„Herzen sollen offenbar werden“
D i e  G a b e

Wieder einmal liegt die „Weihnachtszeit“ vor uns, und wieder einmal wird dieses Fest zu einem Jahrmarkt der Geschenke: der freiwilligen und der unfreiwilligen. Kerzen, Kugeln, Sternchen, Engelchen - und selbstverständlich auch das Jesuskind in der Krippe in Begleitung von Ochs und Esel finden reichliche Verwendung für Baumschmuck, Krippenspiele und Darstellungen der Geburt Jesu.

Diese hektisch-materialistische Vorbereitungszeit appelliert aber auch an die guten Seiten im Menschen. Denkt an die Einsamen! Die Kranken! Denkt an die, die in Kummer, Not und Sorgen sind! Gebt auch ihr, wie euch gegeben wurde.

Da gibt es viele gute Werke der Nächstenliebe. Sie können aus Glauben getan werden, sie können aber auch ohne Glauben - aus rein humaner Gesinnung getan werden. Die Frage ist, ob sich der Gehalt und die Verwirklichung unserer christlichen Existenz einzig in der Hilfe für den Nächsten oder in Entwicklungshilfe für ganze in Not geratene Völker erschöpfen. Viele sind wohl dieser Meinung.

Ganz abgesehen davon, daß die Geburt unseres Herrn nicht im Dezember stattgefunden haben kann, sondern lt. biblischer Berechnung in die Anfangstage des Oktober fiel, lädt die Heilige Schrift auch nicht mit einem Wort dazu ein, dieses Ereignis mit großen Festlichkeiten zu begehen.

Die Geburt Jesu ist eine  G a b e  Gottes, die ganz in der Stille und fern der Beobachtung der Welt stattgefunden hat. Die Botschaft des Friedens und der Freude erging an die „Hirten auf dem Felde“: an einfache Menschen, die sich selbst nicht wichtig nahmen und in ihrer Verbundenheit mit der Natur, fernab vom Getriebe der Welt, ein Ohr hatten, die Stimme Gottes zu vernehmen.

Es mag sein, daß da und dort in der Welt die einfache Innigkeit dieser Feier des  D a n k e s  noch besteht, auch wenn das Datum heidnischen Ursprungs ist. Wir denken, daß bei dem Himmlischen Vater nicht das Datum so sehr ins Gewicht fällt, sondern die Einstellung, die Gesinnung eines gläubigen Herzens, das für die Gabe der Geburt unseres Erlösers sich mit dankbarer Lobpreisung an den göttlichen Geber wendet. In diesem Zusammenhang möchten wir den Mannatext vom 25. Dezember anführen, um die Gedanken des „klugen und treuen Knechtes“ in Erinnerung zu bringen, die nicht der Engigkeit so manchen menschlichen Denkens unterliegen.

„Obgleich wir der Annahme, daß dies der richtige Tag zur Feier der Geburt unseres teuren Erlösers sei, nicht beipflichten können, sondern vielmehr daran festhalten müssen, daß es annähernd der erste Oktober ist, so ist dies doch unwesentlich, zumal der Herr einen Wunsch, daß wir seinen Geburtstag feiern sollten, nicht kundgegeben hat. Auch ist es von geringer Wichtigkeit, wann wir diesen Tag mit dem für alle so bedeutungsvollen Ereignis feiern. Für uns ist es daher auch nicht unpassend, daß wir uns an diesem so allgemein gefeierten Tage mit allen jenen vereint fühlen, deren Herzen so stehen, daß sie Gott und den Heiland lieben und wertschätzen. Die Gepflogenheit, einander kleine Geschenke zu dieser Zeit des Jahres zu machen, scheint uns sogar sehr gut zu sein. Gott ist der Geber aller guten und vollkommenen Gaben. Er gibt unaufhörlich, und wir nehmen beständig aus seiner Fülle Gnade um Gnade. Von allen seinen Gaben aber ist uns die  G a b e  s e i n e s  S o h n e s,  unseres Erlösers, die bedeutsamste.“

Ja, Brd.. Russell sagt es: Von allen Gaben Gottes ist die Gabe seines Sohnes für uns die köstlichste. Verlassen wir also die Äußerlichkeiten dieses immer mehr ins Weltliche ausartenden „Geburtstagsfestes“ Jesu, und wenden wir uns den Tiefen dieser Gabe Gottes zu, die für den Glaubenden von so großer, von so lebenswichtiger Bedeutung ist.

Die Herausforderung

„Und siehe, es war in Jerusalem ein Mensch mit Namen Simeon, und dieser Mensch war gerecht und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels, und der Heilige Geist war auf ihm. Und es war ihm von dem Heiligen Geiste ein göttlicher Ausspruch geworden, daß er den Tod nicht sehen solle, ehe er den Christus des Herrn gesehen habe. Und er kam durch den Geist in den Tempel.“

„Und als die Eltern das Kindlein Jesus hereinbrachten, um betreff seiner nach der Gewohnheit des Gesetzes zu tun, da nahm er es auf seine Arme und lobte Gott und sprach: Nun, Herr, entlässest du deinen Knecht, nach deinem Worte, in Frieden; denn meine Augen haben dein Heil gesehen, welches du bereitet hast vor dem Angesicht aller Völker: Ein Licht zur Offenbarung der Nationen, und zur Herrlichkeit deines Volkes Israel.“

„Und sein Vater und seine Mutter verwunderten sich über das, was über ihn geredet wurde. Und Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner Mutter: Siehe, dieser ist gesetzt zum Fall und Aufstehen vieler in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird. Aber auch deine eigene Seele wird ein Schwert durchdringen, damit die Überlegungen vieler Herzen offenbar werden.“ - Lk.2:25-35 Wir sehen immer wieder, daß die Christenheit - teils aus Gleichgültigkeit und teils aus Unglauben - es unterläßt, eine verbindende Linie zu ziehen zwischen dem Kindlein in der Krippe und dem erwachsenen Jesus; zu dem Jesus, von dem Simeon prophetisch sprach: „Siehe, dieser ist gesetzt zum Fall und Aufstehen vieler in Israel und zum Zeichen, dem widersprochen wird, damit die Überlegungen vieler Herzen offenbar werden.“

Hier ist klar ausgesprochen, daß dieser Jesus nicht mehr das Kindlein in der Krippe ist, dem die demütige Einfalt der Herzen Anbetung darbringt: hier ist gesagt, daß der erwachsene Jesus, der Christus des lebendigen Gottes, eine Herausforderung ist - und keine freundliche Legende.

In der Tat: Jesus Christus ist eine Herausforderung für die Welt - und ihre Art des Denkens uns Handelns. Und er ist eine Herausforderung auch für alle Kirchen und Synagogen. An Jesus kommt niemand vorbei, weder mit einer ausgeklügelten Philosophie noch mit offener Ablehnung - auch nicht mit Heuchelei und frommem Tun.

Es gibt Bedürfnisse und Sehnsüchte in den Herzen der Menschen, die zuweilen unterdrückt werden können, die aber unwiderstehlich und elementar zu ihrer Zeit hervorbrechen wie ein lange aufgestauter Fluß. Diese Sehnsüchte heißen: Gerechtigkeit, Liebe und Leben. Und Jesus ist die Antwort auf dieses Verlangen. Er ist die göttliche Antwort auf das Seufzen und Wehklagen einer geschundenen und irregehenden Menschheit. In der „Bergpredigt“ verheißt er den Sieg der Sanftmütigen wider die Gewalttätigen, und Sättigung derer, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten. „In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.“ - Joh.1:4

Und dieses Leben, das Jesus denen verheißt, die an ihn glauben, wird nicht behaftet sein mit den Unzulänglichkeiten dessen, was wir heute „Leben“ nennen.

Jesus hatte ein Gespräch am Jakobsbrunnen, das wir in Joh.4:13 aufgezeichnet finden. Darin ist von einem „Wasser des Lebens“ die Rede, das er denen geben will, die sich ihm voll und ganz anvertrauen. Aber er macht dabei auch deutlich, daß er eine  v ö l l i g e  Umkehr und eine in die Tiefe gehende Sinnesänderung erwartet. Der Herr hatte viele Begegnungen. Vielfach wurde ihm widersprochen; man fühlte sich durchschaut. denn Jesus stellt seine Zuhörer stets der Wahrheit gegenüber. Und die Wahrheit über sich selbst zu hören, vermag nur ein Mensch, der demütig geworden ist. Die Hochmütigen fühlen sich bloßgestellt. Einige mögen ihn aus einem falschen Sicherheitsgefühl heraus als eine interessante Erscheinung gewertet haben. (s.Lk.23:6-9) Andere - und das waren gerade die religiös Führenden, haßten und fürchteten ihn zugleich.

Der Herr hatte durch die Kraft des Heiligen Geistes die Gabe, in den Herzen der Menschen zu lesen. Und so vermochte er zu unterscheiden zwischen Wahrheitshungrigen und zwischen jenen, die ihm aus Neugierde oder um ihres Vorteils willen nachliefen. - s.Joh.2:24,25

Entscheidung

Auf wenige übt der Sohn Gottes eine Anziehung aus, die sie veranlaßt, alles aufzugeben, was sie an irdischen Bindungen haben, um ihm bedingungslos nachzufolgen. So berichtet uns Mt.4:18-22: „Als er aber am See von Galiläa wandelte, sah er zwei Brüder: Simon, genannt Petrus, und Andreas, seinen Bruder, die ein Netz in den See warfen, denn sie waren Fischer. Und er spricht zu ihnen: ‘Kommet mir nach, ich werde euch zu Menschenfischern machen.’ Sie aber verließen alsbald ihre Netze und folgten ihm nach.“

Jesus füllt mit dem, was er zu geben hat, alle innere Leere aus. Der Umgang mit ihm gibt Frieden; er sättigt den Hunrigen und stillt den Durst derer, die Verlangen haben nach dem ewig Gültigen, nach dem Bleibenden und Wahrhaftigen. Solchen Suchenden bahnt er einen gangbaren Weg durch das Dunkel und die Fragwürdigkeiten, die sie in dieser Welt umgeben, und führt sie an das Licht der göttlichen Gnade. Ein überfließendes Maß göttlicher Wunder tut sich dann dem Suchenden auf. (s.2.Kor.4:16-18) Der Herr zwingt aber den Menschen auch Entscheidungen auf! „Wer nicht mit mir ist, ist wider mich.“ (Mt.12:30) Selbst die Vorsichtigen und Listigen bringt er dazu, daß sie ihr wahres Gesicht zeigen müssen. Denn - erinnern wir uns an die Worte des alten Simeon: Er ist gesetzt „zum Fall und zum Aufstehen vieler“.

Jesus bringt Konflikte! „Ich bin nicht gekommen. Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“ (Mt.10:34) Er fordert ganz klare Entscheidungen von uns: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert.“ „Sein Leben retten, heißt, es verlieren.“ „Sein Leben verlieren  u m  m e i n e t w i l l e n,  heißt, es retten.“ - Mt.10:37-39 nach Albrecht. In dieser bedingungslosen Geradheit geht der Herr auch seinen eigenen Weg, und das mußte zu einer letzten Entscheidung für ihn führen; der Entscheidung: Leben oder Tod. Seine Feinde entschieden: Tod für Jesus!

Damit die Überlegungen vieler Herzen offenbar werden

Was in diesen „heiligen“ Unheilstagen sich nun vollzieht, erfüllt in überdeutlicher Weise die Prophezeiung des greisen Simeon, die er über dem kleinen Jesuskind ausgesprochen hat: „…damit die Überlegungen vieler Herzen offenbar werden.“ Wozu aber sollen sie denn offenbar werden? Der Allerhöchste weiß doch ohnehin, was in den Herzen der Menschen ist. Diese ans Licht kommende tiefinnere Gesinnung des Menschen dient als Beweisführung: als Beweisführung für die Menschen selbst. Sie sollten überführt, sie sollten überzeugt werden. Alles, was nun im weiteren Verlauf der Ereignisse um Jesus geschah - das Für und das Wider ihn - ist für alle Gläubigen des ganzen Evangeliumszeitalters bestimmt.

Diese Menschen damals: Judas, der Verräter; Petrus, der den Herrn verleugnete; die Schriftgelehrten, die frommen Pharisäer, die Hohenpriester, Pilatus und Herodes - sie alle werden uns als Spiegel vorgehalten. Und  w i r  erkennen darin die ganze Skala menschlicher Schwächen, Zwiespältigkeiten und Bosheiten.

Herzen müssen offenbar werden - das ist stets der Anfang des göttlichen Gerichts.

Gottes Gericht aber verurteilt nicht gerne. „Habe ich irgendwie Gefallen am Tode des Gesetzlosen, spricht der Herr, Jahwe? Nicht vielmehr daran, daß er von seinem Wege umkehre und lebe?“ (Hes.18.23) Der göttliche Richter will aufrichten und retten, sofern sich Einsicht und aufrichtige Buße zeigen. Der Herr kam nach seinen eigenen Worten nicht, um Gerechte zu suchen, sondern um denen das Heil zu bringen, die - gleich verirrten Schafen - gequält und verängstigt, auf den rettenden Hirten warten. - Lk.15:1-7

In dem ganzen Geschehen um Jesus stoßen wir auf eine Figur, die bis auf den heutigen Tag als Symbol für verwerfliche Denk- und Handlungsweise gilt. Wir meinen den Verrat des Judas Iskariot.

Wer war dieser Judas?

Der Apostel Johannes berichtet von Judas in Joh.12:3 ff: „Maria aber nahm ein Pfund kostbaren Salböls aus echter Narde, salbte damit Jesu Füße und trocknete sie mit ihren Haaren ab. Von diesem Salböl duftete das ganze Haus. Da sagte einer von den Jüngern, Judas aus Kariot, der sein Verräter werden sollte: ‘Warum hat man dieses Salböl nicht für dreihundert Silberlinge verkauft und das Geld den Armen gegeben?’ So sprach er aber nicht, weil er ein Herz für die Armen hatte, sondern weil er ein Dieb war: Er hatte die Geldkasse und entwendete von dem, was hineingelegt wurde.“ - nach Albrecht.

Auch in Joh.6:70,71 überliefert der Apostel ein Wort des Herrn über Judas: „Habe ich nicht euch, die Zwölf, mir auserkoren? Und doch ist einer von euch ein Teufel.“ Damit meinte er Judas, den Sohn Simeons aus Kariot. Denn der sollte sein Verräter werden, und er war doch einer von den Zwölf.“ (nach Albrecht) Aus diesem letzten Vers spüren wir, wie entsetzlich und unbegreiflich den Jüngern der Verrat des Judas erschien; wie konnte er seinen Meister verraten, einen Lehrer voller Wahrhaftigkeit und Liebe in all seinem Reden und Tun?! Selbst die Diener der Hohenpriester - ausgesandt, um Jesus zu ergreifen - wagten für diesmal nicht, Hand an ihn zu legen. Und als sie deshalb gerügt wurden, sagten sie zu ihrer Entschuldigung: „Niemals hat ein Mensch so geredet, wie dieser Mensch.“ - Joh.7:46

So nehmen wir eine merkwürdige Spaltung im Wesen des Judas wahr. Er ist zwar ein Jünger Jesu, er lebt mit ihm in enger Gemeinschaft, aber zugleich ist er ein Dieb. Er ist untreu, indem er aus dem ihm Anvertrauten für sich entwendet. Seine Habgier hat den Feinden Jesu die Möglichkeiten gegeben, ihn für diesen entsetzlichen Verrat zu gewinnen. Und so führt er sie an jenen einsamen Ort, wo sie den Meister ohne Aufsehen ergreifen konnten. - Joh.18:1-3; Lk.22:47,48 Jesus spricht in Mt.26:24 über Judas wohl das schärfste Urteil aus, das er je gefällt hat: „Der Sohn des Menschen geht zwar dahin, wie geschrieben steht; wehe aber jenem Menschen, durch welchen der Sohn des Menschen überliefert wird. Es wäre jenem Menschen gut, wenn er nicht geboren wäre.“ Wir wollen dieses Wort des Herrn in seiner ganzen Schwere und Gewichtigkeit stehenlassen. Er ist der Richter, der allein gerecht zu richten vermag, und seinem gerechten Urteil beugen wir uns willig. Dennoch wollen wir aber auch versuchen, die Tragweite der Worte des Herrn in bezug auf Judas zu ermessen.

Matthäus berichtet über das weitere Schicksal des Judas nach seinem Verrat: „Als Judas sah, daß er (Jesus) verurteilt wurde, gereute es ihn. Und er brachte die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und Ältesten zurück und sagte: ‘Ich habe gesündigt, indem ich schuldloses Blut überliefert habe.’ Sie aber sagten: ‘Was geht uns das an? Sieh du zu.’ Und er warf die Silberlinge in den Tempel und machte sich davon und erhängte sich.“ - Mt.27:3-5

Judas bereute also seine Tat! Er wirft ihnen das Sündengeld mit Abscheu hin; er möchte seine Tat rückgängig machen. Und als er die Qual seiner Reue nicht länger aushält, geht er hin und macht seinem Leben ein Ende. Es fällt uns auf, daß ihm erst jetzt die furchtbare Konsequenz, die sein Verrat für Jesus hat, bewußt wird. Wurde Judas von den Hohepriestern getäuscht? So bietet Judas durch den Bericht des Matthäus, der als einziger Evangelist darüber spricht, ein erschütterndes Bild der Reue, die zu spät kommt, die Geschehenes nicht mehr rückgängig machen kann. „Es wäre jenem Menschen besser, wenn er nicht geboren wäre.“ Wir glauben, daß der Herr mit diesen harten Worten mehr gemeint hat, daß er weiter in die Zukunft hinausgeblickt hat, als nur auf das persönliche Schicksal des Judas aus Kariot.

Er sah voraus, wie dieser Judas zur verhängnisvollen Schmach für das ganze Volk Israel werden sollte. Die Leidensgeschichte des jüdischen Volkes beweist es. Die Tat des Judas wurde in besonderer Weise von den christlichen Völkern als Vorwand benutzt, den Namen „Juda“ oder „Jude“ verächtlich zu machen und die Nachkommen Jakobs der Verfolgung auszusetzen. Wer „Jude“ sagte, meinte oft auch Verräter, dachte an Wucher oder Geldmacht. Wie oft ist der Jude zu Unrecht zum Urheber allen Unheils gestempelt worden, das Menschen und Völker betroffen hat! Vor wenigen Jahrzehnten hat dieser Haß in der größten Judenverfolgung aller Zeiten seinen bisherigen Höhepunkt gefunden. Der Haß auf Israel und die Bedrohung des Judenvolkes aber geht weiter.

Der Jude ist zum Sündenbock aller Völker gemacht worden - und ist es noch immer. Und es waren in der Tat viele und schwere Sünden, für die Machthaber und ganze Völker  d i e  e i g e n e  S c h u l d  auf die Juden abgewälzt haben. Verlorene Kriege, politische Krisen, Hungersnöte, Seuchen, wirtschaftliche Schwierigkeiten usw. - für all das mußten die Juden Schuld und Verfolgung auf sich nehmen.

In allem, was Jesus sagte, erkennen wir seinen prophetischen Überblick über das Ganze. Er sieht den Ablauf der Geschichte bis zum Ende hin klar voraus. (s.Mt.24 u. Lk.21) So messen wir dem Wort des Herrn, das er in Mt.26:24 ausgesprochen hat, eine weiterreichende Bedeutung zu, weil Jesus darin den schweren Weg des ganzen Judenvolkes voraussieht. Der Verräter Judas wurde in böswilliger Weise zum Repräsentanten des Charakters des jüdischen Volkes gemacht. Hier nahm der große Widersacher Gottes eine Gelegenheit wahr, das ganze Volk, das nach dem heiligen Namen des Ewigen benannt wird (2.Chron.7:14a) , in den Augen der Welt zu brandmarken und den Namen des allmächtigen Gottes zu verleumden.

So oder so war Judas nur ein Rädchen in dem machtvollen Mechanismus, der in Bewegung gesetzt wurde, um Jesus zu vernichten. Da waren vor allem die Befürchtungen einer eifersüchtigen, um ihre Macht besorgten Geistlichkeit. Das ganze Geschehen stand aber unter der Regie der außerirdischen Gewalten der Finsternis. (Mt.26:1-5; Lk.22:53) Und es ist göttliche Zulassung, daß all dieses Böse geschehen durfte. Jesus war bereit, als das Opferlamm geschlachtet zu werden; und auch die Werkzeuge des Bösen warteten nur darauf, den Sohn Gottes unschuldig sterben zu lassen.

Während Petrus den Juden ihre Schuld am Tode Jesu vorhält, findet er dennoch für sie und ihre Verantwortung erstaunlich milde Worte, indem er sagt: „Und jetzt, Brüder, ich weiß, daß ihr in Unwissenheit gehandelt habt, gleich wie auch eure Obersten.“ (Apg.3:13-17) Wenn wir dazu die Worte unseres Herrn in Mt.23 lesen, werden wir bemerken, daß der Herr ein zeitlich beschränktes „Wehe“ ausspricht. Denn im letzten Vers sagt er: „Ihr werdet mich von nun an nicht sehen, BIS ihr sprechet: ‘Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn.’“ Dieses „Wehe“ des Herrn hat sich an Judas vollzogen; es hat sich aber auch, in oft entsetzlicher Weise, an der ganzen Judenheit erfüllt.

Aber es gibt ein „Hernach!“ Denn: „Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott. Redet zum Herzen Jerusalems und rufet ihr zu, daß ihre Mühsal vollendet, daß ihre Schuld abgetragen ist, daß sie von der Hand Jahwes Zwiefältiges empfangen hat für alle ihre Sünden.“ - Jes.40:1,2

Wir fragen uns, ob Judas in seiner Verhaltensweise einen Ausnahmefall darstellt. Denn es ist doch wohl eine durch Erfahrung und Beobachtung bestätigte Tatsache, daß diese Aufspaltung der Persönlichkeit eines Menschen garnicht so selten ist. Paulus spricht in Röm.7:14 wohl nicht über sich selbst, aber über die Stellung des Menschen unter dem Gesetz: „Ich aber bin fleischlich unter die Herrschaft der Sünde verkauft. Mein ganzes Tun ist mir ein Rätsel. Ich führe ja nicht aus, was ich mir vornehme, sondern gerade, was ich verabscheue, das tue ich.“ (nach Albrecht) Und in Röm.2:1: „Deshalb bist du nicht zu entschuldigen, o Mensch, der da richtet. Denn du, der du richtest, tust dasselbe.“

Der Gedanke drängt sich auf, daß der Verrat an dem Sohne Gottes eine Kollektivschuld ist, die auf uns allen lastet. So oft wir sündigen, machen wir das sühnende Opfer Jesu Christi zur Notwendigkeit. Das zukünftige Schicksal des Judas nun, der zum Verräter wurde, liegt in den Händen dessen, der allein ein gerechtes Urteil zu fällen vermag.

Der Verleugner

Petrus zeigt uns wieder eine andere Möglichkeit, schuldig zu werden. Durch falsches Verhalten und infolge mangelnder Erfahrung hat er den Herrn verleugnet und seine Zugehörigkeit zu ihm bestritten. (Lk.22:54-62) Diese Verleugnung erscheint uns umso schwerwiegender, als doch Petrus zu den drei Jüngern gehörte, die mit Jesus auf dem Berg waren, als er vor ihren Augen in eine göttliche Gestalt umgewandelt wurde. (Mt.17:1-9) Es liegt wohl am unheilvollen Geschehen unserer Zeit, daß wir das Verhalten des Petrus vielleicht besser begreifen als andere vor uns. Denn wir leben seit geraumer Zeit in einer Epoche der Angst; Lk.21:26 dürfte heute zutreffen. In vielen Ländern herrschen Terror und Unterdrückung; es wird verfolgt und gefoltert und brutal gemordet.

Petrus unterlag einer Überschätzung seiner selbst - und einer Unterschätzung der Mächte der Finsternis. Das könnte auch uns geschehen! Im tiefsten Herzen aber blieb Petrus treu. Doch wurde er gleichsam überrannt von Angst und Furcht, als er zusehen mußte, wie brutal mit Jesus umgegangen wurde. Wir lesen: „Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich.“ (Lk.22:62) Das waren gewiß die bittersten Tränen, die Petrus je geweint hat. Aber sie waren echt - und deshalb unendlich kostbar; sie kamen aus einem treuen und redlichen Herzen. Er steht nun vor sich selber da als ein Gedemütigter - als einer, der völlig versagt hat.

Wir alle werden vor solchen Erfahrungen nicht verschont. Auch wir können auf einen derartigen Tiefstand kommen. „Bevor ich gedemütigt ward, irrte ich“, sagt der Psalmdichter. (Ps.119:67) Der menschliche Stolz und das eigene Kraftgefühl sind dem Glauben im Wege. Der Glaube - und nur er allein - vermag uns zu erretten und zu bewahren; nur er befähigt uns, zu widerstehen. Das sind Lektionen, die gelernt und erlebt werden müssen. Petrus ist erschrocken, über sich selbst. Er hat einen Blick in den Abgrund der Angst und der Gewalten grausamer Mächte getan; er hat auch Einblick gewonnen, wie wenig wir aus eigener Kraft dagegen auszurichten vermögen. So ist Selbsterkenntnis oft schmerzhaft, sie kann sogar erschrecken; aber wie notwendig ist sie doch!

Der Blick in die Abgründe unmenschlicher und dämonischer Gewalten, ihrer Bosheit und Macht, darf uns nicht völlig erspart bleiben. Auch nicht ihre zeitweilige, fast unmerkliche und deshalb umso gefährlichere Art der Verführung. Deshalb redet der Epheserbrief davon, daß wir eine geistige Waffenrüstung anlegen müssen, um bestehen zu können wider die Gewalten und wider die Weltbeherrscher dieser Finsternis.“ (Eph.6:1-18) Das Erlebnis des Petrus ist uns sicherlich als Mahnung überliefert - als Mahnung, unsere Hilfe nicht bei uns selbst und nicht bei Menschen zu suchen, sondern bei den Geistesmächten unseres Vaters in den Himmeln.Dürfen wir nicht das Gotteswort in Anspruch nehmen: „Der Engel des Herrn lagert sich um die her, welche ihn fürchten, und er befreit sie?“ - Ps.34:7; Ps.91:11.

Hohepriester und Schriftgelehrte

„Als aber Jesus in die Gegenden von Cäsarea Philippi gekommen war, fragte er seine Jünger: Wer sagen die Menschen, daß ich, der Sohn des Menschen, sei? Sie aber sagten: Etliche: Johannes der Täufer; andere aber: Elias; und andere wieder: Jeremias oder einer der Propheten. Er spricht zu ihnen: Ihr aber, wer saget ihr, daß ich sei? Simon Petrus aber antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ - Mt.16:13

Der Kommentar von Prof. Albrecht macht uns hier in der Aussage des Petrus auf etwas sehr Wichtiges aufmerksam. „Der Sohn Gottes, des Lebendigen“, ist mehr als: „Du bist der Messias.“ Denn Gott, der Lebendige ist „Jahwe.“ Petrus bekennt also: Jesus ist Jahwes Sohn. Er ist der, von dem es in Ps.2:7 heißt: „Jahwe hat zu mir gesagt: Du bist mein Sohn.“ Petrus sagt also zwei Dinge: Du bist der Messias und dann: du bist der Sohn des lebendigen Gottes; und Letzteres bedeutet noch unvergleichlich mehr. An dieser Frage: „Wer ist Jesus?“ scheiden sich die Geister bis auf den heutigen Tag.

Für viele ist er das Kindlein mit all seinen bekannten Begleiterscheinungen. Er ist eine legendäre Figur, umgeben von weiteren Figuren wie etwa den Hirten und den drei Weisen aus dem Morgenlande. Maria und Joseph sind Symbole geworden für alle Obdachlosen und Fremdlinge. Mit alledem wird eine Verharmlosung und Verniedlichung des göttlichen Geschehens um Jesus bewirkt.

Einige gelangen weiter: Jesus ist für sie ein Religionsstifter, ein Begründer kirchlicher Institutionen, wie sie über die Jahrhunderte bis in die Gegenwart bestehen. Angefangen von der Verharmlosung Jesu bis zur offenen Ablehnung gibt es wohl viele Variationen theologischer Auffassungen über den Herrn. So zeigt sich in der Beurteilung Jesu Christi und dem mehr oder weniger Übersehen seiner Sendung, die für alle Errettung bedeutet, die ganze Überheblichkeit des Menschen. Hochmut, Unglaube und Selbstsucht führen zu Gleichgültigkeit, Ablehnung und sogar Haß gegen Jesus. Herzen werden offenbar, selbstsüchtige Überlegungen offenkundig - wie Simeon es vorausgesagt hat.

Diese Überlegungen führen zu der Erkenntnis, daß die Frage unseres Herrn: „Wer sagen die Menschen, wer ich sei?“, bis auf den heutigen Tag nichts von ihrer Aktualität verloren hat. Es ist die fundamentale Frage, und alles hängt für uns davon ab, wie wir sie in unseren Herzen beantworten. Ihre Beantwortung ist der Ausgangspunkt unserer christlichen Existenz!

Und von der Zeit an begann Jesus, seinen Jüngern zu zeigen, daß er nach Jerusalem hingehen müsse und von den Ältesten und Hohepriestern und Schriftgelehrten vieles leiden und getötet und am dritten Tage auferweckt werden müsse.“ (Mt.16:21) Diese Obrigkeit will keine geistige Auseinandersetzung. Dieser Messias kommt ihnen absolut ungelegen. Jesus ist in ihren Augen nichts als ein Außenseiter, und er ist das um so mehr, als er ja im entfernt gelegenen Galiläa aufwuchs im Gebiet des ehemaligen Zehnstämmereiches also. Dort tut er auch seine Wunder, dort predigt er, und dort beruft er seine Jünger.

Jerusalem, das Zentrum des Judentums, hat keinen Anteil an diesem geistigen Geschehen. Der Messias, die große Hoffnung des Alten Bundes, offenbart sich; aber Jerusalem bleibt außerhalb dieser göttlichen Offenbarung, die an Wichtigkeit alles übertrifft, was seit Mose geschehen ist. Es scheint, daß durch das ganze christliche Zeitalter hindurch eine sehr ähnliche Situation bestanden hat - und heute noch besteht. Auch heute noch handelt Gott in „Galiläa“, während man sich in „Jerusalem“ anstrengt, Tradition und Macht zu erhalten und zu verteidigen.

Aber im Verborgenen, außerhalb der Machtzentren dieser Welt, da wird Jesus richtig gesehen. Da nimmt man ihn an als den „Sohn des lebendigen Gottes.“ Es sind vielfach die „geistlich Armen“, die Einfachen, die Unbedeutenden dieser Welt, die das „rechte Gesicht“ haben - wie es auch damals Fischer und Zöllner waren, die Jesus als den von Gott Gesandten erkannten. Doch diese zerstreute und verborgene ecclesia ist reich; denn Jesus, der Messias, ist bei ihnen, lebt in ihnen durch einen lebendigen Glauben. (1.Joh.5:1; 1.Pet.2:1-10) „Er kam in das Seinige, und die Seinigen nahmen ihn nicht an. So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, … welche aus Gott gezeugt sind.“ - Joh.1:12,13.

Der Schöpfer will sich den Menschen offenbaren - damals ebenso wie heute. Im Mittelpunkt dieses göttlichen Offenbarungswillens steht immer noch Jesus Christus. Er ist das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende jeglichen christlichen Glaubens. Ein „christlicher Glaube“, ohne an Jesus zu glauben,  s o,  w i e  S c h r i f t  g e s a g t  h a t,  ist eine Unmöglichkeit. (s.1.Joh.4:1-3; 5:1) Wir müssen den Herrn annehmen in seiner göttlichen Macht und Größe. Wer seinen heiligen Namen verkleinert, ihn verharmlost oder mißbraucht, dem wird dieser Name zur Ursache eines tiefen Falles werden. Paulus spricht aus diesem Glauben heraus: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistigen Segnung.“ (Eph. 1:13) Und Jesus antwortet dem Petrus und sagt: „Glückselig bist du, Bar Jona, denn Fleisch und Blut haben es dir nicht geoffenbart, sondern mein Vater, der in den Himmeln ist “ - Mt.16:16,17

Die Gewalt der Wahrheit

Nicht allein in jüdisch - frommen Kreisen war der Herr Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit. Auch die Hierarchie christlicher Kirchen hat immer Schwierigkeiten mit Jesus gehabt. Was er gelehrt und wie er gelebt hat - sein ganzer Weg, den er, ohne Kompromisse zu machen, gegangen ist - das alles steht und stand in einem zu großen Gegensatz zu dem offiziellen Christentum, das sich allezeit so sehr mit den Mächten der Gewalt und des Geldes arrangierte.

So ist der Name Jesu Christi für alle Mächtigen und für alle Gewalthaber dieser Erde ein beständiger Grund zur Beunruhigung. Das war und ist überall dort, wo Menschen in Ungerechtigkeit unterdrückt werden. Jesus und seine wahren Nachfolger, die sich durch ihr Verhalten zu ihm bekennen, sind deshalb so bestürzend für ihre Feinde, weil sie ihren Hassern nicht mit so vertrauten Waffen der Gewalt und der Lüge entgegentreten. In Jesu Rede und Lehre und in allem, was er tut, in seiner ganzen Persönlichkeit, tritt ihnen eine ganz anders geartete Macht und Gewalt gegenüber, denen sie nichts Gleichwertiges entgegenzustellen haben.

Es ist die Gewalt der Wahrheit! Es ist die Gewalt des Geistes! Und in dieser Autorität und Gewalt dürfen nur zur notwendigen Stunde auch Christi Nachfolger handeln und zeugen. (Lk.21:12-15) In alledem ist die Gewalt der Liebe und der Sanftmut. Es ist die Macht des Lichtes, das in die Finsternis leuchtet und jeden Menschen ins Licht stellt.

Jesus ist als herrlich-strahlendes Licht in unsere Welt gekommen. Licht hat in der Finsternis geleuchtet - und ist seitdem nicht mehr erloschen. Es ist von gläubigen Herzen weitergetragen worden als leuchtende Verheißung der Liebe Gottes für alle, die guten Willens sind. Und - Jesus lebt! Er ist kein Mythos aus vergangenen Zeiten! Denn dieser Sohn Gottes ist bereits wiedergekommen, um die Macht Satans zu vernichten und sein Reich des Friedens aufzurichten.

So war dem greisen Simeon die Gnade geworden, weit in die Zukunft der Menschheit schauen zu dürfen. In den prophetischen Worten, die er über das Kindlein spricht, verkündigt er, was wir - von unserer Zeit aus zurückschauend - als z.T. schon erfüllt bestätigen können. „Siehe, dieser ist gesetzt zum Fall und Aufstehen vieler in Israel.“ Israels Fall aus der Gnade Gottes ist Geschichte: Geistesgeschichte  u n d  Menschheitsgeschichte! Der Widerspruch gegen Jesus Christus und sein Evangelium der Liebe, der Gerechtigkeit und der Versöhnung mit Gott ist aber auch in der 2000jährigen Kirchengeschichte der Christenheit zu einem traurigen Zeugnis geworden. Durch wie viele Taten der Grausamkeit, der Selbstsucht und der Erbarmungslosigkeit sind die Herzen so vieler, die sich nach Seinem Namen nennen, offenbar geworden!

Dem Propheten Jesaja wurde die Mißachtung Israels für das segenbringende Angebot ihres großen Gottes (2.Mos.19:5,6) noch eher geoffenbart. Der Apostel Paulus interpretiert den Ausspruch des Propheten (Jes.28:16) wie folgt: „Siehe, ich lege in Zion einen Stein des Anstoßes und einen Fels des Ärgernisses, und wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.“ (Röm.9:33) Und Jesaja selbst sagt zu diesem Thema noch eine andere Stelle: „Und er wird zum Heiligtum sein, aber zum Stein des Anstoßes und zum Fels des Strauchelns den beiden Häusern Israel“, dem fleischlichen und dem geistigen. - Jes.8:14

Für Israel, das auserwählte Volk Gottes, stehen die Worte geschrieben: „Er kam in das Seinige, und die Seinigen nahmen ihn nicht an; so viele in aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden….“ (Joh.1:11,12) Den Ungläubigen also Fall aus der Gnade, den Gläubigen Aufstehen, oder besser: eine Auferstehung des Geistes aus der Gebundenheit an die Werkgerechtigkeit des Gesetzes, das „zum Tode“ war.  I s r a e l s  E r n t e!

Das gleiche wiederholt sich an den Nationen, d.h. unter den Christen, denen das Angebot Gottes durch den Fall Israels eröffnet worden war. (Röm.11:11) Ist deshalb Gottes Vorsatz vereitelt worden? Gewiß nicht! „Habe ich mir doch siebentausend Mann übrigbleiben lassen“, sagt die göttliche Antwort, „welche dem Baal das Knie nicht gebeugt haben.“ (Röm.11:4) In Israel - wie auch in der Christenheit hat es in den zweitausend Jahren seit der Geburt des Kindes zu Bethlehem Gläubige gegeben, die sich an dem „Stein“ und „Felsen“, Jesus Christus,  n i c h t  gestoßen haben. Sie haben sich nicht nur nicht an ihm gestoßen; sie haben ihm ihr Leben übergeben und sind ihm nachgefolgt. Und diese alle, die nicht gefallen sind, aber ein ganz wunderbares Aufstehen im Geiste erfahren haben, werden mit ihrem Herrn und Haupt eine herrliche Aufgabe ausführen dürfen, durch die auch der andere Teil der Prophezeiung des alten Simeon sich erfüllt.

Simeon hat in dem Jesuskind Gottes  H e i l  gesehen, das Er  f ü r  a l l e  V ö l k e r  bereitet hat: ein  L i c h t  zur Offenbarung der Nationen und zur  H e r r l i c h -  k e i t  s e i n e s  V o l k e s  I s r a e l.

Wir alle kennen Jesu Prophezeiung in Mt.24:32,33. Vergleichen wir sie mit Lk.21:29-31, dann haben wir die Erklärung für das „es.“ Wir lesen: „So auch ihr: wenn ihr dies geschehen sehet, erkennet, daß das  R e i c h  G o t t e s  nahe ist.“ Sehen wir an dem verdorrten „Feigenbaum“ schon einen Zweig, der - saftig geworden - Blätter treibt? Wenn wir es sehen, dann wissen wir auch, daß „es“ (das Reich Gottes) nahe an der Tür ist.

„Denn so spricht Jahwe der Heerscharen: Noch einmal, eine kleine Weile ist es, da werde ich den Himmel erschüttern und die Erde und das Meer und das Trockene. Und ich werde alle Nationen erschüttern; und das Ersehnte aller Nationen wird kommen.“ (Hagg.2:6,7) Und der verachtete Gottesknecht aus Jes.53, „der Fels des Ärgernisses“, wird hervortreten als der „leuchtende Morgenstern“ (s.Off.22:16) „zum Lichte der Nationen und zur Herrlichkeit des Volkes Israel.“

Und sein „Werk der Gerechtigkeit wird Friede sein.“ - s.Jes.32:16



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