„Suche Frieden und jage ihm nach!“

Gottes großartiger Errettungsplan für den Menschen ist ein Friedensplan: Sein Wort der Wahrheit, das Evangelium, ist eine Friedensbotschaft. Der Himmlische Vater beabsichtigt, durch das Opfer Seines geliebten Sohnes die Menschheit mit sich zu versöhnen - und den durch Adams Sünde gestörten Frieden mit der Menschheit wiederherzustellen. Adam hatte Frieden mit Gott, als er in Eden in Harmonie mit seinem Schöpfer und der niederen Schöpfung lebte,  b i s  Unrecht an ihm gefunden wurde. Der Friede mit Gott wurde zerstört, als Satan auftrat und Zwietracht zwischen Gott und dem Menschen säte, indem er ihn mit einer dreisten Lüge verführte, Gottes Gebot zu übertreten.

Nachdem der Friedensbund mit dem gerechten Schöpfer gebrochen wurde, mußte Adam die friedliche Atmosphäre des Paradieses verlassen und auf der noch unzubereiteten Erde seinen Wohnplatz suchen - einer Erde, die fortan den Fluch der Sünde trug. Er war zum Sünder geworden; das gesegnete Band der Gemeinschaft mit dem heiligen Gott war zerrissen, als er unter der Sünde seine ersten Söhne, Kain und Abel, zeugte. Und in Kain zeigte es sich bald, daß die Saat des Widersachers aufgegangen war, Zwietracht zu säen - nicht nur zwischen Gott und Menschen, sondern auch zwischen Brüdern.

Kain wird eifersüchtig auf Abel, als dessen vorbildliches Opfer von den Erstlingen seiner Herde von Gott angenommen wird, während  s e i n  Opfer von den Früchten des Feldes keine Beachtung findet. Eifersucht entsteht und wird zum Haß; und Kain erschlägt seinen Bruder Abel. Der abwärtsführende Weg der Menschheit, der mit Haß und Brudermord beginnt, nimmt seinen Lauf und weitet sich aus zum Krieg, vom Krieg bis zum Völkermord, bis letztlich (in unseren Tagen) zur drohenden Vernichtung der gesamten Menschheit.

Der Allmächtige zieht Kain zur Rechenschaft, indem Er ihn fragt: „Wo ist dein Bruder Abel?“ Und Kain antwortet mit einer Lüge: „ich weiß es nicht; bin ich meines Bruders Hüter?“

Die Frage, ob wir unseres Bruders Hüter sein sollen, wird von unserem Herrn Jesus durch die Aufforderung zur Nächstenliebe in einem allgemeinen Sinn beantwortet. (Mt.19:19) In der ungläubigen Welt findet dieses göttliche Gesetz jedoch nur wenig Beachtung, weil der von Satan inspirierte Geist selbstsüchtige Ziele verfolgt. Anders sollte es jedoch bei den Geweihten sein, die in Christo wandeln - nicht zum Tode, sondern zum Leben. Von diesen sagt der Apostel Johannes: „Wir wissen, daß wir aus dem Tode in das Leben hinübergegangen sind, weil wir die Brüder lieben; wer nicht liebt, bleibt im Tod. Jeder, der seinen Bruder haßt, ist ein Menschenmörder, und ihr wißt, daß kein Menschenmörder ewiges Leben bleibend in sich hat; auch sind wir schuldig, für die Brüder das Leben hinzugeben.“ (Joh.3:14-16) Johannes sagt, daß wir  s c h u l d i g  sind, die Brüder zu lieben. Wir schulden es dem Himmlischen Vater, der Seine Schöpfung so sehr geliebt hat, daß Er Seinen Sohn für den Menschen geopfert hat! Und wir schulden es unserem Herrn, der sein kostbares Blut für  a l l e  Menschen vergossen hat.

Die menschliche Natur - und die neue Natur

Gehen wir von Kains übler Tat aus, so können wir feststellen, daß Eifersucht und Haß an die Stelle von Liebe und Bruderliebe treten. Haß steht im Gegensatz zur Liebe - und findet seinen Ursprung in Satan, dem Widersacher Gottes, von dem unser Herr sagt: „Jener war ein Menschenmörder von Anfang“. -Joh.8:44

Satan war ein Menschenmörder von Anfang an, weil er mit Lüge und Täuschung Adam zur Sünde verführte - und auf diese Weise den Frieden zwischen Gott und den Menschen zerstörte. „Der Sünde Sold“ war der unausweichliche Tod für alle Menschen; und so ist Satan der Mörder des ganzen Menschengeschlechts geworden.

Als ursprüngliche „Kinder des Zorns“ sind  w i r  nun (als „Neue Schöpfungen“) mit dem Himmlischen Vater versöhnt worden. In Christo sind wir gesegnet worden durch Frieden mit Gott. Paulus sagt uns das in Röm.5:1: „Da wir nun gerechtfertigt sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir im Glauben auch Zugang erhalten haben zu dieser Gnade, in der wir stehen dürfen, und rühmen uns aufgrund der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes.“

Mit unserer Weihung haben wir einen neuen Weg beschritten, damit wir die „Frucht des Geistes“ entwickeln, die im Gegensatz zu unseren früheren „Werken des Fleisches“ steht. Paulus erinnert uns an unsere früheren Wege, die wir als „Kinder des Zorns“ gingen, indem er fragt: „Welche Frucht hattet ihr denn damals? Dinge, deren ihr euch jetzt schämt; denn das Ende davon ist der Tod. Jetzt aber - von der Sünde frei gemacht und Gottes Sklaven geworden - habt ihr eure Frucht zur Heiligkeit, als das Ende aber ewiges Leben. „ - Röm. 6:21,22 Paulus will uns zu verstehen geben, daß wir mit unserer Weihung den weltlichen Weg, der zum Tode führt, verlassen und einen neuen, geistigen Weg eingeschlagen haben, der zum ewigen Leben führt. Der abwärtsführende Weg zum Tod ist für uns zum „Schmalen, aufwärtsführenden Weg“ geworden, wie auch Sprüche 15:24 sagt: „Der Weg des Lebens (geht) für den Einsichtigen nach oben, damit er dem Scheol unten entgehe.“

Aber - obgleich wir in Neuheit des Lebens wandeln und von Herzen wünschen, den Willen Gottes zu tun, tragen wir unseren Schatz - den Heiligen Geist, in unseren schwachen und unvollkommenen irdischen Leibern. Das bedeutet, daß unsere Herzen und Sinne zwar danach verlangen, den Willen Gottes völlig zu tun, daß aber die Ausführung dieses göttlichen Willens in unserem täglichen Leben oft zu kurz kommt. Der Geist ist zwar willig, aber das (von der Sünde beeinflußte) Fleisch ist schwach. (Mt.26:41) Auch, wenn wir mit unserer Weihung vor Gott gerechtfertigt sind durch das reinigende Blut Christi, besagt dies nicht, daß wir mit dem Tag unserer Weihung alle unsere schlechten Gewohnheiten und fleischlichen Schwächen über Nacht abgelegt hätten. Wer von uns könnte dies von sich sagen!? Aber - wir schämen uns der Dinge, die wir früher getan haben; das zeigt, daß die neue, geistige Natur die Sünde von Herzen ablehnt. Da wir aber wissen, daß wir unseren Schatz, den Heiligen Geist, in unserem natürlichen, schwachen Gefäß tragen, sind wir dazu aufgefordert, jede Anstrengung zu machen, die unnützen Werke des Fleisches zu kontrollieren und abzulegen. An ihrer Stelle soll die Frucht des Geistes zunehmen und heranwachsen. Wir müssen uns deshalb von allen schlechten Gewohnheiten trennen und die Werke des Fleisches ablegen, weil sie dem geistigen Wachstum der Neuen Schöpfung widerstreben.

Paulus spricht von einem „Ablegen“ und einem „Anziehen“ wie bei einem Kleid.Bevor man ein neues Kleid anziehen kann, muß das alte Kleid abgelegt werden. In dieser logischen Reihenfolge ermahnt uns Paulus: „Laßt uns die  W e r k e  d e r  F i n s t e r n i s  ablegen, und die  W a f f e n  d e s  L i c h t s  anziehen! Laßt uns anständig wandeln wie am Tage; nicht in Schwelgereien und Trinkgelagen, nicht in Unzucht und Ausschweifungen, nicht in Streit und Eifersucht; sondern zieht den Herrn Jesus Christus an, …“ (Röm.13:12), Und in Eph.4:22,25: „… daß ihr, was den früheren Lebenswandel angeht, den  a l t e n  M e n s c h e n  abgelegt habt und den  n e u e n  M e n s c h e n  a n g e z o g e n  habt in wahrhafter Gerechtigkeit und Heiligkeit. Deshalb legt die Lüge ab und redet Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten! Denn wir sind untereinander Glieder.“

Und gleichfalls in Kol.3:8-10: „Jetzt aber legt auch ihr das alles ab: Zorn, Wut, Bosheit, Lästerung, schändliches Reden aus eurem Mund. Belügt einander nicht, da ihr den alten Menschen mit seinen Handlungen ausgezogen und den neuen angezogen habt, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Bilde dessen, der ihn erschaffen hat.“

Wie wir bemerken, richtet Paulus seine Ermahnung an Geweihte, die den „alten Menschen“ mit seinen Handlungen schon ausgezogen haben, soweit es den Neuen Willen betrifft; sie haben aber im Fleische noch mit ihren alten Gewohnheiten zu kämpfen, weil die alte Natur stets in Gefahr ist, durch den Einfluß Satans und der Welt wiederbelebt zu werden.

Die „Werke der Finsternis“, die Paulus hier im einzelnen anführt, wie: „Zorn, Wut, Bosheit, Lästerung, Streit und Eifersucht sowie Lüge entsprechen der Handlungsweise des Widersachers - und sind somit „Werke des Bösen.“ Er ist ja der „Vater der Lüge“ und „der Ankläger der Brüder“, der Streit und Eifersucht erregen und Zwietracht säen möchte - sowohl zwischen Gott und den Menschen, als auch zwischen Brüdern. Er (Satan) ist mit der weltlichen Gesinnung in Einklang. Darum warnt uns auch der Apostel Jakobus: „Wisset ihr nicht, daß Freundschaft der Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer nun ein Freund der Welt sein will, erweist sich als Feind Gottes.“ - Jak.4:4

Gottesliebe - und Bruderliebe

Jesus zeigte uns, daß das Gesetz, das die Begegnung des Menschen mit dem Gott der Liebe und des Friedens möglich machte, in den beiden Forderungen besteht: Gott zu lieben - und den Nächsten wie sich selbst. (Mt.5:43) Unsere Liebe zu Gott offenbart sich zunächst darin, daß wir Seinen Sohn lieben, den Er uns als Ausdruck Seiner Liebe gesandt hat; denn Gott hat uns zuerst geliebt. - 1.Joh.4:19.

Wir zeigen unserem Himmlischen Vater  u n s e r e  Liebe dadurch, daß wir Seine Gebote halten, die uns durch Seinen Sohn gegeben wurden. Jesus sagte: „Wenn ihr meine Gebote haltet, so werdet ihr in meiner Liebe bleiben, wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in  S e i n e r  Liebe bleibe.“ Und er sagte: „Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen“; und: „Wenn ihr mich liebt, so werdet ihr meine Gebote halten Joh.15:10; 14:23; 14:15.

Diesen Schriftbeweisen entnehmen wir, daß wir Gott unsere Liebe nur in der Liebe Christi und im Halten Seiner Gebote erweisen können. Und Christus hat uns, Seinen Fußstapfen-Nachfolgern, die Geschwisterliebe nicht nur empfohlen, sondern geboten: „Ich  g e b i e t e  euch, daß ihr einander liebet.“ Der Kreis schließt sich in den Worten unseres Herrn, der bereit ist, zu Seinem Himmlischen Vater zu gehen, wenn er sagt: „Und ich habe ihnen Deinen Namen kundgetan, damit  d i e  Liebe, womit du mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in ihnen.“ - Joh.17:26

Die Bruderliebe, das Band des Friedens

Die ungeheuchelte Bruderliebe ist „das Band der Friedens“, das uns mit unserem Herrn - und durch ihn mit dem Himmlischen Vater - verbindet. Wenn wir die Brüder von Herzen lieben, so zeigen wir damit, daß wir unseren Herrn lieben, der sich nicht schämte, uns als seine Brüder vor dem Himmlischen Vater anzuerkennen.

Die Gottesliebe und die Liebe unseres Herrn Jesus ist untrennbar mit der Bruderliebe verbunden. Wenn wir sagen, daß wir dem Himmlischen Vater lieben, unseren Brüdern jedoch mit Kälte oder Verachtung begegnen, so befinden wir uns in einem Widerspruch; unser vermeintlicher Gottesdienst ist damit vergeblich. Der Apostel Johannes macht diesen Widerspruch deutlich, wenn er folgerichtig bemerkt: „Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott, und haßt seinen Bruder, ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er gesehen hat, kann Gott nicht lieben, den er nicht gesehen hat.“ (Joh.4:20) - Und wir könnten diesen Worten noch hinzufügen: Wer seinen Bruder nicht liebt, der kann auch Christus nicht lieben, der uns das Gebot der Bruderliebe gegeben hat. - 1.Joh. 4:20,21.

Erinnern wir uns auch an die Worte unseres Herrn Jesu: „Wahrlich, ich sage euch: was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, habt ihr mir getan.“ (Mt.25:40). Was wir auf dem schmalen Wege der Nachfolge Jesu seinen Brüdern als Seinen Leibesgliedern - getan, oder was wir ihnen nicht getan haben, haben wir unserem Herrn, Jesus Christus, getan oder nicht getan. Was wir aber dem Christus. getan haben (ob Gutes oder Böses), das haben wir auch dem Himmlischen Vater getan, der Seinen Sohn liebt. Die Schriften zeigen uns mit aller Deutlichkeit, daß die Bruderliebe, als Gebot unseres Herrn, die letzte und entscheidende Prüfung für unsere Annahme oder Ablehnung als Glieder der Braut Christi ist.

1.Joh.3:14: „Wir wissen, daß wir aus dem Tod in das Leben hinübergegangen sind,  w e i l  w i r  d i e  B r ü d e r  lieben; wer nicht liebt (seinen Bruder nicht liebt), bleibt im Tode.“

1.Joh.3:23: „Und dies ist sein Gebot, daß wir an den Namen Jesus Christus glauben  u n d  e i n a n d e r  lieben, wie er es uns als Gebot gegeben hat.“

1.Joh.2:10: „W e r  s e i n e n  B r u d e r  l i e b t,  bleibt im Licht, und nichts Anstößiges ist in ihm. Wer aber seinen Bruder haßt, ist in der Finsternis.“

Wenn die Liebe erkaltet

Wie eng Haß und Zwietracht miteinander verbunden sind, zeigt uns der weise Salomo in den „Sprüchen“, wenn er feststellt: „Haß erregt Zänkereien, aber die Liebe deckt alle Vergehen zu.“ (Spr.10:12) Es ist das Wesen der Liebe, Mängel zuzudecken und Frieden zu stiften. Die Liebe „läßt sich nicht erbittern; …sie rechnet Böses nicht zu; … sie erträgt alles. sie erduldet alles.“

Wo aber die Liebe erkaltet, die die Mängel und Schwachheiten der Brüder zudeckt, da entsteht schnell Zank und Streit - und aus Streit Zwietracht und Trennung mit dem Ergebnis, daß der Friede Gottes, der unsere Herzen regieren sollte, gestört wird. „Betrug ist im Herzen derer, die Böses schmieden; bei denen aber, die zum Frieden raten, ist Freude“, sagt Spr.12:20

Zank und Streit unter Brüdern offenbart nicht nur einen Mangel an brüderlicher Liebe, sondern auch eine Wiederbelebung des Eigenwillens, der sich oft in Eifersüchteleien, Rechthaberei und verleumderischen Worten äußert. Jakobus stellt die Frage: „Woher kommen Kriege, und woher Streitigkeiten unter euch? Nicht daher: aus euren Lüsten, die in euren Gliedern streiten?“

Unser Herr warnte in einer sehr harten Sprache seine Fußstapfen-Nachfolger davor, den Brüdern ein „Ärgernis“ zu geben, das ihnen zu einem Stolperstein auf ihrem Wege der Nachfolge werden könnte. Er sagte: „Wenn aber jemand einem dieser Kleinen, die an mich glauben, Anlaß zur Sünde gibt, für den wäre es besser, daß ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er in die Tiefe des Meeres versenkt würde.“ - Mt.18:6

Dies sind in der Tat harte Worte, die aber mit aller Deutlichkeit die Verantwortung zeigen, in der wir stehen, wenn wir unserem Mitbruder einen Anlaß zur Sünde geben, der unter Umständen seinen geistigen Tod herbeiführen könnte. Dies gilt aber nicht nur für die Menschen im allgemeinen, sondern auch (in der Jetztzeit) für die Fußstapfennachfolger des Herrn, die in besonderer Verantwortung stehen.

Wenn Zwietracht unter Brüdern ausgestreut wird, wenn Zank und Streit entstehen, so geschieht dies meist aus unbedachten Worten, wobei die „ungebändigte Zunge“ das Werkzeug der Übermittlung von Verdächtigungen, Ohrenbläsereien, Gerüchten und Verleumdungen bis hin zur Lüge ist. Im eskalierenden Streit erweist sich die ungebändigte Zunge als ein „unstetes Übel, voll tödlichen Giftes.“ Jakobus bezeichnet sie zutreffend als „vernichtendes Feuer“ -ein Feuer, das „den ganzen Leib befleckt und den Familienkreis in Brand steckt - und von der Hölle in Brand gesteckt wird.“ (Jak.3:6 nach Schlachter) In der konkordanten Übersetzung steht anstatt Hölle: „Gehenna“, was auf den zweiten Tod hinweist - wie auch Jakobus feststellt, daß der Tod und das Leben in der Gewalt der Zunge sind. - Spr.18:21)

David fragt Gott in den Psalmen: „Wer darf wohnen auf deinem heiligen Berge? Und er gibt auch selbst die Antwort: „der nicht verleumdet mit seiner Zunge, kein Übel tut seinen Gefährten, und keine Schmähung bringt auf seinen Nächsten.“ (Ps.15:1-3) Wer böse und verleumderische Worte gegen seinen Bruder oder seinen Nächsten redet, sollte bedenken, daß er  s i c h  s e l b s t  damit verunreinigt.

Er verunreinigt sein Herz, von dem „die Ausgänge des Lebens“ sind, denn „aus der Fülle des Herzens redet der Mund.“ Wer Böses gegen seinen Bruder redet, zerstört seinen  e i g e n e n  Frieden mit dem Himmlischen Vater und dem Herrn. Der Allmächtige liebt die Friedenstifter, wie auch Jakobus andeutet, wenn er sagt: „Die Frucht der Gerechtigkeit aber wird in Frieden denen gesät, die Frieden stiften.“ - Jak.3:18.

Jesus belehrte die Pharisäer, die großen Wert auf äußerliche Reinheit legten, darüber, daß die Reinheit des Herzens von viel größerer Wichtigkeit sei, indem er feststellte: „Was aber aus dem Mund ausgeht, kommt aus dem Herzen hervor, und das verunreinigt den Menschen. Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken hervor: Mord, Ehebruch, Hurerei, Dieberei, falsche Zeugnisse, Lästerungen; diese sind es, die den Menschen verunreinigen.“ - Mt.15:19,20.

Leider sind böses Reden, Verleumdungen und Zwietracht im alltäglichen Umgang  u n t e r  d e n  M e n s c h e n  so allgemein geworden, daß niemand sich mehr Gedanken darüber macht, was sie tatsächlich bedeuten - und wie häßlich und verwerflich sie sind. Von einem Mord sprechen die Menschen mit Abscheu als von einem Verbrechen. Nicht so von Lüge und Verleumdung, obgleich diese nicht minder verabscheuungswürdig sind, weil sie einem heimtückischen Mord gleichzusetzen sind, die den guten Namen des Nächsten „töten“ oder vernichten. Im „täglichen Manna“ vom 7. Januar kommentiert Brd. Russell den Schrifttext von Titus 3:2-. „Redet Böses von niemanden“ mit folgenden Worten:

„Wenn doch alle Kreuzesstreiter erkennen möchten, daß übles Nachreden und Verleumdung ein Meuchelmord des Charakters eines anderen sind, und daß es einen Raub des guten Namens des Nächsten bedeutet, wenn man Böses von ihm redet. Diese Erkenntnis würde solche Verfehlungen bald in ihr richtiges, häßliches Licht rücken, in dem sie vor Gottes Augen stehen. Wenn die Sache einmal von diesem wahren, göttlichen Standpunkt aus gesehen wird, so muß sie bei der Neuen Schöpfung die größtmögliche Anstrengung erwecken, solche Werke des Fleisches und des Teufels zu überwinden. Jeder wird suchen, den alten Sauerteig der Bosheit, des Neides, der üblen Nachreden, des Haders und der Verderbtheit auszufegen, damit er reinen Herzens und ein Ebenbild des Herrn sei.“ - Zitatende.

In Gottes Augen und in den Augen unseres Herrn gilt die Verleumdung, die Zwietracht unter den Brüdern entstehen läßt, als besonders verwerflich. Wenn Streit und Zank und böses Reden unter Brüdern ist, so zerstört dies die Einheit des Geistes, die unter allen Umständen bewahrt werden muß. Paulus ermahnt die Brüder in Christo: „Mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut in Liebe ertragend, befleißiget euch, die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens.“ (Eph.4:2,3) Und des weiteren: Zu diesem allen aber ziehet die Liebe an, die das Band der Vollkommenheit ist; und der Friede des Christus regiere in euren Herzen, zu dem ihr auch berufen worden seid in  e i n e m  Leib.“ - Kol.3:15

Wie kann aber der Friede des Christus in unseren Herzen regieren, in dem  e i n e n  Leib, wenn wir entzweit und untereinander in Streit und Zwietracht sind? Geschwister, könntet ihr euch unseren Herrn vorstellen, daß er hinter dem Rücken seiner Jünger böse und verleumderische Worte gegen Petrus, Johannes und Jakobus ausgesprochen hätte? Könntet ihr euch vorstellen, daß Jesus mit Haß oder in übler Nachrede sich über seine Mitbrüder geäußert hätte? Könntet ihr euch vorstellen, daß unser Meister im Sinne der Welt und des Teufels durch böses Reden Zwietracht unter den Brüdern gestiftet hätte?

Wenn wir aber für uns in Anspruch nehmen, daß wir als Fußstapfennachfolger unserem großen Vorbild, Jesus Christus, nachwandeln wollen, so laßt uns auch das, was er als teuflisch und böse verwarf, gleichfalls verwerfen, und das, was er uns als gut und erstrebenswert empfahl, annehmen. Wenn wir es tun, so handeln wir nach Seinem Vorbild in der Einheit  e i n e s  Geistes: des Geistes der Liebe und des Friedens, der aus Gott ist. „Endlich aber seid alle gleichgesinnt, mitleidig, (voll) brüderlicher Liebe, barmherzig und demütig, und vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltword, sondern im Gegenteil: segnet, weil ihr dazu berufen worden seid, daß ihr Segen erbt! Denn wer sein Leben lieben und gute Tage sehen will, der halte Zunge und Lippen vom Bösen zurück und tue Gutes;  e r  s u c h e  F r i e d e n  u n d  j a g e  i h m  n a c h ! “ - 1.Pet.3:8-11

„Suche Frieden und jage ihm nach“!

Laßt uns bedenken, daß es wohlbedachter Anstrengungen bedarf, den Frieden zu erhalten, wo dieser in Gefahr ist. In der Situation eines Wortstreites hängt es oft von den wohlüberlegten Worten ab, die den Zorn besänftigen und die Wogen glätten können. Anklagende und verletzende Worte schüren Unfrieden, während milde und zurückhaltende Worte eine Wohltat für den anderen sind.

Wer den Frieden zu erhalten sucht und ihm nachjagt, muß die Tugend der Langmut und der Barmherzigkeit besitzen - und muß zum Ertragen und Vergeben bereit sein. Grundsätzlich gilt: „Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten, sondern gegen alle milde sein, lehrfähig, duldsam, und die Widersacher mit  S a n f  t m u t  zurechtweisen … .“ - 2.Tim.2:24,25.

In der Realität ist es leider nicht immer möglich, den Frieden zu bewahren und einen Wortstreit zu vermeiden, wenn sich nicht  b e i d e  Parteien um Frieden bemühen. Paulus scheint dies anzudeuten, wenn er sagt:  „W e n n  m ö g l i c h,  soviel an euch ist, lebt mit allen Menschen in Frieden!“ - Röm.12-18

Aber selbst dann, wenn  i c h  v o n  m i r  a u s  a l l e s,  was möglich ist, tue, um den Frieden zu erhalten, ist dies noch keine Garantie dafür, daß der Friede zwischen mir und meinem Nächsten erhalten bleibt, wenn nicht mein Nächster die gleichen Anstrengungen macht. Eine alte Spruchweisheit sagt: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“

Diese Einschränkung:  „w e n n   m ö g l i c h“,  (lebt mit allen Menschen in Frieden), zeigt an, daß es auch Situationen gibt, wo dies nicht möglich ist . Diese Lage tritt dann ein, wo wir „um des lieben Friedens willen“ dort schweigen, wo wir widersprechen sollten. Jesus schwieg nicht, um den Frieden mit seinen Mitmenschen zu erhalten, wenn es darum ging, daß göttliche Grundsätze gebrochen wurden. Er schwieg nicht, wenn das Prinzip der Gerechtigkeit verletzt wurde. Er schwieg auch dann nicht, als die Geldwechsler ihre Geldgeschäfte im heiligen Vorhof des Tempels verrichteten, sondern - er geriet in gerechten Zorn.

Laßt uns bedenken, daß wir Botschafter Christi sind, die als solche leicht Schmähungen auf den Namen unseres Herrn bringen könnten, wenn wir einen Anlaß zum Streit geben. Vielmehr: Laßt uns,  w a s  a n  u n s  l i e g t,  dem Frieden nachjagen und Frieden suchen, wo immer dies möglich ist, damit wir  u n s  s e l b s t  in der Liebe Gottes erhalten - dem Band der Einheit und des Friedens. (Judas 21). „Jagt dem Frieden mit allen nach - und der Heiligung, ohne die niemand en Herrn schauen wird“, versichert uns Hebr.12:14.

Laßt uns uns allezeit bemühen, Friedenstifter zu sein, indem wir die Einheit des Geistes in Frieden bewahren. Unser Herr pries die Friedenstifter als „glückselig“ - mit der Verheißung, daß sie „Söhne Gottes“ heißen werden. - Mt.5:9

Mit den ermahnenden Worten des Apostels möchten wir schließen: „Im übrigen, Brüder, freut euch, laßt euch zurechtbringen, laßt euch ermutigen, seid eines Sinnes, haltet Frieden! Und der Gott der Liebe und des Friedens wird mit euch sein!“



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung