Vom rechten Schauen

„Und Jahwe redete zu Mose an diesem selbigen Tage und sprach: Steige auf dieses Gebirge Abarim, den Berg Nebo , der im Lande Moab liegt, und siehe das Land Kanaan, das ich den Kindern Israel zum Eigentum gebe; und du wirst sterben auf dem Berge. … Darum, daß ihr treulos gehandelt habt inmitten der Kinder Israel an dem Wasser von Meriba-Kades, in der Wüste Zin. …Denn vor dir sollst du das Land sehen, aber du sollst nicht in das Land hineinkommen, das ich den Kindern Israel gebe.“ 5.Mos. 32:48-52

Da sehen wir nun Mose, am Ende der vierzig Jahre seiner Führerschaft über das Volk der Kinder Israel. Fast schon hat er es an das Ufer des Jordanflusses geführt; das lang ersehnte Ziel liegt so nahe. Aber Jahwe läßt Mose auf das Gebirge steigen, das sich aus den Ebenen Moabs erhebt; und von dort oben hat er einen großartigen Blick über das ganze verheißene Land.

Da lag es nun vor seinen Augen - das ersehnte Land, um das Israels Gedanken gekreist hatten: Vierzig entbehrungsreiche, lange Jahre der Wüstenwanderung hindurch - das Land, das nun ihre neue Heimat werden sollte - das Land der Verheißung, das der Ewige schon vor so vielen, vielen Jahren Abraham, Isaak und Jakob  z u g e s c h w o r e n  hatte!

Welche überwältigenden Gefühle mögen das Innere Mose’s ergriffen haben! Aber Jahwe sprach zu ihm: „Das ist das Land, welches ich Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen habe, indem ich sprach: Deinem Samen will ich es geben. Ich habe es dich mit deinen Augen sehen lassen, aber du sollst nicht hinüber gehen.“ - 5.Mos.34:4

Da sehen wir nun, am Ende der vierzig Jahre seiner Führerschaft über das Volk, (und nachdem er es fast an das Ufer des Jordan-Flusses geführt hatte), Mose hinaufsteigen aus den Ebenen Moabs, hinauf auf den Berg Nebo, und an diesem auf den Gipfel des Pisga, der Jericho gegenüber ist.

Wenn wir auf der Karte nachsehen, so erkennen wir, daß Mose - über Jericho hinwegblickend - einen großartigen Überblick über das ganze verheißene Land genoß. Da lag es nun vor seinen Augen, dieses ersehnte Land, das nun die Heimat Israels werden sollte: das Land der Verheißung, dem Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen. Und er, Mose, durfte es nicht betreten! „Ich habe es dich mit deinen Augen sehen lassen, aber du sollst nicht hinübergehen.“ - 5.Mos.34:4.

Bedeutete das wohl für Mose das Ende aller Hoffnung? Wir denken das nicht. Mose wird als einer der größten Propheten der Schrift genannt. Er muß eine Gewißheit in sich gehabt haben, daß das, was Jahwe ihm am Sinai - und vordem und nachdem - geoffenbart hatte, in die Zukunft weise. Wenn der Prophet die fünf Bücher „Mose“ geschrieben hat - und wir haben keinen Grund, daran zu zweifeln, dann hat Mose von Gott selber eine Fülle von Geheimnissen empfangen. Niemand konnte das erste nach ihm benannte Buch schreiben, ohne daß Gott selbst ihm die Geheimnisse der Anfänge der Welt und der Menschheits-Geschichte geoffenbart hätte!

Wenn nun aber Mose einen derartigen Blick in die Ur-Anfänge der Erde und des Menschengeschlechts tun durfte - mußten ihm dann nicht die Augen aufgehen dafür, daß der Weltenbaumeister durch Zeitalter hindurch an einem Bau arbeitet, der für die Ewigkeit bestimmt ist? Ganz ohne Zweifel erkannte Mose schon damals vieles von diesem Plan des Allerhöchsten. Aufgrund dieser Einsichten und Einblicke sagte ER auch in 5.Mos.18:15: „Einen Propheten aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern, wird Jahwe, dein Gott, dir erwecken; auf ihn sollt ihr hören.“

Petrus nimmt diese Prophezeiung in Apg.3:22 wieder auf und zitiert sie als eine Vorausschau auf Jesus Christus. Der Herr sagt selbst in Joh.5:46: „Wenn ihr Moses glaubtet, so würdet ihr mir glauben; denn er hat von mir geschrieben.“

Wir sehen also, daß das, was Mose an Einsicht und Offenbarung besaß, gewaltige, durch Jahrtausende reichende Ausblicke und Hinweise enthielt. Und ein solcher Prophet stirbt nicht ohne Hoffnung! Er stirbt nicht, ohne den Erlöser von ferne gesehen zu haben. Für ihn wird das Grab nur zu einem Ort des schlafenden Wartens, bis „die Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, von welchen Gott durch den Mund aller seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat“, anbrechen. - Apg.3:21.

Jahrtausende sind vergangen, seitdem dieser große Prophet auf jenem Berge das verheißene Land geschaut hat und dort oben gestorben ist. Doch der Plan des Weltenschöpfers ist weitergeschritten. Der verheißene Erlöser, der Wiederhersteller des verlorenen Paradieses, ist erschienen und hat Sein heiliges Opfer dargebracht. Und ein neues Volk Gottes wurde berufen, eine „heilige Nation“, „ein Volk zum Besitztum,“ um den Ruhm Gottes zu verkündigen.

Und wiederum setzte eine Wüstenwanderung ein! Eine Wanderung im geistigen Sinne. Es sind jene, die die himmlische Berufung ergriffen - und die Nachfolge des Herrn zu ihrem Lebensziel gemacht haben.

Heute ist diese Herauswahl an den „Ufern des Jordan“ angekommen. Wir sind am Ende der Zeiten angelangt! Schwer liegt die Furcht und die Bangigkeit vor dem Kommenden auf den Völkern. Für uns, die wir in der Kirche der Endzeit leben, ist nun aber eine Einladung, ja - eine dringliche Weisung ergangen: „Steige auf dieses Gebirge Abarim, den Berg Nebo, der Jericho gegenüber ist, und siehe das Land Kanaan, das ich den Kindern Israel zum Eigentum gebe.“

Warum ergeht diese dringliche Einladung auch an uns? Nun, des Christen Weg ist ein Aufwärtsgehen. „Sinnet auf das, was droben ist!“ Der Herr selber lädt uns ein, aus den Niederungen des Lebens hinaufzusteigen. Mose sah das „ganze Land.“ Und auch wir sollen es ins Auge fassen. Auf dem Gipfel, in der Nähe des „Ewigen“, sehen wir das „Reich“, das „verheißene Land“,  u n s e r  Reich,  u n s e r  Land! Hier oben weitet sich der Blick zu einer Gesamtschau. Eine „Schau“ deshalb, weil es nicht ein gieriges Erhaschen und Wahrnehmen von Sensationen ist. Es ist ein Betrachten, ein Schauen - in der Ruhe des Glaubens. Hier oben, fern von lärmenden Tagessensationen und von der Unruhe menschlicher Geschäftigkeit, können wir die Zusammenhänge richtig wahrnehmen. Und da ist es für unseren Glauben und in Bezug auf unsere Erwartungen so ungemein wichtig, daß wir  r i c h t i g  sehen, daß wir groß genug sehen! Nicht behindert durch Kleines und Unwesentliches; nicht hin- und hergetrieben, beansprucht vom Tagesgeschehen, sondern auf das Große, auf das (noch) Unfaßliche, vor uns Liegende schauend. Wir stehen am „Gläsernen Meer“ und sehen im Geiste schon das jenseitige Ufer vor uns liegen in seiner Morgenröte. Lassen wir uns die göttliche Wirklichkeit zeigen! Der Allmächtige selbst zeigt sie uns. ER ist (durch Jesus Christus) der Offenbarer. ER hat uns geheißen, hinaufzusteigen aus den Niederungen des Lebens. Er lädt uns zu dieser erhabenen Schau ein. Und wenn wir  g e s c h a u t  haben, dann werden wir das Reich Gottes groß sehen - über alle Maßen groß! Über jegliches menschliche Maß weit hinausgehend.

Denn das Reich Gottes und das Geschehen, das mit seinem Nahen zusammenhängt, ist zu unermeßlich, um mit irdischen Maßstäben gemessen zu werden. Beurteilen wir das vor uns Liegende von „Gottes Berg“ aus, wie Mose das heilige Land vom Pisga aus schaute! Laßt uns dieses Reich nicht auf unsere irdische Sicht herabziehen. Nur durch Glauben erkennen wir das Wichtige. Das Deuten der Tagesereignisse anhand von Zeitungsberichten kann uns keine Schau vermitteln; es wird uns immer wieder zum Narren halten.

Es ist menschliche Schwachheit, wenn wir Gott Fristen setzen möchten für die Erfüllung unserer Erwartungen. Denn das würde bedeuten, daß wir das verheißene Land noch zu wenig klar geschaut haben, daß uns seine Herrlichkeit und umfassende Größe noch nicht aufgegangen ist. Wenn wir uns aber hineinversetzen, wenn wir geschaut haben die Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters, dann werden wir seiner Erfüllung keine Fristen mehr setzen. Es wird uns genug sein, das Herrliche gesehen zu haben! Uns genügt zu erkennen, daß alles im Fluß, in Bewegung, im Werden ist. Das Wort des Himmlischen Vaters ist vollauf getreu. Es wird nicht  e i n  Wort ohne Erfüllung bleiben. In diesem Sinne wird der Allmächtige keine „abgekürzte Sache“ tun auf Erden. Es wird im Vollzug des Planes Gottes keine Auslassungen geben. Alles greift wie die Räder eines Getriebes ineinander. Ja - eines bedingt das andere und ruft es hervor. Jede Vision, die in Gottes Prophetie geschildert ist, wird an der Stelle und zu der Zeit auftreten, wie es das Gechehen verlangt.

Wenn das Stichwort fällt, muß sie auf der Weltenbühne erscheinen, und sie wird da sein! Sei es nun „das Tier“ in der Offenbarung oder sein „falscher Prophet“; sei es das ungetreue „buhlerische Babel“ oder das Volk „Israel“ oder die „Große Schar“ - oder die große Wende von Harmagedon: alles wird zu seiner Zeit in Erscheinung treten. Es ist zum Teil schon in Erscheinung getreten, je nach dem, wie es die Erfüllung des göttlichen Planes erfordert.

Das Volk Israel ist als Nation wieder erstanden in Erfüllung der göttlichen Prophetie. Alle Welt ist Zeuge dieses Geschehens. Mit derselben greifbaren Deutlichkeit werden alle anderen endzeitlichen Ereignisse zur bestimmten Zeit hervortreten - und alle theoretischen Diskussionen und jeglichen Zweifel zum Verstummen bringen . Auch wird sich der „Messias“ zur richtigen Zeit dem Volke Israel offenbaren.

Wenn wir auf „Gottes Berge“ stehen und geschaut haben, können wir es in aller Ruhe erwarten, wann dieses oder jenes eintritt. Denn das ganze Geschehen ist zu groß, zu gewaltig, zu umfassend, als daß wir uns von Ungeduld ergreifen lassen könnten. Nein - nicht Ungeduld darf uns erfassen, sondern eine heilige, erhabene Freude wird allen zuteil, die auf Gottes Berg stehen und von dort Ausschau halten.

Mose starb auf dem Gipfel des Berges. Er kehrte nicht mehr zurück in die Niederungen. Auch der Christ, der Nachfolger des Herrn, kehrt nicht mehr zurück in die Welt.  D e n n  a l l e s  h a t  s e i n e n  P r e i s.  Nach einer solchen Schau in die Tiefen Gottes, auf seine Herrlichkeit und Pracht, gibt es kein Zurück mehr. Was könnte uns „Moab“ noch bieten, nachdem wir auf dem Pisga gestanden haben und das heilige Land schauen durften? Hinfort hat uns die Welt nichts mehr zu bieten als Ersatz für das erschaute Göttliche! Darum kann es doch nur eines geben: Verwandlung. Das Abstreifen der irdischen Hülle, um eingehen zu können in das im Glauben Erschaute, in die verheißene Herrlichkeit der Nähe des Himmlischen Vaters: in die Erfüllung!

Noch haben wir, die wir noch streben und ringen um unser geistiges Leben, den Gipfel nicht (völlig) erreicht. Den Gipfel erreicht zu haben, bedeutet das Ende unseres Kampfes - und den Beginn der Erfüllung. Aber wir steigen tapfer aufwärts. Und wir sind bereits den Niederungen des Lebens entwichen. Die Liebe Gottes, die sich so herrlich in Jesus Christus offenbart, hat uns ergriffen. Und wir fassen das Ziel entschlossen ins Auge. Denn  s c h o n  dürfen wir  s c h a u e n!  Es wird uns Stück um Stück, Zug um Zug die Wunderbarkeit der Verheißung gezeigt und offenbart. Jesus ist unser Lehrmeister. Er lehrt uns, wie ER die Jünger lehrte. Er spricht mit den gleichen, unvergänglichen Worten zu uns, zu dir und zu mir! Mit Worten ewigen Lebens! Es sind Worte aus einem anderen Land, aus einer anderen, geistigen Welt, aus einem anderen Geiste heraus: Worte der Liebe, des Friedens, der herrlichsten Verheißungen. Er zeigt und offenbart uns den Vater. Er bringt uns zu IHM!

Das sind unsere geistigen Erlebnisse. Es sind Erlebnisse, die ein jedes, das den Ruf vom Berge her gehört hat, erfährt. Dieses Erleben und dieses Hineinschauen in den Fortgang des göttlichen Planes bedingt Einsamkeit. Aber es bewirkt auch Vereinsamung! Wir sind mit Gott  a l l e i n  auf dem Berge! Das Geschaute trennt uns von den anderen Menschen für immer. Es trennt uns von den anderen, weil uns dieses geistige Erleben  v e r  w a n d e l t.  Weil es seine ihm eigenen Spuren in uns zurückläßt!

Die Wahrheit hat auch ihr eigenes, lastendes Gewicht. Das ist ein Teil unserer Drangsal, unserer Leiden um der Wahrheit willen, daß wir eine sehr große Einsicht gewonnen haben in die menschliche Tragödie. Und wir sind durch den Umgang mit der Wahrheit (und durch die geistige Verbundenheit mit unserem Herrn) empfindsamer gemacht worden, verletzbarer. Hat nicht unser Herr geweint um Jerusalem, weil sie nicht erkannte, was zu ihrem Frieden dient? Sollte es uns, die wir vom gleichen Geist durchtränkt sind, anders ergehen? Diesem Leiden können wir nicht ausweichen. Es soll so sein - und muß so sein. Es gehört zu dem Preis, den wir für die Wahrheit zu bezahlen haben. Aber es ist eine Betrübnis, nicht zum Tode; sie dient dazu, uns geistig zu fördern, uns wirklich  f r e i  zu machen. - Joh.8:32

Wer glaubt, geht in die „Ruhe des Sabbats“ ein. Und nur in der Ruhe des Glaubens vermögen wir geistig zu schauen, und die Entwicklung und den Ablauf der Dinge richtig einzuschätzen. „Ein Tag der Ruhe für das Herz“ - so wird der Sabbat in einer der Ursprachen der Menschheit genannt. Ein Tag der Ruhe für das Herz; das wird auch die Charakteristik, das hervorragende Merkmal des Millenniumstages sein - des großen, gegenbildlichen Sabbattages. Wie gerade umgekehrt Lärm und Unrast, der „Betrieb“, das Merkmal der sechstausend Jahre der Sünde waren!

In der Endzeit hat sich infolge der modernen Technik der Lärm und die Geschäftigkeit ins Ungemessene gesteigert. Die Ruhelosigkeit und Nervosität unserer Tage sind uns allen bekannt.  Doch  n a c h  diesem Lärm, der sich in unseren Tagen zum Tumult steigert, wird der Herr  R u h e  gebieten. Er wird den Sturm in Stille verwandeln. Nach Harmagedon wird Stille eintreten.  G o t t  will nun reden, und die Menschen werden sich die Zeit nehmen müssen, um zu hören.

Der Lärm und der „Betrieb“ unserer Zeit ist die Flucht vor dem Allmächtigen. Es ist das „Gebüsch“, in dem der erste Mensch sich vor dem Ewigen versteckte. Manche betrachten heute die menschlichen Errungenschaften unserer Zeit als notwendige Hilfsmittel des Reiches Gottes. Wir brauchen das nicht anzunehmen. Es gibt viele Gründe, die dagegen sprechen, daß der Schöpfer sich unserer Erfindungen bedienen werde. Der „homo sapiens“ ist ungeheuer selbstbewußt und stolz auf seine „Errungenschaften“. Seine Erfolge haben ihn bis zur Ausnützung der atomaren Kräfte geführt. Aber es ist doch nur der Mensch, der dahinter steckt. Die Menschheit hat eine Stadt gebaut zu ihrem Schutz, und das ist die Technik. Es ist der menschliche Versuch, dem göttlichen Fluch zu entgehen; es ist ein Versuch der Selbst-Erlösung des Menschengeschlechts. Sollte der Allmächtige  u n s e r e  Technik benötigen im Reiche Gottes? Wird  s i e  das Gesicht der neuen Ordnung bestimmen? Kann Gott nicht ganz andere Wege beschreiten, die Menschheit zu erlösen und zu heilen, als wir sie heute sehen können?

Da doch das Übel, an dem die Menschheit krankt, ein innerliches, ein geistiges ist, wird er da mit äußeren Mitteln nachhelfen? „Siehe, ich mache  a l l e s  neu“! Sollte das nicht den Gedanken enthalten: „Siehe, ich mache alles  a n d e r s“?  Anders, als wir winzigen Menschen es erwarten oder sich vorstellen? Und das, was ER tun wird, wird vor allen Dingen in die Tiefe gehen. Tief in die Herzen der Menschen wird ER Sein Gesetz eingraben.

Ja - der „Tag der Wiederherstellung aller Dinge“ wird so recht ein Tag für das Herz sein! Nicht umsonst stellt die Heilige Schrift ganz bewußt die materiellen Bedürfnisse des Menschen in die zweite Linie. Der Millenniums-Tag wird nicht nur die Lösung der sozialen Fragen bringen. Vielmehr wird der Mensch auf einen ganz neuen Boden gestellt werden. Das Materielle wird zweitrangig sein; das Geistige, der Wiederaufbau des inneren Menschen, des „Herzens“, wird dominieren. Der Mensch ist ja geistig entwurzelt und verkümmert. Er ist geistig heimatlos geworden während der sechstausend Jahren der Sünde. So muß ihm der große Sabbat-Tag vor allen Dingen die geistige Heimat wiederbringen - und damit auch die Ruhe des Herzens. Die Rastlosigkeit Kains muß zu einem Ende kommen.

Es gibt einen Hunger nach Gerechtigkeit, und er wird gestillt werden. Es gibt jetzt noch eine zertretene Menschenwürde, die wiederhergestellt werden muß.

Im Garten Eden sorgte der Himmlische Vater für die Menschen. Es war alles da, was sie brauchten. Im Reich Gottes wird es wieder so sein. Auch das Wiederkommen der Entschlafenen wird keine lärmende Geschäftigkeit auslösen. Der Mensch dagegen denkt an Schuhe, an Wäsche, an Nahrung, an Wohnungen. Welche Unzahl neuer Fabriken würde das brauchen, bis ein jeder seinen Fernseher, sein Auto, seine Möbel etc. haben wird? Wird es der Allmächtige und Allweise auch so halten? „Siehe, ich mache  a l l e s  neu - und anders“! So, daß die Menschen endlich Zeit haben werden.

Nur in der Stille, (durch keine geräuschvolle Geschäftigkeit entweiht), wird das herrlichste Wunder des Millenniumstages beginnen. Wir meinen damit die Auferstehung der Toten. Von Gottes Berge aus erkennen wir, daß das Reich des Himmlischen Vaters dem Menschen in erhabener Art die Macht des Allerhöchsten offenbaren wird. Und der Stolzeste wird denken und sagen, wie es Hiob tat in Kap.42:1-6: „Ich weiß, daß du alles vermagst, und kein Vorhaben dir verwehrt werden kann. Wer ist es, der den Rat verdunkelt ohne Erkenntnis? So habe ich denn beurteilt, was ich nicht verstand - Dinge, zu wunderbar für mich, die ich nicht kannte. Höre doch, und ich will reden; ich will dich fragen, und du belehre mich! Mit dem Gehör des Ohres hatte ich von dir gehört, aber nun hat mein Auge dich  g e  s e h e n!  Darum verabscheue ich mich und bereue in Staub und Asche.“

Wenn wir dem Ewigen begegnen und seine Offenbarung sehen, so wird das immer eine Demütigung sein. Denn, wenn wir uns an göttlicher Macht und Seiner Wahrheit messen - wie klein, wie armselig und hilfebedürftig stehen wir da! Doch - glückselig der Mensch, der diese Demütigung auf sich nimmt! Denn: „Dem Demütigen gibt Gott Gnade.“ (1.Pet.5:5) Und den Demütigen läßt ER hineinschauen in Seine Geheimnisse. Die Demut allein befähigt uns, das Größere außer uns zu erkennen und anzuerkennen. Wir müssen uns selbst entwachsen, gerade wie ein Samenkorn aufquillt und seine Hülle sprengt, als Halm emporwächst und sich nährt aus dem Samenkorn - es immer mehr ausnutzend und verzehrend.

Auch bei uns muß das Alte sterben und vergehen! Und das Neue lebt davon, daß das Alte untergeht. Und je mehr das Alte in uns untergeht, desto klarer und gereinigter, größer und umfassender wird vor unseren Augen das Reich Gottes, das Land der Verheißung erstehen.

So wird auch unser Sehen der Wahrheit zur umfassenden, erhebenden Schau, frei von allem unruhigen und ungeduldigen Erwarten. Denn Unruhe, Ungeduld und das zeitliche Begrenzen für das Erscheinen des Reiches Gottes - alles das kommt noch aus dem Alten, das vergehen soll. Die Größe dessen, was Gott vorbereitet, tut und tun wird, entgeht uns dann. Wir stehen so noch im Keimstadium.

Lassen wir doch den Halm emporwachsen! Laßt uns der Einladung Gottes folgen - und auf den heiligen Berg steigen. Es ist der Mühen und Anstrengungen wert!

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„Wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt worden seid, so suchet, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Sinnet auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist; denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott. Wenn der Christus, unser Leben, geoffenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm geoffenbart werden in Herrlichkeit.“ - Kol.3:1-4.



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