Lichtstrahlen |
Evangelium und Weltgeschichte
Die Botschaft an Philadelphia, Teil III
Die Botschaft des Erlösers fährt dann weiter: „Denn du hast eine kleine Kraft, und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet.“ - Off. 3:8b
Verglichen mit der großen Schar ihrer Feinde, hatte der Kreis der Reformatoren nur eine „Kleine Kraft“, aber sie wußten genau, daß sie im Besitz der Wahrheit waren; und sie hatten unerschütterliches Vertrauen in deren göttlichen Urheber.
Darum konnte der Meister sagen: „Du hast meine Worte bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet.“ Diese Worte sind nicht nur wahr in bezug auf diejenigen in den Tagen Luthers, die die unverfälschte Lehre Christi wiederherstellen wollten, um sie der Menschheit weiterzugehen - sie treffen auch auf alle jene Treuen zu, die während der ganzen Philadelphia-Epoche echte Wiederbelebungsversuche des Evangeliums anstellten.
Doch wie viele Wahrheitssucher hat es auch schon gegeben, die - nach Verlauf einer gewissen Zeit - sich nicht mehr a l l e i n auf den Arm Gottes stützten, sondern zu den Methoden der Welt zurückkehrten; und die „offene“ Tür wurde vom Herrn leise geschlossen.
Die „Kleine Kraft“ ist offenbar eines der Hauptelemente bei der Verkündigung der „Frohen Botschaft.“ Sie ist eine Charakter-Eigenschaft des Philadelphia-Geistes. Hat nicht Gott das „Schwache“ auserwählt - und das, „was nicht ist“, wie Paulus zu den Brüdern in Korinth spricht? (l. Kor. 1:25-29) Wenn die wahren Versuche zur Wiederherstellung der ursprünglichen Reinheit des Glaubens (vom göttlichen Standpunkt aus) in irgendeinem Maße erfolgreich sind, dann liegt die Grundursache stets darin, daß jener demütige, niedriggesinnte Geist am Werke ist, der in Saul war, als er zum König Israels berufen wurde. Wir erinnern an Samuels Worte zum Ende von Sauls Königtum in 1. Sam. 15: 17: „Wurdest du nicht, als du k l e i n in deinen Augen warst, das Haupt der Stämme Israels?“
Die „Kleine Kraft“ muß festgehalten werden!
„… Und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet.“ In ihrer Anwendung auf die ursprüngliche Versammlung von Philadelphia in den Tagen des Apostels mögen diese Worte auf eine Verfolgung jener Gemeinde hinweisen, die zu der Zeit über sie hereingebrochen war.
Von den öffentlichen Behörden gezwungen zu werden, den Namen „Christen“ aufzugeben und jeder Verbindung mit dem Herrn durch ein öffentliches Bekenntnis abzusagen, war zu jener Zeit keine Seltenheit. Angewandt auf die Philadelphia-Periode der Kirchengeschichte, zeigen diese lobenden Worte des Herrn wohl auf alle Treuen, die tapfer allen Verbiegungen des Evangeliums mutig widerstanden. „Siehe, ich gebe aus der Synagoge des Satans von denen, welche sagen, sie seien Juden, und sind es nicht, sondern lügen: Siehe, ich werde machen, daß sie kommen und huldigen vor deinen Füßen und erkennen, daß ich dich geliebt habe.“ - Off. 3:9
Schon in der Besprechung der Smyrna-Periode (s. TA Mai-Juni 99 S. 66) wurde die Bedeutung dieser Worte erklärt. Es mag hier genügen zu bemerken, daß der Ausdruck „Synagoge des Satans“ sich auf dieselbe Bewegung bezieht, die der Widersacher Gottes schon in den ersten Jahrhunderten als Werkzeug dazu gebrauchte, den Niedergang der bereits abtrünnigen Kirche zu bewerkstelligen.
Wir wissen, daß das Volk Israel mit seinem von Gott gegebenen Gesetz, mit dessen geistlichen Einrichtungen und rituellen Vorschriften, ein Vorschatten des Reiches Gottes waren. Das System, das als „Babylon, die Große“ bekannt ist, hat schon in seiner frühen Zeit vieles von jenem Urbild jüdischer Gottesanbetung in seine Zeremonien eingebaut, doch ohne dessen geistigen Hintergrund zu beachten. Auf diese Weise wurde dem ein für allemal erbrachten Erlösungsopfer Christi - und der Errettung, die nur a l l e i n in IHM gefunden werden kann, der Ritus des immer von neuem wiederholten Meßopfers untergeschoben, das eine - man darf es ruhig aussprechen - blasphemische Verdrehung des göttlichen Erlösungsratschlusses ist.
Die vielen Tochtersysteme, die in den frühen Tagen der Reformation geboren wurden, haben (mehr oder weniger) die Rituale und die priesterlichen Institutionen Roms übernommen. Hauptsächlich gegen diese großen, aber zersplitterten protestantischen Sekten mußten die der evangelischen Botschaft Getreuen - die Philadelphia-Christen - bei ihrer Zeugnisgebung ankämpfen. Wie wir es verstehen, stellen die mit dem demütigen Philadelphia-Geist beseelten Nachfolger des Herrn alle Überwinder dar - bis zum Ende dieses Zeitalters.
Blicken wir in der Kirchengeschichte zurück bis zur Reformation - und von da an wieder vorwärts, dann werden wir gewahr, wie jede Wiederbelebung des Studiums im Worte Gottes, jeder ernsthafte Versuch zum Unterricht im Evangelium, jede Anstrengung zur Vereinigung der wahren Christen in den Banden der „brüderlichen Liebe“ immer dann Erfolg gehabt hat, w e n n sie mit Ausdauer gepaart war.
Diese Bemühungen führten dazu, die Schranken zu beseitigen, die das Sektentum aufgerichtet hatte; sie führten dazu, das Volk Gottes der Freiheit in Christo wiederzugeben.
Aber - die Geschichte und die Erfahrung lehren, daß das Scheinweizen-Element, die „Nur-Bekenner“, sich überall dort ansammeln, wo echter Weizen gedeiht. Und aus einer solch kühnen Bewegung zur Rückgewinnung der christlichen Freiheit bildet sich im Laufe der Zeit immer wieder eine neue Sekte, die von demselben Sklaven- und Parteigeist beherrscht wird wie ihre ruhmlosen Vorläuferinnen: die persönliche Freiheit in Christo wird sehr bald unterdrückt. Prüfungen, die daraus entstehen, z.T. feurige Prüfungen, sind vom Herrn zugelassen, um diejenigen offenbar zu machen, die den Philadelphia-Geist der brüderlichen Liebe und die absolute Treue dem Herrn und seinem Wort gegenüber entwickelt haben.
Forts. in der nächsten Ausgabe