Die Zeit, in der wir leben

Eine Weltzeit geht zu Ende, eine andere steigt herauf. So war es bisher in der Menschheitsgeschichte. Kultur - Epochen, wie z.B. die der Ägypter, der Griechen, der Römer - sie waren gewaltige Einschnitte und Abschnitte in dem Verlauf der menschlichen Existenz auf diesem Erdball. Wird das immer so weitergehen? In welcher Zeit leben wir heute?

Der Nachdenkliche wird feststellen müssen, daß wir in einer Zeitepoche leben, aus der es keinerlei vom Menschen gesteuerte Verbesserung der Lage geben kann. Warum?

Das zwanzigste und einundzwanzigste Jahrhundert hat uns zwar weniger Kultur, aber eine ungeheure Flut technischer Erfindungen gebracht. Und fast täglich kommen neue hinzu! Was vor 50, 30, ja - vor 10 Jahren als Neuigkeit auf den Markt kam, ist heute längst überholt, verbessert, verfeinert, aber in der Bedienung vielfach komplizierter; dennoch könnte sich die Menschheit an vielerlei Dingen, die das tägliche Leben erleichtern, erfreuen. Tut sie das auch?

Geschenkt bekommen wir nichts. Wer alle diese annehmlichen Dinge, die heute zu den „Notwendigkeiten“ des Lebens geworden sind, erwerben will, braucht Geld. Geld erhalte ich durch Arbeit; und je höher meine Ansprüche sind, desto mehr muß ich erarbeiten. Überarbeitung aber bringt Streß, und Streß macht krank. Und Krankheit kostet Geld. Ein Teufelskreis.

Kriege hat es seit Menschengedenken gegeben, doch in keiner Epoche der Weltgeschichte war es dem Menschen möglich, alles, was auf dieser Erde lebt, auszurotten. Heute könnte er es. Die Erfindung der Atomenergie, der Einsatz zerstörerischer Bakterien, deren Erkenntnis ebenfalls in unser kürzlich vergangenes Jahrhundert fällt, können einerseits zur Erleichterung vieler Übel dienen, aber in der Hand böser Mächte sind sie zur Gefahr des Welt-Untergangs geworden.

Mitmenschen, die heute 80, 90 - oder vielleicht auch 100 Jahre alt geworden sind, wissen, wie unglaublich viel sich in den paar Jahrzehnten ihres Lebens auf dieser Welt verändert hat. Trotz aller Erfindungen, die man bejubelt und verehrt - haben sie der Menschheit Grundsätzliches gebracht? Und - wer hat denn heute überhaupt noch Zeit, darüber nachzudenken? Keiner hat mehr Zeit. Und die Hast des Lebens verdunkelt den Blick für das Wesentliche.

Warum ist das so? Die Politiker fliegen hin und her auf unserer Erde und suchen den Frieden; aber trotz all unserer technischen Errungenschaften finden sie ihn nicht. Sie suchen die Hungernden aus ihrer elenden Lage zu befreien; dennoch sterben täglich Tausende dahin, weil sie nicht das Notwendigste zum Leben haben. Infolge der stets wachsenden Erdbevölkerung werden die wirtschaftlichen Probleme immer unlösbarer, die Ratlosigkeit der Regierungen immer größer.

„Sondern ihr werdet sein wie Gott …“

Der Verführer schweigt nicht. So, wie er am Anfang der Menschheitsgeschichte geredet hat, redet er auch heute. Und der Mensch hört gerne auf seine Stimme. Was in den Labors der Forscher und Wissenschaftler vor sich geht, erfährt der „normale Bürger“ nicht. Plötzlich gibt es da ein geklontes Schaf, und mit der Veränderung der menschlichen Gene will man zur Gesundung der Kranken beitragen. Wird es durch die Gen-Technologie bald keine kranken Menschen mehr geben?

Was aber ist  n o c h  alles mit dem Austausch von Genen zu erreichen? Wir wollen uns hier nicht mit den negativen Auswirkungen dieser neuen Erkenntnisse der Wissenschaft befassen.  D a ß  sie zum Negativen benutzt werden können, steht frei, und könnte noch Schrecklicheres hervorrufen als die „großen“ Erkenntnisse unserer Zeit.

„Ihr werdet sein wie Gott …“ Der Mensch fliegt zum Mond, er greift nach den Sternen, er züchtet Menschen in Retorten, er züchtet tierische (und vielleicht auch schon menschliche?) „Schablonen“, verändert die Bausteine des menschlichen Körpers, und - wo will er noch hinaus?

Es gibt ein Märchen, das letzten Endes garkein Märchen ist, sondern rauhe Wirklichkeit. Es heißt: „Der Fischer und seine Frau.“ Viele kennen es. Ein armer Fischer lebt mit seiner Frau in einer ärmlichen Hütte. Eines Tages fängt er einen goldenen Fisch. Der verspricht, ihm alle Wünsche zu erfüllen, wenn er ihn frei lassen würde. Der Fischer wirft den Fisch ins Meer zurück, geht heim und erzählt es seiner Frau. Damit fängt das Wünschen an. Des Fischers Frau wünscht sich zuerst ein richtiges Haus. Sie bekommt es. Aber ihre Wünsche gehen immer höher, ja - sie wird Königin, wird Kaiserin in einem herrlichen Palast mit allem Luxus der Welt.

Ist sie nun zufrieden? Nein; sie will noch höher, sie will sein wie Gott. Da gibt es einen furchtbaren Krach. Der kaiserliche Palast stürzt zusammen, nichts bleibt übrig von der einstigen Pracht, und der Fischer und seine Frau finden sich wieder in ihrer alten, ärmlichen Hütte. - Verstehen wir den Sinn dieser Geschichte im Zusammenhang mit der Zeit, in der wir leben?

Wir stehen am Ende der Menschheitsgeschichte. Wie lange noch - und die Perfektion des Bösen ist erreicht? Der Mensch zeigt immer wieder von neuem, wie unfähig er ist, sich selbst zu regieren -  o h n e  G o t t !  Ein berühmter, russische Nobel-Preisträger fand die allein richtigen Worte für die Ursache unseres Versagens:

„Die Menschen haben Gott vergessen, und das ist der Grund für die Probleme unseres Jahrhunderts. Wir werden keine Lösungen finden ohne eine Umkehr zum Schöpfer aller Dinge.“

Es gibt einige, die unsere Lage so sehen, wie er. Aber die „Masse Mensch“, die wenig über diese Dinge nachdenkt - und nachplappert, was ihr von verschiedenen Seiten als „Wahrheit“ angeboten wird (und doch ist es Unwahrheit) - sie schwimmt mit dem Strom der Zeit, die in immer tiefere Morallosigkeit und Ungerechtigkeit ausartet.

Hier und da hört man Stimmen, die sagen: „Wo ist Gott? Ja, hört er denn nicht? Aber -  w e r  ruft ihn denn? Hat man nicht schon vor einiger Zeit Gott für tot erklärt? „Wenn es einen Gott gäbe, würde er diese Zustände auf Erden nicht zulassen“, ist eine beliebte Redensart, die man oft zu hören bekommt.

Was hat der Ewige mit unserer Unvernunft, mit unserem Hochmut, unserer Selbstsucht, Bosheit und Grausamkeit zu tun?

„ER hat dir kundgetan, o Mensch, was gut ist;
und was fordert der Allmächtige von dir,
als Recht zu üben und Güte zu lieben und
demütig zu wandeln  m i t  deinem Gott?“
Micha 6:8

Wir leben in der Gegenwart des Herrn. Er ist gekommen „wie ein Dieb in der Nacht.“ Wie lange der Zeitraum bis zur „Apokalypsis“, bis zu seiner Offenbarmachung vor aller Welt ist, wissen wir nicht. „Wachet!“, gebot uns der Herr. Wir wissen nur, daß diese Weltzeit in einer nie dagewesenen Drangsal zu Ende geht; „und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch gerettet werden“. (Mt.24:21,22)

Überrascht uns das? Sind nicht die Gefahren, die wir selbst zu verantworten haben im Verein mit Unvernunft und Einsichtslosigkeit - sind sie nicht geschaffen für einen Weltuntergang? „Aber um der Auserwählten willen (bezw. durch die Auserwählten) werden jene Tage verkürzt werden“, spricht der Herr.

Die Zeit, in der wir leben, ist - nach unserem Verständnis - eine Überschneidung zweier Zeitalter. Die wahre Kirche steht vor ihrer Vollendung, und das Reich des Widersachers muß verschwinden, damit die irdische Phase des Gottesreiches aufgerichtet werden - und die Menschheit den heilenden Segen empfangen kann.

Viele Voraussagen für diese unsere Zeit sind in der Schrift enthalten. Doch vergessen wir nicht: Zeit  p u n k t e  sind in der Prophetie selten angegeben. Zeit  p e r i o d e n, Anfänge von Entwicklungen - ja! Und so ist es schwierig, wenn man inmitten einer solchen Entwicklung lebt, mit Sicherheit sagen zu können: So ist es jetzt, und so wird es morgen sein! Die Erfahrung hat gelehrt, daß eine Prophetie erst dann voll und ganz verstanden wird, wenn sie erfüllt ist; rückblickend also. Und da gibt es vieles, sehr vieles sogar, was sich in wunderbarer Weise bereits erfüllt  h a t.

Was die Heilige Schrift für den Aufmerksamen klar heraushebt, ist die zweite Gegenwart des Herrn, und - daß wir heute in dieser Zeit leben. Wenn jemand an der Richtigkeit der Erkenntnis dieses ersehnten Ereignisses rütteln und es in Frage stellen möchte - über dem ausgestreckten Zeigefinger des Herrn: „Sehet den Feigenbaum!“ kann er die Augen nicht verschließen. Israel ist der Zeiger an der göttlichen Weltenuhr. „Wenn ihr dies geschehen sehet, erkennet, daß das Reich Gottes nahe ist.“ - Lk.21:31

„Und was in eurem Geiste aufgestiegen ist, wird keineswegs geschehen, daß ihr sprechet: Wir wollen sein wie die Nationen und wie die Geschlechter der Länder, indem wir Holz und Stein dienen. So wahr ich lebe, spricht der Herr, Jahwe, wenn ich nicht mit starker Hand und mit ausgestrecktem Arm und mit ausgegossenem Grimm über euch regieren werde! (a.Ü: „mich als König über euch erweise.“) Und ich werde euch herausführen aus den Völkern und euch aus den Ländern sammeln, in welche ihr zerstreut worden seid, mit starker Hand und mit ausgestrecktem Arm und mit ausgegossenem Grimm, Und ich werde euch in die Wüste der  V ö l k e r  bringen…“ - Hes.20:32-35

Mit welchem „Grimm“ ist Israel zerstreut worden! Und mit welchem Grimm ist es gesammelt worden! Und - unter welchem ausgegossenen Grimm muß Israel heute leiden! Kann an diese Tatsachen Zweifel gelegt werden? Hatten die Juden nicht bereits damit begonnen, sich in ihren Gastländern so zu assimilieren, daß sie in den meisten Fällen die Gefahr ihrer geplanten Ausrottung nicht erkannten? Befindet sich Israel heute etwa  n i c h t  innerhalb der „Völkerwüste“? Warum sollte also der Herr noch nicht im Regiment sein? „Das Frühere, siehe, es ist eingetroffen, und Neues verkündige ich;  e h e  es hervorsproßt, lasse ich es euch hören.“ - Jes. 42:9

Darum (auch wenn das Folgende noch zukünftig ist): „Brechet in Jubel aus, ihr Trümmer Jerusalems! Denn Jahwe hat sein Volk getröstet, hat Jerusalem erlöst. Jahwe hat seinen heiligen Arm entblößt vor den Augen aller Nationen, und alle Enden der Erde sehen die Rettung Gottes.“ - Jes. 52:9,10.



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung