Lichtstrahlen |
„Denn wer mich findet, hat das Leben gefunden“ - Spr.8:35
Unsere Zeit ist voller Unruhe. Die Nerven der Menschen werden täglich auf eine harte Probe gestellt. Das Zeitalter der Technik hat uns einen unerträglichen Lärm gebracht.
Wo einst Kühe und Pferde gemächlich den Pflug durch das Feld zogen, rattern heute mächtige Traktoren. Die Postkutsche im Museum ist das Symbol einer vergangenen Zeit voller Stille, voller Ruhe und Gemächlichkeit geworden. Heute brausen mächtige Schnellzüge an Städten und Dörfern vorüber. Schnelle Wagen rasen in mörderischer Geschwindigkeit über die Autobahnen, und Düsen-Jets donnern über die Landschaft. Entfernungen, die ehemals schier unüberbrückbar waren, sind zu kleinen Distanzen zusammengeschrumpft. Sogar die entlegendsten Winkel der Welt sind zum Tummelplatz der Touristik geworden.
Die Menschen arbeiten, hasten - und leben mit der Uhr in der Hand. Streß ist das Schlagwort unseres Zeitalters, denn der Mensch ist Sklave seiner Technologie geworden. Er lebt nach vorgeschriebenen Arbeitszeiten (wenn er überhaupt eine Arbeit findet), nach Fabrikplänen und Programmen. Zu dieser äußeren Unrast gesellt sich als Folge innere Unruhe dazu. Fast fürchtet sich der Mensch heute vor der Stille - vor der Selbstbesinnung. Er hat das Warten verlernt und kann sich nicht mehr gedulden. Ständig in Aktivität, will er Entscheidungen sehen und herbeiführen. Es entgeht ihm, daß die Zeit nicht nur Entscheidungen in sich birgt, sondern - daß alle Dinge für ihren Entwicklungsprozeß, für ihr Werden und Reifen, Zeit brauchen.
Aber es ist auch Angst, die diese allgemeine Unruhe verbreitet. Der „Segen des Fortschritts“ droht uns zu vernichten - alle, ohne Ausnahme. Wir sind wie Versinkende im Moor, die es langsam, langsam immer mehr in die Tiefe zieht.
Was ist zu tun?
Die Bibel ist ein sehr altes Buch. Ja - man sagt sogar, sie sei das älteste Buch überhaupt. Ihr Alter fällt in diesem Fall nicht so sehr ins Gewicht, wohl aber ihr Inhalt. Ihre Einzigartigkeit liegt u.a. auch darin, daß sie uns Menschen einen Spiegel vorhält, in dem wir alles das erkennen können, was wir falsch gemacht haben - und falsch machen. Sie zeigt uns aber auch einen Weg, auf dem wir aus dem Versinken in das sichere Verderben errettet werden können. Wer ist es, der uns diesen Spiegel vorhält? Es ist Gott - niemand anderes: Gott, der uns diesen wunderschönen blauen Planeten als Wohnstätte zugeordnet hat: unsere Erde, die wir gerade dabei sind, restlos zu verderben.
Warum greift die Menschheit nicht nach diesem Rettungsanker? Wahrscheinlich, weil sie ihn weder sieht noch kennt. Sie ist viel zu sehr damit beschäftigt, aus eigener Kraft zu retten, was (vielleicht noch) zu retten ist. Und sie glaubt an viele „Götter“, die nichts sind; nicht aber an den EINEN, der da IST.
Was ist es denn nun, das der Allmächtige mit seinem „Spiegel“ sagen will, in den niemand hineinschaut? Niemand? O, es sind schon einige, die in diesen Spiegel sehen. Und - was sehen sie? Sie sehen zunächst einmal sich selbst; und sie erschrecken, wie unansehnlich und schmutzig sie sind. Jeder Versuch, sich selbst zu reinigen, hilft nichts. Das macht sie betrübt, ja: hoffnungslos, ohne irgendeinen Trost. Aber da steigt ein Licht auf, sehr hell und sehr strahlend; und der „Spiegel“ läßt Worte aufleuchten, wie: „Gott ist Liebe, Er wird heilen.“
„Wer weise ist, wird dieses beachten“ - Ps.107:43
Sind wir „weise“? W o l l e n wir weise sein? Wenn ja, dann öffnet uns der „Spiegel“ tausend Köstlichkeiten. Er ruft uns zu: „Suchet Gott, während er sich finden läßt; rufet ihn an, während er nahe ist. Der Gesetzlose verlasse seinen Weg, und der Mann des Frevels seine Gedanken; u n d e r k e h r e u m zu dem Ewigen, so wird er sich seiner erbarmen, und zu unserem Gott, denn er ist reich an Vergebung.“ (Jes.55:6,7) Denn „nahe ist Gott denen, die ihn anrufen - allen, die ihn anrufen in Wahrheit.“ (Ps.145:18). Also müssen wir die W a h r h e i t suchen. Und wenn wir „weise“ sind, ist sie nicht weit.
„Das Wort ist dir nahe, in deinem Munde und in deinem Herzen“, schreibt der Apostel Paulus an die Gläubigen in Rom, „nämlich das Wort des Glaubens, das wir predigen. Denn wenn du mit deinem Munde Jesum als Herrn bekennst und in deinem Herzen glaubst, daß Gott ihn von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. Denn mit dem Herzen glaubt man, um gerecht, und mit dem Munde bekennt man, um gerettet zu werden. Denn die Schrift spricht: Wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden!“ - Röm.10:8-11 (Schlachter).
Die Heilige Schrift, der Spiegel unseres großen Gottes, öffnet die ganze göttliche Wahrheit für uns, wenn wir sie nur aufrichtigen Herzens suchen. Hat nicht Jesus versichert: „Bittet, und es wird euch gegeben werden; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, und es wird euch aufgetan werden? Denn jeder Bittende empfängt, und der Suchende findet, und dem Anklopfenden wird aufgetan werden.“? (Mt.7:7,8) Gleicherweise bezeugt der prophetische Psalmensänger dasselbe, wenn er sagt: „Jahwe bewahrt alle, die ihn lieben; … er tut das Verlangen derer, die ihn fürchten, ihr Schreien hört er, und rettet sie,“ - Ps.145:20,19a.
„Wer weisen Herzens ist, nimmt Gebote an“, sagt die Schrift. Aber auch: „Sei nicht weise in deinen (eigenen) Augen! Bis wann werden Toren Erkenntnis hassen?“ - Spr.10:8; 3:7; 1:22.
Es gibt demnach eine Errettung der so düster und hoffnungslos erscheinenden Zukunft dieses durch Unverständnis, Eigensucht und Lieblosigkeit zerquälten Menschen-Daseins. Wir brauchen nur in den Spiegel Gottes zu sehen, und wir werden die Rettung unseres allmächtigen Himmlischen Vaters schauen.
Was sollen wir also tun?
„In Stillsein und in Vertrauen…“
Es gibt einiges, was unser Schöpfer an uns sucht und was er unter allen Umständen an uns sehen will. „Suchet Gerechtigkeit“, heißt es da, „suchet Demut.“ Aber auch Sanftmut und Gehorsam dem göttlichen Willen gegenüber sind unumgängliche Notwendigkeit, wenn wir uns dem Allerhöchsten nahen möchten. Seid barmherzig und mitfühlend, und „wer Liebe sucht, deckt die Übertretungen zu.“ - Spr.17:9
Der große Apostel Paulus sagt in einem seiner Briefe, daß alles, was zuvor geschrieben wurde,(das Gesetz und die Propheten also), zu unserer Belehrung geschrieben ist. Und so wollen wir uns jetzt einem Wort zuwenden, das vorzeiten wohl direkt an das Volk Israel gerichtet war, das aber zu allen Zeiten und für alle, die Gott suchen, gleich-bedeutend und gleich-aktuell geblieben ist. Es steht im Propheten Jesaja Kap.30 Vs.15 geschrieben, und lautet: „Denn so spricht der Herr, Jahwe, der Heilige Israels: Durch Umkehr und durch Ruhe würdet ihr gerettet werden; in Stillsein und Vertrauen würde eure Stärke sein. Aber ihr habt nicht gewollt. Und ihr sprachet: Nein, sondern auf Rossen wollen wir fliegen … und auf Rennern wollen wir reiten,“
Sind diese Worte nicht wie für unsere Zeit ausgesprochen? Die Menschheit würde Ruhe finden von allen ihren eigenen, so törichten und tödlichen Bestrebungen, wenn sie nach ihrem Schöpfer fragen wollte, um endlich einmal auf SEINE Gesetze zu achten. Aber - sie will nicht, und sie hat nicht gewollt. Sie findet es dumm und indiskutabel, auf das alte Bibel-Buch zu horchen. Sie will auf e i g e n e n Rossen fliegen, auf e i g e n e Klugheit bauen, e i g e n e Wege gehen. Und wenn sie bereits sieht, daß alle diese eigenen Wege ins Verderben führen, erinnert sie sich dennoch nicht des Einzigen, dessen Allmacht und Weisheit sie zu erretten vermag.
Wollen auch wir nicht? Doch - wir wollen! Wir wollen aus ganzem Herzen mit dem Psalmisten sprechen: „Gott ist uns Zuflucht und Stärke, eine Hilfe, reichlich gefunden (sich finden lassend) in Drangsalen. Darum werden wir uns nicht fürchten, wenngleich gewandelt würde die Erde, und wenn die Berge wankten im Herzen des Meeres.“ Denn: „Wer im Schirm (im Verborgenen) des Höchsten sitzt, wird bleiben im Schatten des Allmächtigen. Ich sage von Jahwe: „Meine Zuflucht und meine Burg; mein Gott, auf ihn will ich vertrauen. Denn er wird dich erretten von der Schlinge des Vogelstellers, von der verderblichen Pest. Mit seinen Fittichen wird er dich decken, und du wirst Zuflucht finden unter seinen Flügeln: Schild und Tartsche ist seine Wahrheit.“ - Ps.46:1,2; Ps 91:1-4.
Und nun wollen wir einiges betrachten, „was zuvor geschrieben ist“, und aus diesen wunderbaren gelebten Vorbildern Belehrung für unser eigenes Leben entnehmen.
„Jahwe wird für euch streiten, und ihr sollt stille sein.“ - 2.Mos.14:14
Wir haben gehört, daß „ja alles, was vorzeiten geschrieben worden ist, für uns zur Belehrung geschrieben ist.“ Und nun fährt Paulus fort: „Damit wir durch standhaftes Ausharren und durch den Trost, den die (heiligen) Schriften gewähren, an der Hoffnung festhalten.“ (Röm.14:4 nach Menge). So sind es denn auch diese Schriften, aus denen wir viele für uns nützliche und stärkende Beispiele, Vorbilder und Lehren entnehmen können. Gerade, was die wachsame Fürsorge Gottes für uns anbetrifft, die wir ihn lieben und ihm in Demut und Gehorsam dienen möchten, halten die Schriften des Alten Testaments viele Kostbarkeiten bereit.
Unser Text aus 2.Mos.14 führt uns in die ferne Vergangenheit, zurück zu Israel, dem Volke Gottes. Lassen wir jene Ereignisse auch einige tausend Jahre zurückliegen, so sind sie dennoch unveränderliche und gewaltige Taten Gottes, geschehen an einem Volk, das nie aufgehört hat, Gottes Volk zu sein. In der Schrift aber sind sie aufbewahrt als Schatten (oder Vorbilder) für das Israel im Geiste - für die wahre Kirche Jesu Christi.
Als Mose zu den Kindern Israel sagte: „Jahwe wird für euch streiten, und ihr sollt stille sein“, befanden sie sich in einer äußerst bedrängten, ja tödlichen Situation. Auf ihrem Auszug aus Ägypten hatten sie das Rote Meer erreicht. Der Weg vor ihnen war versperrt, ihnen auf dem Fuß aber folgte das ägyptische Heer. In dieser s c h e i n b a r aussichtslosen Lage schrieen sie zwar zu Gott, gleichzeitig aber fürchteten sie sich sehr, beschuldigten Mose und nahmen, wie so viele es seitdem getan haben, die bekannte Haltung ein: Wir haben es dir ja gesagt!
Mose aber blieb ruhig und sprach: „Fürchtet euch nicht! Stehet und sehet die Rettung Jahwes, die er euch schaffen wird; … Jahwe wird für euch streiten, und i h r sollt stille sein!“
Der Ausdruck „Stehet“ (a.Ü.: „Stellt euch hin und schauet!“) heißt soviel wie: Seid ganz ruhig; i h r könnt zu eurer Rettung nichts tun. Aber schauet, welches Wunder die Macht Gottes wiederum für euch vollbringt. Verlaßt euch auf Ihn! Die Kinder Israel hatten bis zu jenem Tage schon viele Machttaten ihres Gottes erfahren dürfen - und doch war ihr Glaube schwach. Von Furcht erfüllt in dem Gefühl, unrettbar in eine Falle geraten zu sein, vergaßen sie, was der Ewige für sie getan hatte.
Welche Belehrungen können wir, die wir heute leben, aus jenen Ereignissen für uns entnehmen? Als Einzelwesen und als Volk sehen wir uns ständig mit „Rote Meer-Erfahrungen“ konfrontiert, die zugelassen sind, um unseren Glauben zu erproben. Siegreich können wir sie nur durchstehen, wenn wir unser Vertrauen völlig auf den Herrn werfen. Niemals sollten wir unsere Angelegenheiten in die eigenen Hände nehmen. In jeder Lage sollten wir in all unserem Tun ein deutliches Zeichen seines Willens erwarten. Alle, die in dieser Weise „auf den Herrn harren, gewinnen neue Kraft“, und werden auch zubereitet auf alle Erfahrungen, die der Herr für sie vorsehen mag.
„Und Jahwe sprach zu Mose: … Sage den Kindern Israel, daß sie aufbrechen“ (d.h. vorwärts gehen sollen). Von menschlicher Sicht aus schien es ganz unmöglich, diesem Befehl zu folgen; der Weg führte direkt in die Wasser des Meeres. Doch es war Gottes Führung und Wille. Und als die Kinder Israel dem Befehl gehorchten, siehe - da öffnete sich das Meer vor ihnen, und sie gingen trockenen Fußes hindurch. Und der Ewige sprach zu Mose: „Du aber hebe deinen Stab, und strecke deine Hand aus über das Meer und spalte es; so werden die Kinder Israel mitten im Meer auf’s Trockene kommen.“
Wiederum hing die Errettung Israels davon ab, ob sie ihrem großen Gott vertrauten und seine Anweisungen befolgten. In diesem Falle lag „in Stillsein und Vertrauen“ ihre Stärke, und im „Vorwärtsgehen“ sahen sie „die Rettung Jahwes.“
* * *
Im Leben des Christen ist es nicht anders. Es ist ein Leben des zuversichtlichen Vertrauens in den Herrn - ohne Rücksicht auf die s c h e i n b a r unüberwindlichen Schwierigkeiten, die sich ihm möglicherweise entgegenstellen. Doch es ist keineswegs ein Leben der Passivität und der Unfähigkeit. Der Herr hat ein Werk, das getan werden muß. Es gibt Lasten zu heben und Meere zu durchqueren; und wahrer Glaube wird immer darin seinen Ausdruck finden, im Gehorsam den Schmalen Weg vorwärts zu gehen, der ihm durch das Opfer Jesu Christi geöffnet worden ist.
Wir sollten nicht erwarten, daß der Herr den Weg ebnet, b e v o r wir ihn beschreiten. Er zeigt nicht immer seinen Willen auf diese Weise. Wir wissen aber aus seinem Wort, daß es bestimmte Dinge gibt, die der Herr von uns getan haben will. Wir sollten Licht-Träger sein in dieser dunklen Welt. Er will aber auch, daß wir uns mit seinem Volke versammeln, wenn es irgend möglich ist. Er will, daß wir Sein Wort studieren, damit wir Seinen Willen erkennen lernen und uns bemühen, in Seinen Wegen zu wandeln. Er will, daß wir unsere Feinde lieben und denen Gutes tun, die uns beleidigen und verfolgen.
Es kann sein, daß bei all unserem Bemühen der Herr Dinge zuläßt, die unser Tun erschweren und belasten; er wird sie beseitigen, wenn wir in vertrauensvollem Gehorsam „vorwärts gehen“, um seinen Willen zu tun. Denn der Herr will uns ja belehren und führen - und in uns ein geistiges Wachstum bewirken. Er will uns zur geistigen Reife bringen. Es gibt schwere Erprobungen, gewiß; aber es gibt auch viele kleine und oft unscheinbare Hinweise. Glücklich der, der sie beachtet! Wohl dem, dem auch das Kleine wichtig ist, und der durch den Geist, den er von Gott empfangen hat, alle die kleinen Dinge und Erlebnisse des täglichen Lebens so sieht - als vom Herrn gestaltet. Denn gerade das Alltägliche, das Unauffällige ist voll von Belehrung, Ermutigung, Tröstung.
Im Kleinen lernen wir das Große verstehen, das uns im Reiche Gottes entgegentreten wird, ja, und auch heute schon entgegentritt. Hier können wir die Gesinnung Jesu Christi praktisch lernen. Unser Lebenskreis, unsere gewohnte Umgebung ist der Schauplatz unserer Erprobung und Gelegenheit zu unserer Bewährung.
„Meine Gnade genügt dir“
Betrachten wir in Zusammenhang mit unserem Thema noch ein anderes Vorbild, das uns viel zu sagen hat: Saulus auf dem Weg nach Damaskus. Wir wissen, daß der eifrige Christenverfolger auf diesem Weg durch ein Licht geblendet wurde, „das den Glanz der Sonne übertraf.“ Er erblindete. Später, als Ananias ihn besuchte, wurde sein Sehvermögen teilweise wiederhergestellt; aber seine normale Sehkraft erlangte er nie mehr zurück. Für den Rest seines Lebens war er mit dieser Behinderung belastet.
Was lag dem Apostel zunächst näher, als den Herrn zu bitten, ihm doch diesen „Dorn für das Fleisch“ zu nehmen, da er meinte, Gott wirksamer dienen zu können, wenn er ein besseres Augenlicht hätte. „Für dieses flehte ich dreimal zum Herrn“, schrieb Paulus an die Geschwister in Korinth, „und er hat zu mir gesagt: Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht.“ (2.Kor.12;8,9) Und wie nahm Paulus diese Verfügung des Herrn auf? In seinem Brief an die Korinther fährt er fort: „Daher will ich am allerliebsten mich vielmehr meiner Schwachheit rühmen, auf daß die Kraft des Christus über mir wohne. Deshalb habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, an Schmähungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten für Christum; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“
Beim Nachdenken über diese Erfahrung kam Paulus zu dem Schluß, daß er sich leicht „durch die Überschwenglichkeit der vom Herrn empfangenen Offenbarungen“ hätte überheben können, wenn ihm nicht dieser „Dorn für das Fleisch“ gegeben worden wäre. Möglicherweise hätte er mehr auf seine eigenen Fähigkeiten vertraut, die er ja in so hohem Maße hatte, als auf die Führung des Herrn.
Und gerade hierin liegt der Grund für viele Erlebnisse und Umstände, die der Herr in unserem Leben zuläßt. Er will, daß wir immer erkennen, daß jeder Sieg des Glaubens S E I N Sieg ist, und daß jedes Gelingen, jeder unserer Erfolge I h m zuzuschreiben ist. Man vergißt so leicht, daß E r für uns kämpft, daß Er unsere Schlachten für uns schlägt und die Bahnen durch die „Roten Meere“ frei macht, die unseren Fortschritt auf dem Wege zu ihm versperren. Darum läßt er in seiner Weisheit und Barmherzigkeit Verhältnisse zu, die uns fortwährend daran erinnern, wie sehr wir seiner bedürfen.
Der „Dorn für das Fleisch“, der uns schmerzt, mag eines oder eine Anzahl von Dingen sein, die unser mangelhaftes Beurteilungsvermögen meint, unbedingt ändern zu müssen. Bei diesem ist es vielleicht seine Umgebung; bei einem anderen möglicherweise der Umstand, daß er der einzige in seiner Familie ist, der sich an der Wahrheit des Wortes Gottes erfreut. Wie nahe liegt da der Gedanke: Ach, wäre doch nur einer noch da, mit dem ich gemeinsam die Worte Gottes betrachten könnte! Wie herrlich wäre das, und wie viele bessere Fortschritte könnte ich machen!
Jener mag diesen Wunsch zum Gegenstand seiner Gebete machen: einmal, zweimal, viele Male; … und - was wird er vielleicht zur Antwort bekommen? „Meine Gnade genügt dir“; … mein Angesicht wird mitgehen, und ich werde dir Ruhe geben.“ (2.Mos.33:14) Ich will, daß du meine Gemeinschaft höher einschätzt; ich will, daß du dich vertrauensvoll auf m i c h stützt. Wenn du das lernen kannst, werde ich dir sein wie der allerbeste Freund, wie einer, der dir näher steht als irgendein menschlicher Gefährte. Ich werde ein Freund sein, der deine Fehler übersieht, und werde dir Kraft in deiner Schwachheit geben. Ich werde dir ein immer gegenwärtiger Helfer in jeder deiner Prüfungen sein, und ich werde alle deine Freuden mit dir teilen. Darum verlasse dich auf mich. Ich will dir Frieden geben und werde dein Schild sein - und dein sehr großer Lohn. - s.1.Mos.15:1.
Es kann aber auch sein, daß wir nicht nur tolerierte Einzelgänger in unseren Familien sind, sondern daß die, die uns eigentlich am nächsten stehen sollten, wegen unseres Glaubens unsere Gegner werden. Wie bitter sind derartige Erfahrungen! Wieviel Kummer und Herzensnot können sie uns bringen! Wie wohl täte es, derartige Situationen ändern zu können, wie gerne hätte man Frieden und Ruhe im eigenen Heim. Aber - sollten solche oder ähnliche Dinge über uns kommen: Denken wir daran, daß der Herr für uns streitet. In welcher Lage auch immer: Er wird uns Kraft geben und uns in Seinem Frieden bewahren. In Stillsein und in Vertrauen wird unsere Stärke sein; nicht im Vertrauen auf unsere eigene Fähigkeit, Widerwärtigkeiten zu überwinden und Stürmen zu widerstehen - sondern im Vertrauen in des Herrn Treue und seine Bereitwilligkeit, seine Gnade gegen uns allezeit und in allem überströmen zu lassen. - s.2.Kor.9:8.
Nicht blindes Vertrauen, nicht Unwissenheit über das Ziel gottergebenen Lebens, nicht Unkenntnis über den Endzweck der in seinem Leben zugelassenen Erfahrungen leiten den Gläubigen auf seinem Wege. Dem Christen ist der Sinn und Zweck seines Lebens vom Herrn klar und deutlich geoffenbart worden. Doch wenn die Erkenntnis des göttlichen Vorsatzes, die in seinem Leben zur Auswirkung kommt, ihn mit tiefer und dankbarer Freude erfüllt, auch wenn ihm über alle Zweifel hinaus versichert wird, daß alles, was ihm auch geschieht, zu seinem Guten mitwirken muß, geht der Glaubende seinen Weg noch nicht im Schauen. Glauben und Vertrauen sind unbedingt notwendige Stützen und Wegbereiter auf dem schmalen Pfad durch dieses Erdenleben. Unser Auffassungsvermögen ist zu begrenzt, unsere Sicht zu kurz, um verstehen zu können, wieso gerade diese oder jene Erfahrung - sei es Freud oder Leid - jeweils die beste ist.
Ohne Zweifel ist auch der Gläubige durch die ihn umgebende geistige Unruhe gefährdet. Die Mächte der Bosheit sind immer am Werk, einen jeden der Gottsucher in die verkehrte Richtung zu locken. Es gibt Grenzen des Erkennungsvermögens - Dinge, die nicht verstanden werden, weil die Zeit ihrer Offenbarmachung noch nicht gekommen ist. Da und dort liegt Gottes Vorhaben und Tun noch im Dunkel. Aber gerade dort, wo der Gläubige auf Dunkel stößt, muß sich sein Glaube als genügend groß erweisen, um auf Wissen verzichten zu können. Glauben heißt: Sich von der Macht Gottes tragen zu lassen.
Wie sicher, wie Ruhe schaffend ist es, ein restloses Vertrauen in die Fürsorge des Himmlischen Vaters zu erlangen; wie lebenswichtig für einen jeden Nachfolger des Herrn, zu lernen, daß die Wege des Allmächtigen die b e s t e n sind. Manchmal mögen sie schwer sein, aber das Ende ist herrlich, weil in j e d e r Erfahrung die Weisheit Gottes d a s schickt, was zum Besten dient. Glückselig der, der lernt, in allem dem H e r r n die Wahl zu überlassen! Wer dieses kann, wird auch alles, was der Himmlische Vater zuläßt, nicht für ungewöhnlich halten. Er wird „in Stillsein und Vertrauen“ alles annehmen, was über ihn kommt in der Gewißheit, daß der Allerhöchste zu weise ist, um zu irren, und zu liebevoll, um unfreundlich zu sein.
Ja, in Stillsein und Vertrauen“ - das ist das Geheimnis eines glücklichen Christenlebens. Der Gläubige ruht in dem, der Himmel und Erde geschaffen hat. Er ruht in Gott. Und das ist seine Stärke.
Der „Spiegel Gottes“ ist Wegweiser, Helfer und Tröster für einen jeden, der sich Gott naht - der IHN in der Demut eines aufrichtigen Herzens finden möchte. Kein Buch dieser Welt gibt uns Antwort auf das Woher und Wohin unserer Existenz in einer derartig harmonisch-vernünftigen Weise. Nirgendwo anders finden wir die Einzigartigkeit der Erlösung des gesamten Menschengeschlechts durch Jesum Christum, den Sohn des lebendigen Gottes, aufgezeichnet. Jeder Mensch möchte leben; aber viele verzweifeln an diesem Leben, weil es ihrer Meinung nach kein „Leben“ ist, wohl aber Sorge, Not, Angst, Krankheit und Tod. Unser großer, liebender Vater im Himmel bietet uns LEBEN an: wirkliches, immerwährendes Leben in Gesundheit, Frieden und Freude, und - was das Wichtigste ist - in Harmonie mit der Liebe Gottes. Der „Spiegel Gottes“ zeigt den Weg dorthin. Wir brauchen ihn nur zur Hand zu nehmen und hineinzuschauen. Gott sieht das aufrichtige Verlangen eines Herzens, und wird ihm die Geheimnisse seines Ratschlusses offenbaren.
Laßt uns treu sein, damit wir als Gefährtin Christi die Segnungen austeilen dürfen, die der Allmächtige dem Abraham zugeschworen hat: Alle Geschlechter der Erde zu segnen, auf daß auch sie Kinder Gottes auf einer vom Fluch befreiten Erde werden möchten! Welch eine unbeschreiblich herrliche Aufgabe! Laßt uns treu bleiben, damit wir bei der Offenbarung der „Söhne Gottes“ - als Glieder des „Leibes Christi“ einen Anteil daran haben dürfen!
„Denn wer mich findet, hat das LEBEN
gefunden
und hat Wohlgefallen erlangt bei Gott“ - Spr.8:35