Die Macht des Gebetes

Die ganze Natur verkündet die Herrlichkeit Gottes, für die wir dem lebendigen Schöpfer unsere Dankbarkeit durch Gebet und Lobpreisung ausdrucken können. Aber das Gebet in seiner innigsten Form ist noch weit wunderbarer. Für das Kind Gottes ist es ein unschätzbares Erbteil, das größte Vorrecht der „Familienverwandtschaft“, das Zeichen der Sohnschaft, wodurch wir rufen dürfen: „Abba, Vater!“

Abgesehen von der „unaussprechlichen Gabe“ seines Sohnes als unseres Erretters und Erlösers ist keine Gabe Gottes für seine Kinder von so gewaltiger Tragweite, wie dieses Vorrecht des Gebetes. Es ist wegweisend für uns zu erfahren, wie die Einführung des Paulus in sein großes Werk für den Allerhöchsten beschrieben wird: „Siehe - er betet!“ (Apg. 9:11)

Unser Herr wurde nach seiner Taufe am Jordan in die Wüste geführt, und es wird uns gesagt, daß er vierzig Tage und vierzig Nächte fastete. Diese lange Zeit verbrachte er zweifellos größtenteils im Gebet - und im Nachsinne über das ihm vom Vater übertragene Werk. (Mt. 4:1-11) So sollte es auch bei uns sein; unser Werk ist ja Gottes Werk. Wir dürfen „Mitarbeiter“ mit Ihm sein, und das Ergebnis dieses Werkes ist von ewiger, lebenswichtiger Bedeutung. Wir können das nicht ohne Beistand erreichen; ohne ständige Führung und Leitung durch das Gebet vermögen wir nichts zu tun. - 1. Kor. 3:9; 2. Kor. 6:1

Die Jünger des Herrn baten ihn, sie darüber zu belehren,  w i e  sie beten sollten. Wußten sie es nicht? Hatten sie ihn nicht gesehen und gehört? Ja; aber sie erkannten, daß das Gebet für sie nicht  d i e  Bedeutung hatte, die es ganz offensichtlich für den Herrn hatte. Vielleicht wollten sie gerne wissen, wie sie auf ihre Gebete Antwort bekommen können, wie es bei Ihm der Fall war. Er belehrte sie. Aber erst nach einer langen Zeit (nachdem sie zu Pfingsten die Kraft des Heiligen Geistes empfangen hatten) verstanden sie völlig die außerordentliche Macht des Gebetes in ihrem Leben.

Wissen  w i r, wie wir beten sollen? Sind wir sicher? Wie oft fühlen wir uns kraftlos und unfähig angesichts des zügellosen Bösen, der Grausamkeit, Ungerechtigkeit, Anmaßung, Verderbtheit, der Krankheit und des Todes. Wenn  w i r  die Macht hätten, würden wir dem allem ein Ende machen. Aber - was dann? Gott  h a t  diese Macht - und beendet es  n i c h t.  Nur der Allerhöchste und unser Herr Jesus , denen alle Macht im Himmel und auf Erden zur Verfügung steht, können die in solchen Fällen erforderliche Macht mit Weisheit - und zu dazu vorgesehenen Zeit - dem Vorhaben Gottes gemäß anwenden.

Das uns anvertraute Gewicht besteht in der Kraft des Gebetes. Laßt uns immer erkennen, daß unsere besten Taten durch Gebet gesteigert werden können. Der Widersacher wird dadurch beunruhigt; es mag wohl sein, daß er zittert, wenn er den Schwächsten der Geheiligten auf den Knien liegen sieht.

In Kap. 5:16 sagt Jakobus: „Das inbrünstige Gebet eines Gerechten vermag viel.“ Durch einen anderen Übersetzer klingt diese Schriftstelle wie folgt: „Das tiefempfundene Flehen eines Gerechten übt einen mächtigen Einfluß aus.“ Das Schlüsselwort ist: „Gerechte.“ Niemand ist gerecht in sich selbst; wie Paulus so schön in seinem Brief an die Römer darlegt, gibt es eine Gabe der Gerechtigkeit durch Glauben. „Da wir nun gerechtfertigt sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus, durch welchen wir mittelst des Glaubens auch Zugang haben zu dieser Gnade, in welcher wir stehen, und rühmen uns in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes.“ (Röm. 5:1,2) Dies bedeutet „Sohnschaft“; und Sohnschaft ist der Zugang zu dem uneingeschränkten Vorrecht des Gebetes.

Wer sind nun „Söhne Gottes“? Paulus sagt es uns in Röm. 8:14-16: „Denn so viel durch den Geist Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes. Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, wiederum zur Furcht, sondern ein Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in welchem wir rufen: Abba, Vater! Der Geist selbst zeugt mit unserem Geiste, daß wir Kinder Gottes sind.“

Dies ist keine weit offene, bestimmte Einladung an alle, die Lippendienst tun, während ihre Herzen weit vom Herrn entfernt sind. Es ist eine unschätzbare Vergünstigung - eine Einladung unter königlichem Siegel in den auserlesensten und wunderbarsten Familienkreis, der jemals bestanden hat: Die göttliche Familie Unser Gott ist der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Gott Israels, der groß Schöpfer des Universums. Vor Pfingsten hat er sich niemals so gnädig herabgeneigt, der Vater einzelner Söhne und Töchter zu werden, die alle dieselbe innige Familienbeziehung genießen wie sein eingeborener Sohn. Erst durch dessen kostbares Blut und Verdienst konnte dieses wunderbare Vorrecht möglich werden.

Hier also ist das Instrument göttlicher Macht, das in unsere Hände gelegt ist. Wie sollen wir es gebrauchen? Wie und für wen sollen und dürfen wir beten? Wir wollen nachfolgend einige Gebete heiliger Männer aus alter Zeit betrachten, die - obgleich nicht vom Geist gezeugt - fraglos durch ihn geleitet und geführt wurden.

Ein Gebet um Führung: Abraham hatte seinem Knecht Elieser eine große Verantwortung übertragen, indem er ihn aussandte, eine Braut für seinen Sohn Isaak auszuwählen. (s.I.Mos.15:2) Heute wäre dies eine unmögliche Aufgabe, und auch damals war es ein sehr heikler Auftrag. Der Knecht war ein Mann Gottes, und er tat das Richtige. Er suchte Gottes Führung, selbst bis zu dem Grade, daß er die Regeln des Vorgangs festlegte. Laßt uns diese Schriftstelle 1. Mos. 24:12-14 lesen. Die Antwort auf sein Gebet wird in dem glücklichen Ausgang seines Auftrages widergespiegelt. Wir bedürfen so oft der Führung. Wir wollen nicht vergessen, daß das Mittel hierzu eben das Gebet ist.

Ein Gebet um wirkende Kraft: (l. Könige 18:36,37). Elia war mit den Propheten des Baal bis zu dem Punkt gekommen, wo ein „Entscheidungskampf“ unausweichlich war. Dem Ausgang mußte entgegengesehen werden; es war die Zeit zum Handeln. „Wie lange hinket ihr auf beiden Seiten? Wenn Jahwe Gott ist, so wandelt ihm nach; wenn aber der Baal, so wandelt ihm nach!“ (Vs. 21) Diese Herausforderung im Namen Gottes erforderte Mut, und daran mangelte es Elia nicht. Er stellte Gott auf die Probe, und schnell und sicher folgte die Tat. Lesen wir die Vse. 36-39! Göttliches Handeln wird dem Volke Gottes nicht immer sofort zuteil; doch wenn es eintritt, dann hat es eine höchst heilsame Wirkung, genau wie bei Israel.

Ein Gebet um Befreiung: (2. Könige 19:14-19). Hiskia und das Volk wurden belagert. Sanherib, der König von Assyrien, war (wie er dachte) unüberwindlich, und das Volk fürchtete sich. Hiskia erhielt das Ultimatum, und sofort „breitete er seine Sorge „vor Jahwe aus.“ Von jenem Augenblick an war die Befreiung siche Das Gebet führt wirklich zur Befreiung.

Ein Gebet der Weihung: (2. Chron. 6:12-21). Dies ist eines der erhabensten Gebete, die jemals gesprochen oder geschrieben wurden. Salomo hatte sein großartigstes Werk vollendet: den Bau des Tempels in Jerusalem - ein prächtiges Gebäude von fast unbeschreiblicher Schönheit. In seinem wunderbaren Gebet bietet er es dem Allerhöchsten dar als eine Wohnstätte inmitten Israels, und die Art und Weise seiner Darbringung ist ein liebevolles Beispiel für Hingabe und Demut Aber sollte Gott wirklich bei dem Menschen auf der Erde wohnen? Siehe, die Himmel und der Himmel Himmel können dich nicht fassen: wieviel weniger dieses Haus, das ich gebaut habe!“ (Vs. 18) Salomo wußte, daß es nicht würdig genug war deshalb schließt er sein Gebet mit einer Bitte um göttlichen Segen und Vergebung und höre du von der Stätte deiner Wohnung, vom Himmel her, ja, höre und vergib!“ - Vs. 21

Der Apostel Johannes berichtet folgende Worte (Joh. 14:23) unseres Herrn: „Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen.“ Paulus drückt dieselbe ergreifende Wahrheit aus, wenn er sagt: Wisset ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid?“ Dieser Tempel, der „Tempel“ unserer Herzen ist es, in dem Jahwe zu wohnen sich herabläßt. Wie bewegend ist diese Vorstellung!

Und schließlich jenes innigste aller Gebete in Johannes 17 - unseres Herrn letzte Verbindung mit seinem Vater, ehe er verraten wurde. (Joh.17:1726) Er hob seine Augen auf gen Himmel und sprach: „Vater!“ Zu seinen Nachfolger sagte er: „Wenn ihr betet, so sprechet: „Vater.“ - Joh. 17:1; Lk. 11:2

Dies ist unser Siegel der Sohnschaft, so wie es das Siegel des Herrn war: „Unser  V a t e r, der du bist in den Himmeln.“ Was für eine gewaltige Macht kann dies in unserem Leben sein, wenn wir sie nur so gebrauchen, wie wir sollten. Sie ist unsere Rettungsleine, unsere Verbindungsschnur. Erhalte sie unversehrt, gebrauche sie unaufhörlich, „betet unablässig“ - und der Sieg ist sicher. - 1. Thess. 5:17

„Höre du an der Stätte deiner Wohnung, vom Himmel her, ja, höre und vergib!“ - 1. Kön. 8:30; s.a. 1.Kön.8:39, 49-51; 2. Chron. 6:21,30,33,39.



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