Der Strom des Lebens

„Betrachte die Geschichte und die Prophezeiungen der Bibel zusammen; sie ergeben eine umfassende Darstellung des ganzen Verlaufs der Ereignisse von der Erschaffung und dem Fall des Menschen bis zu seiner Wiederherstellung und seiner Versöhnung mit Gott. Die Bibel ist eine genaue Aufzeichnung der ganzen Menschheitsgeschichte. Ohne sie würde Vergangenheit und Zukunft gleich Flüssen sein, die aus unbekannten Quellen kommen und sich in unbekannte Meere ergießen. Doch unter der Anleitung der Bibel können wir diese Flüsse von ihrem Ursprung an verfolgen und sehen, wie sie in dem wunderbaren Ozean der Ewigkeit enden.“ - Ch. T. Russell.

Blicken wir auf die Psalmen: die Mehrzahl von ihnen ist ein Zeugnis Davids, des großen Königs Israels. Seine Gesänge sind voll Lob und Preis auf den Schöpfer des Universums. Viele sind auch zugleich Prophezeiungen von Ereignissen, die damals noch in der Zukunft lagen und z.T. auch heute noch zukünftig sind. Erinnerte nicht unser Herr Jesus selbst seine Zuhörer an die Aussagen der Psalmen, des Gesetzes und der Propheten? Sie waren auch für ihn Bestätigung seiner Sendung und seines Auftrages während des ersten Advents.

Sehen wir uns einmal den 46. Psalm genau an. Aus seinem Inhalt gewinnen wir die Überzeugung, daß Gott hier David dazu ausersehen hatte, um der Kirche, der Herauswahl, eine Belehrung zu geben. Besonders jetzt, am Ende des Evangeliumszeitalters, scheint er uns von großer Wichtigkeit für die Berufenen zu sein. Dieser hoch-symbolische Psalm - spricht er nicht von den Erfahrungen und Prüfungen der aus der Welt Herausgerufenen? Er versichert uns aber auch, wie sehr der Himmlische Vater seinem Volk Kraft gibt und mit ihm handelt.

Lesen wir die Vse. 1-3: „Gott ist uns Zuflucht und Stärke, eine Hilfe, reichlich gefunden in Drangsalen. Darum werden wir uns nicht fürchten, wenngleich gewandelt würde die Erde, und die Berge wankten im Herzen des Meeres, wenn seine Wasser tobten und schäumten, die Berge erbebten durch sein Ungestüm.“

Auch in Spr.18:10 bezeugt der weise Salomo, eine wie große Zuflucht unser Gott ist: „Der Name Jahwes ist ein starker Turm; der Gerechte läuft dahin und ist in Sicherheit.“ Allen, die Zuflucht suchen, wird auch in Ps.91:9-11 verheißen: „Weil du Jahwe, meine Zuflucht, den Höchsten, gesetzt hast zu deiner Wohnung, so wird dir kein Unglück widerfahren, und keine Plage deinem Zelte nahen; denn er wird seinen Engeln über dir befehlen, dich zu bewahren auf allen deinen Wegen.“

Diese hoffnungsvollen Worte waren zuerst und hauptsächlich für Jesus selbst geschrieben worden, doch gelten sie ebenso für alle, die sein sind. Als der Herr in den vierzig Tagen seines Aufenthaltes in der Wüste von Satan versucht wurde, „kamen Engel, und dienten ihm.“ (Mt.4:11; Mk.1:13) Jeder von uns darf die gleiche Erwartung hegen. Denn der Psalmist versichert in Ps.34:7: „Der Engel Jahwes lagert sich um die her, welche ihn fürchten, und er befreit sie.“

Kehren wir zu unserem 46. Psalm zurück. In den Worten: Gott ist uns Zuflucht und Stärke, eine Hilfe, reichlich gefunden in Drangsalen“, finden wir die Bestätigung, daß der Allmächtige auch uns in der heutigen Zeit eine starke Zuflucht ist. Und ganz gewiß: ER IST ES!

David trifft mit diesen Worten nicht nur eine allgemein gültige Feststellung; er bezeugt auch, wie sehr der Allerhöchste ihm in Zeiten der Not und der Bedrängnis geholfen hat. Kommen wir in Schwierigkeiten, so brauchen wir uns nicht zu fürchten. Wie David, vor allem aber auch wie Jesus, in dessen Fußstapfen wir wandeln, haben wir Zeiten der Versuchungen, der Prüfungen. Und wenn wir wie David zurückblicken, kommt uns zum Bewußtsein, wie der Himmlische Vater uns einst aus ähnlichen Schwierigkeiten befreite. Wir finden dann, daß jene speziellen persönlichen Erfahrungen uns stärker gemacht haben im Glauben. In dem Maße, wie wir in der Wahrheit heranwachsen und reifer werden in der Erkenntnis, lernen wir die Erklärungen des Apostels Paulus immer besser verstehen und schätzen: „Wenn Gott für uns ist, wer wider uns?“ - Röm.8:31.

Als Erforscher der Schrift wissen wir, daß die Erde nicht buchstäblich verschwinden wird, wenn auch Vs.2 des 46. Psalms lautet: „Wenngleich gewandelt würde die Erde.“ Diese Aussage ist symbolisch zu verstehen und bezieht sich auf den Wechsel der geistigen Herrschaft, auf die große Veränderung in der Struktur der menschlichen Gesellschaft, die am Ende des Zeitalters vor sich gehen wird. Auch wenn Petrus diese Prophezeiung dahingehend berührt, indem er sagt, daß die jetzt bestehende Welt „zerschmelzen“ wird, ja - daß sie „für das Feuer“ aufbewahrt ist, so gebraucht er diese Ausdrucksweise nur, um uns zu sagen, daß diese gegenwärtige „kranke“ soziale Ordnung auf der Erde aufgelöst wird. Die alte Ordnung  k a n n  n i c h t  in die neuen, zukünftigen Verhältnisse übernommen werden. Gott hat einen „neuen Himmel“ und eine „neue Erde“ verheißen, in welchen Gerechtigkeit wohnt. - 2 Pet.3:10,13

Welch eine Hilfe zum Verständnis ist uns die Erklärung der Symbolik vom „Meer“ und seinen „rauschenden Wasserwogen“ durch den Propheten Jesaja! Wir erfahren aus Jes.17:12,13: „Wehe dem Getümmel vieler Völker; wie das Brausen des Meeres brausen sie; und dem Rauschen der Völkerschaften: wie das Rauschen gewaltiger Wasser rauschen sie!“ Sehen wir nicht gerade jetzt in dieser unserer Zeit, wie die Königreiche der Erde eines nach dem anderen vergehen, wie Regierungen wechseln, wie sie zusammenbrechen durch den Protest der ruhelosen Massen, die versuchen, ihre wirklichen und ihre eingebildeten Rechte durchzusetzen?

Jetzt lesen wir dazu Dan.12:4: „Und du, Daniel, verschließe die Worte und versiegle das Buch  b i s  zur Zeit des Endes. Viele werden es durchforschen, und die Erkenntnis wird sich mehren.“ Hier sieht Daniel die Zunahme der Erkenntnisse (auf allen Gebieten) als ein Zeichen des Endes dieses Zeitalters voraus.

Sehen wir nicht die Erfüllung auch dieser Prophetie? Ja, wir sehen, wie sie sich gerade jetzt in unserer Zeit erfüllt! „Die Mehrung der Erkenntnis“ war gerade zur rechten Zeit eingetreten, um die vorhergesagte „Zeit der Drangsal, dergleichen von Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist“, einzuleiten.

Freilich - viele unserer  h e u t i g e n  Probleme entstanden durch die weitaus verbesserte Kommunikation der Völker untereinander. Die „Zeit des Endes“ begann mit der Erfindung der Buchdruckerpresse im 16. Jahrhundert. Und was haben wir heute? Nicht nur Radio und Fernsehen übertragen die Nachrichten in Bruchteilen einer Sekunde über die ganze Erde. Die Computer, E-Mail und Internet erweitern die Möglichkeiten ins Grenzenlose. Aber trotz aller neuen und neuesten Erkenntnisse ist dennoch der Mensch nicht besser geworden, sondern beutet in seiner Selbstsucht die Mitmenschen aus - mehr denn je! Ein Fernsehkommentator meinte schon vor längerer Zeit, das Fernsehen sei wie eine Wasserstoffbombe, die in jedes Haus eindringe. Er wollte damit ausdrücken, wie doch dieses und andere Medien die Gemüter, die Ansichten und Vorstellungen der Menschen beeinflussen. Wahrhaftig - wir sehen, wie diese Zunahme der Erkenntnis zu einer Veränderung, zu einem Wechsel auf unserer alten Erde beiträgt.

Durch den Propheten Haggai läßt der Allmächtige verkünden: „Noch einmal, eine kleine Weile ist es, da werde ich den Himmel erschüttern, das Meer und das Trockene. Und ich werde alle Nationen erschüttern; und das Ersehnte aller Nationen wird kommen, und ich werde dieses Haus mit Herrlichkeit erfüllen.“ (Hag.2:6,7). Der Schreiber des Hebräerbriefes kommt auf Haggais Voraussage zu sprechen und wendet diese Prophezeiung auf das Ende des Evangeliumszeitalters an. Dort heißt es: „ … dessen Stimme damals die Erde erschütterte; jetzt aber hat er verheißen und gesagt: Noch einmal werde ich nicht allein die Erde bewegen, sondern auch den Himmel. Aber das 'noch einmal' deutet die Verwandlung der Dinge an, die erschüttert werden als solche, die gemacht sind, auf daß die, welche nicht erschüttert werden, bleiben. Deshalb, da wir ein unerschütterliches Reich empfangen, laßt und Gnade haben, durch welche wir Gott wohlgefällig dienen mögen mit Frömmigkeit (Ehrfurcht) uns Furcht.“ - Hebr.12:26-28

In unserem Psalm 46 sehen wir ein ähnliches Bild, dargestellt durch die schäumenden und tobenden Wasser eines sich zu siedendem Gischt aufbäumenden Meeres. Ja, die ruhelosen Massen der Menschheit werden die Regierungen der Erde zu Fall bringen, und wir sehen sie kraftlos niederfallen, wie es vorausgesagt wurde. Tag für Tag sehen wir dies zunehmend. Wies nicht auch Jesus auf dieselbe Drangsalszeit hin? In Lk.21:26 sprach der Herr vom Ende des Zeitalters, in dem wir jetzt leben. Hinweisend auf unsere Zeit lesen wir hier von einer „Bedrängnis der Nationen in Ratlosigkeit bei brausendem Meer und Wasserwogen, indem die Menschen verschmachten vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen.“ Der gefallene, selbstsüchtige Mensch sieht sich Problemen gegenübergestellt, die er selbst nicht lösen kann. Wenn die äußerste Grenze der Sinnlosigkeit seines Tuns erreicht ist, wird er aufschreien. Dann wird Gott beginnen, die Menschheit zur Besinnung zu bringen und ihr Herz empfänglich zu machen für Seine angebotene Heilung.

Als Jesus davon sprach, daß des Menschen Herz verschmachten würde vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen werden, meinte er damit nicht dich und mich - Gottes Volk. Denn zu seinen Aposteln sprach damals der Herr: „Wenn aber diese Dinge anfangen zu geschehen, so blicket auf und hebt eure Häupter empor, weil eure Erlösung naht.“ - Lk.21:28

Diese Worte unseres Meisters stimmen mit denen des Verfassers des 46. Psalms überein: „Darum werden  w i r  uns nicht fürchten, wenngleich gewandelt würde die Erde, und wenn die Berge wankten im Herzen des Meeres.“ (Vs.2). In Lk.21:29,30 fährt Jesus fort, indem er auf das folgende Gleichnis zu sprechen kommt: „Sehet den Feigenbaum und alle Bäume; wenn sie schon ausschlagen, so erkennet ihr von selbst, indem ihr es sehet, daß der Sommer schon nahe ist.“ Haben wir es nicht selbst miterlebt, wie Israel in sein eigenes Land zurückkehrte? Auch neue Nationen (z.T. in Afrika) sind seitdem entstanden. Heute gibt es neue Länder auf der Landkarte, von denen wir vor 1914 noch nichts wußten. Die Worte Jesu gehen vor unseren Augen in Erfüllung: Wenn ihr dies geschehen  s e h e t,  erkennet, daß das Reich Gottes nahe ist.“ - Lk.21:31.

Die Schriften deuten darauf hin, daß die Heiligen der Letztzeit tatsächlich in diese Drangsalszeit hineinkommen können. Laßt uns also - wenn wir dies geschehen sehen - nicht in Furcht und Schrecken fallen noch entmutigt werden, auch nicht in unserem Glauben wanken. Wir wollen aber alle miteinander unsere Häupter erheben und voller Vertrauen in die Zukunft schauen, weil wir wissen, daß unsere Befreiung nahe ist - und das Reich Gottes fast schon an der Türe steht.

Was tun wir, während wir darauf warten? Laßt uns unsere Anstrengungen im Dienste des Herrn verdoppeln! Unsere Versammlungen wollen wir noch eifriger besuchen, unser Studium noch sorgfältiger betreiben, mit noch größerem Eifer Zeugnis geben, ja - die ganze Waffenrüstung Gottes anlegen, auf daß wir an diesem Tage bestehen möchten.

Denken wir immer daran. wir sind „sich freuende“ Christen. Dennoch hat keiner von uns die Versicherung, daß alle unsere Erfahrungen freudevoll und glücklich sind. Ist es nicht so, daß wir Versuchungen und Prüfungen  b r a u c h e n,  um geistig zu wachsen? Ja, Prüfungen sind notwendig, daß wir einen dem Herrn ähnlichen Charakter entwickeln möchten, um in das Königreich Gottes eingehen zu dürfen. Wir b r a u- c h e n  s o l c h e  v o n  G o t t  z u g e l a s s e n e  „Versuchungen,' (s. z.B. 1.Mos.22:1) um unsere überaus große Liebe zu Gott, zu unserem Herrn und unseren Mitpilgern erproben zu lassen: einen Glauben, der köstlicher ist als Gold, das vergeht. Paulus äußert sich dazu mit den Worten:: „Alle Züchtigung aber scheint für die Gegenwart nicht ein Gegenstand der Freude, sondern der Traurigkeit zu sein; hernach aber gibt sie die friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die durch sie geübt sind.“ - Hebr.12:11

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Der Strom

Zurückkehrend zu unserem Psalm 46 wollen wir jetzt die Verse 4 und 5 lesen: „Ein Strom - seine Bäche erfreuen die Stadt Gottes, das Heiligtum der Wohnungen des Höchsten. Gott ist in ihrer Mitte; sie wird nicht wanken; Gott wird ihr helfen beim Anbruch des Morgens.“ Was fällt uns hier auf? Verglichen mit den vorhergehenden Versen sehen wir hier einen plötzlichen  W e c h s e l  von Unruhe und Aufruhr, Furcht und Erschrecken zu Frieden und Ruhe und geborgener Sicherheit. Ja, noch mehr: ein  S t r o m  u n d  s e i n e  B ä c h e  erfreuen die „Stadt Gottes“! Warum macht dieser Strom die Stadt Gottes so glücklich? Warum haben diese Wasser einen so heilsamen Einfluß auf alle, die von ihnen trinken? Die Schrift gibt uns die Antwort!

Wir glauben, daß dieser Strom Gottes Plan darstellt, und Jesus Christus steht in seiner Mitte. Gewöhnlich ist es so, daß ein Strom durch das Zusammenwirken mehrerer Zuflüsse entsteht. Doch in unserem Bild sind diese „Flüsse“ Bächen und Kanälen gleich, die  a u s  dem großen Strom herausführen. Bewässerungsfachleute staunen immer wieder, wie viel Leben aus einem verdorrten Boden hervorsprießen kann, wenn er durch ein System von Bächen und Kanälen gespeist wird, deren Wasser von einem Hauptstrom abgeleitet wurden. Bäume und Pflanzen kommen hervor, wo ehedem nichts, aber auch garnichts war.

Wenn „Der Strom“ Gottes Plan symbolisiert, so sind die abgezweigten Bäche und Kanäle die verschiedenen Züge oder Lehren Seines Ratschlusses. Die Grundzüge der Wahrheit sind Belehrungen aus der Schrift, die - zusammengenommen - uns den wunderbaren Plan der Zeitalter des Himmlischen Vaters vor Augen führen. Nur durch diese Richtlinien können wir den allmächtigen Gott in seinen liebevollen Eigenschaften erkennen. Petrus beschreibt uns diese Erkenntnis in eindrucksvollen Worten: „Da seine göttliche Kraft uns alles in Betreff des Lebens und der Gottseligkeit geschenkt hat durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch Herrlichkeit und Tugend.“ - 2.Pet.1:3; siehe Anm. Elberf. Übers.

Wohin diese Erkenntnis führt, sagt uns Jesus ganz unmißverständlich in seinem letzten Gebet.- „D i e s  aber  i s t  d a s  e w i g e  L e b e n,  daß sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen.“ - Joh.17:3 Gottes Plan zu kennen hat unsere Herzen froh und dankbar gemacht. Du und ich - wir können nun von den klaren, kühlen und reinen Wassern der Wahrheit trinken: dem Strom und den Bächen (Kanälen) dieses wundervollen Planes der Errettung. Es ist die Wahrheit, die den tiefen Grund unseres Glaubens bildet. Ohne diesen Glauben würden auch unsere Herzen von Furcht erfaßt werden. Hören wir, was in Ps.43:3 zu uns gesagt ist: „Sende dein Licht und deine Wahrheit;  s i e  sollen mich leiten, mich bringen zu deinem heiligen Berge und zu deinen Wohnungen.“

Dieser Vers lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die vorbildliche Bedeutung des „Heiligen“, dem ersten Raum der Stiftshütte in der Wüste. Wir wissen, daß „das Heilige“ den Zustand der Geistzeugung darstellt. Gottes Gesalbte befinden sich jetzt in diesem Zustand.

Ergänzend fügt Paulus hinzu: „… und hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christo Jesu.“ (Eph.2:6) Wenn wir uns völlig geweiht haben - und durch die Wahrheit und ihren Geist geheiligt sind, dann werden wir jetzt in dieser gegenwärtigen Zeit durch den goldenen Leuchter erleuchtet und sind bevorrechtigt, von den „Schaubroten“ - dem Worte Gottes, zu „essen.“ Wenn wir uns treu zur Wahrheit bekennen, wenn wir glaubensvoll auf dem goldenen Altar „Weihrauch“ darbringen, so ist dies ganz sicherlich ein süßer Wohlgeruch für unseren Himmlischen Vater.

Und wenn es dann im Ps,46:5 heißt: „Gott ist in ihrer Mitte“, können wir versichert sein, daß hier „Zion“, die Herausgerufenen, die wahre Kirche Christi angesprochen ist. Gott ist inmitten seiner Kirche! Sie wird nicht mitgerissen und nicht erschüttert werden in der Zeit der großen End-Drangsal. Ja, sie hat die Versicherung, daß Gott ihr helfen wird „beim Anbruch des Morgens.“ (A.Ü.: „wenn der Morgen erscheint“). Es besteht kein Zweifel, daß der Schreiber mit diesen Worten auf das tatsächliche Ende dieses Zeitalters hinweist.

In dieser Zeit braucht die „Kirche“ eine Hilfe, eine Unterstützung. Der Zugang zu den „Bächen“, die aus dem „Strom“ hervorbrechen, ist für sie lebensnotwendig. Die Wahrheit wird die Glaubenstreuen, die im „Heiligen“ der gegenbildlichen Stiftshütte wohnen, leiten. Doch: um ihre Befreiung zu bewirken, muß eine noch höhere Macht eingreifen. Paulus schreibt im 1. Kapitel seines Briefes an die Epheser in den Versen 19 und 20 von der „überschwenglichen Größe seiner (Gottes) Kraft“ und der Wirksamkeit der „Macht seiner Stärke“, durch die Jesus Christus  a u s  d e n   T o t e n  a u f e r w e c k t  wurde. Die „Heiligen“, welche die wahre Kirche bilden - auch sie brauchen die „Macht seiner Stärke“: Gottes Hilfe zur Befreiung in der ersten Auferstehung.

Kehren wir noch einmal zu den verschiedenen Symbolen des 46. Psalms zurück. In Vs.6 schildert er das „Toben“ der Nationen, das „Wanken“ der Königreiche, das „Zerschme1zen“ der Erde. Hören wir nicht täglich von Krieg, flackernden Unruhen, Protestaktionen und Aufruhr in den verschiedensten Ländern der Erde? Des Menschen Unmenschlichkeit gegen seinesgleichen ist wahrhaft furchtbar! Doch wir wissen. daß diese Erscheinungen für unsere Zeit vorausgesehen wurden, und deshalb sind sie andererseits für uns so glaubensstärkend. Sie zeigen uns, wo wir uns auf dem Strome der Zeit befinden.

Nun lesen wir weiter in Psalm 46, und zwar Vs.7: „Jahwe der Heerscharen ist mit uns; eine hohe Feste ist uns der Gott Jakobs.“ Und diese Zusicherung wird uns in Vs.11 noch einmal wiederholt. Der Psalmist gibt uns Trost und Stärke für die tumultartigen Ereignisse dieser Endzeit. Er sagt: Wir wollen uns nicht fürchten, denn  G o t t  ist unsere Zuflucht.  E r  ist uns ein hoher Turm, eine Festung gegen die Macht unserer Feinde. Wir dürfen beruhigt sein: sie können uns nichts anhaben; wir werden nicht erschüttert werden! Der Schreiber fügt an dieser Stelle hinzu: „Sela“, d.h. : Halte inne - und denke in Ruhe nach! Ja, wirklich: diese Worte sollten uns veranlassen, innezuhalten und darüber nachzusinnen!

Betrachten wir nun die Vse. 8-10: „Kommet, schauet die Großtaten Jahwes, der Verheerungen (oder: „Wunderbares“) angerichtet hat auf der Erde!“

Der Kriege beschwichtigt bis an das Ende der Erde, der Bogen zerbricht und den Speer zerschlägt, die Wagen mit Feuer verbrennt. Lasset ab und erkennet, daß  i c h  Gott bin! Ich werde erhöht werden auf Erden.“

Diese Aussagen der Schrift helfen uns, die Bedeutung des Verlaufs dieser turbulenten Weltereignisse besser zu verstehen. Auch zeigen sie uns, wie sie enden werden. Diese jetzige böse Welt muß verschwinden. Sie muß gewandelt werden, umgewandelt in eine vollkommene Welt, in der Gerechtigkeit wohnt. Erst nach dem Sturz der Reiche dieser Welt wird die heilende Hand des Messias offenbar werden. Erst dann wird Gottes mächtige Stimme gehört werden, welche die verzweifelten Völker der Erde zur Befreiung einlädt und zum Frieden auffordert. Seine Stimme wird alle einladen, zum Königreich des Herrn zu kommen, um über die Wege unseres wunderbaren Gottes belehrt zu werden. Welch ein hoffnungsvolles Bild wird uns hier vorgestellt!

Auch der Prophet Jesaja gibt uns eine Vorstellung des Friedens jenes wunderbaren „Tages“: „Nicht wird man ferner von Gewalttat hören in deinem Lande, von Verheerungen und Zertrümmerung in deinen Grenzen; sondern deine Mauern wirst du Heil nennen, und deine Tore Ruhm.“ (Jes.60:18) Diese Schriftstelle beschreibt zweifellos Zion, das neue Jerusalem, die „Stadt“ unseres großen Gottes.

Aus jener „Stadt“ fließt der „Strom“ und seine „Bäche“. (Ps.46:4) Wir erinnern uns, daß auch Johannes, der Offenbarer Jesu Christi, von jenem Strome spricht. (Off.22) In Vs.17 desselben Kapitels lesen wir folgende wunderbaren Worte: „Und der Geist und die Braut sagen: Komm! Und wer es hört, spreche: Komm! Und wen da dürstet, der komme; und wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst.“ An jenem Tage wird der Mensch aus dem „Strom“ das Wasser des Lebens trinken, und er wird zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Gott hat verheißen, die Lippen der Völker in reine Lippen umzuwandeln, „damit sie alle den Namen Jahwes anrufen und ihm einmütig dienen.“ (Zeph.3:9) Das will heißen, daß der „Strom“ der göttlichen Wahrheit in die Herzen der Menschen dringt, und von nun an als reine Anbetung über ihre Lippen zu dem Höchsten emporsteigt. Wie wunderbar wird diese Zeit werden!

„Alle Nationen werden kommen und vor dir anbeten, denn deine gerechten Taten sind offenbar geworden“, heißt es in Off.15:3,4. Dieses Reich, für das wir so lange gebetet haben, daß es kommen möge, steht - wie wir glauben - nahe an der Tür. Laßt uns frohlocken und unsere Häupter emporheben, denn da ist ein Strom - seine Bäche erfreuen die Stadt Gottes.“ Ja, wir sind wahrhaftig froh und dankbar, denn unser Gott hat uns Seinen wunderbaren Vorsatz geoffenbart, und wir durften das lebengebende Wasser der Wahrheit trinken.

Das ist ein göttliches Geschenk, ein beglückender Segen.

Wir sind nicht in Unwissenheit gelassen worden, weder über den Beginn noch über das Ende der Weltgeschichte. Und - wie der Autor schon zu Beginn unserer Betrachtung aussagte: die Ströme der Geschichte, wie sie uns in Gottes Errettungsplan geoffenbart sind, können von ihrem Ursprung bis zu ihrem herrlichen Ende im Ozean der Ewigkeit verfolgt werden.



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung