„Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen“

„Denket ihr, daß ich gekommen sei, Frieden auf der Erde zu geben? Nein, sage ich euch, sondern vielmehr Entzweiung. Denn es werden von nun an fünf in einem Hause entzweit sein: drei werden wider zwei und zwei wider drei entzweit sein. Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen; und was sollte ich lieber wünschen, daß es schon brennte.“ - Lk. 12:40, 51, 52.

Hier kündet sich Jesus an als der Revolutionär. Er ist nicht in die Welt gekommen, um sich unter die Diktatur Satans zu beugen, sondern um den Widersacher zu stürzen und Brand in sein Haus zu schleudern. Er will Satan, den Fürsten dieser Welt, stürzen, um das ganze betörte, verführte und unter Knechtschaft seufzende Menschengeschlecht zu befreien. Jesus ist ein „Rebell“, und (vom Standpunkt der Welt aus) ein Aufständischer. Aber er tut kein Unrecht, weil Er der von Gott gesalbte König ist, der, dem das Recht gebührt (Hes. 21:32), der Erlöser des Volkes aus unwürdiger und drückender Knechtschaft - wie einst Moses, der das Volk aus der Knechtschaft Ägyptens befreite. Der Gesichtspunkt Gottes ist ein anderer, als der der Welt.

Man hat (im Widerspruch zu Jesu eigener Erklärung) den regierenden Fürsten dieser Welt durch viele Jahrhunderte hindurch eingeredet, das Christentum werde eine Stütze ihrer Throne sein und ein ergebenes, gehorsames, lenksames Volk schaffen, das dem König folgen werde, wohin irgend er es führt.

Das haben die Mächtigen der Welt lange geglaubt - und nicht zu Unrecht. Denn man hat auf der anderen Seite das Christenvolk glauben gemacht, daß „Thron“ und „Altar“ die obersten Autoritäten seien, denen man blinden Gehorsam schulde; daß der König, die Obrigkeit und die Kirchenregierung die autorisierten Stellvertreter Gottes auf Erden seien, und daß jeder Ungehorsam gegen sie Empörung gegen Gott und den König Jesus Christus bedeute. Man hat den König Christus damit aber auf Erden abgesetzt, Ihn unnötig gemacht und Ihm nur noch die Herrschaft im Himmel gelassen. Die auf Erden haben den irdischen König zum Gott; die im Himmel mögen sich dann dem Christus unterwerfen. Mit dem Jenseits befassen sich die Herren der Erde nicht.

Aber nun glaubt das Volk das nicht mehr. Der Glaube an die „Könige von Gottes Gnaden“ ist nicht mehr. Die Könige sind fast alle gestürzt worden, und auch der Papst genießt nur noch in einem Teil der Christenheit das beanspruchte Ansehen. Viel Irrtum ist zusammengebrochen; wenn es kein Irrtum gewesen wäre, dann wäre er nicht zusammengebrochen.

Andererseits fangen die Mächtigen an, mehr und mehr zu begreifen, dass der König im Himmel nicht so harmlos und ungefährlich ist, wie sie lange meinten. Sie wittern, daß das Christentum der geistige Einfluß der christlichen Gedankenwelt gefährlich ist für diese Weltordnung. (siehe Ps.2: Satan.)

Wer hat ihnen das gesagt? Einer, der es weiß. Satan ist sich längst im Klaren darüber, daß seine Stunde geschlagen hat - daß Christus sein Überwinder ist. Satan hat zuerst die Wissenschaftler und Philosophen veranlaßt, Christus zu verleugnen, in Mißkredit zu bringen incl. Nietzsche und Rosenberg. Diesen haben sich die Militaristen und Nazisten angeschlossen. Sie haben die Gefährlichkeit Christi für unsere Kultur, für die nationale Geschlossenheit und die totale Regierung erkannt und Konsequenzen daraus gezogen. Andere, ähnliche Ideologien taten es ihnen gleich. Aber  v o r  allen diesen hat die Namenkirche durch ihre Lehre vom Gottesgnadentum und der Stellvertretung Christi durch Rom die Entthronung Christi auf der Erde versucht. Aber sie ist ihnen nicht gelungen. Der Allmächtige im Himmel spottet ihrer.

„Habe doch ICH meinen König gesalbt auf Zion, meinem heiligen Berge! Fordere von mir, und ich will dir zum Erbteil geben die Nationen, und zum Besitztum die Enden der Erde. Mit eisernem Zepter wirst du sie zerschmettern, und wie ein Töpfergefäß sie zerschmeißen.“ - Ps.2:6,8,9.

Nein - die Absetzung des Königs ist Satan nicht gelungen, und sie wird ihm nicht gelingen. „Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen, und wie bin ich bedrängt, daß es schon brennte.“ („Wie sehr wünschte ich, daß es schon brennte“. Schlatter). Als Jesus diese Worte sprach, da brannte dieses Feuer noch nicht.

Der Herr war vorläufig noch der einzige Opponennt gegen die Diktatur Satans. Und bevor das Feuer auflodern konnte, mußte noch etwas geschehen: Es mußte die Rechtslage geschaffen werden zur Befreiung der Welt von der Diktatur Satans. Dieser hat ja die „Macht des Todes.“ (Hebr.2:14) Er hat eine Funktion; er ist der Vollzieher des auf der Menschheit lastenden Todesurteils. Dies muß zuerst beseitigt werden, bevor die Befreiung einsetzen kann, bevor das „Feuer“ auflodern darf. Wenn Jesus das Todesurteil beseitigt, was hat dann Satan zu tun? Dann ist für die Zulassung seiner Herrschaft kein Anlaß mehr. Darum spricht Jesus: „Ich habe eine Taufe, womit ich getauft werden muß, und wie bin ich beengt, bis sie vollbracht ist!“ - Lk.12:50.

Erst, als die Taufe vollbracht ist, ist das Feuer an die Welt gelegt, und erst zu Pfingsten hat der Funke zur hellen Flamme auflodern können. Und seit dieser Zeit brennt das Feuer. Die Macht des Heiligen Geistes ist es, die wie ein Feuer an den Fundamenten des Thrones Satans frißt, und mit aller Gewalt und Umsicht hat Satan diese Flamme nicht mehr zu löschen vermocht. Sie hat um sich gefressen und geflammt, bald da, bald dort, und alle Anstrengungen der „Löschmannschaft“ haben nur Öl ins Feuer gegossen. Wenn Satan merkt, daß alle seine Unterdrückungen und Verfolgungen der Kirche die Flamme nur heftiger aufflammen lassen, dann ändert er seine Taktik und stellt die Lösch-Anstrengungen ein. Er weiß, daß er verlorenes Spiel hat; es ist ihm nur noch darum zu tun, Zeit zu gewinnen. Wird er Zeit gewinnen? O nein; auch der Herr der Zeiten ist Gott, und wenn des Ewigen Zeit gekommen sein wird, dann geschieht, was geschehen soll, und kein Verzug wird mehr sein. Es gibt unverrückbare Termine im Plane Gottes, wie wir lesen:

„Und der Engel, den ich auf dem Meere und auf der Erde stehen sah, erhob seine rechte Hand zum Himmel und schwur bei Dem, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, welcher den Himmel erschuf und was in ihm ist, und die Erde und was auf ihr ist, und das Meer und was in ihm ist, dass keine Frist mehr sein wird, sondern in den Tagen der Stimme des siebenten Engels, wenn er posaunen wird, wird auch das Geheimnis Gottes vollendet sein, wie er seinen Knechten, den Propheten, die frohe Botschaft verkündigt hat.“ - Off.10:5-7.

Nein, das Feuer wird weiter brennen, bis es sein Werk vollendet haben wird: die Zerstörung der gegenwärtigen, geistigen und materiellen Grundlagen dieser Welt und ihres Thrones.

Nun sollten wir uns nicht wundern über den Unfrieden und die Zerrissenheit dieser Welt. Seit Pfingsten ist der heilige Brand entfacht. Die Wahrheit ist in der Welt als Stein des Anstoßes, und die Welt muß zu ihr irgendwie Stellung nehmen. Sie kommt nicht darum herum.

Die junge Kirche bringt zersetztende Kräfte in das Reich der Römer. Man versucht, dreihundert Jahre zu löschen; mit Feuer und Schwert wütet man gegen die wahre Kirche. Es führt nicht zum Ziel. Der Kampf spielt sich auf zwei Schauplätzen ab: Die Welt gegen Christen, aber auch: „Christen“ gegen Christen! Die Christuskörperschaft, wird durch geistige Einflüsse Satans zersetzt - Unkraut war ja unter den Weizen gesät worden. Die Wahrheit wurde geraubt, der Heilige Geist durch Irrlehren gedämpft; der Weltgeist dringt in die Kirche ein. Aber der Geist Christi ist auch da und bewahrt Seine Schafe. Die Kirche Gottes hatte also Kampf gegen die Welt - und Kampf in der Namenkirche. Es waren unklare Fronten.

Aber auch in der Welt gab es Streit um der wahren Kirche willen. Immer hat es in der Welt Menschen gegeben, die aus diesen oder jenen Gründen f ü r die Kirche - und gegen ihre Verfolger waren, sogar unter den Großen. Es entstand ein ungeheurer Wirrwarr. Es waren nicht nur die Guten, die für die Kirche Partei nahmen, und nicht nur die Unedlen, die die Kirche bekämpften. Denn in der nominellen Kirche waren mittlerweile große Fälschungen und Zerstörungen eingerissen, und man konnte mit guten Gründen gegen die wahre Kirche kämpfen, sie verachten und hassen. So war nie äußerlich zu erkennen, ob jemand Recht hat - oder Unrecht.

Im vierten Jahrhundert wurde dann die Sache einfacher. Die „Welt“ trat unter Konstantin in die Kirche ein, und der Kampf zwischen Kirche und Welt hörte auf. Dafür verfolgte jetzt die „Kirche“ die Ungläubigen, die Reste von Heiden ebenso brutal, wie sie selbst fünfzig Jahre vorher verfolgt worden war. In der Weltkirche entstand Dogmen-Streit und neue Verfolgung und Verfehmung aller gegen alle, bis eine Partei obenauf schwang und die geistige Diktatur, Gleichschaltung und Dogmenzwang errichtete. Die Welt hatte in der Kirche gesiegt.

Aber das Feuer hörte nicht auf zu „brennen“, und es brennt bis auf den heutigen Tag. In diesem ganzen Streit war immer Unrecht auf allen Seiten - und nur sehr wenig Recht; und wo noch um Wahrheit und Recht gekämpft wurde, blieb es meist nicht lange dabei. Auch für die Wahrheit kann mit verwerflichen Mitteln gekämpft werden; und dann bleibt es eben nicht bei der Wahrheit. In allen diesen verwirrenden Kämpfen ist die Frage nur die, ob wir im Geiste des Herrn kämpfen, ob es uns um Wahrheit und Recht geht - oder um etwas Persönliches, wie Ansehen, Ehre, Geltung und gute Posten etc. Menschen sind unvollkommen - als Christen nicht minder. Unsere Erkenntnis ist unvollkommen, unvollständig, „Stückwerk“ sagt Paulus. Und so können wir für den Irrtum mit guten Beweggründen kämpfen - und für Wahrheit mit schlechten Beweggründen. Ist aber unsere  G e s i n n u n g  g u t,  so lernen wir an den Irrtümern und wachsen mit der Zeit aus ihnen heraus; ist die Gesinnung schlecht, so haben wir keinen Nutzen von der Wahrheit, wenn auch (vielleicht) andere Nutzen davon haben können.

Die Gesinnung ist also das Entscheidende - nicht, ob wir im Einzelnen Recht oder Unrecht haben. Und diese Gesinnung soll die  L i e b e  sein! Liebe zu Gott und dem Herrn in erster Linie. Davon ist die Liebe zu den Brüdern, wie Jesus sagt und wie der Apostel Johannes zeigt, nicht zu trennen. Wenn der Herr „Feuer auf die Erde werfen“ will, wenn Er sagt: „Ich bringe nicht den Frieden, sondern die Entzweiung“, dann wollen wir uns nicht einbilden, daß es anders sein sollte.

Natürlich hat Jesus damit nicht die Kirche der Auserwählten gemeint. Nicht unter ihnen soll das Feuer wüten, und vorläufig ist noch keine Gemeinschaft auf der Erde der Herauswahl Christi gleichzusetzen. Und doch können auch hier Entzweiungen entstehen. Selbst unter Brüdern. Sogar die Apostel waren sich gelegentlich uneinig.

Wie kommt denn das? Ganz einfach daher, weil es nicht nur keine fertige Kirche, sondern auch keine fertigen Christen gibt. In die Zukunft schauend, sprach der Herr zu Petrus: „Simon, Simon! Siehe, der Satan hat euer begehrt, euch zu sichten wie den Weizen,“ (Lk.22:31) Und 1.Pet.5:8: „Seid nüchtern, wachet; euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Dem widerstehet standhaft im Glauben, da ihr wisset, daß dieselben Leiden sich vollziehen an eurer Brüderschaft, die in der Welt ist.

Der Kampf spielt sich noch auf einem dritten Schauplatz ab. Auch in unseren Herzen ist durch die Wahrheit ein Feuer entzündet worden, das an uns manches verbrennen muß, damit nur  d a s  übrig bleibe, was nicht verbrennbar ist: „Gold, Silber, kostbare Edelsteine.“ Wenn wir in diesem Feuer stillhalten, wenn wir ausharren in allen Prüfungen, dann werden wir in Ihm geläutert und zuletzt gerettet. Wenn wir aus dem Feuer laufen, indem wir sagen, wir hätten gute Gründe dazu, man habe uns zu übel mitgespielt, uns ungerecht behandelt, dann laufen wir dem Herrn davon und haben keinen Teil mehr an Ihm. Wir müssen unbedingt das Feuer für etwas Gutes halten; denn der Herr hat es ja angezündet - und nicht, um uns zu quälen. Auch die fortwährenden Glaubenskämpfe und Glaubenskrisen sind gut. Auch in unseren Herzen kämpfen der Heilige und der unheilige Geist ständig miteinander; wir sind nicht immer gleich; es gibt Niederlagen, und es gibt Siege. Es hat keiner Grund, seiner selbst sicher zu sein. Nein - wir alle haben mehr Grund zu Unsicherheit und Mißtrauen gegen uns selbst.

F e u e r  muß sein: Feuer und Kampf nach der Weltseite hin; Feuer und Kampf im Brüderkreise; Feuer und Kampf in unseren eigenen Herzen und Gewissen; also „laßt euch dieses Feuer nicht befremden, das euch zur Versuchung (Prüfung) geschieht, als begegne euch etwas Fremdes; sondern insoweit ihr der Leiden des Christus teilhaftig werdet, freuet euch, auf daß ihr auch in der Offenbarung seiner Herrlichkeit euch freuet,“ - 1.Pet.4:12,13.



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung