Des Christen Leben und Lehre |
Der Grund
„Denn einen anderen Grund kann niemand legen, außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Wenn aber jemand auf diesem Grund baut Gold, Silber, köstliche Steine, Holz, Heu, Stroh, so wird das Werk eines jeden offenbar werden, denn der Tag wird es klar machen, weil er in Feuer geoffenbart wird; und welcherlei das Werk eines jeden ist, wird das Feuer bewähren (d.h. erproben). Wenn das Werk jemandes bleiben wird, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen; wenn das Werk jemandes verbrennen wird, so wird er Schaden leiden, er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer.“ - 1.Kor.3:11-15
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Im Geist, in unserem Glauben sind wir alle „Bauleute.“ Wir sind es von d e r Stunde an geworden, als wir die ersten zaghaften und versuchsweisen Schritte im Glauben taten.
Jeder baut! Ein jeder braucht ein Dach über dem Kopf. Er braucht Schutz vor Kälte und Hitze. Er möchte Wärme am eigenen Herd. Er will sich bergen können vor den Gewalten des Sturmes - und vor der Bosheit und Gewalttätigkeit des Feindes. Er braucht eine Tür, die er verschließen kann, Mauern, hinter denen er sein Hab’ und Gut gesichert weiß.
Vor dem Allerhöchsten können wir uns nicht vertreten lassen. Wir können niemanden als Baumeister anstellen, der f ü r u n s einen Bau errichtet. Er ruft jedes seiner Kinder beim Namen, dich und mich, einzeln! Er redet durch seinen Geist zum Einzelnen. Er wirkt auf unser Wesen. Er führt, er belehrt uns; er tröstet und er gibt Kraft. Wir beten zu ihm als zum Vater, und er hört uns. Wir sind zu einem neuen Wesen, zu einer Neuen Schöpfung im Geiste gezeugt worden. - Joh.3:3,5
Und damit ist eigentlich auch gesagt, w a s und w i e gebaut werden soll.
Nun eben: an diesem neuen, geistigen Gebilde, das von Gott in uns gezeugt wurde, da wird gebaut. D a ist der Bauplatz. Der Grund, das Fundament ist, wie der Apostel sagt: der Glaube an Jesus Christus. Auf diesem Grunde beruht alles, was wir nun weiter darauf bauen. Jesus sagt in Mt.7:24,25:
„Jeder nun, der irgend diese meine Worte hört und sie tut, den werde ich einem klugen Manne vergleichen, der sein Haus auf den Felsen baute; und der Platzregen fiel hernieder, und die Ströme kamen, und die Winde wehten und stürmten wider das Haus; und es fiel nicht, denn es war auf den Felsen gegründet.“
Wir müssen also das lockere Erdreich, den Triebsand menschlicher Weisheit und menschlicher Sicherheit beseitigen. Und der Herr nennt diese menschlichen Dinge im einzelnen mit Namen in der Bergpredigt. Er spricht von Gerechtigkeit, die vorzüglicher sein soll als die der damaligen Pharisäer und Schriftgelehrten.
Er redet von unserer Versöhnlichkeit, d.h. von der Bereitwilligkeit, dem Bruder zu vergeben, der etwa wider mich gesündigt hat. Er äußert sich über die Reinheit der Ehe, und daß wir selbst unsere Gedanken und Triebe unter der Kontrolle des Geistes halten - und wissen, welche tödliche Gefahr von hier aus für das Embryo der Neuen Schöpfung entstehen kann. Und weiter sagt der Herr: „Es sei eure Rede: Ja, ja; nein, nein! Was aber mehr ist als dieses, ist aus dem Bösen.“ „Widerstehet nicht dem Bösen!“ „Gib dem, der dich bittet.“ „Liebet eure Feinde!“
Sodann das Wort: „Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde.“ Mit anderen Worten: Seid nicht geldgierig und auch nicht geizig. Hütet euch davor, daß ihr nicht Sklaven eurer irdischen Wünsche werdet. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. „So seid nun nicht besorgt, indem ihr sagt: was sollen wir essen? Oder was sollen wir trinken? Oder was sollen wir anziehen? Denn euer Himmlischer Vater weiß, daß ihr dieses alles bedürfet.“ „Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet.“ „Heuchler, ziehe zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann wirst du klar sehen, um den Splitter aus deines Bruders Auge zu ziehen.“ „Bittet, und es wird euch gegeben werden.“ „Gehet ein durch die enge Pforte, denn eng ist die Pforte und schmal der Weg, der zum Leben führt; und wenige sind, die ihn finden.“
Dies ist eine Kostprobe von dem, was der Herr von uns Bauleuten erwartet. Jesus deckt damit das Fundament auf, auf dem allein wir etwas Festes, etwas Unerschütterliches aufbauen können; aber im Innersten müssen wir uns eingestehen, daß wir von einer völligen Erfüllung aller dieser Forderungen des Herrn noch weit entfernt sind. Das sollte uns aber nicht entmutigen! Unser großer Vorläufer zeigt uns in seinen Worten eine Geisteshaltung, der wir nachstreben sollen. Wir erleben dabei viele Niederlagen, aber das führt zu einer heilsamen Demütigung - und zur Begegnung mit der Gnade! Und was bezweckt unser „Bauen“ anderes, als die Aneignung einer solchen, von unserem Herrn vorgezeichneten inneren Haltung? D a ist unser Bauplatz: i n u n s e r e m G e i s t e!
Der Bau, der so entsteht, ist nichts anderes als die Entwicklung unserer geistigen Neuschöpfung, die sich im prüfenden Feuer der Bewährung offenbaren soll. Die Gnade aber ersetzt das uns Fehlende. „Denn durch Gnade seid ihr errettet, mittelst des Glaubens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, auf daß niemand sich rühme. Denn wir sind s e i n W e r k, geschaffen in Christo Jesu.“ - Eph.2:8,9
Und dennoch: welch eine Rolle spielen doch die W e r k e im Denken der vielen „Christen!“ Gewiß, Werke sind Ausfluß des Glaubens, der in uns wohnt; und ein Glaube, der keine Werke aufweist, ist tot, wie uns Jakobus 2:26 sagt: „Denn wie der Leib ohne Geist tot ist, also ist auch der Glaube ohne Werke tot.“
Aber welches Mißverständnis und welcher Mißbrauch ist doch mit diesen Werken verbunden! Unser Glaube führt uns, wenn er recht gegründet ist, zu jenen Werken, von denen Jesus in den Evangelien gesprochen hat - und von denen wir einige aufgezählt haben. Aber viele „Werke“ sind im Namen des Herrn entstanden, die dem Geist nicht förderlich waren und die mit der Zeit in Unternehmungen ausarteten, die auf „menschlichem“ Denken und deren Interessen beruhten.
Wir haben gesagt, unser „Bauen“ sei ein persönliches Werk; die Verantwortung fällt auf uns zurück, ob wir mit feuerfestem Material bauen oder mit brennbaren Stoffen. Aber manchmal geschieht es, daß uns jemand aufsucht und uns zwingen will zu irgendetwas, was wir unserem „geistigen Stand“ nun zu tun verpflichtet seien. Ja, auch die Mühe des Selberbauens möchten diese uns abnehmen. S i e wollen bestimmen, was und womit gebaut werden soll. Wir aber wissen, daß wir vor dem Herrn a l l e i n stehen müssen, um uns zu verantworten; und: „welcherlei das Werk eines jeden ist, wird das F e u e r bewähren (erproben).“
Denn wir wissen, „daß das Gericht anfange bei dem Hause Gottes. „ (l. Pet. 4:17). Und wir werden unzweifelhaft aus höherer Warte beobachtet, zu welchem Baumaterial wir greifen. Und wir müssen wohl annehmen, daß auch unser Bau schwache Stellen hat; daß sich da und dort etwas zeigt, was sehr nach „Holz“, ja, nach „Stroh“ aussieht. Und das wird uns eben durch das Feuer der Erfahrung vor Augen geführt. Dann entstehen Lücken und Löcher, die wir mit gutem Material , ja, mit Gold und Silber ausmauern müssen. Gold und Silber, das sind sehr köstliche Erfahrungen, die wir gemacht haben. Es hat weh getan, es hat gebrannt, aber durch sie sind wir wieder ein Stück weiter gekommen.
Wird dieser Glaubensbau wohl hier fertig werden? So wie Paulus sagt, wird es so sein. Auch der Herr setzt in seinem Gleichnis voraus (s.Mt.7), daß das Haus stehe, und danach kommt die Bewährung; denn nun kommen die wählenden Wasser eines Platzregens. Es kommen die Ströme und schlagen mit ihren Fluten an die Mauern. Die Winde kommen dahergebraust und erproben die Standhaftigkeit des Baues.
Das ist so etwa ein Bild von dem, wie es zuweilen in uns ausschaut. Der Glaubende lebt ja in einer feindlichen Welt. Mag sie uns auch zu Zeiten recht freundlich und harmlos vorkommen, so kann sich dieses Bild sehr plötzlich ändern, und wir sehen erschreckt in Abgründe hinein - in Abgründe des Bösen, des Dämonischen. Wir verspüren den Haß und das grausame Wirken des Widergöttlichen. Manches Mal sind w i r Zielscheibe, und manches Mal- erschreckte und erschütterte Zuschauer, wie Lot, als er von den Bergen aus den Untergang seiner Stadt mitansehen mußte. Aber, weil uns der Geist Jesu Christi zur Menschenliebe geführt hat, so sind wir allenthalben Mit-Leidende.
Da ist der Fürst dieser Welt, und mit ihm ein Heer von Dämonen. Er ist es, der mit scharfem Auge unser Bauwerk mustert. Unfehlbar wird er die Stellen entdecken, wo wir mit „Holz“ oder „Heu“ und „Stroh“ gebaut haben. Ist er nicht der Ankläger der Brüder vor Gottes Thron? E r ist es, der uns dieses leicht „brennbare“ Material unterschieben will, d a m i t wir damit bauen sollen, und danach stellt er uns bloß; aber nicht, um uns zu belehren, sondern um uns zu entmutigen und zu Fall Zu bringen. Einst wird offenbar werden, wie sehr wir von dieser Seite bedrängt worden sind und jetzt noch immer bedrängt werden; welch ein Kampfplatz unsere Sinne waren, welch ein Ringen zwischen Licht und Finsternis, zwischen Glauben und Entmutigung vor sich gegangen ist. „Eng ist die Pforte und schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind, die ihn finden.“ (Mt.7:14) Wir sind n o c h auf diesem „schmalen“ Weg; nicht viele haben Platz nebeneinander. Es ist eher ein einsamer Weg. Ein Weg persönlicher, selbstgetroffener Entscheidungen und Entschlüsse. Der Weg ist eng; es gibt gefährliche Abstürze und auch Abwege, die - wenn wir ihnen folgen, uns auf den „breiten Weg“ des Unglaubens führen. Es gibt auch die falschen Propheten, die im Namen des Herrn auftreten; inwendig aber sind sie reißende Wölfe. Der Herr sagt uns in Mt.7:21-23:
„Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist. Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: Herr, Herr!, haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan? Und dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch niemals gekannt; weichet von mir, ihr Übeltäter!“ - Mt.7:21,22
Das sind nun doch unverkennbar solche, die im Namen des Herrn W e r k e aufweisen können, die sie in seinem Namen als Christen getan haben; und doch hat der Herr sie nie in seine Gemeinschaft aufgenommen. „Ich habe euch niemals gekannt.“ Das zeigt uns mit aller Deutlichkeit, auf was es ankommt: Auf die Geisteshaltung, auf den Geist, der uns in allem Tun leitet. „Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein.“ - Röm.8:9
Etwas sehr Wichtiges an jedem Haus ist der Eingang. Bei unserem geistigen Bau ist die Türe ebenso wichtig. Wem halten wir die Türe offen - und wem verschließen wir sie? Wir haben ja einen kostbaren Schatz der Hoffnung und des Glaubens zu hüten. Es gibt nichts Vergleichbares dafür; es gibt aber Diebe und Räuber, die uns diesen Schatz entreißen möchten. Und so ertönen allerlei Stimmen vor der Tür und begehren Einlaß in unsere Gedankenwelt, und manchmal erliegen wir sogar den Lockungen und Verführungen dieser Stimmen.
Wir haben in der Tat einen Schatz zu hüten. Der Segen, der uns durch die Führung des Geistes zufließt, ist so unvergleichlich kostbar, daß nichts uns diesen ersetzen könnte; aber wir müssen das eben auch e r f a h r e n, um es voll einschätzen zu können. Es muß einmal dunkel um uns geworden sein, damit wir das herrlich strahlende und wärmende Licht des Geistes Gottes so recht nach seinem wahren Wert schätzen lernen. Wir müssen die Verlassenheit und Verlorenheit des armen, unzulänglichen Menschen verspürt haben, um die Gnade des Allerhöchsten würdigen und ermessen zu können; um zu wissen, welch ein Vorrecht uns zuteil wird dadurch, daß Vater und Sohn zu uns eingehen und Wohnung in uns machen.
Ja, dann ist unser geistiger Bau so, wie er sein sollte, wenn der Vater und der Sohn durch unsere Tür eingehen, um Gemeinschaft zu haben mit dir und mit mir. Gemeinschaft des Geistes, d.h. Übereinstimmung des Empfindens, des Denkens und des Wollens. Für diese Gemeinschaft soll unsere Tür stets weit geöffnet sein. Wir möchten ein immer feinfühligeres Ohr haben, um auch ein leises Klopfen nicht zu überhören, vor allem, wenn das Wort aus Off.3:20 sich an uns erfüllt: „Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an; wenn jemand meine Stimme hört und die Tür auftut, zu dem werde ich eingehen und das Abendbrot mit ihm essen - und er mit mir. „ Haben wir seine Stimme gehört? Haben wir seine so lang vorhergesagte, so lang ersehnte zweite Gegenwart erkannt?
Ein jeder, der sein Haus auf Jesus Christus gegründet hat, ist ein Licht. „Ihr seid das Licht der Welt“, sagte Jesus zu seinen Nachfolgern, ehe er gekreuzigt wurde. (Mt.5 :l4) Die wahre Kirche Christi ist das Licht der Welt. Sie ist es seit Anfang gewesen - und sie ist es noch, und sie wird es bleiben bis zu ihrer Vollendung. Sie trägt nicht die Schuld, daß die Finsternis das Licht nicht sieht, es nicht annimmt und gar haßt. Ein Böser ist da im Spiel, der gerade heute so viel Blendwerk abfeuert, welches das Licht verzerrt. Für die Welt im Allgemeinen gibt es keinen allmächtigen Schöpfergott; es gibt nichts Heiliges, nichts Unantastbares. Unsere Zivilisation ist ein dünner Firnis über den Abgründen des Bösen; und diese Abgründe werden aufbrechen, wenn Gott zu seiner bestimmten Zeit seine Hand erhebt. „Denn was irgend ein Mensch sät, das wird er auch ernten.“ - Gal.6:7
Der Apostel Petrus warnt, in der Zeit vorausschauend: „Ihr nun, Geliebte, da ihr es vorher wisset, so hütet euch, daß ihr nicht - durch den Irrtum der Ruchlosen fortgerissen - aus eurer eigenen Festigkeit fallet.“ (1.Pet.3:17) Gott hat seine Zeiten, auch für das „Licht“. Auch das Licht wird hervorbrechen - nicht aus der Tiefe ; es wird hervorbrechen aus der Höhe und wird die Finsternis überfluten. Alles M e n s c h e n w e r k, das versucht, diesem Licht zum Durchbruch zu verhelfen, ist zum Scheitern verurteilt; es muß die Stunde Gottes kommen! Dann wird das Licht hervortreten mit Macht und mit L e b e n. „Deswegen, soviel ihr in der Finsternis gesprochen haben werdet, wird im Lichte gehört werden; und was ihr ins Ohr gesprochen haben werdet in den Kammern, wird auf den Dächern ausgerufen werden.“ Lk.12:3
Indessen aber wollen wir an unserem Platz ein Lichtlein sein - an d e m Platz, auf den wir gestellt sind. Auch wenn das Lichtlein nur ein kleines Leuchten von sich gibt - aber doch eben zur Ehre Gottes, im Namen Jesu Christi.