„Alle eure Sorge werfet auf ihn!“

Wo ist der Mensch, der keine Sorgen hat? Wo der, der keine Probleme, keinen Kummer kennt? Und wenn da einer ist: jung, schön, begabt, gesund und womöglich noch wohlsituiert, der ein „Glückspilz“ zu sein scheint: über kurz oder lang wird er gewiß mit den Realitäten dieses Lebens konfrontiert werden. Jeder Mensch hat irgendeine Last zu tragen.

Man kann in Situationen geraten, aus denen kein Ausweg zu sehen ist; dann ist es gut, einen Freund zu haben. Schon das Ausreden über die eigenen Schwierigkeiten erleichtert - und ein zuhörendes Ohr ist eine Wohltat. Manchmal weiß der Freund auch einen Rat- und kann helfend eingreifen. Wohl dem, der einen guten Freund hat!

Und doch - auch der wohlwollendste Freund ist nur ein Mensch mit seinen Sorgen und Nöten, ein Mensch mit einer kleinen Kraft. Wunder kann er nicht vollbringen.

EINEN aber gibt es, der alles vermag. Vor nahezu zweitausend Jahren war er auch Mensch, ein vollkommener Mensch zwar, der aber mittels der Kraft des Allerhöchsten Wunder vollbringen konnte. Nach seinem Tode am Kreuz und seiner Auferstehung wurde er „hoch erhoben“, wurde ihm vom Himmlischen Vater „alle Macht gegeben, im Himmel und auf Erden.“ Wir wissen nicht, was das heißt. Wir können es nur erahnen. Aber wir  w i s s e n,  daß Er  a l l e s  vermag.

Und nun lesen wir in 1.Pet.5:7 folgendes Wort: „Werft alle eure Sorge auf ihn, denn er nimmt sich euer an!“ (nach Albrecht). Die Elberfelder Übersetzung sagt: „…denn er ist besorgt um euch!“ Und Menge: „…denn er sorgt für euch!“

Jesus ist unser bester Freund; er sagt es selbst. Wir lesen, was in Joh.15:12-15 aufgezeichnet ist: „Dies ist mein Gebot: Liebet einander, wie ich euch geliebt! Niemand kann größere Liebe beweisen, als wenn er sein Leben opfert für seine Freunde:  i h r  seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch heiße. Ich nenne euch nicht länger Diener (Sklaven), denn ein Diener hat keine Einsicht in das Wirken seines Herrn. Euch habe ich vielmehr (meine vertrauten) Freunde genannt: denn alles, was ich von meinem Vater vernommen, habe ich euch kundgetan.“

So dürfen wir ihm, unserem Freund und Meister, alles anvertrauen, und er wird unsere Sorgen zum Vater tragen.

Der Text in 1.Pet.5:7 ist ein wunderbares Wort, das vielen Menschen Trost und Zuversicht in ihren Nöten gibt. Es stellt uns die beständige Fürsorge unseres großen Gottes vor Augen für die, die seinen Namen fürchten. Das griechische Wort für „Sorge“ bedeutet: „überängstliche Vorsicht oder Denkweise.“ Erinnern wir uns doch an die tief beeindruckende Rede des Herrn, die in Mt.6:25-34 überliefert ist:

„Darum sage ich euch: Sorgt nicht ängstlich für euer Leben, was ihr essen und trinken sollt, auch nicht für euren Leib, was ihr anziehen sollt. Ist nicht das Leben mehr wert als die Nahrung? Und steht nicht der Leib höher als die Kleidung? Seht auf die Vögel, die unter dem Himmel fliegen! Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in Speicher; trotzdem ernährt sie euer himmlischer Vater. Steht  i h r  denn nicht viel höher als sie? Wer von euch kann mit all seinen Sorgen sein Leben auch nur um eine kurze Zeitspanne verlängern? Und warum seid ihr so ängstlich besorgt um eure Kleidung?“

„Betrachtet doch die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen! Sie mühen sich nicht ab, sie spinnen nicht. Und doch - das sage ich euch - ist selbst Salomo in all seiner (königlichen) Pracht nicht so (herrlich) gekleidet gewesen wie eine von ihnen. Wenn Gott nun das Gras auf dem Felde, das heute noch in Blüte steht und morgen in den Ofen geworfen wird, so herrlich kleidet, wird er da nicht vielmehr  e u c h  Kleidung geben, ihr Kleingläubigen?“

„Darum sollt ihr nicht  ä n g s t l i c h  sorgen und sagen: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn das sind lauter Fragen, womit sich die Nationen beschäftigen. Euer himmlischer Vater weiß ja, daß ihr dies alles nötig habt. Trachtet vielmehr vor allem nach dem Königreich Gottes und nach der Gerechtigkeit, die er (Gott) verlangt: dann soll euch alles dieses daneben auch zuteil werden.“

„Seid also nicht besorgt im Blick auf morgen; denn der morgende Tag wird selber für sich sorgen. Jeder Tag hat genug an seiner eigenen Mühsal.“ - Nach Albrecht.

In dieser herrlichen Predigt weist Jesus seine Hörer auf Gottes gesamte Schöpfung hin, in der sogar jede Blume und jeder Vogel der göttlichen Fürsorge anvertraut ist. Welch schlichte und schöne Belehrung wird uns in dem „Gemachten“ zuteil! - s.Röm.1:20

Ja, wer vermag mit all seinen Sorgen sein Leben auch nur um eine kurze Spanne Zeit zu verlängern? Furchtsamkeit in jeder Form verursacht nur eine Schwächung von Körper und Geist - und macht uns um so anfälliger für Satans Angriffe.

Im Gleichnis vom „Säemann“ (Mt.13.-18-23) sind Lebenssorgen als erstickendes Dornengestrüpp dargestellt. Aber auch Reichtümer und Vergnügungen haben eine zersetzende Wirkung auf den Glauben.

Auf das Ende dieser gegenwärtigen Weltordnung eingehend, nimmt der Herr eine weitere Gelegenheit wahr, noch einmal auf die Ängste und Sorgen dieses Lebens hinzudeuten, und er warnt die Seinen mit den Worten: „Hütet euch aber, daß eure Herzen nicht etwa beschwert werden durch Völlerei und Trunkenheit und  L e b e n s s o r g e n,  und jener Tag plötzlich über euch hereinbricht.“ - Lk.21:34

Wenn wir „Kinder Gottes“ sein wollen, ist für uns in erster Linie die  g e i s t i g e  Nahrung wichtig - lebenswichtig! Ihr soll unser größtes Bemühen gelten. Allerdings mag dabei auch der Gedanke aufkommen, wer denn für die  i r d i s c h e n  Aufgaben zuständig ist? Diese Überlegung ist durchaus richtig. Es wäre verkehrt, nachlässig in Bezug auf unsere irdischen Pflichten zu sein; aber - wir dürfen sie nicht überbewerten. Ein  ä n g s t l i c h e s  Bemühen um Erwerb und Erhaltung von Wohlstand und Besitztum ist nicht wohlgefällig in den Augen Gottes. „Ihr könnt nicht Gott dienen und (zugleich) dem Mammon.“ (Mt.6:24) Es ist  e i n  Ding, seinen Lebensunterhalt für sich und die Seinen zu erwerben - und es ist ein  a n d e r e s  Ding, diesem Erwerb zu  d i e n e n.  Unser Dienst gehört dem Himmlischen Vater und dem Herrn.

Warum jagt der Mensch dem Gelde nach? Zunächst aus Furcht vor der Zukunft, dann aber aus Macht- und Geltungsbedürfnis. Jesus aber lehrt Vertrauen in die Allmacht und Fürsorge des Allerhöchsten, und er legt jedem Gotteskind ans Herz: „Trachtet aber  z u e r s t  nach dem Reiche Gottes und nach seiner (Gottes) Gerechtigkeit!“ Denn sie (die Gerechtigkeit) verheißt euch ewiges Leben in Vollkommenheit, das weder mit Geld oder irgendeiner anderen materiellen Bemühung zu erwerben ist. Was jedoch die irdischen Bedürfnisse anbetrifft, so fährt der Herr fort: Dies alles wird euch hinzugefügt werden.“ (Mt.6:33) Das bedeutet wiederum nicht, untätig zu sein, sondern sich darum zu bemühen.

„Fürsorge“ ist nicht ängstliche Sorge noch Jagen nach Geld und Ansehen. Die Richtlinie für eine gesunde und Gott wohlgefällige Lebensart gibt Paulus, wenn er sagt: „Wenn aber jemand für die Seinigen (und besonders für die Hausgenossen) nicht sorgt, so hat er seinen Glauben verleugnet und ist schlechter als ein Ungläubiger.“ (1.Tim.5:8) Der Christ, der zur Versorgung seiner Familie einer Arbeit nachgeht, tut dies zur Ehre und zur Anbetung Gottes im Vertrauen auf Seinen Segen, nicht aber aus Liebe zum Geld. Er weiß, daß er ein verantwortungsbewußter Verwalter der Gaben des Himmlischen Vaters sein soll. Darum ist er besonders sorgsam darauf bedacht, alle seine Verpflichtungen zu erfüllen; denn seine Widersacher: das Fleisch, die Weltlust und der Teufel möchten ihn nur zu gerne daran hindern.

Für die Jünger und die Apostel waren diese Gedanken des Herrn vor Pfingsten schwer zu verstehen; erwarteten sie doch ein irdisches Königreich Israel und einen irdischen König und Wiederhersteller einstiger Pracht und Herrlichkeit. Aber auch wir müssen uns ständig bemühen, uns von materiellen Gedankengängen abzuwenden und zu versuchen, in allen unseren Angelegenheiten den Willen des Herrn zu erkennen. Realistischer denn je erlebt gerade unsere Generation, wie wenig Verlaß auf den Mammon ist. Wie schnell kann sich die finanzielle Lage ändern! Die Weltlage ist unsicherer denn je. Sogar „sicher“ angelegte Besitztümer bieten keine Gewähr dafür, daß man sich zeit seines Lebens daran erfreuen könnte. Alles Irdische ist vergänglich. Der allmächtige Gott im Himmel aber und seine Liebe sind ohne Ende. Auf Ihn unser Vertrauen zu setzen - das will Jesus uns lehren.

Satan hat großes Geschick und besten Erfolg in seinem Bemühen, den Menschen Angst einzujagen. Viele Weltereignisse wie auch Geschehnisse im persönlichen Lebensbereich sind dazu angetan, Furcht und Schrecken hervorzurufen. Aber das Volk des Herrn  m u ß  lernen, diese Furcht zu überwinden. Paulus schreibt deshalb auch an Timotheus: „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ (2.Tim.1:7) Laßt uns denn unser ganzes Vertrauen auf den Herrn legen, dann wird es uns auch möglich sein, die Beängstigungen zu überwinden.

Und dennoch möchten wir auch die Frage nicht übergehen: Gibt es Sorgen und Ängste, die uns erlaubt sind? Soweit es sich um materielle Dinge handelt, sollten wir niemals ängstlich besorgt sein. Selbstlos - das ist: los von unserem eigenen Ich zu kommen; das ist ein gutes und hohes Ziel. Sogar die bange Sorge einer Mutter um ihr Kind - so edel sie auch an sich ist, hat noch immer einen kleinen selbstsüchtigen Hintergrund. Auch solche Ängste sollten überwunden und durch ein starkes Vertrauen in Gottes helfende Hand ersetzt werden.

Mit Recht dürfen wir hingegen besorgt sein um unsere Verbindung zum Himmlischen Vater. Der enge Kontakt zu Ihm durch Gebet verlangt größte Sorgfalt und Achtsamkeit. Hier  m ü s s e n  wir ernstlich Sorge tragen, daß uns nichts und niemand aus dieser Gemeinschaft zu lösen vermag, die umso inniger und fester wird, als unser Vertrauen in die Fürsorge und Liebe unseres großen Gottes völlig, restlos und unumstößlich ist. Furcht dagegen ist auch hier nicht angebracht. Wenn unser Wunsch, Ihn zu lieben und Ihm in Gehorsam und in Treue demütig zu dienen vorhanden ist, dann hilft Er uns auch trotz unserer Schwachheiten, mit Ihm verbunden zu bleiben.

Das bedeutet nun nicht, daß wir uns sorglos und resignierend unseren Schwächen und Fehlern überlassen sollen. „In eurem Eifer seid nicht träge“, schreibt Paulus an die Gläubigen in Rom. „Glühet im Geiste! Dienet dem Herrn!“ (Röm.12:11 nach Albrecht) Und: „Wer sich lässig zeigt in seiner Arbeit, ist ein Bruder des Verderbers“, sagt der weise Prediger Salomo. (Spr.18:9) Der „Verderber“ ist uns wohlbekannt; unser Herr nannte ihn „Vater der Lüge“ und „Menschenmörder von Anfang.“ (Joh.8:44) Er verdirbt das Leben und verunreinigt die Lebensquellen des Menschen.

Laßt uns  b e s o r g t  sein um das, was recht ist in den Augen Gottes! Laßt uns besorgt sein um die geistige Entwicklung des Volkes Gottes! Für einander zu sorgen und umeinander besorgt zu sein, wirkt sich zum Segen für die ganze Ekklesia aus. Fürsorge für einander stärkt die Bande der Liebe; denn „wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit; oder - wenn ein Glied verherrlicht wird, so freuen sich alle Glieder mit.“ (1.Kor.12:26) Daher: W e n n  wir denn besorgt sein müssen, so laßt uns besorgt sein um das Volk des Herrn, „auf daß keine Spaltung im Leibe sei, sondern die Glieder dieselbe Sorge für einander haben möchten.“ - 1.Kor.12:25 Wenn Petrus uns ermahnt, alle unsere Sorge auf den Herrn zu werfen, so unterstreicht der Apostel Paulus diese Gedanken noch, indem er schreibt: „Seid um nichts besorgt, sondern in  a l l e m  lasset in Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden.“ - Phil.4:6

Wir wollen diese gute Ermahnung fest in unsere Herzen schreiben und täglich lernen, sie zu befolgen! Denn: „Die Hand Jahwes ist nicht zu kurz, um zu retten, und sein Ohr nicht zu schwer, um zu hören.“ (Jes.59:1) Welche Probleme uns auch immer bedrücken und ängstigen mögen - wir können unsere Bürde nicht alleine tragen. Und wenn wir bis jetzt nicht gelernt haben, uns in  a l l e n  Dingen im Gebet an den Herrn zu wenden, dann sollten wir alsbald und mit großem Vertrauen uns darum bemühen. Er wird uns die Last erleichtern und uns der Sorgen entheben. Will jemand versuchen, seine Sorgen alleine zu tragen, dann übersieht er, daß der Himmlische Vater willig und bereit ist, ihm die Bürde abzunehmen oder tragen zu helfen.

Wenn die Erfüllung unserer Bitte oder die Lösung einer Verwicklung nicht in der Weise erfolgt, wie wir es uns vorgestellt haben - oder sie kommt nicht zu dem Zeitpunkt, den wir für notwendig hielten, laßt uns nicht verzagen und nicht ungeduldig werden! Wir wollen vielmehr anhalten im Gebet mit Zuversicht. Denn der Herr  w i r d  Hilfe geben, und zwar zu der Zeit und auf die Weise, die Er in seiner Weisheit für richtig hält. Er verwaltet ja diese Angelegenheit von Anfang an; aber zu unserem Nutzen mag er ein Hinauszögern - oder einen anderen, von uns nicht bedachten Weg zulassen.

An wen sollten wir uns wenden in dieser Welt, deren Unrast und Furcht auch den Glaubenden manches Mal wie ein böses Tier anfallen? Es ist eine feindliche Welt, in der wir leben, und ganz besonders dann, wenn wir die Freundschaft des Herrn suchen. „Wer anders als der 'Gott alles Trostes' vermag Ruhe zu geben inmitten des Getöses, das sich wider die Seele erhebt, gleich den plötzlichen Stürmen auf dem Meere? Wir schreien zu ihm gleich Seeleuten, die sich in Gefahr befinden, und er bringt uns nach dem ersehnten Hafen - dem glückseligen Hafen der Ruhe und des Friedens in Gott.“ - 2. Kor.1:3

Was für ein Schreien ist es, das uns diese Antwort des Friedens bringt? Es ist nicht das Gebet um Wegnahme aller störenden Ursachen; denn es ist nicht immer der göttliche Wille, dem menschlichen Geist auf diese Weise Frieden zu bringen. Auch ist es nicht immer der beste Weg. Aber es gibt einen Schrei, der  u n f e h l b a r  die Ruhe schafft, in der niemand beunruhigen kann: es ist das Gebet um süße, vertrauensvolle, liebende Ergebung in den Willen Gottes.“ - Manna vom 28. Nov.

Wenn wir gelernt haben zu beten: „Herr, laß alles, was meinen Herzensfrieden betrifft, ganz unter deiner Überwaltung stehen; ordne du alles nach deinem Willen und Wohlgefallen; denn du, der du alles siehst und alles weißt, bist mein Freund und mein Erretter; du weißt, was das Beste für mich und die Meinen ist - welche Ruhe gibt das! Abgenommen wird dir das Gefühl zu schwerer Verantwortung, dein schwaches Herz wird erlöst von beunruhigender Sorge; denn du hast alles auf die starke Schulter gelegt, auf der alle Dinge leicht und sicher ruhen. Nun kannst du mit dem Psalmisten singen: „Kehre wieder, meine Seele, zu deiner Ruhe, denn der Herr hat dir wohlgetan!“ - Ps.116:7

„Dem aber, der über alles hinaus zu tun vermag, über die Maßen mehr, als was wir erbitten oder erdenken, nach der Kraft, die in uns wirkt, ihm sei die Herrlichkeit in der Versammlung in Christo Jesu, auf alle Geschlechter des Zeitalters der Zeitalter hin! Amen“ - Eph.3:20.21



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