tages wird die gesamte Schöpfung Verständnis darüber erhalten - und darin froh-locken.

In der fernen Vergangenheit der Ewigkeit, als der Schöpfer allein war, da hatte er einen Wunsch. Wir mögen wohl denken, daß seine Allmacht und Weisheit jeden Wunsch augenblicklich Wirklichkeit werden lassen kann. Doch Gott ist ein Gott der Ewigkeit, und er erdachte einen Plan, der viele Zeitalter, ja - Ewigkeiten umfaßt. Aus Weisheit geschah es und infolge seiner Liebe und Gerechtigkeit, die ihn bewegen, in ganz bestimmter Weise vorzugehen, seinem Wesen entsprechend.

Der Himmlische Vater hatte den Wunsch, eine Familie auf seiner eigenen Lebensstufe zu haben - auf der Stufe der göttlichen Natur. Dies wird in vielen Schriftstellen angedeutet. Ein besonders kostbarer Hinweis darauf findet sich in Ps.132. David schrieb diesen Psalm und drückte seine Besorgnis darüber aus, daß eventuell kein dauerhafter Ruheplatz für die Lade des Bundes gefunden werden könnte. Er schrieb: „Siehe, wir hörten von ihr (von der Bundeslade)in Ephrata, wir fanden sie in dem Gefilde Jaars.“ (Ps.132:6) David war so sehr von dem Wunsch durchdrungen, eine Wohnung (einen Tempel) für den Allerhöchsten zu bauen, daß er lebhaft äußerte: „Gedenke, Jahwe, dem David alle seine Mühsal,“ der ihm, dem hehren Gott, Jahwe, einst zuschwor: ich will nicht ruhen, bis ich dem Ewigen eine Stätte gefunden, „eine Wohnung für Jakobs mächtigen Gott.“ - s.Ps.132:1-5

Fast scheint es so, als ob David den Himmlischen Vater daran erinnern wollte, daß sein Sohn (der Verheißung gemäß) die hohe Ehre erfahren und als besonderer Gesalbter den Thron Davids einnehmen sollte. Und Gott bejahte seine Verheißung, um David Sicherheit zu geben: „Jahwe hat dem David geschworen in Wahrheit, er wird nicht davon abweichen: ’Von der Frucht deines Leibes will ich auf deinen Thron setzen’.“ Und dann wird dieser Gedanke sogar noch erweitert: „Wenn deine Söhne meinen Bund und meine Zeugnisse bewahren, welche ich sie lehren werde, so sollen auch ihre Söhne auf deinem Thron sitzen immerdar.“ (Ps.132:11,12)

Hier ist nicht mehr von nur einem „König“ (Einzahl) die Rede, sondern von Königen (Mehrzahl), die auf Davids Thron sitzen sollten. Und dies stimmt mit der Verheißung überein, daß es „Miterben“ mit Christo geben würde, und daß „D e r  C h r i s t u s“, (der Gesalbte), aus „Königen und Priestern“ bestünde. Dann wird diesem Psalm durch den Heiligen Geist eine andere Richtung gegeben. Jetzt werden alle Gesalbten zusammengefaßt und „Zion“ genannt. In anderen Fällen finden wir es ebenso, wie z.B. in Micha 4:2, wo es heißt: „Von Zion wird ausgehen das Gesetz, und das Wort Jahwes von Jerusalem“ (den alttestamentlichen Überwindern).

Dann spricht der Himmlische Vater selbst durch David in behutsamen Worten von seinem Wunsch - dem Wunsch, der ihn bewegte, als er allein war. Sein ewiger Vorsatz, sich diesen Wunsch zu erfüllen, hatte den wunderbaren Plan der Zeitalter hervorgebracht, der - wenn vollends ausgeführt - „die gar mannigfaltige Weisheit Gottes“ offenbaren wird. (Eph.3:10) Beachten wir diese Worte wohl, die er durch David aussprach: „Jahwe hat Zion erwählt, hat es begehrt zu seiner Wohnstätte: Dies ist meine Ruhe immerdar; hier will ich wohnen, denn ich habe es begehrt.“ - Ps.132:13,14

Der Himmlische Vater bringt hier zum Ausdruck, daß er eine Erfüllung seiner Wünsche darin sieht, eine Familie auf göttlicher Ebene zu haben - unsterbliche Geschöpfe, mit denen er sich einer Gemeinschaft in völliger Übereinstimmung erfreuen kann. Die Glieder dieser Familie werden ewiges Leben in sich selbst haben und mit geistigen Fähigkeiten ausgerüstet sein, wie sie nur diesen erhabensten Wesen eigen sein können. Und sie empfangen das unsterbliche Leben nur, weil sie sich des Vaters Sinnesart und seinen Charakter aneignen.

Um diese Charaktergleichheit mit dem Himmlischen Vater, dem allmächtigen Gott, zu erlangen, muß die Bereitwilligkeit vorhanden sein, ohne irgendeinen Zwang harte und erprobende Lebenserfahrungen zu erdulden, die der Vater zulassen mag. Während dieser Prüfungen muß eine herzliche Ergebenheit Gott gegenüber bewahrt werden - und ein ernstes Bemühen bestehen, bei jeder nur möglichen Gelegenheit Liebe zu üben. Gott hat es so angeordnet, daß  a l l e,  die sich schließlich des ewigen Lebens würdig erweisen möchten, vom Gesetz der Liebe geleitet werden müssen. Das wird letztlich für alle intelligenten Wesen ein Bedürfnis sein, welche Lebensstufe für sie auch in Frage kommen mag. Jesus sprach darüber, wie in Joh.4:23 aufgezeichnet ist: „Es kommt aber die Stunde und ist jetzt, da die wahrhaftigen Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden; denn auch der Vater sucht solche als Anbeter.“

Einer der Gründe, warum das Böse auf der Erde zugelassen wurde, ist: die bitteren Früchte des Lebenswandels ohne Liebe erkenntlich werden zu lassen. So werden alle Menschen sehr leicht zwischen „gut“ und „böse“ unterscheiden können, wenn das Reich unseres Herrn aufgerichtet ist. Aber auch für die Engel und für alle später noch ins Leben kommenden Geschöpfe wird des Menschen schlimme Erfahrung mit dem Bösen zur Lehre dienen. Alle werden dann in der Lage sein, das Gift der Sünde von der Vollkommenheit, Majestät und Lieblichkeit der gerechten Gesetze Gottes zu unterscheiden. Die dann Lebenden werden freiwillig das Bedürfnis haben, den gerechten und liebenden Gesetzen des Himmlischen Vaters zu folgen; niemand wird sie zu diesem Entschluß gezwungen haben.

Um die göttliche Natur erhalten zu können, wie sie seiner „Kirche“ (der Herauswahl) angeboten ist, bedarf es der Einhaltung besonderer und sehr strenger Maßstäbe. Ein Anwärter auf die göttliche Natur muß bis aufs Äußerste erprobt sein. Auf einer so hohen, der höchsten Existenz-Ebene leben zu dürfen, bedeutet, „Leben in sich selbst“ zu besitzen. Ein solcher kann nicht sterben. Wie furchtbar wäre es gewesen, wenn Satan ein solches Lebensrecht besessen hätte!

Rufen wir uns den Bericht über ihn in Erinnerung, der da sagt: „Wie bist du vom Himmel gefallen, du Glanzstern, Sohn der Morgenröte! … Du sprachst in deinem Herzen: ’Zum Himmel will ich hinaufsteigen, hoch über die Sterne Gottes meinen Thron erheben, und mich niedersetzen auf den Versammlungsberg, … mich gleichmachen dem Höchsten. - Doch in den Scheol wirst du hinabgestürzt, in die tiefste Grube’.“ - Jes.14:12-15

Gott würde seinem eigenen Gesetz zuwidergehandelt haben, wenn er Geschöpfe für diese allerhöchste Lebensstufe zugelassen hätte, ohne zuvor deren Charakter in Bezug auf Gerechtigkeit und Liebe durch ernste Prüfungen absolut erprobt zu haben. Die Heilige Schrift läßt uns wissen, daß das herrlichste und erhabenste Geschöpf des Universums unser Herr Jesus in seiner vormenschlichen Existenz war. Paulus spricht von ihm als von dem „Erstgeborenen aller Schöpfung.“ „Denn durch ihn sind alle Dinge geschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde.“ (Kol.1:15,16). Doch - um der Abglanz seines (des Vaters) Wesens zu werden (Hebr.1:3), bedurfte es dennoch einer harten Prüfung inmitten des Bösen. Der Apostel Paulus spricht von ihm, daß er, „obwohl er Sohn war, an dem, was er litt, den Gehorsam lernte.“ (Hebr.5:8) Wir wissen, daß Jesus gehorsam war, bevor er auf die Erde kam; und er war auch hier gehorsam - sowohl als Kind als auch als Erwachsener. Warum nun lesen wir, daß er  „G e h o r s a m  l e r n e n“  mußte?

Das will sagen, daß der Gehorsam gegenüber den Gesetzen der Gerechtigkeit ein fester und unwandelbarer Bestandteil seines Charakters wurde, dadurch - daß er ihn in seinen vielen Prüfungen, wie z.B. Entbehrung, Leiden und schließlich in seinem Sterben standhaft bewies. Der Bericht über die Versuchung durch Satan in der Wüste zeigt, wie der Herr immer wieder bestrebt war, des Vaters Willen zu erkennen und ihm gegenüber gehorsam zu sein. Er wurde in gleicher Weise versucht, wie wir es werden: durch die Welt, das Fleisch und den Teufel.

Er wurde versucht, seine besondere Macht der Wundergabe so zu nutzen, daß sie ihm - menschlich bezw. fleischlich betrachtet - Vorteile verschafft hätte. Wir lesen, daß er sehr hungrig war infolge seines langen Fastens. Da trat Satan als der Versucher an ihn heran und sagte: „Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich, daß diese Steine Brot werden „ (Mt.4:3) Jesus wußte, daß ihm die Macht der Wundergaben verliehen worden war, um den Vater zu verherrlichen und die Schönheit seines Reiches anzudeuten. Und wie rein und lieblich ist seine Antwort: „Es steht geschrieben: Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Worte, das durch den Mund Gottes ausgeht.“ (Mt.4:4) Mit anderen Worten ausgedrückt, sagt Jesus hiermit: „Die Wunder soll ich nicht vollbringen, um meine eigenen Wünsche zu erfüllen, sondern um den Vater zu ehren; Nahrung und alles, was zur Erhaltung meines Lebens notwendig ist, wird mir durch die liebevolle Vorkehrung meines Vaters zuteil.“

Der nächste Anschlag, den der Widersacher gegen den Sohn Gottes ersann, war der Vorschlag, sich mächtig zu erweisen, wodurch Jesus gleich als von Gott kommend erkannt werden könne. Satan schreckte nicht davor zurück, Aussprüche aus dem Wort Gottes anzuführen Er schlug dem Herrn vor, sich von der Zinne des Tempels hinabzustürzen und unverletzt auf der Straße anzukommen, indem er sprach: „Wenn du Gottes Sohn bist, so wirf dich hinab, denn es steht geschrieben: ’Er wird seinen Engeln über dir befehlen, und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du nicht etwa deinen Fuß an einen Stein stoßest“’! - Mt.4.7

Jesu Antwort war klar und schriftgemäß, weil seine Herzensstellung recht war; er erwiderte: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.“ (Mt.4:7) Der Allerhöchste hatte Jesum nicht angewiesen, solche Wunder zu vollbringen, um sich selbst der Menge Israels als ihr Messias zu offenbaren. Der Herr war in der Schrift unterwiesen, die Wahrheit zu predigen, Kranke zu heilen, die Augen der Blinden aufzutun und Tote zu erwecken. An diesen Taten sollte er als der Messias erkannt werden - und nicht an selbstgemachten Schaustücken, die die Sensationslust der Zuschauer befriedigte; sich etwa von der Zinne des Tempels hinabzustürzen.

Trotz seiner mißlungenen Versuche aber fuhr Satan fort, den Herrn zu Fall zu bringen. Er führte ihm die Herrlichkeit aller Reiche der Welt vor Augen und sagte: „Alles dieses will ich dir geben, wenn du niederfallen und mich anbeten willst.“ Aber auch hier blieb Jesus standhaft und reagierte mit den Worten: „Geh hinweg, Satan! Denn es steht geschrieben: ’Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen’.“ - Mt.4:10

Auf diese Weise wurde unser Erlöser versucht, weltliche Taktiken anzuwenden, wie es auch der Satan tut, um Gelingen zu haben. Bei der Vollkommenheit seines Leibes und seiner Gesinnung hätte er die Gunst der Mächtigen jener Tage sehr leicht gewinnen können. Auch in unserer Zeit gibt es Persönlichkeiten, die ein angenehmes Auftreten haben, d.h. besonderen Charme und Anziehungskraft. Jesus aber, der des Vaters Willen sehr wohl kannte, wußte auch, daß er diese Gabe nicht nutzen durfte, um die Menschen für sich einzunehmen und dadurch seine Ziele zu verfolgen. Und es darf auch nicht unser Bestreben sein.

Jesu Auftrag war es, die köstliche Wahrheit über das Königreich zu predigen. Dem Vater aber blieb es überlassen, diejenigen herauszufinden und zu ihm zu ziehen, die Jesu Nachfolger werden sollten, Der Herr sagte: „Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, daß der Vater, der mich gesandt hat, ihn ziehe.“ (Joh.6:44) Er selbst aber, unser Herr, war gesandt, „den Armen gute Botschaft zu verkündigen, … Gefangenen Befreiung auszurufen und Blinden das Gesicht, Zerschlagene in Freiheit hinzusenden, auszurufen das angenehme Jahr des Herrn.“ (Lk.4:18,19) Dieser besondere Auftrag entfremdete ihn den Führern seiner Zeit und führte schließlich sogar zu seinem Tode.

* * *

In Epheser 3:9 spricht der Apostel Paulus vom „Geheimnis“ Gottes. Dieses Wort ist aus dem griechischen Wort „musterion“ übersetzt, das in einer Konkordanz ausgelegt wurde mit: „… das den Eingeweihten bekannt ist.“ Manche Übersetzungen sprechen von einem „heiligen Geheimnis.“

Während des Evangeliums-Zeitalters kennen nur die wahren Jünger, beginnend mit Jesu, Gottes „heiliges Geheimnis.“ Besonderes Gewicht wird im Worte Gottes auf jenes „Geheimnis“ gelegt, daß „der Messias“ sich aus Jesu  u n d  allen seinen Nachfolgern - seinen Leibensgliedern - zusammensetzt. Die Auserwählten vereint Herrlichkeit, werden Gottes besondere, innig mit ihm verbundene Familie bilden, die (bei sich zu haben) des Vaters ewiger Vorsatz war.

In Eph.3:10,11 macht der Apostel Paulus deutlich, daß die Erkenntnis dieser großartigen Wahrheit eine Offenbarung der mannigfaltigen Weisheit Gottes ist. Und damit diese Wahrheit sich an uns erfülle, müssen wir notwendigerweise die Erkenntnis darüber besitzen.

Wenn der Plan des Allerhöchsten erst völlig hinausgeführt sein wird, dann wird die Weisheit Gottes in all ihrer Vielfalt hervorstrahlen und jedem erkennbar sein. In alle Ewigkeit wird die Schönheit und Weisheit des Gesetzes der Liebe leuchtend vor aller Augen stehen. Aber auch die Allmacht des Schöpfers wird dann deutlich, die alle Dinge so lenkte, wie es zur Hinausführung des Planes der Zeitalter erforderlich war. Und der gütige, edle Charakter des ewigen Gottes wird allen kund werden. Jedes Geschöpf wird für alle Ewigkeit die tiefe Bedeutung Seines Namens erfassen, wie er selbst ihn durch Moses in 2.Mos.34:6 aussprechen ließ: „Jahwe, Jahwe, Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und groß an Güte und Wahrheit.“

Warum aber muß die Erkenntnis von einer geplanten göttlichen Familie wie ein heiliges Geheimnis bewahrt werden, bis es vollendet ist? Paulus gab unter dem Einfluß des Heiligen Geistes die Ursache dafür bekannt, weshalb die Entwicklung dieser göttlichen Familie in einer geheimen Weise vor sich geht. Er schreibt: „Wir reden aber Weisheit unter den Vollkommenen, nicht aber Weisheit dieses Zeitlaufs, noch der Fürsten dieses Zeitlaufs, die zunichte werden; sondern wir reden Gottes Weisheit in einem Geheimnis, die verborgene, welche Gott zuvorbestimmt hat, vor den Zeitaltern, zu unserer Herrlichkeit; welche keiner von den Fürsten dieses Zeitlaufs erkannt hat. (Denn wenn sie dieselbe erkannt hätten, so würden sie wohl den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt haben).“ - 1.Kor.2:6-8

Wer zur göttlichen Natur erhoben werden soll, bei dem muß sich zuvor ein Charakter der Gerechtigkeit herauskristallisieren. Und dieses kann - wie vorstehend schon erwähnt - nur geschehen, indem dieser Betreffende durch ernste und versuchende Prüfungen hindurchgeht, und dabei Gott herzlich ergeben bleibt und sich ernstlich bemüht, in jeder Weise LIEBE zu üben.

Wie anders würden die Hochgestellten dieser Welt sich Jesu gegenüber verhalten haben, wenn sie diese Wahrheit erkannt hätten! Wenn sie nur über seine vormenschliche Existenz unterrichtet gewesen wären, dann würden sie ihm Ehrfurcht erwiesen und ihn verehrt haben. Wenn sie aber gar gewußt hätten, daß er als göttliches Wesen zur Rechten des Allmächtigen sitzen sollte, dann wären sie ihm demütig zu Füßen gefallen.

Als Jesus nach seiner Weihung unter den Menschen wandelte, da wußte er allein, daß er in den zurückliegenden Zeitaltern bei dem Himmlischen Vater gewesen war. Er kannte die Prophetie des Micha, die nicht nur von seiner irdischen Geburtsstätte erzählt, sondern auch Bezug nimmt auf die Schöpfung. Micha schrieb: „Und du, Bethlehem-Ephrata, zu klein, um unter den Tausenden von Juda zu sein, aus dir wird mir  d e r  hervorkommen, der Herrscher über Israel sein soll; und seine Ausgänge (Anm.: Ursprünge) sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her.“ (Micha 5:1) Die „Tage der Ewigkeit“ markieren jene Phase, in der unser Herr „der Anfang der Schöpfung Gottes“ war (Off.3:14), dem die Erschaffung alles Weiteren anvertraut wurde. In diesem Sinne äußert sich auch der Apostel Paulus in Kol.1:15,16. Dort schreibt er, unser Herr sei „der Erstgeborene der Schöpfung Gottes. Denn durch ihn sind alle Dinge geschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde.“.

Als er in Erfüllung seines Auftrages durch Israel zog, muß dieses Wissen um seine vormenschliche Existenz eine tiefgreifende Wirkung auf ihn gehabt haben. Des nachts sonderte er sich oftmals von seinen Jüngern ab, um zu beten. Welche Gedanken müssen seinen Sinn da erfüllt haben, wenn er am dunklen Nachthimmel die Sterne funkeln sah - aus unendlichen Fernen, in denen er selbst einst gewesen war!

Wie wichtig ist es, dieses besondere Werk der Entwicklung der Familie Gottes geheim zu halten! Doch viel - viel mehr als nur Geheimhaltung ist notwendig. Die Allmacht und die Weisheit Gottes waren erforderlich, um mit großer Sorgfalt jede einzelne Erfahrung für die zukünftige göttliche Familie auszuwählen. Unser Herr war sich dieses Merkmals im Vorhaben des Vaters voll bewußt. Eine der vielen derartigen überwaltenden Vorsehungen im Leben Jesu betraf seine letzte Nacht als Mensch auf der Erde, Er und seine Jünger befanden sich im Garten Gethsemane, und Jesus war sich darüber klar, daß seine Gefangennahme bevorstand. Petrus hatte ein Schwert und griff damit an, um zu verhindern, daß unserem Herrn ein Übel zugefügt würde.

„Da sprach Jesus zu Petrus: Stecke dein Schwert in die Scheide. Den Kelch, den mir der Vater gegeben hat, soll ich den nicht trinken?“ (Joh.18:11) Denken wir an diesen letzten bitteren Kelch! Der Hohepriester hatte sich gegen ihn ausgesprochen, „und die Kriegsknechte flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf sein Haupt.“ Sie verspotteten ihn und spieen ihn an, und schließlich hängte man ihn an das Kreuz, bis er starb. Aber es war über ihn prophezeit worden: „Er wurde mißhandelt, aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf, gleich dem Lamme, welches zur Schlachtung geführt wird; … und er tat seinen Mund nicht auf.“ (Jes.53:7) „Der Kelch, den der Vater mir gegeben hat, soll ich den nicht trinken?“

Der Apostel Paulus zeigt uns, daß wir - mit denen der Vater sich befaßt - die wir die „heiligen Geheimnisse“ besitzen, alle besondere (vom Vater selbst ausgewählte) Erfahrungen durchleben müssen. Unser Vater wird auch uns Kelche des Leidens geben; sollten wir sie nicht bis zur Neige austrinken?

Beachte es wohl, wie zuversichtlich der Apostel diese Zulassung ansah: „Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben,  a l l e  Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach Vorsatz berufen sind.“ (Röm.8:28) Des Apostels fester Glaube hieran veranlaßte ihn, dem Vater seine herzliche Ergebenheit zu zeigen.

In 2.Kor.11:25-28 erwähnt er kurz einige Verfolgungen, denen er selbst ausgesetzt war. Unter ihnen zählt er Stockschläge durch Juden und Nichtjuden auf. Er bemerkt, daß er fast zu Tode gesteinigt worden sei, und seine Aufzählung enthält u. a. Schiffbruch, Gefahr durch Barbaren, durch Räuber, unter falschen Brüdern - und viele andere Mühsal und Pein. Er litt an Hunger und Durst, und ermangelte oftmals der notwendigen Nahrung. Aber er wußte, daß sein Leidenskelch zu seinem Besten für ihn ausgewählt worden war, um seiner Entwicklung zu dienen. Daher konnte er sich dieser Leiden gelassen erinnern und ihre Schwere sogar herabmindern: „Denn ich halte dafür, daß die Leiden der Jetztzeit nicht wert sind, verglichen zu werden mit der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll.“ (Röm.8:18) Und wiederum: „Denn das schnell vorübergehende Leichte unserer Drangsal bewirkt uns ein über die Maßen überschwengliches, ewiges Gewicht von Herrlichkeit, indem wir nicht das anschauen, was man sieht, sondern das, das man nicht sieht.“ - 2.Kor.4:17,18

Erinnern wir uns doch einmal daran, daß der Apostel nachdrücklich betont, warum „alle Dinge zum Guten mitwirken denen, die nach Vorsatz berufen sind!“

Im nächsten Vers (Röm.8:29) schreibt er es: „Denn welche er zuvorerkannt hat (die Herauswahl), die hat er auch zuvorbestimmt (schließlich, wenn sie völlig gehorsam sind), dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu sein.“ Niemand wird letztlich dazu erwählt, mit Christo zu leben und zu herrschen, der nicht seinen Charakter in Übereinstimmung mit der absoluten Gerechtigkeit gebracht hat. Wer die göttliche Natur - oder das göttliche Leben empfängt, ist mit dem Gesetz der Liebe so sehr verbunden, daß es ihm unmöglich sein wird, diesem Gesetz untreu zu werden.

Wie wunderbar und bedeutsam klingen uns die Worte in Röm.8:28 von „denen, die nach Vorsatz berufen sind.“ Das Zeugnis des Wortes Gottes besagt, daß diese Gruppe, die seine eigene Familie bilden soll, durch den Himmlischen Vater selbst gezogen wird. Jesus sprach: „Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, daß der Vater, der mich gesandt hat, ihn ziehe.“ (Joh 6:44) Und auch aus Ps.65:4 erkennen wir: „Glückselig der, den du erwählst und herzunahen läßt, daß er wohne in deinen Vorhöfen!“

Wir, die wir zu unserem Herrn gezogen worden sind und durch unsere Weihung darauf reagierten, werden mehr und mehr in die heiligen Geheimnisse eingeführt. Die wunderbare göttliche Wahrheit sagt uns, daß die Berufenen und Geistgezeugten dieses Zeitalters, (sofern sie treu bleiben), Glieder von Gottes eigener und ihm innig vertrauter göttlicher Familie werden dürfen. Doch zu unserer Entwicklung, die erforderlich ist, um „Erben Gottes und Miterben Christi“ zu werden, müssen wir „mitleiden“; wir müssen Leiden erdulden und darin bewährt werden, so, wie unser Herr. (Röm.8:17) Unser Himmlischer Vater wird sorgfältig und mit Liebe  d i e  Erfahrungen auswählen, die uns nützlich sind. Sie werden mit göttlicher Weisheit ausgewählt, um das zu bewirken, was jedem einzelnen von uns ganz persönlich not tut. Darum sollten wir alle diese Erfahrungen als „einen Kelch von unsere Vater“ betrachten - und als „das schnell vorübergehende Leichte unserer Drangsal.“ - 2.Kor.4:17

Wenn wir diese Wahrheit bezüglich der überwaltenden Vorsehung unseres Gottes bedingungslos für uns annehmen, dann dürfen wir nicht erbittert sein oder Selbstmitleid haben oder uns über unser Los beklagen. Vielmehr laßt uns sagen: „Ich werde dein Angesicht schauen in Gerechtigkeit, werde gesättigt werden, wenn ich erwache mit deinem Bilde.“ - Ps.17:15

wieder haben wir einen interessanten
Brief aus Indien erhalten. - d.Red



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