„…und vergiß nicht alle Seine Wohltaten“

„Preise Jahwe, meine Seele,
und all mein Inneres seinen heiligen Namen!
Preise Jahwe meine Seele,
und vergiß nicht alle seine Wohltaten!

Der da vergibt alle deine Ungerechtigkeit,
der da heilt alle deine Krankheiten;
der dein Leben erlöst von der Grube,
der dich krönt mit Güte und Erbarmungen;
der mit Gutem sättigt dein Alter;
deine Jugend erneuert sich wie die des Adlers.“
Ps.103:2-5

Es ist nun einmal die Folge der Sünde, deren Fluch auf der ganzen irdischen Schöpfung liegt, daß alle Kreatur mit diesen oder jenen Gebrechen belastet ist: daß sie leidet. Auch das Kind Gottes leidet, wenn auch aus einem anderen Grund. Hat es doch teil an den „Drangsalen des Christus, die noch rückständig sind für Seinen Leib.“ (s.Kol.1:24) Doch wenn das Herz des Gläubigen nach dem Willen Gottes ausgerichtet ist, dann ist der Himmlische Vater auch immer bereit, helfend einzugreifen - sei es auf diese oder auf jene Weise.

Körperliches Leiden mag den Geweihten des Herrn in gewissen Fällen auch im Geiste entmutigen und schwächen. Dann leidet er doppelt, weil ihn eben diese Schwäche des Geistes zutiefst betrübt. Aber - der Zugang zum Thron der Gnade steht ihm ja immer offen! Er darf diese geöffnete Verbindungstür zu den himmlischen Mächten eilends in Anspruch nehmen und um Mut, Erfrischung und Aufrichten aus der lähmenden Niedergeschlagenheit bitten.

Diesen Weg legt der Apostel in Hebr.4:16 ganz klar vor uns hin, wenn er sagt: „Laßt uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zu dem Thron der Gnade, auf daß wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zur  r e c h t z e i t i g e n  Hilfe.“ Alle Nachfolger des Herrn machen Erfahrungen dieser Art. Wenn sie sie richtig verwerten, werden sie immer mehr verspüren, wie sie stärker werden im Herrn und in der Macht  s e i n e r  Stärke. Ja - selbst Fehltritte und Schwachheiten wie auch das Gefühl großer Bedürftigkeit nach dem Anlehnen auf den Arm des Herrn - alles dieses wird dem Kind Gottes zum geistigen Vorteil werden; es wird wachsen und erstarken in einer Weise, wie es nicht möglich wäre, wenn es ohne Prüfungen und Schwierigkeiten bliebe. Es kann sogar geschehen, daß der Herr sein Angesicht vor ihm verbirgt, wenn sein Herz erlahmt, oder wenn er seine geistigen Vorrechte mißachtet. Das Gefühl der Verlassenheit und Hilflosigkeit, das dann im Herzen des Gläubigen aufsteigt, erweckt aber ein umso stärkeres Bedürfnis, beim Herrn Vergebung und Hilfe zu suchen.

Diese geistigen Kämpfe bewirken ein immer wieder erneutes Hineingeführtwerden in die Erkenntnis, daß das Sühnopfer und Versöhnungswerk Jesu eine  N o t w e n d i g k e i t  war. Es wird dem Gläubigen von Mal zu Mal klarer, daß der Opfertod unseres Herrn nicht allein die vergangenen Sünden bedeckt - die Sünden Adams also wie auch die eigene - b e v o r  er durch den Sohn zum Vater kam. Die Auswirkungen des Opfers Jesu Christi haben ja einen weit größeren Umfang, weil seine Gerechtigkeit durch das einmalige Opfer für alle ausreicht, und auch die geistigen, sittlichen und leiblichen Mängel des Kindes Gottes gutmacht, sofern sie nicht von ihm beabsichtigt sind.

So wird der Nachfolger Christi während seiner ganzen Reise auf dem „schmale Weg“ beständig daran erinnert, daß er um einen Preis erkauft wurde: durch das kostbare Blut des eingeborenen Sohnes Gottes. Seine Erfahrungen und Fehler führen ihn immer näher an den Herrn heran. Er erfährt an sich selbst einen stetigen Lernprozeß für das, was unser Erretter einst getan, und was er als Helfer und Erlöser seither für uns tut. Manch ein Berufener des Herrn hat nicht gelernt, aus den zuvor erwähnten geistigen Beschwerden und Gebrechen  d e n  Nutzen zu ziehen, den Gott damit beabsichtigte. Er fällt in eine Art depressiver Selbstverurteilung und meint: Ich habe Unrecht vor Gott getan; nun kann ich nicht mehr vor seinen Thron kommen, bevor ich nicht einen Sieg über mich selbst errungen habe. Ein solches Denken ist aber eine eigenmächtige Umgehung des rechten Weges. Der Gläubige sucht aus  e i g e n e r  Kraft seine Schwächen zu besiegen. Da er durch die Erkenntnis seiner Unzulänglichkeit entmutigt worden ist, ist er nun nicht mehr in der Lage, einen „guten Kampf des Glaubens“ zu kämpfen - weder gegen sein eigenes Ich, noch gegen den Widersacher.

Gerade der umgekehrte Weg ist es, der uns von unserer Last befreit. Sobald ich erkenne, daß ich einen Fehler gemacht habe, sollte ich mich zuerst bemühen, den Schaden nach bester Möglichkeit wieder gutzumachen. Dann aber sollte ich eilends zum Thron der Gnade kommen und um Vergebung bitten - und zwar im Glauben, nicht im Zweifel!

Niemals dürfen wir denken, daß der Herr uns barsch anfahren wird, (wie wir es leider manches Mal mit anderen tun). Immer wird er uns daran erinnern, daß seine Liebe und sein Erbarmen groß genug waren, um für unsere Erlösung zu sorgen, als wir noch unwissende, ungläubige Sünder waren.

Nun aber sind wir durch Glauben und Weihung vom Geiste gezeugte Kinder Gottes geworden, und suchen mit unserem besten Vermögen, dem Wort des Geistes zu folgen, anstatt auf die Einflüsterungen des Fleisches zu hören. Wie oft fallen wir auf diesem Weg! Aber der Himmlische Vater, der unser Bemühen sieht, hilft immer wieder auf! Seine Geduld mit uns ist so groß, seine Liebe so unendlich!

Bedenken wir, daß selbst einem menschlichen Vater sein „Sorgenkind“ oftmals näher am Herzen liegt als das gut geratene. Um wieviel gütiger, liebevoller und treuer haben wir Ihn uns vorzustellen - als den besten, liebsten und treueste unserer Freunde! Gott erwartet von uns nur rückhaltlosen Glauben und tiefes Vertrauen. Ist das etwa zu viel? Erbarmt er sich doch aller Schwächen und Fehler derer, die Ehrfurcht vor ihm haben und ihn „in Geist und Wahrheit anbeten.“ (Joh.4:24) Sein Segen für die kleine Liebe, die  w i r  ihm geben können, bleibt nie aus.

Jeder, der Glauben genug hatte, ein erstes Mal zum Herrn zu kommen, wird in diesem Glauben wachsen und gestärkt werden, wenn er nur nie versäumt, Tag und Nacht in allen Schwierigkeiten, Prüfungen und Vergehen zu IHM zu kommen. Schlimm und traurig wird es nur, wenn eine Trennungswand zwischen „Kind“ und „Vater“ entsteht - wenn das Kind nach der Ermahnung der Schrift versäumt, vor dem Thron der Gnade um Frieden und Wiederherstellung der Gemeinschaft zu bitten! Wenn sich diese „Wolken“ nicht verziehen, wird es am Ende nicht würdig erfunden werden, denen zugezählt zu werden, die der Herr jetzt - in diesem Zeitalter - auswählt.

Der Vater sucht Anbeter, die ihn ehren; Anbeter, die ihn lieben und ihm vertrauen. „Ohne Glauben aber ist es unmöglich, ihm wohlzugefallen.“ (Hebr.11:16) „Und dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube!“ (1.Joh.6:4) Jesus Christus, „der Anfänger und Vollender des Glaubens“, hat das Tor zur Versöhnung mit Gott für die Nachfolger des Herrn geöffnet. Es wäre unvereinbar mit Gottes Wort, von diesem Gedanken keinen Gebrauch zu machen. So setzen wir denn unser Vertrauen auf den Herrn - und nicht auf unser schwaches, fehlerhaftes Ich!

Wir haben nun von der Gnade und Barmherzigkeit unseres Himmlischen Vaters gehört, die sich an allen auswirkt, die auf ihn trauen und ihren Lebensweg im Geiste aufrichtiger Liebe auszurichten suchen. Daß wir nicht fähig sind, den vollkommenen Anforderungen dieses Geistes völlig zu genügen, darf uns nicht entmutigen und niederdrücken. Gott weiß, daß wir „lecke Gefäße“ sind. Niemand sollte erwarten, daß unsere sterblichen, unvollkommenen Leiber fähig sind, vollkommene Werke zu vollbringen.

U n s e r  S t r e b e n  aber geht dahin, nicht nach dem Fleische, sondern nach dem Willen, den Absichten, der  G e s i n n u n g,  vollkommen zu werden. Unsere große Hoffnung dabei ist, daß unser Glaube und Eifer durch das Verdienst unseres Erlösers unsere Mängel und Fehler, die uns ständig betrüben, über-decken.

Ja - „der Vater selbst hat euch lieb“, versichert Johannes, der Apostel, in Joh.16:27. Und - wenn Gott uns so liebte, daß er seinen eingeborenen Sohn zu unserer Erlösung dahingab, selbst, als wir noch Sünder waren, „wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken? (Röm.8:32b) Wird er uns nicht jegliche Hilfe geben, die wir auf dem Wege zu dem wunderbaren Erbteil brauchen“, das Sein Wort verheißt?

Wenn der Himmlische Vater uns liebte, als wir noch ohne die bedeckende Gerechtigkeit Jesu Christi waren - wieviel mehr und um wie vieles zärtlicher wird er uns lieben, seit er uns in seine Familie aufgenommen hat? Er sieht ja in unseren Herzen den ernsthaften Wunsch, seinen Willen zu tun und ihm Freude zu machen.

So laßt uns voller Zuversicht sein und „mit Freimütigkeit hinzutreten zu dem Thron der Gnade, auf daß wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zur rechtzeitigen Hilfe.“



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung