„Werdet mit dem Geiste erfüllt, redend zueinander in Psalmen und geistlichen Liedern, singend und spielend dem Herrn in euren Herzen.“ - Eph.5:18b,19

Wie kann man das Wort verstehen: untereinander in Psalmen reden? Nun, durch den Geist Gottes hat ein König David - dieser Mann „nach dem Herzen Gottes“ - nicht nur sein Reich gegründet, sein Volk geführt und regiert; er hat ebenso durch den Geist Gottes die Psalmen, diese Loblieder des Glaubens, gedichtet - und ist auch in dieser Eigenschaft ein so großartiges Vorbild auf Christum geworden, der uns noch weit mehr und weit vollendetere Loblieder in den Mund gelegt hat. Also nichts anderes, als: „Das Neue Lied!“ - Off. 14:3 Der Psalm ist ein geistgewirktes Zeugnis Gottes; in ihm wird kundgetan, was der Schöpfer Großes an uns getan hat. Sei es nun durch die Glaubenszeugen des Alten Bundes oder die des Neuen Testamentes.

In den Psalmen werden die Erlebnisse des Lebens im Glauben verdichtet, konzentriert, herauskristallisiert, destilliert und in packende, eingängige Worte gefaßt. Sie sind gleichsam die gewonnene Essenz des Lebens im Glauben! Das kann verglichen werden mit der Narde, die zum Beispiel eine Maria aus dem zerbrochenen Krüglein für Jesus ausfließen ließ, um ihn damit zu salben und zu ehren.

Narde ist das Destillat von Tausenden und Abertausenden gepflückter Blüten; der Duft ist also verdichtet und mit feinen Ölen verbunden worden. Wie der Wohlgeruch eines feinen Duftwassers (oder eben der Narde) sich ins Unendliche verströmt - und Menschen und Räume mit Wolken von Düften durchdringt, so soll der Psalm, das Loblied des Glaubens, den Himmlischen Vater preisen.

Also: Werdet mit dem Geiste erfüllt, redet untereinander in Psalmen und Lobgesängen und geistigen Liedern, singend und spielend dem Herrn in euren Herzen!

Wir sind froh, daß Paulus dem „Singend und spielend dem Herrn“ das Wort „in euren Herzen“ hinzugefügt hat. Denn anders - aus frischer Kehle heraus könnten es wohl die meisten von uns nicht mehr tun. Unsere Stimmen sind zumeist belegt; sie klingen heiser oder schrill - oder auch falsch. Es wäre wahrhaftig ein Jammer, wenn der Ewige unsere kleinen Versammlungen nach dem Klang unserer Lieder bewerten wollte. Aber die Allerärmsten sind doch die, die  a u s  i h r e m  H e r z e n  keine Lieder aufsteigen lassen können.

Zu der Versammlung zu Sardes wurde in den Sendschreiben der Offenbarung Johannes geschrieben (Off. 3:1): „Du hast den Namen, daß du lebest, und bist tot! Werde wach“ … Und in Lied No. 63 (das auch ein altes Kirchenlied ist), wird uns gesagt:

„Wie groß ist des Allmächt’gen Güte!
Ist der ein Mensch, den sie nicht rührt?
Der mit verhärtetem Gemüte
den Dank erstickt, der ihr gebührt?
Nein, seine Liebe zu ermessen
sei ewig meine größte Pflicht!
Der Herr hat mein’ noch nie vergessen.
Vergiß, mein Herz, auch Seiner nicht“!

Wo Gottes Liebe (besonders eindrücklich geworden in der Gabe seines Sohnes für die Schuld von uns Menschen) nicht mehr zum Menschenherzen reden kann, da erstarrt, versteinert das Herz. Aber wir können uns auch keine Notlage und keine Anfechtung ausdenken, die uns in ihrer Schwere und ihrer Last dieses große Heilsgeschehen verdunkeln oder verrücken könnte! Schon eben dieses Eine, Große: Die Dahingabe seines Sohnes als das Lamm, das der Welt Sünden trägt, muß uns die Gewißheit schenken: Der Schöpfer  h a t  uns nie vergessen! Und daraus folgt aber auch nach einer zwingenden Logik: Gott  w i r d  uns nie vergessen! „Vergiß drum, Herz, auch Seiner nicht!“

Aber Danken bedeutet nicht nur: eine immer gleichförmige Dankesformel mit dem Mund auszusprechen; es ist ein eigentlicher Lob-, Preis- und Jubelgesang des Herzens für das, was der Allerhöchste an uns getan hat; für das, was wir an einer allezeit reich gedeckten Tafel von dem Geber aller guten und vollkommenen Gaben genießen dürfen. Und  d a r u m  sagt auch Paulus zu seinem „Werdet mit dem Geiste erfüllt!“: „Redet untereinander in Psalmen und saget Dank allezeit für alles Gott, dem Vater, in dem Namen unseres Herrn Jesu Christi.“ Die Psalmen, die uns teils im Einzelnen - wie aber auch in ihrer Gesamtheit un-überhörbar auffordern, Gott zu loben und zu preisen, klingen aus mit dem Wort: „Alles, was Odem hat, lobe Jah! Halleluja!“ - Ps. 150:6

Alles, was Odem hat, soll dereinst (in dem vollendeten Erlösungswerk) in diesen Lobgesang einstimmen. Alles, was Odem hat, singt dann ein Neues Lied: Das Lied eines ewigen Frühlings und bleibender Jugendfrische. Den Höhepunkt der Verwendung dieses tief symbolhaften Gedankens von dem Neuen Liede findet die Schrift aber erst in der Offenbarung Johannes. Wir werden einige Gedanken in Kurzform herausheben.

Da haben wir vor allem Offenbarung 5:9,10: „Und sie singen ein neues Lied, das lautet: Würdig bist du, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du hast dich schlachten lassen und hast für Gott erkauft, durch dein Blut, aus jedem Stamm und Sprache und Volk und Nation; und hast sie unserem Gott zu Königen und Priestern gemacht, und sie werden über die Erde herrschen!“

Hier wird zum ersten Mal etwas näher und direkter gesagt, was dieses neue Lied beinhaltet. Es ist Christus, der Vollstrecker der Pläne Gottes, der allein als würdig erklärt wird, Gottes mächtiges Vorhaben, das ja schon vor Grundlegung der Welt gefaßt worden ist, hinauszuführen. Das ist der Hauptinhalt dieses Liedes. Aber hinzu tritt, als Zweites, ein ganz besonderer Zug, der bis dahin immer etwas verschleiert und verborgener dargestellt war: Es war eine  H e r a u s w a h l  - also die Herausgewählten aus allen Stämmen, Sprachen und Völkern!

Deutlich sichtbar wird uns hier: Nicht alle Menschen, alle Sprachen, alle Nationen werden hier als Erkaufte genannt, sondern:  A u s  allen Menschen, aus allen Stämmen, aus allen Sprachen, Völkern, Nationen wurden (und werden) einzelne Menschen erkauft, damit der Allmächtige sie zu einem  e r s t g e b o r e n e n  V o l k  mache, einem Volk von Priesterkönigen. Schattenhaft wurden sie einmal vorgebildet in der merkwürdigen Persönlichkeit des mächtigen Priesterkönigs Melchisedek, dem damals selbst der große Glaubensvater Abraham den Zehnten darbrachte. Von Melchisedek war ja gesagt, er sei ohne Anfang und Ende! - Wer sind diese, die nach der Ordnung eines Melchisedeks berufen sind? Wem gab Gott die Vollmacht, sich in einem so überaus hohen und einzigartigen Sinne Gottes Kinder zu nennen?

Es heißt von Jesus: „Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf.“ Nur ein kleiner Rest des Volkes Israel nach dem Fleische nahm ihn auf, aber das Evangelium, die „Frohe Botschaft“, mußte trotzdem weitergetragen werden. Das heißt zunächst: Zu einem Zeugnis des kommenden Königreiches auf Erden, bis ans Ende der Welt, und zur Herausrufung einer Schar, einer „Kleinen Herde“, zu denen Christus sagte: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben.“ Oder - wie es Johannes, der Evangelist, sagt: „So viele ihn aber aufnahmen (also nur Wenigen), denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, welche nicht aus Geblüt, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren (gezeugt) sind.“ (Joh.1:12,13) Diese stehen in der Neuheit des Lebens.

Der Mensch, durch den Sündenfall der Zeitlichkeit oder der Vergänglichkeit unterworfen, kann nicht dieses Lied, das des ewigen Lebens, singen. Diese Lebensmelodie ist ihm verborgen. Nur die Neue Schöpfung in Christo Jesu, die in Neuheit des Lebens wandelt (2. Kor.5:7), die einem neuen Gebot, dem der Liebe, folgt, (Joh.13:34), in der Christus Gestalt gewinnt, kann es lernen. Nur sie kann das Frohlocken in sich tragen, in einer so tiefgreifenden und weit-tragenden Erlösung zu stehen, dereinst mit dem Herrn zusammen zu regieren und zu dienen. Ja, sie werden als Könige und Priester Gottes Pläne zur Erlösung und Wiederherstellung dessen, was verloren ging, hinausführen. Sie werden am Trocknen aller Tränen mitwirken, wenn alles Leid und alle Not hinweggetan wird, wenn keine Krankheit, kein Tod mehr sein wird, wenn alle Menschen den Himmlischen Vater erkennen. IHM werden sie jubelnd die Ehre geben - und Ihm danken.

Das alles, was wir hier in so schwachen Worten nur umrissen, nur angedeutet haben,  d a s  etwa ist der Inhalt des „neuen Liedes.“ Wir singen dieses neue Lied gleichsam noch schwach und unklar; vielleicht treffen wir auch einmal die Töne nicht gut. Wir singen daneben, wir fallen auch etwa aus dem Takt, singen vielleicht auch manchmal lauter als schön, manchmal auch nicht gut miteinander; wir lernen und üben immer noch. Ganz vollendet wird es doch wohl erst in der Verherrlichung klingen. Selbst, wenn wir viel, vielmal besser reden und empfinden könnten - wir müßten uns dennoch als sehr schwach einstufen, dies alles nur einigermaßen nachzuschildern, was uns in Offenbarung Kapitel 5, dieser bildhaften Schau in den Himmel, aufgezeigt wird:

„Und ich sah in der rechten Hand dessen, der auf dem Throne saß (Gott ist gemeint), eine Buchrolle, die innen und außen beschrieben war, mit sieben Siegeln versiegelt. Und ich sah einen starken Engel, der mit lauter Stimme rief: „Wer ist würdig, das Buch zu öffnen und seine Siegel zu brechen?“ (Off. 5: 1-3). Nach dieser Enthüllung der Pläne Gottes, dargestellt durch die Buchrolle mit den sieben Siegeln, ist  n i e m a n d  der ganzen Welt würdig. Der Sinn der Weltgeschichte ist für die Menschen seit Jahrtausenden ein unlösbares Rätsel. Zu welchem Ende treibt die Geschichte hin? Das fragen viele der Menschen heute, mit Bangen. Heute - wenn sie in Erwartung der sich abzeichnenden Dinge stehen, die da kommen sollen. Und die vielleicht am 11. September 2001 begonnen haben.

Die Zukunft ist undurchsichtig. Die Verse in der Offenbarung sagen uns noch viel weitgehender: „Doch niemand im Himmel und auf Erden (noch unter der Erde) vermochte das Buch zu öffnen, noch es anzublicken.“ Es ist also ein schauriges „niemand“. Niemand im Himmel sowohl als auch niemand der Lebenden und Verstorbenen auf der Erde ist da, der in diese Wirrnis und Rätselhaftigkeit des Geschichtsablaufes Klarheit hineinbringen kann. Dabei wird die Unsicherheit und Bedrängnis der Menschheit immer größer!

Am dunkelsten wird es am Tage des Herrn! Das erscheint zunächst paradox, daß niemand, gar niemand, die Buchrolle über das Schicksal der Welt zu lesen vermag. Das bringt den Seher der Offenbarung zum Weinen! (Vs.4). Heißt es doch: „Und ich weinte sehr, daß niemand würdig erfunden wurde, das Buch zu öffnen, noch es anzublicken.“ Die Menschen heute werden bald alle bedrückt über den Lauf der Dinge, der immer rasanter und unheilvoller vor sich geht. Und nur, gleichsam mit Galgenhumor, helfen sich andere über das Bedrohliche der Situation hinweg.

Aber einer aus dem Rat Gottes, dem der 24 Ältesten um den Thron Gottes her, eröffnet dem Seher der Offenbarung sehr tröstlich: „Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe, der aus dem Stamme Juda ist, die Wurzel Davids, das Buch zu öffnen und seine sieben Siegel.“ - Off. 5:5.

Wir wissen, wer der „Löwe aus dem Stamme Juda“ ist, der aus dem Wurzelsproß des Hauses Isais, des David, kommen mußte. In der Hoheit eines Königs und Helden, eines Löwen wohl, der aber zur Schlachtbank gebracht wird, wie ein Lamm. Sein Kampf und Sieg auf Golgatha löst alle Probleme und Schrecken der Weltgeschichte. Jetzt ist Hoffnung in allem Gericht. Das Lamm hat gesiegt, aber so radikal anders, als sonst in dieser Welt gesiegt wird.

Unser Bild will sagen: Ihm, Jesu, ist durch sein Verdienst auf Golgatha alle Gewalt im Himmel und auf Erden übertragen. Er handelt in voller Einheit mit dem Allerhöchsten. Er ist der Christus, der Gesalbte und Gesandte Gottes. Er bildet nun den  A n g e l p u n k t  d e r  W e l t,  um den sich alles dreht, von dem aus alles überwaltet wird. Er ist der Vollstrecker des Vorhabens Gottes.

Und wie Er gesandt worden ist in die Welt, so sendet er nun die Seinen in die Welt „wie Schafe unter die Wölfe!“ (Mt. 10:16) In der Welt herrscht durchweg die Wolfsnatur. Die Gier und Begierde, alles an sich zu reißen. Es waltet die Herrschaft des rücksichtslosen Egoismus. Nicht nur auf dem Weg von Jerusalem nach Jericho fällt man unter die Räuber. Man braucht dies nicht weiter auszudenken. Jesus sagt: „Ich sende euch wie Schafe unter die Wölfe.“ Das ist, menschlich gesehen, verrückt. Aber gerade so merkwürdig ist doch auch unser Bild in Offenbarung 5: Ein Löwe erscheint im Himmel; aber er siegt  a l s  L a m m!  Und in der Lammes-Natur sollen auch Seine Gesandten siegen!

Gottes Königreich wird nicht nur durch Worte verkündigt, noch weniger durch Broschüren; vielmehr dadurch, daß wir „lebendige Briefe“, eigenhändig von Ihm geschrieben, seien! Möchten wir Sein Werk, ja, Sein Psalm und Loblied zu Gottes Ehre sein! Unser ganzes Leben in Christo Jesu „singt“ gleichsam dieses Neue Lied. Erst, nachdem die Herauswahl das Neue Lied singt, erst, nachdem sie (mit anderen Worten) „ein Schauspiel geworden“ ist den Engeln, fallen nun auch die Engelscharen in das neue Lied ein.

Offenbarung 5:11,12: „Und ich sah: und ich hörte eine Stimme vieler Engel um den Thron her und um die lebendigen Wesen und die Ältesten; und ihre Zahl war Zehntausende mal Zehntausende und Tausende mal Tausende, die mit lauter Stimme sprachen: Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, zu empfangen die Macht und Ehre und Herrlichkeit und Segnung!“

Und jetzt setzt sich der Gesang der Engel und Himmelsbewohner fort durch ein wunderbares Klingen und Tönen durch alle Welt hindurch (Off. 5:13): „Und jedes Geschöpf, das in dem Himmel und auf der Erde und auf dem Meere ist, und alles, was in ihnen ist, hörte ich sagen : Dem, der auf dem Throne sitzt, und dem Lamme die Segnung und die Ehre und die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit!“

Möchten doch auch wir völlig  d e m  angehören, der der Vollstrecker von Gottes Vorhaben ist! Daß wir als Erste und Begnadigte dem Lamme nachfolgen, wohin irgend es geht; daß wir auf diesem Wege immer kräftiger und klarer, auch harmonischer, auch besser miteinander das neue Lied zu singen vermögen! Denn es steht auch geschrieben: Und  n i e m a n d  konnte das Lied lernen denn die 144000, die erkauft sind von der Erde.“

Als leisen Nachklang unserer Worte möchten wir noch Lukas 10:22 „erklingen“ lassen:
„Alles ist mir übergeben von meinem Vater;
und niemand erkennt, wer der Sohn ist, als nur der Vater; und wer der Vater ist, als nur der Sohn,
u n d - wem irgend der Sohn IHN offenbaren will.“



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung