Des Christen Leben und Lehre |
„Danksaget in allem!“
„Freuet euch allezeit; betet unablässig; danksaget in allem; denn dies ist der Wille Gottes in Christo Jesu gegen euch.“ - 1. Thess. 5:16-18
Paulus, der große Apostel, schreibt diese Worte an eine Versammlung, die wegen ihres Glaubens und ihrer furchtlosen Verkündigung viel leiden mußte. Es ist die Ekklesia von Thessalonich. In diese Gemeinde kam Paulus einige Jahre zuvor mit seinem Mitarbeiter Silas von Philippi her, um das Evangelium zu verkünden. Darüber lesen wir in Apg.17:1-9 folgendes:
„Nachdem sie aber durch Amphipolis und Appolonia gereist waren, kamen sie nach Thessalonich, wo die Synagoge der Juden war. Nach seiner Gewohnheit aber ging Paulus zu ihnen hinein und unterredete sich an drei Sabbathen mit ihnen aus den Schriften, indem er eröffnete und darlegte, daß der Christus leiden und aus den Toten auferstehen mußte, und daß dieser, der Herr Jesus, den ich euch verkündige, der Christus ist. Und etliche von ihnen glaubten und gesellten sich zu Paulus und Silas, und von den anbetenden Griechen eine große Menge, und der vornehmsten Frauen nicht wenige.
Die Juden aber wurden voll Neides und nahmen etliche böse Männer vom Gassenpöbel zu sich, machten einen Volksauflauf und brachten die Stadt in Aufruhr; und sie traten vor das Haus Jasons, und suchten sie unter das Volk zu führen.
Als sie sie aber nicht fanden, schleppten sie Jason und etliche Brüder vor die Obersten der Stadt und riefen: Diese, welche den Erdkreis aufgewiegelt haben, sind auch hierher gekommen, welche Jason beherbergt hat; und diese alle handeln wider die Verordnungen des Kaisers, indem sie sagen, daß ein anderer König sei - Jesus. Sie beunruhigten aber die Volksmenge und die Obersten der Stadt, als sie dies hörten. Und nachdem sie von Jason und den übrigen Bürgschaft genommen hatten, entließen sie dieselben.“
Es gab also in Thessalonich ein geistiges Erdbeben, einen Aufstand, bei dem sich die Geister schieden. Etliche gingen zu Paulus und Silas, auch „von den anbetenden Griechen eine große Menge.“ Andererseits - haben wir gelesen - wurde die Botschaft von Jesu Christo vielen zum Anstoß.
Für diese junge Gemeinde war Paulus wie ein Vater. Er betreute sie mit Hingabe. Beide Briefe (der erste und der zweite Thessalonicherbrief) sind auch für uns nicht nur Fundgruben, um klarere Erkenntnis über Gottes Willen zu erlangen, sondern auch Weg-leitend für unser eigenes Glaubensleben. Im ersten Brief, Kapitel 1, in den Versen 2ff, gibt uns Paulus ein beeindruckendes Zeugnis von dieser vorbildlichen Ekklesia. Dort wird uns berichtet:
„Wir sagen Gott allezeit Dank im Hinblick auf euch alle, wenn wir euer in unseren Gebeten gedenken. Denn unablässig halten wir vor dem Angesicht unseres Gottes und Vaters die Erinnerung an euer tatkräftiges Glaubensleben fest, sowie an eure eifrige Arbeit (oder Opferbereitschaft) in der Liebe, und an eure Standhaftigkeit in der Hoffnung auf unseren Herrn Jesus Christus. Wir wissen ja, von Gott geliebte Brüder, daß ihr zu den Erwählten gehört. Denn unsere Verkündigung der Heilsbotschaft ist bei euch nicht allein im Wort erfolgt, sondern auch in Kraft und im heiligen Geist und in großer Zuversichtlichkeit. Ihr wißt ja doch (noch gut), wie wir uns unter euch um euretwillen verhalten haben. Und ihr seid unsere und (so auch) des Herrn Nachfolger geworden, nachdem ihr das Wort trotz schwerer Leiden mit Freudigkeit angenommen hattet, die der heilige Geist wirkt, so daß ihr für alle Gläubigen im Macedonien und Achaja vorbildlich geworden seid.“
Und dann - am Schluß seines Briefes - die anfangs gelesenen Worte aus Kap. 5:16-18: „Freuet euch allezeit; betet unablässig; danksagt in allem, denn dieses ist der Wille Gottes in Christo Jesu gegen euch.“
Drei Begriffe: Sich freuen trotz Trübsal, unablässig beten und danksagen - diese drei sind an jeden einzelnen in der Versammlung gerichtet. Paulus zeichnet damit ein Bild der rechten Geistesverfassung des gläubigen Christen; und so dürfen auch wir heute dieses Wort als an uns gerichtet wissen. Wir wollen nun unter der Anleitung des Geistes Gottes versuchen-(nachdem wir wissen, an wen diese Worte gerichtet sind) - tiefer zu erfassen, was uns Paulus hier vorlegt.
Zunächst heißt es: „Freuet euch allezeit!“ Das bedeutet also, immer voller Freude zu sein. Das ist eigentlich ein sehr aufmunterndes Gebot. Wenn wir uns nun fragen: Was erzeugt Freude?, so können wir wohl sagen, daß im allgemeinen Freude von äußeren Umständen abhängig ist. Ich freue mich z.B. auf die Ferien; ich freue mich auf eine Reise, vielleicht über ein Geschenk, auf einen Besuch. Ich freue mich über eine gute Gesundheit und über einen lieben Menschen. Es sind also meistens von außen kommende Einflüsse, die Freude auf uns kommen lassen, genau so, wie uns gewisse äußere Einflüsse belasten oder betrüben können.
Das Interessante aber bei der Aufmunterung des Apostels ist, daß sie offenbar ganz unabhängig ist von äußeren Gegebenheiten. Denn er sagt ja: „Freuet euch a l l e z e i t! “ Und dieses Wort ist ausgerechnet an d i e Gemeinde gerichtet, die besonders unter Angriffen und Verfolgungen gelitten hatte. Also muß Paulus hier etwas anderes meinen: nicht die Freude, die von außen kommt, sondern eine Freudigkeit, die auch in widerwärtigen Situationen aufrechterhält, und nicht durch äußere Umstände beeinträchtigt werden kann.
Dazu wollen wir aus der Heiligen Schrift einige Beispiele hören. Paulus und Silas waren von Philippi gekommen, und in Philippi waren sie im Gefängnis gewesen. Dort waren sie gestäupt worden, und ihre Füße hatte man in den Stock gelegt. Sie waren dort also in einer wenig beneidenswerten Lage. Und da sagt uns die Heilige Schrift: „Um Mitternacht beteten Paulus und Silas und lobten Gott“ - l o b t e n Gott trotz dieser schweren Bedrohung, in der sie sich beide befanden. - Apg. 16:25.
Ein anderes Beispiel gibt uns der Gefängniswärter von Paulus und Silas. (Apg.16:26-34) Ein Erdbeben hatte des Nachts die Ketten der Gefangenen gesprengt und die Türen des Gefängnisses geöffnet. Der Gefängnisaufseher, der mit seinem Kopf für die Gefangenen haftete, wollte sich schon aus Verzweiflung das Leben nehmen, weil er dachte, sie alle seien entkommen. Der ihm Einhalt gebietende laute Zuruf des Apostels, das Erdbeben und der Umstand, daß die Gefangenen n i c h t entflohen waren, mußten den Gefängniswärter bis in sein Innerstes erschüttert haben. Er nahm die frohe Botschaft von Jesus, dem Erretter der Welt, bereitwillig auf, „und er wurde getauft, er und alle die Seinigen alsbald.“ (Vs. 33) Und dann heißt es: „Und er f r o h l o c k t e, an Gott glaubend, mit seinem ganzen Hause.“ - vs. 34
Ein weiteres Zeugnis finden wir in Apg.5:17-40: Petrus und die anderen Apostel hatten in Jerusalem voller Inbrunst und heiliger Überzeugung Jesum Christum, den Auferstandenen, verkündigt. Viele wurden gläubig. Die Obersten aber - der Hohepriester, die Schriftgelehrten und die Sadduzäer - wurden von Eifersucht erfüllt, „und sie legten Hände an die Apostel und setzten sie in öffentlichen Gewahrsam.“ Später „geißelten sie sie und geboten ihnen, nichts in dem Namen Jesu zu reden, und entließen sie.“ Anschließend in Vs.41 aber wird bezeugt: „Sie nun gingen aus dem Synedrium hinweg, s i c h f r e u e n d, daß sie gewürdigt worden waren, für den Namen (Jesu Christi) Schmach zu leiden.“
Nach allem, was sie erlitten hatten, hätten die Apostel wenig Ursache gehabt, voller Freude zu sein. Ihre Freudigkeit resultierte auch nicht aus dem Umstand, daß sie aus der Gewalt der Obersten entlassen worden waren. Dagegen sagt uns der Text ja ganz deutlich, woher diese große, jubelnde Empfindung kam, die sie erfüllte: weil sie gewürdigt worden waren, für den Namen Jesu Schmach zu leiden.
Der Ursprung dieses Erlebens liegt also nicht im Materiellen noch im Sinnlich-Wahrnehmbaren. Er liegt einzig in der Welt des Geistes Gottes, die dem „natürlichen Menschen“ unzugänglich und unbegreiflich ist.
„Hoch erfreue ich mich in Jahwe“, jubelt der Prophet. „Meine Seele soll frohlocken in meinem Gott! Denn er hat mich bekleidet mit Kleidern des Heils, den Mantel der Gerechtigkeit mir umgetan, wie ein Bräutigam den Kopfschmuck nach Priesterart anlegt, und wie eine Braut sich schmückt mit ihrem Geschmeide. „Darum freut sich mein Herz und frohlockt meine Seele.“ - Jes. 61:10; Ps. 16:9
Diese Freude kommt aus der lebendigen Verbindung mit Gott. Und Jesaja sagt uns das noch genauer: Es ist die Freude über das Begnadigt-Sein, das Angenommen-Sein von unserem Himmlischen Vater. Es ist die unverdiente Gnade, die einem Menschen widerfährt durch den Glauben an Jesus Christus; es ist auch die Dankbarkeit für die vergebende Liebe; es ist das Wissen darum, daß Jesus Christus mich liebt, daß der Herr sich auch für mich dahingegeben hat, daß auch ich in seinem Sterben gemeint bin, und daß er auch meine Schuld und meine Last ans Kreuz getragen hat. Und dieses Wissen macht uns froh.
Es ist aber auch das innere Bewußtsein darum, daß Gott mich liebt. Joh. 16:27 sagt uns das: „Denn der Vater selbst hat euch lieb, weil ihr mich geliebt und geglaubt habt, daß ich von Gott ausgegangen bin.“
Vom Himmlischen Vater selbst geliebt zu werden - das ist eine Botschaft, die uns aufhorchen läßt und die, wenn wir sie einmal richtig durchdacht haben, uns vor Freude überwältigt. Wie viele Menschen leiden heutzutage unter einer tiefen Verlorenheit. Die Erkenntnisse unserer heutigen Zeit vermitteln zwar viel Wissen; aber eine feste Grundlage für den inneren Menschen können sie nicht schaffen. Welche Befreiung aus quälender Unsicherheit, welche Geborgenheit inmitten des haltlosen Chaos menschlicher Machenschaften und Leidenschaften bedeutet doch der Gedanke und letztlich die Gewißheit um die e i n z i g e S i c h e r h e i t, die existiert: Die Liebe Gottes, die sich geoffenbart hat in Jesus Christus, dem Erretter der Welt.
Wir dürfen also w i s s e n, daß der Allmächtige, der über dem unendlichen Weltall thront - daß dieser Allgewaltige uns kleine Menschlein liebt. „Von Gott geliebt“ - wenn wir dies wissen, wenn dieses Wissen ganz tief in uns verankert ist, was braucht es mehr? Ist diese Kenntnis nicht allein schon Grund genug, um unser Herz in einen Quell der Freude zu verwandeln? Wenn wir durch den Glauben in Jesu Christo mit Gott verbunden sind, dürfen wir tagtäglich, ja, stündlich die große innere Freudigkeit erfahren, daß wir von Gott angenommen sind - angenommen als seine Kinder; daß wir von ihm geliebt werden und daß wir in Jesus Christus Vergebung unserer Sünden, unserer Ungerechtigkeiten und Unvollkommenheiten haben.
Wer dieses große, innere Glücksgefühl empfinden durfte - kann er wohl von sich sagen, daß er es immer und unter allen Umständen hat festhalten können? Ist es nicht so, daß wir oftmals, belastet von Lebenssorgen, diese Freude vergessen und sie für „bessere Tage“ in einem Herzenswinkel ver-stecken? Aber Jesus sagt: „Dieses habe ich zu euch geredet, daß meine Freude in euch bleibe - und eure Freude völlig werde.“ - Joh. 15:11
Also geht es jetzt um die Frage: Wie kann diese Freude b l e i b e n? (Im griechischen Text steht tatsächlich das Wort für „bleiben“). Dazu gibt der Apostel den weiteren Rat: „Betet ohne Unterlaß und seid dankbar in allen Dingen.“
Betet ohne Unterlaß! Sicherlich bedeutet das nicht, unaufhörlich laute Wortgebete vor sich herzusagen, wie es die Buddhisten mit ihren Gebetsmühlen tun, noch ununterbrochen dieselben Gebete in sich hineinzumurmeln, wie es beim Abbeten des „Rosenkranzes“ üblich ist. Paulus kannte die Ermahnungen des Herrn sehr gut. (s. Mt. 6:7) Solcherlei törichte Gedanken lagen ihm fern. „Betet ohne Unterlaß“ kann sich nur auf eine innere Gebetshaltung beziehen, auf eine ständige, vertrauensvolle Verbindung unserer Gedankenwelt mit Gott.
Nach dem Schöpfungsbericht hat Gott den Menschen in seinem Bilde geschaffen. Wir könnten auch sagen: er hat sich ihn zum Gesprächspartner gemacht. Durch den Sündenfall ist diese Verbindung zerrissen. Der Mensch o h n e Glauben führt nur Selbstgespräche mit seinem Herzen; Sender und Antenne haben keinen Kontakt miteinander. Nur durch den Glauben in Jesum Christum kann dieser Kontakt mit dem Schöpfer wiederhergestellt werden - und dann darf der Betende auch im Gespräch mit Gott bleiben. Das heißt: „Betet unablässig.“
Wir möchten einige Beispiele anführen: Wir freuen uns an Gottes Schöpfung, der Natur mit all ihren Wundern. Ein Gotteskind erkennt in diesen herrlichen Dingen das Wirken des Schöpfergottes, des Himmlischen Vaters. Auf solche Weise wird diese Naturbetrachtung zu einem Gebet; denn der ehrfurchtsvolle Lobpreis dessen, der „in dem Gemachten geschaut wird“ (Röm. 1:20), stellt die Verbindung her zwischen Schöpfer und Geschöpf.
Wie oft möchten unsere Gedanken eigene Wege gehen - und verlieren sich im Vergänglichen! Sie eilends zurückzuholen, zu kontrollieren und auf unseren Herrn zu richten: auch das ist Gebet. Gewisse Aufgaben und Schwierigkeiten unseres Alltags stellen uns manches Mal vor unlösbare Probleme. Das Wort „Betet unablässig“ wird uns zu Gott aufblicken und um seine gütige Führung bitten lassen. Dies also „ist der Wille Gottes in Jesu Christo gegen euch“, wie Paulus sagt, und die Voraussetzung, in der mit dem Herrn verbundenen Freude b l e i b e n zu dürfen.
Dazu kommt noch: „Seid dankbar in allen Dingen!“ Da können wir uns nun fragen: Wie hängt diese Aufforderung mit der Freude zusammen? Nun, wenn ich dem Allmächtigen dankbar bin, dann erkenne ich Ihn als Geber aller guten Gaben an. Das allein ist schon Freude. Aber diese Erkenntnis erzeugt auch Demut; und je demütiger ich vor Gott bin, umso stärker kann auch sein Geist in mir wirken. Und sein Geist wiederum ist Freude. Hier tritt nun aber bei vielen Gläubigen die Frage auf: K a n n ich denn überhaupt i m m e r dankbar sein? Es heißt ja: „Seid dankbar in a l l e m ?“
Wer das Leben kennt, der weiß, daß es uns nicht nur sonnige, sondern auch schwere Stunden bringt. Wir erleiden Krankheiten und Kümmernisse; Schicksalsschläge verschiedenster Art können unser Leben belasten. Und da fragt man sich dann wirklich: Kann ich da noch dankbar sein, wenn der Ewige mich einen so schweren Weg führt? Das ist eine ganz aktuelle Frage, die bei allen, die durch Tiefen gehen müssen, immer wieder aufkommt.
Aber es heißt nun einmal: Seid dankbar nicht nur für schöne Stunden, sondern in a l l e n Dingen! Das Alte Testament ist voller Darlegungen von Ereignissen, die tatsächlich geschehen sind. Viele von ihnen stellen Vorbilder dar, die uns zum Nachdenken auffordern, um aus ihnen geistige Erfahrungen abzuleiten. Nachdem Gott das Volk Israel mit rettender Hand durch das Schilfmeer geführt hatte, seine Verfolger aber alle umgekommen waren, heißt es in 2. Mos. 15:1,2: „Damals sangen Mose und die Kinder Israel dieses Lied dem Jahwe, und sprachen also:
„Singen will ich Jahwe, denn hoch erhaben ist er;
das Roß und seinen Reiter hat er ins Meer gestürzt.
Meine Stärke und mein Lobgesang ist Jah,
denn er ist mir zur Rettung geworden;
dieser ist mein Gott, und ich will ihn verherrlichen,
meines Vaters Gott, und ich will ihn erheben.“
Das ganze Volk brach in Jubel aus, und lobte Gott in dankbarer Freude für seine Wundertaten. Aber dann lesen wir im gleichen Kapitel in den Versen 22-24: „Und Mose ließ Israel aufbrechen vom Schilfmeer, und sie zogen in die Wüste Sur; und sie gingen drei Tage in der Wüste und fanden kein Wasser. Und das Volk murrte wider Mose und sprach: ‘Was sollen wir trinken?’„
Dasselbe Volk, das drei Tage zuvor ihren rettenden Gott gelobt und gepriesen hatte ob seiner mächtigen Taten - schon begann es sich zu beklagen. Freude und Dankbarkeit waren vergessen. Sollten wir nicht daraus lernen? Oder: w a s sollen wir daraus lernen? Wie oft sind wir in Gefahr, uns aufzulehnen, wenn unser Himmlischer Vater uns eine Last auferlegt! Wie oft sind wir in Gefahr zu murren! Wie oft kommt es vor, daß nach der ersten Freude im Herrn im Laufe der Zeit Schwierigkeiten auftreten, so daß wir anfangen, zu seufzen und zu klagen? Wo zeigt uns die Schrift Ermunterung und Zuversicht trotz aller Unbilden und Leiden? Wir möchten sagen: Wir haben eine feste, ja, eine unerschütterliche Grundlage für eine jegliche Lebens-Situation; und die ist: Wir sind von Gott geliebt!
Dieses Wunder, diese Tatsache sollte Ausgangsposition für alle unsere Überlegungen sein. Ich bin von Gott geliebt in Jesus Christus! Und weil dieser Gott mich lieb hat, darf ich ihm vertrauen. Mein ganzes Vertrauen stützt sich auf Gottes Liebe. Der Psalmist drückt dies im 23. Psalm so aus: „Jahwe ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln… Er erquickt meine Seele: er leitet mich in Pfaden der Gerechtigkeit um seines Namens willen.“
Ich darf Ihm also vertrauen, daß er durch alles hindurch mich auf der rechten Straße führt. Wie oft aber kommt es vor, daß wir den Weg, den der Höchste uns führt, nicht begreifen und wir zweifelnd fragen: Warum aber, Vater, warum? Auch dafür gibt es eine Antwort. Gott möchte uns durch den Propheten etwas sagen und läßt uns wissen: „Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege. Denn, wie der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.“ - Jes. 55:8,9
Wir sollen verstehen lernen, daß wir den Weg, den Gott mit uns geht, oft garnicht begreifen k ö n- n e n, weil wir seine Gedanken nicht zu fassen vermögen. Er kennt unser Inneres besser als wir selbst. Er weiß um unser Woher und Wohin, und er kennt unseren Ausgang. Aber hinter allem Unbegreiflichen Gottes steht seine Liebe, seine ständige Fürsorge. Daran zu zweifeln bringt uns nur Schaden.
Sollte sich der große Apostel geirrt haben, als er verkündete: „Wir w i s s e n aber, daß denen, die Gott lieben (und von Ihm geliebt werden), a l l e Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach Vorsatz berufen sind?“ - Röm. 8:28
Das heißt also: Der Weg, der für mich vielleicht unbegreiflich ist, ist der Weg, der mir zum Guten mitwirkt. Es ist der Weg der Liebe Gottes. Und darum kann ich auch für diesen Weg dankbar sein.
Auch der Apostel Paulus, der während seines Lebens so viele Schwierigkeiten zu erdulden hatte, mußte lernen, sich g a n z auf den Herrn zu stützen. Auch er durfte erfahren, sich ganz in der Liebe Gottes geborgen zu wissen, in d e r Liebe, die nur das Gute für ihn wollte. Die inspirierten Worte aus Röm. 8:28 sind dennoch auch aus tiefstem, persönlichen Erleben mit dem Himmlischen Vater niedergeschrieben. Darum: „Danksaget in allem!“
Unser Text in 1. Thess.5:18 endet nun mit den Worten: „…denn dies ist der Wille Gottes in Christo Jesu gegen euch.“ Der Wille Gottes! Wie leicht läßt sich doch das fast geflügelte Wort „So Gott will!“ aussprechen, und wie schwer ist es dann oft, nicht nur diesen seinen Willen zu verstehen, sondern auch zu tragen. Wie oft löst er für uns keine Freude aus, wenn Not uns bedrückt; wenn Krankheit uns daran hindert, unsere vermeintlich wichtigen Pflichten zu erfüllen; wenn ungelöste Probleme uns immer wieder neu belasten, wenn Gebete, die doch vermeintlich mit dem Willen Gottes in Einklang stehen, nicht erfüllt werden - wenn das Gegenteil von dem eintritt, was wir als gut, was wir als das Beste angesehen haben!
Wie schwer ist es dann, dankbar zu sein für das, was der Allmächtige uns an Unverständlichem aufbürdet. Darum soll uns die unumstößliche und in allen Situationen gültige Aussage der Heiligen Schrift immer wieder neu vor Augen stehen: Es ist die erbarmende Liebe Gottes in ihrer tiefen Weisheit, die dies alles zuläßt. Und wenn wir einmal - so Gott das Gelingen schenkt - droben in der Herrlichkeit die Liebe Gottes voll erfassen und verstehen können, wenn wir Rückblick halten werden auf unser dann vergangenes Erdenleben, dann wird uns erst so recht bewußt werden, wie Gottes Liebe ist, ja, noch mehr: wie sie uns schon damals umhüllte, als er uns jene Wege gehen ließ.
Einmal aber werden wir auch rückblickend unser früheres Wesen, unsere frühere Fehlerhaftigkeit und Nichtigkeit in einem ganz neuen Licht sehen müssen, um vielleicht beschämt zu erkennen: Das war ich? … Wie habe ich mich doch oft falsch eingeschätzt! Wie habe ich doch so manches Mal den Balken in meinem eigenen Auge übersehen, und nur die Splitter in den Augen anderer beachtet! Wie oft war mein Urteil über mich und auch über andere verkehrt! Dann erst wird es uns so recht bewußt werden, daß das Wort des Liederdichters: „Nichts hab’ ich zu bringen - alles, Herr bist du!“, kein leeres Wort war; und: wie wenig ist es uns zum Bewußtsein gekommen, daß allein die Liebe Gottes meine Wege, (auch die unangenehmen), leitete?
Dann, ja d a n n werden unsere Herzen überfließen und unablässig gedrängt werden zur Verherrlichung des Allerhöchsten - und zur Dankbarkeit für alle erwiesene Gnade: für seine Liebe und Langmut, was wir oft in unseren Gebeten anklingen ließen; und vor allem die Bitte: unserem Schöpfer und Lebengeber und in gleicher Weise unserem Herrn und Erlöser s o danken zu können, wie es ihnen auch wirklich gebührt.
Aber jetzt sind wir noch hier als schwache Gefäße; darum hören wir noch einmal das Wort, das der Himmlische Vater schon jetzt verwirklicht sehen möchte. Und dieses Wort wollen wir mitnehmen als unsere geistige Wegzehrung:
„Freuet euch allezeit;
betet unablässig;
danksagst in allem!“