Der Spiegel der Herrlichkeit Gottes in unserem Leibe
- 1. Korinther 6:20

Schon vor dem christlichen Zeitalter, als Gott noch mit dem Volke Israel handelte, hat er seinem Knecht Mose (4.Mos.14:21) folgenden Schwur geleistet: „So wahr ich lebe, soll von der Herrlichkeit Jahwes erfüllt werden die ganze Erde.“

Mit der  H e r r l i c h k e i t  J a h w e s  muß es doch etwas Besonderes auf sich haben. Wenn der Allerhöchste sagt, daß die ganze Erde mit  s e i n e r  Herrlichkeit erfüllt werden soll, dann ist dies eine Zukunftsform. Mit anderen Worten: Zur Zeit Mose - oder während der gegenwärtigen argen und bösen Welt ist die ganze Erde noch  n i c h t  von seiner Herrlichkeit erfüllt, sondern sie soll einem künftigen Zeitalter vorbehalten sein.

Nur wenige machen sich Gedanken darüber, was mit dieser „Herrlichkeit“ gemeint sein kann, denn es ist eine Herrlichkeit Jahwes, die die ganze Erde erfüllen soll. Was ist es, das von Gott diese Erde erfüllen kann? Sein Kundtun als persönliches Wesen in seinem Leibe göttlicher Natur kann es nicht sein, denn „niemand von den Menschen kann Gott sehen und leben.“ - 2. Mos.33:20

Die Herrlichkeit Jahwes ist somit in anderer Richtung zu suchen. Sie muß eine Ausstrahlung Seines Wesens sein! Das wird bestätigt durch den Mund des Propheten Jesaja in Kap.60 Vse 1,2, der von dem verworfenen und nun zurückkehrenden Israel spricht - und mit Israel auch zu allen in Jakob Umkehrenden: „Stehe auf, leuchte, denn dein Licht ist gekommen, und die Herrlichkeit Jahwes ist über dir aufgegangen. Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völkerschaften; aber über dir strahlt Jahwe auf, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.“

Wenn wir das Volk Israel in seiner früheren Abtrünnigkeit sehen - und nun Gottes Herrlichkeit über Israel erscheint, dann kann sich diese „Herrlichkeit“ nur auf die der  G e s i n n u n g  seines göttlichen Wesens beziehen. Die Ausstrahlung dieser Herrlichkeit und ihre Wirkung auf gefallene Geschöpfe bedeutet damit eine Erneuerung des Sinnes von der Abtrünnigkeit zu der Unterwerfung unter den göttlichen Willen, was alsdann zu dem Abbild der Charakter-Herrlichlkeit des erhabenen Gottes führen soll. Diese Herrlichkeit Jahwes ist also die  H a r m o n i e,  gekennzeichnet durch das Ebenmaß, die Schönheit und den Ausgleich, die zwischen den Eigenschaften von Gottes vollkommenem Charakter besteht. Das ganze Millenniumszeitalter wird dazu gebraucht werden, diese Herrlichkeit den Menschen nahezubringen und sie dadurch umzugestalten. So verkündet es der Prophet in Jes.40:5: „Die Herrlichkeit Jahwes wird sich offenbaren, und alles Fleisch wird sie miteinander sehen.“

Von dieser Herrlichkeit des harmonischen Ausgleichs göttlicher Eigenschaften sind wir ergriffen, und in heiliger Ehrfurcht neigen wir unser Angesicht vor der Größe dieses majestätischen Gottes. Uns sind die Eigenschaften unseres Schöpfers nicht unbekannt, wie sie in Gerechtigkeit, Weisheit, Liebe und Macht aufgegliedert werden und als Ganzes zusammenwirkend wie ein hell leuchtendes und wärmendes Sonnenlicht erstrahlen. Diese Wirkung wird durch das vollkommene Ebenmaß dieser Eigenschaften hervorgerufen. Unvollkommene Menschen können vielleicht das Maß der Gerechtigkeit übermäßig betonen, indem sie seine Weisheit und seine Liebe nicht genügend berücksichtigen. Andere, die sich auf eine barmherzige Warte stellen, überheben möglicherweise die Liebe Gottes, ohne hierbei seine Gerechtigkeit mit einzubeziehen.

So sehen wir, wie die Menschen in ihrem gefallenen Zustand die Herrlichkeit Gottes nicht erreichen, wie Paulus in Röm.3:23 sagt: „Alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes!“ Sie fühlen nicht den harmonischen, lieblichen Klang aller im göttlichen Wesen zusammenwirkenden Eigenschaften. Welch ein erhabener Charakter ist doch unser Gott, und wie gut ist es, daß mit seiner Herrlichkeit  a l l e  Menschen überstrahlt werden sollen. Die einzelnen Grundeigenschaften des Allmächtigen: Gerechtigkeit, Weisheit, Liebe und Macht können - jede einzelne für sich allein betrachtet - zum Teil sogar furchterregend wirken. Doch - alle vier in Harmonie zusammengesehen - geben dem Herzen Frieden und Glückseligkeit.

Da ist z.B. die  G e r e c h t i g k e i t  Gottes. Wir sehen sie wirksam in dem Todesurteil über die Menschen. Als Folge des Todes sind Krankheit, Schmerz und unsägliches Leid über das ursprünglich nach dem Ebenbilde Gottes erschaffene Wesen, den Menschen, gekommen. Wer erschrickt anfangs nicht über dieses Todesurteil, das (nach  m e n s c h -  l i c h e r  Auffassung) wegen einer so „geringfügigen“ Sünde ausgesprochen wurde? Wird dagegen die Gerechtigkeit im Zusammenwirken mit der Weisheit, mit der Liebe und der Macht gesehen, dann wird die Härte der Gerechtigkeit genommen, die als herrliches Grundelement bestehen muß. Nur auf dieser Grundlage können alle vernunftbegabten Wesen im Weltall als glückliche Geschöpfe bestehen. Auch die Erde ist in das Universum eingeschlossen. Ohne die Gerechtigkeit können die Menschenkinder nicht glücklich sein.

So bleibt die Gerechtigkeit die Grundfeste des göttlichen Thrones (Ps.89:14), denn mit Weisheit und im Verein mit der Liebe unter Zuhilfenahme der göttlichen Macht ist alles wohlgerichtet. Auf diese Weise wird die Gerechtigkeit von der Barmherzigkeit überholt, ohne dabei angeschlagen zu werden. So steht es in Jak.2:13: „Die Barmherzigkeit rühmt sich wider das Gericht.“

Nachdem wir die Gerechtigkeit aus dem Spektrum der Herrlichkeit Gottes herausgefiltert haben, wollen wir nun eine weitere Grundeigenschaft seiner Herrlichkeit betrachten, was es nämlich mit der göttlichen  W e i s h e i t  auf sich hat. Sie greift in das Geschehen der göttlichen Gerechtigkeit ein. Wer von uns Menschen möchte eine Weisheit ergründen, die Wege findet, daß die Gerechtigkeit Gottes in vollem Umfang bestehen bleibt, und doch der Mensch aus der (in diesem Falle) vernichtenden Gerechtigkeit Nutzen zieht, um letztlich zu einem erhabenen Erbteil des ewigen Lebens in Wohlfahrt und Glückseligkeit zu gelangen?

Der Ewige wird in seiner Weisheit durch die Bereitstellung seines wunderbaren Planes verherrlicht. Dieser göttliche Plan - wenn er zum Besten des Menschen gereichen soll - erfordert sogar das Hervortreten unbeugsamer Gerechtigkeit. Die Weisheit Gottes hat ihren Höhepunkt durch seine Gerechtigkeit; und ohne die Wirksamkeit dieser Gerechtigkeit könnte seine Weisheit sich für die vernunftbegabten Geschöpfe garnicht völlig entfalten.

Die Weisheit gestaltete die Verhältnisse so, daß nur  e i n  Mensch verurteilt wurde; denn bei der Erlösung brauchte dann ja auch nur  e i n  Mensch als Befreier aufzutreten. Dies geschieht nach dem göttlichen Gesetz: „Leben um Leben“ - usw. (2. Mos.21:23) Würden auch nur zehn vollkommene Menschen auf die Probe gestellt worden sein, und auch sie wären (wie Adam) ungehorsam gewesen, so hätte es schon zehn (!) Erlöser gebraucht. Aber - nur  e i n e r  hatte gesündigt, und nur  e i n e r  konnte das Lösegeld für ihn bezahlen! „Leben um Leben!“ Nur auf diese Weise konnte durch das freiwillige Opfer des vollkommenen Menschen, Jesus Christus, die gesamte Menschheit als Erben Adams vom Todesurteil freigekauft werden.

„Also nun“, schreibt Paulus in Röm.5:18: „wie es durch  e i n e  Übertretung gegen alle Menschen zur Verdammnis gereichte, so auch durch  e i n e  Gerechtigkeit zur Rechtfertigung des Lebens.“ Oder (vielleicht noch klarer) in 1.Kor.15:21,22: „…denn da ja durch einen Menschen der Tod kam, so auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. Denn gleichwie in dem Adam alle sterben, also werden auch in dem Christus alle lebendig gemacht werden.“

Die Weisheit dieser Vorkehrung ist über - menschlich! Die ganze Masse der Menschen, Milliarden an der Zahl, wird um den Preis von nur  e i n e m  Menschen als Lösegeld zum Leben zurückgebracht, um ihnen die Gelegenheit zu schaffen, sich das Recht auf ewiges Leben zu erwerben!

Gott wußte von Anbeginn, daß das Böse seine Schöpfung angreifen würde. Wenn es auch für die meisten schwierig ist, dies  j e t z t  schon zu verstehen: Es war Gottes LIEBE, die dem freien Willen des Menschen nicht entgegentrat und das Böse als  L e h r m i t t e l  für ewiges Leben in Vollkommenheit zuließ. Kein anderes Mittel, die Menschheit diese schreckliche Grausamkeit des Bösen bis zum äußersten Exzeß am eigenen Leibe mit-erleben zu lassen, könnte die unerwartete Wirkung hervorrufen, die versteinerten Menschenherzen für die heilenden und liebevollen Vorkehrungen Gottes empfänglich zu machen. Durch diese einmalige Belehrung wird er das „steinerne Herz“ durch ein „fleischernes Herz“ ersetzen können, und das Innere des Menschen wird sich sehnen nach der wärmenden Liebe unseres wunderbaren Schöpfers.  N i e  w i e d e r  in die Ewigkeit der Ewigkeiten wird im gesamten Universum der Wunsch aufstehen können, diese heiß ersehnte Harmonie mit dem Himmlischen Vater wiederum zu stören.

Durch die Zulassung des Bösen mit seinem verheerenden Ablauf als Folge des Urteilsspruchs über  e i n e n  Menschen wird das ganze Menschengeschlecht mit seinen Milliarden Einzelwesen die Sündhaftigkeit der Sünde erkennen. „0 Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit wie auch der Erkenntnis Gottes; wie unausforschlich sind seine Gerichte und unausspürbar seine Wege. Denn wer hat des Herrn Sinn erkannt, und wer ist sein Mitberater gewesen?“ Niemand anderes als der begnadete Paulus konnte so  e r g r i f f e n  von der Weisheit Gottes in Röm.11:33,34 schreiben! Ja,  j e d e  der Eigenschaften Gottes in ihrer speziellen Art ist so großartig und erhaben; aber erst durch das Ineinandergreifen dieser Eigenschaften - wie die Zahnrädchen eines Uhrwerks - werden sie zu einem Offenbarer göttlicher Herrlichkeit, enthüllend den Weg des glückseligen Lebens für seine menschlichen Geschöpfe.

Neben Gerechtigkeit und Weisheit ist nun im Rahmen der „Herrlichkeit Gottes“ natürlich die göttliche Liebe eingeschlossen. Der Gedanke, göttliche Weisheit und Macht zugunsten des Menschengeschlechts wirksam werden zu lassen, ist gewißlich von der Liebe ausgegangen. Denn die  L i e b e  war es doch, daß „alle Menschen errettet und zu der Erkenntnis der Wahrheit kommen sollen.“ (I. Tim.2:4) Eine Liebe, die das innerste Sein des Weltenherrschers berührte. „Denn also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“ - Joh. 3:16 Die Mission des Sohnes war es also, ein Lösegeld in der Dahingabe seines eigenen Lebens zu geben, damit ein Ausgleich für die sühnefordernde Gerechtigkeit geschaffen wurde, wie es Jesus in Mk.10:45 bezeugt: „Der Sohn des Menschen ist gekommen, um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld an vieler statt.“

Ja, warum aber gab unser Himmlischer Vater gerade seinen eingeborenen Sohn, der doch die einzige direkte, aus Gottes eigener Hand hervorgegangene Schöpfung war? Warum gerade der Logos in seiner Ehrenstellung als das ausführende Werkzeug aller göttlichen Handlungen? Denn es war ja ein schmerzvolles Werk, das getan werden sollte. In den Augen der Menschen musste der Hinausführer als ein von Gott Bestrafter und Geschlagener angesehen werden, der tief in den Staub gebeugt werden sollte, um schließlich am Kreuz als Übeltäter zu enden. (Jes.53). War denn wirklich der Logos der Einzige, der dieses Werk hinausführen konnte?

Gewiß; unter den Menschen gab es niemanden, denn es gab keinen Gerechten, wie Psalm 49:7 es uns sagt: „Keineswegs vermag jemand seinen Bruder zu erlösen, nicht kann er Gott sein Lösegeld geben.“ Aber - von einem der heiligen Engel konnte doch die Tat der Erlösung geschehen, indem der Erkorene Mensch wurde, wie es doch auch beim Herrn geschah?

Und doch fiel das Angebot des erhabenen Gottes auf den Logos, als dem vollkommenen Ebenbild göttlicher Herrlichkeit. Die charakterliche Herrlichkeit Gottes machte eben nicht Halt vor seinem Liebling, seinem Schoßkind, der sich allezeit an des Vaters Herrlichkeit ergötzte, der Tag für Tag die Wonne des Höchsten war. (Spr.8:30) In dem Angebot an den Eingeborenen, als Erlöser auf die Erde zu gehen, sollte das  G r ö ß t m a ß  aller Liebe seitens des Vaters offenbar werden; der tiefe Glanz göttlicher Sinnesart  m u ß t e  sich deshalb über sein Kostbarstes, seinen geliebten Sohn, ergießen, weil die eigene zum größten Opfer bereitwillige Liebe von ihm selbst zum universalen Gesetz errichtet ist. Gott demonstrierte diese auch ihm schmerzgebundene Liebe an seinem geliebten Sohn. Und dieses übermenschliche Maß von Liebe sollte der Sohn auf die Erde tragen - und allen seinen vernunftbegabten Geschöpfen offenbaren.

Beim Anerbieten, das Lösegeld für die gefallene Menschheit zu bringen, leuchtete denn auch das Licht dieses Glanzes vom Sohn in vollem Einverständnis  z u r ü c k  auf den Vater. Da wurde die Reinheit der Herrlichkeit Jahwes in seiner Liebe manifestiert, die (wie in einem gegenseitigem Doppelspiegel) zu einer unendlichen Reihe erstrahlt. Viel später ist dann diese Gegebenheit hier auf Erden durch das Wort unseres Herrn erhärtet worden: „Ich und der Vater sind eins.“ Wenn die Menschen diese Herrlichkeit einmal erfassen werden - wie müssen sie vor ihrem Lebengeber erschauern, und wie sehr wird es für sie ein Herzensbedürfnis sein, die Güte des Himmlischen Vaters in alle Ewigkeit zu preisen!

Nun ist noch die vierte (und letzte) Grundeigenschaft Gottes, seine alles bezwingende  M a c h t,  im Zusammenwirken der drei anderen Eigenschaften, zu betrachten.

Die Macht des Ewigen hat sich schon in seiner Schöpfung geoffenbart, sowohl in der Erschaffung des unendlichen Universums als auch in der Schöpfung lebender Geschöpfe: bei den Cherubim, den Seraphim, den Engeln und Menschen bis herab zu den niedrigen animalischen und pflanzlichen Lebewesen. Aber die größte Offenbarung seiner Macht steht noch aus! Sie wird wirksam, wenn das harmonische Zusammenwirken der Gerechtigkeit, der Weisheit und der Liebe als Elemente der Herrlichkeit Gottes die unermeßliche Macht des Ewigen herausfordert.

In dem göttlichen Plan zur Segnung aller Menschen ist es der Macht des Höchsten vorbehalten, als ausführendes Mittel die unfaßbare Größe eines allem überlegenen göttlichen Wesens aufzudecken. Das Wunderbarste, was der Welt vor Augen geführt werden kann, ist die grandiose  A u f e r s t e h u n g  aus den Toten. Sie fällt in den göttlichen Vorsatz der Wiederherstellung, nachdem der göttlichen Gerechtigkeit Genüge geleistet wurde - und die Liebe und Weisheit ihre heiligen Kräfte entfaltet haben. Ist für unsere geringe menschliche Verstandeskraft die Macht faßbar, Milliarden von Menschen in ihrer unterschiedlichen Persönlichkeit und Sinnesart, in ihren individuellen Gedanken und dem eigenen Gedächtnis so wiederzubringen, daß sie sich selbst wiedererkennen? Daß ihre menschlichen Gefährten wissen, daß es wirklich der vor Jahrhunderten gelebte Freund, Bruder, Nachbar oder sogar der ehemalige Feind ist, den man mit eigenen Augen sieht?

Welch eine Herrlichkeit wird sich den Menschen kundtun! Wir wiederholen das anfänglich zitierte Wort aus Jes.40:5: „Die Herrlichkeit Jahwes wird sich offenbaren, und  a l l e s  F l e i s c h  miteinander wird sie  s e h e n.“  Wir stimmen mit ein in das Lied des Mose und des Lammes - und auch die ganze Welt der Menschenkinder  w i r d  es nach Off.15:3,4 tun, nachdem sie die Herrlichkeit gesehen, geschmeckt, gefühlt und in sich eingesogen hat: „Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, Gott, Allmächtiger! Wer sollte nicht dich, Herr, fürchten und deinen Namen verherrlichen? Denn du allein bist heilig; denn alle Nationen werden kommen und vor Dir anbeten, denn deine gerechten Taten sind offenbar geworden.“

* * *

D i e  Herrlichkeit, von der die ganze Erde erfüllt werden soll, wird aber als Vorwegnahme einem Volke geoffenbart, das zu dem ewigen Gott im Evangeliumszeitalter in das Verhältnis der Sohnschaft gekommen ist. Wenn wir Gottes Kinder sind, dann müssen wir die Herrlichkeit Gottes jetzt schon, (begrenzt nach dem Maß unseres Falles),in uns tragen; sie muß ein Spiegel der charakterlichen Wunderbarkeit des Höchsten sein, und dieser Spiegel soll das göttliche Licht auf unsere Mitmenschen zurückstrahlen. Auf diese Weise wird der Himmlische Vater durch unsere Eigenschaft als seine Kinder verherrlicht. Dieser Gedanke betrifft das, was Paulus in 1. Kor. 6:20 zum Ausdruck bringt: „Ihr seid um einen Preis erkauft; verherrlicht nun Gott in eurem Leibe.“

Die Verherrlichung Gottes trat auch bei dem  M e n s c h e n  Jesus Christus in Erscheinung. Als der Logos Knechtsgestalt annahm, indem er „in Gleichheit der Menschen geworden ist“ (Phil.2:7), da war die Herrlichkeit der Eigenschaften Gottes nicht von ihm gewichen, denn Johannes berichtet von unserem Herrn in Joh.1:14: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“

Die göttlichen Eigenschaften waren in ihm, und er gab sie weiter an seine Jünger - an die, denen das Recht gegeben wurde, „Kinder Gottes“ zu heißen. Damit erfüllte Jesus seinen ihm vom Vater gegebenen Auftrag, wie er ihn im hohenpriesterlichen Gebet ausdrückte: „Und  d i e  Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, auf daß sie eins seien, gleichwie wir eins sind.“ Durch die starke Ausstrahlung des göttlichen Charakters auf Jesu Nachfolger ist ihnen ein  S p i e g e l  der Herrlichkeit göttlicher Wesensart in ihrem menschlichen Leibe bereitet.

Welch ein Gnadenbeweis ist diesen Kindern Gottes geschenkt, da sie doch Sünder waren! Durch den Fall unseres Vaters Adam, der durch seinen Ungehorsam das Ebenbild göttlichen Wesens in sich vernichtete , haben auch alle seine Nachkommen teilgenommen; denn (nach Röm.3:23) „haben alle gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes.“ Aber trotz der Entartung sind doch noch in vielen Menschen  S p u r e n  der in Adam noch vorhandenen Ebenbildlichkeit Gottes vorhanden. Das ist eine unschätzbare Gabe; denn dies ist wohl die Voraussetzung dafür, um in dem Geschaffenen den Klang göttlicher Harmonie und Liebe zu würdigen.

Das ist der Vorzug derer, denen es schon jetzt (im Evangeliums-Zeitalter) angeboten ist, „Kinder Gottes“ zu heißen. Es sind die vom Vater  G e z o g e n e n.  Wir erinnern uns der Worte unseres Herrn in Joh.6:44: „Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, daß der Vater ihn ziehe.“ Wie können wir uns diese „Kraft des Ziehens“ etwa vorstellen? Das „Ziehen“ steht mit der charakterlichen Herrlichkeit Gottes in Verbindung. Wenn die Botschaft des Evangeliums ein Ohr erreicht, dessen Besitzer noch ein bestimmtes Maß der Ebenbildlichkeit Gottes in sich trägt, dann ist damit auch ein annehmbares Maß der Harmonie zwischen dem eigenen Charakter und dem als „Gottes Herrlichkeit“ bezeichneten Charakter gegeben. Dieses restliche Stückchen Harmonie im sündigen menschlichen Leibe wird von des Vaters Herrlichkeit  g e -  z o g e n  - zu Jesu hin. Die in einem solchen Menschen noch teilweise vorhandenen Eigenschaften von Gerechtigkeit, Weisheit und Liebe suchen ein „Zu Hause“ - und finden es in Jesu Herrlichkeit.

Und das ist das Ziehen Gottes: von einer Rest-Herrlichkeit göttlicher Ebenbildlichkeit im Menschen zu der vollkommenen Herrlichkeit göttlicher Wesensart in Christo Jesu. Derart kommen die Berufenen zu Jesu. Auf diese Weise werden sie gezogen, um ein größeres Gleichgewicht ihres Charakters zu erlangen - gezogen zu dem Maßstab vollkommener Herrlichkeit in dem Sohne des Allmächtigen.

Alle, die Christus in ihr Leben fest einbezogen haben, tragen nun die Zeichen der Herrlichkeit Gottes in ihrem Leibe. Im Fleische sind wir keineswegs das vollkommene Ebenbild des Allerhöchsten; aber ER hat (nach 2. Kor.4:6) „in unsere Herzen geleuchtet zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi.“ Damit ist  u n s  die Herrlichkeit gegeben, wie Jesus sie vom Vater empfing - und Er sie an die Jünger weitergab. - „Die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben.“ (Joh.17:22) Und von uns muß das Licht auf die Welt zurückstrahlen, wie geschrieben steht: „Inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts scheinet ihr wie Lichter in der Welt.“ (Phil.2:15). Für alle Erkauften gilt jetzt die Aufforderung des Apostels als inspiriertes Mundstück in unserem Leittext 1. Kor.6:20: „Verherrlichet nun Gott in eurem Leibe.“ Und das geschieht durch die  W i e d e r g a b e  göttlichen Wesens.

Wie nun die Herrlichkeit Gottes von der Gerechtigkeit, der Weisheit, der Liebe und der Macht getragen wird, so muß auch die Herrlichkeit der Kinder Gottes ein Abbild des Höchsten sein in Gerechtigkeit, Weisheit, Liebe und Macht, wenn auch ihre irdischen Gefäße unvollkommen sind. Das sagt uns auch 2. Kor.4:7: „Wir tragen den Schatz in irdenen Gefäßen, auf daß die Überschwänglichkeit der Kraft sei Gottes, und nicht aus uns.“

Ein einfacher Stein, ein Wassertropfen oder ein Diamant können die Herrlichkeit des Sonnenlichtes reflektieren. Das  M a ß  des „Zurückspiegelns“ aber ist durch die Natur des abstrahlenden Körpers bedingt. Doch selbst die geringste Reflexion beweist die Existenz der Sonne als Urheberin der Strahlung.

Gleicherweise bezeugen die Kinder Gottes die Ausstrahlung der Herrlichkeit des Schöpfers in ihren wohl von einander abweichenden Leibern, aber eben  d o c h  nach dem Ausmaß ihrer jeweils vorhandenen Ebenbildlichkeit des Höchsten. Auf welche Weise diese Herrlichkeit von Gottes Kindern ausstrahlt, ist ein Gegenstand von großer Bedeutung. Wie bei Jahwe Gott - bei dem Ursprung des Lebens - müssen die vier Wesenseinheiten (Gerechtigkeit, Liebe, Weisheit und Macht) in gegenseitiger Harmonie stehen, wobei  e i n e  Eigenschaft nichts ohne die andere etwas Positives bewirkt.

Als Spiegel göttlicher Herrlichkeit muß auch bei den von Gott Gezeugten die Gerechtigkeit Grundlage allen Handelns sein. Die Gerechtigkeit geht über die Liebe hinaus. Als Teilhaber des mit Gott geschlossenen Opferbundes sind alle Opfer wertlos, wenn hierbei die Gerechtigkeit verletzt wird. Spr.21:3 sagt es uns deutlich: „Gerechtigkeit und Recht üben ist Jahwe angenehmer als Opfer.“ In der Hinausführung des Opferbundes sollten wir uns täglich fragen, ob bei allem, was wir tun und sagen, unsere Handlungen und Worte gerecht sind. Wohl werden wir das Maß vollkommener Gerechtigkeit nicht erreichen, solange wir im Fleische sind; aber schon die ständige Frage an uns selbst, ob dies oder jenes gerecht sei, was wir denken und tun, wird uns vor vieler Ungerechtigkeit bewahren. Wüßten wir den Herrn immer sichtbar neben uns, um Lob und Tadel buchstäblich aus seinem Munde zu vernehmen, würde es uns sicherlich besser gelingen, den Maßstab der Gerechtigkeit einzuhalten.

Denken wir daran, daß Gerechtigkeit  m a t h e -  m a t i s c h  g e n a u  ist, die weder Gnade noch Gunst - noch irgendeine Art von Mitgefühl kennt! Diese letzteren Edelsteine der Liebe sind in anderen der von Gott ausgehenden Eigenschaften eingeschlossen; sie werden neben der Gerechtigkeit auch von denen geübt, die im Spiegel der göttlichen Herrlichkeit wandeln. Doch darf dabei im Vollzug dieser (die „Güte“ kennzeichnenden) Eigenschaften die Gerechtigkeit niemals verletzt werden.

Der Widerschein der Herrlichkeit Gottes geschieht nun im Weiteren in der  L i e b e.  Anfänglich haben wir das unendliche Maß der Liebe des Schöpfers erblickt, der seines eigenen Sohnes nicht verschonte - und ihn für alle Menschen dahingegeben hat. Nun sind  w i r  Ihm nahegekommen als Seine Kinder. Gott selbst ist die Liebe; sie ist immer tätig im Einklang mit den anderen Eigenschaften seiner charakterlichen Herrlichkeit. Muß nicht diese lieblichste, gewaltigste göttlicher Eigenschaften auch seine Kinder erfüllen? Die Söhne Gottes sollen doch der  „S p i e g e l“  der Herrlichkeit des Höchsten sein! Bei uns scheint das Licht der Liebe im zusätzlichen Glanz der Gerechtigkeit, und ergießt ihre Strahlen über unsere Brüder und Schwestern und Mitmenschen.

Den „Brüdern“ gegenüber kommt das höchste Maß an Liebe zum Ausdruck. Gibt es denn eine noch größere Liebe, als sein Leben für die Brüder niederzulegen? In 1.Joh.3:16 schreibt der Apostel: „Wir sind schuldig, für die Brüder das Leben niederzulegen.“ Damit wird das Gebot unseres Herrn in Joh.13:34 erfüllt: „Ein  n e u e s  Gebot gebe ich euch: daß ihr einander liebet, gleichwie ich euch geliebt habe.“ Und wie wird dies der Welt gegenüber sein? Wie verherrlichen wir da den Himmlischen Vater in unserem Leibe?

Ein liebevoller, freundlicher Geist ist die allerbeste Empfehlung, die wir jetzt von der Kraft der Gottesherrlichkeit geben können. Als Abbilder der Herrlichkeit Gottes werden wir eine anziehende, großmütige und hilfsbereite Herzensverfassung bezeugen, „das Gute wirkend gegen alle.“ (Gal.6:10) Auf diese Weise werden wir von der Herrlichkeit des Herrn ergriffen, indem wir nach 2. Kor.3:18 „mit aufgedecktem Angesicht, die Herrlichkeit des Herrn anschauend, verwandelt werden in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit.“

Die erhabene Herrlichkeit der Sinnes-Art unseres Gottes soll auch die von uns bekundete  W e i s h e i t  dartun. Wir haben bereits gesehen, wie die göttliche Weisheit im Erlösungsplan des Allmächtigen in so überragender Weise geoffenbart wurde. Diese Weisheit hätte menschliche Vernunft nie ersinnen können. Deshalb muß  u n s e r e  Weisheit sich der Weisheit des Schöpfers aller Dinge unterordnen. Das bedeutet: allezeit den Willen Gottes als den allerbesten zu empfinden, selbst wenn es unter Leid und Schmerz sein müßte. So beugen wir uns in Prüfungen Seiner Weisheit in einem ergebenen Geist, und sprechen: „Den Kelch, den der Vater mir gegeben hat, soll ich den nicht trinken?“ (Joh.18:11) Das sollte unsere Sprache sein, wenn wir diese Weisheit im Spiegel der Herrlichkeit Gottes reflektieren möchten und das inbrünstige Verlangen in uns tragen, unseren Himmlischen Vater zu verherrlichen.

Aber die uns im göttlichen Abbild gegebene Weisheit läßt uns nicht nur in Prüfungen in einem stillen und unterwürfigen Geist verharren; sie wird auch in uns die anderen Grundeigenschaften als Spiegel göttlicher Herrlichkeit anregen. Die Heilige Schrift belehrt uns in Jak.3:13,17 folgendermaßen: „Wer ist weise und verständig unter euch? Er zeige aus dem guten Wandel seine Werke in  S a n f t -  m u t  und  W e i s h e i t. Die Weisheit aber von oben ist aufs erste rein (d.h. ehrlich, aufrichtig und nicht trügerisch). Sodann friedsam (beherzigend die Worte in Röm.12:18: „So viel an euch ist, lebet mit allen Menschen in Frieden); daher nicht rücksichtslos; sondern - wo Schaden zugefügt wurde - ist die Weisheit bereit, sich zu entschuldigen, um den Verlust wieder gutzumachen. Gelinde: Weisheit verschließt nicht das Herz, sondern schafft leichten Zugang und gibt keinen Raum für Hochmut, Verachtung oder Härte. Folgsam (hier kann es sich nur um den Gehorsam in der Hinausführung des göttlichen Willens handeln). Dieser ist immer Richtschnur in allen Lebenslagen - voll Barmherzigkeit und guter Früchte. Weisheit von oben ist auch Barmherzigkeit gegenüber den Fehlern anderer, eingedenk der vielen eigenen Mängel. Unparteiisch - hier bedürfen wir der besonderen Anleitung der Weisheit, um weder den einen zu begünstigen noch den anderen zu benachteiligen, wenn hierbei die Gerechtigkeit verletzt werden könnte. Ungeheuchelt! Da die Weisheit von der Liebe angeleitet wird, ist ihr Wohlwollen ein inneres Bedürfnis des Herzens, und schaltet jegliche Heuchelei aus.

Als letzte Eigenschaft unserer Ausstrahlung der Herrlichkeit Gottes bleibt noch die  M a c h t.  Haben wir Macht? Sind wir Herrscher? Auf den ersten Blick: Nein. Näher betrachtet hat aber jeder Mensch, auch der jüngste oder der geringste die Macht, durch irgendwelche Manipulationen andere zu zwingen,  d a s  zu tun, was er selbst will. Aber um diese (sehr menschliche!) Macht geht es hier nicht. „Seid stark in dem Herrn und in der Macht  s e i n e r  Stärke“, lehrt Paulus in Eph.6:10. Auf diese Weise sind wir Gottes Werk, geschaffen in Christo Jesu zu guten Werken.

Das Werk, das die Herrlichkeit des göttlichen Wesens in den Berufenen schafft, ist also Seiner Macht zuzuschreiben, die in ihnen arbeitet. Es wird das eintreten, was in Röm.12:2 nach der Albrecht-Übersetzung zu lesen ist: „Ihr werdet nicht nach den Grundsätzen der Welt gebildet, sondern ihr nehmt vielmehr ein anderes Wesen an, indem sich euer Sinn erneuert.“ In dieser Erneuerung des Wesens wird die Herrlichkeit der Macht Gottes offenbar, denn die Welt hat uns ja früher in  i h r e m  Geiste, im Geist der Welt gekannt; und nun sind wir andere Menschen geworden.

Das entspricht genau dem, was Paulus wiederum an anderer Stelle (Eph.4:22-24) schreibt: „Ihr habt den früheren Lebenswandel aufgegeben und den alten Menschen abgelegt, der durch die betrügerischen Lüste verdorben wurde. Nun aber ist der alte Mensch erneuert in dem Geiste eurer Gesinnung, und damit habt ihr den neuen Menschen angezogen, der nach Gott geschaffen ist - in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit.“ Wenn Gottes Kinder so im entgegengesetzten Geiste eines früheren Lebenswandels der Welt gegenübertreten,  d a n n  strahlt Gottes Herrlichkeit von ihnen aus. Und damit wird in uns die vierte Eigenschaft, die Macht bekundet, und Gott wird in unserem Leibe verherrlicht.

So erkennen wir, wie das Licht der Herrlichkeit Gottes in ihren Grundeigenschaften: Gerechtigkeit, Weisheit, Liebe und Macht als Spiegelbild von uns auf unsere Umgebung abstrahlt, und damit unsere Berufung ihren berechtigten Anspruch erhebt, auch das Licht der Herrlichkeit Gottes leuchten zu lassen. Wenn wir auf Erden auch nicht den vollkommenen Maßstab erreichen können, so wird aber doch von unserem Himmlischen Vater der Wille dafür gerechnet; dieses Bemühen sollte unsere Handlungen immer bestimmen.

Wir schließen mit den Worten aus 1. Thess.2:12 und 2. Pet.3:11: „Wandelt würdig des Gottes, der euch zu seinem eigenen Reiche und zu seiner eigenen Herrlichkeit beruft.“ „Da nun dies alles aufgelöst wird, welche solltet ihr sein in heiligem Wandel und Gottseligkeit.“ Amen.



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung