Das Unerschütterliche

„Jetzt aber hat er verheißen und gesagt: ’Noch einmal werde ich nicht allein die Erde bewegen, sondern auch den Himmel.’ Aber das ’noch einmal’ deutet die Verwandlung der Dinge an, die erschüttert werden als solche, die gemacht sind, auf daß die, welche nicht erschüttert werden, bleiben. Deshalb, da wir ein unerschütterliches Reich empfangen, laßt uns Gnade haben, durch welche wir Gott wohlgefällig dienen mögen mit Frömmigkeit und Furcht. Denn auch unser Gott ’ist ein verzehrendes Feuer’.“ - Hebr. 12:26-29

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Wir sind geneigt, dieses „Bewegen und Erschüttern“ von Himmel und Erde auf die verhältnismäßig kurze Zeit des Endes der menschlichen (Un)-Ordnung zu beziehen. Auch, wenn gerade diese gewaltige Wende im irdischen Geschehen mit ihrem Hauptgewicht in dieser Prophezeiung eingeschlossen ist, so scheint uns doch der geistige Gehalt jener Worte weit umfassender zu sein.

Nach der Schrift ist der Blick des Christen nach oben gerichtet. Nach oben blickend, verändert sich für uns die Ansicht und Bewertung der Dinge. Viele irdische Geschehnisse - Tatsachen des irdischen Lebens - verlieren an Wichtigkeit und Bedeutung für uns. Dagegen treten uns nun geistige Dinge und Tatsachen in kaum faßbarer Größe entgegen. Der Schöpfer offenbart. uns sein erhabenes Wesen, seine Tiefen, seine Größe. Jesus Christus tritt uns entgegen in seiner Liebe, in seiner Fülle von Gnade und Wahrheit - als Offenbarer des Vaters. Gottes Geist führt uns ein in Sein Vorhaben, in Jesus Christus die ganze Schöpfung aufs neue mit dem Allerhöchsten in Harmonie zu vereinen.

Und nur so, im Geiste, erfassen wir auch die Bedeutung und Berufung der Kirche, die berufen ist, einen so wichtigen Platz, eine so erhabene Aufgabe im Verein mit ihrem Herrn hinauszuführen.

Und nun, indem wir unser Auge auf alle diese geistigen Tatsachen gerichtet halten, wird uns auch klar, wann dieses „Bewegen“ und dieses „Erschüttern“ nicht allein der Erde, sondern auch des Himmels seinen Anfang genommen hat. Es hat mit des Herrn erstem Kommen begonnen.

Mit Jesus Christus - als Gesandtem Gottes - ist eine gewaltige, erschütternde und bewegende Kraft in die Welt gekommen.

Der Herr selbst gibt der Bedeutung seiner Sendung Ausdruck im folgenden Wort: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“ (Joh. 14:6) Unser Erlöser ist erschienen, um einen neuen, lebendigen Weg zu Gott zu eröffnen.

Er ist gekommen, um die Menschheit zu erretten von der Strafe der Sünde, von der furchtbaren Knechtschaft der Vergänglichkeit. Für einen Christen ist es unschwer zu erkennen, daß dieses die allergrößte Tat war, die je auf Erden geschehen ist.

Von hier aus setzt die Bewegung und Erschütterung von Himmel und Erde ein. Hier wurde die Schranke niedergerissen, die seit Adam den Menschen von Gott getrennt hat. Von da an darf der gläubige Mensch wieder vor Ihm erscheinen, denn eine Sühnung für seine Sünden ist geschehen. Ein anderer hat für ihn bezahlt, hat einen genügend hohen Preis für ihn erbracht.

Von da an war der wirkliche „Bund über Opfer“ möglich geworden, den seitdem jeder in Wahrheit Berufene mit Gott schließt. Und da war es auch, wo Satan den tödlichen Stoß empfing.

„Weil nun die Kinder Blutes und Fleisches teilhaftig sind, hat auch er in gleicher Weise an denselben teilgenommen, auf daß er durch den Tod den zunichte machte, der die Macht des Todes hat, das ist der Teufel.“ - Hebr. 2:14.

Wir sehen: die mächtigste Bastion, das Kernstück in der Festung Satans, von der aus er die Welt beherrscht, ist schon erschüttert worden. Mit Jesus kommt Hoffnung in die Welt, und die Furcht muß weichen. Er knüpft das zerrissene Band zwischen Gott und Mensch wieder aufs neue. Nun ist der Weg geöffnet. Nun darf der Mensch - der gläubige Mensch - sich dem Allmächtigen wieder nahen in Jesus Christus. Jetzt setzt die Berufung der Kirche ein. Zu Pfingsten beginnt ihre Wanderung durch die „Wüste“. Auch  i h r  Weg führt zum „Sinai“ - dem Berge, wo Gott Sein Gesetz durch den gegenbildlichen Mose, Jesus Christus, dem Volke Gottes offenbart. Alles das erlebt der Christ im Geiste, im Glauben.

„Nachdem er uns errettet hat aus der Gewalt der Finsternis, hat er uns versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe.“ - Kol. 1:13

Und damit sind wir, die Nachfolger des Herrn, dem Himmel zugehörig gerechnet. „Wir sind gekommen zum Berge Zion und zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem; und zu Myriaden von Engeln, der allgemeinen Versammlung der Erstgeborenen, die in den Himmeln angeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter aller; und zu den Geistern der vollendeten Gerechten (die in Gottes Gedächtnis ruhen bis zur Auferstehung - die alttestamentlichen Überwinder), und zu Jesus, dem Mittler eines neuen Bundes, und zu dem Blute der Besprengung, das besser redet als Abel.“ - Hebr. 12:22-24

So erkennen wir aus dieser erhabenen Darstellung des Apostels Paulus, wie sehr wir durch unsere Berufung mit den himmlischen Dingen verbunden sind. Welch ein heiliges Band zwischen uns und dem Allerhöchsten wird uns da gezeigt! In wundervoller Weise wird uns hier eröffnet, daß die Heimat der Geistgezeugten droben ist.

Dort hat die Kirche ihren von Gott vorbereiteten Platz - neben den Engeln, und mit Jesus Christus als ihrem Haupt. Nachdem ihr euch nun in den Bereich dieser heiligen Gemeinschaft begeben habt, sagt Paulus, „so sehet zu, daß ihr nicht den abweiset, der da redet! Denn wenn jene nicht entgingen, die den abwiesen, der auf Erden die göttlichen Aussprüche gab, (Mose), wieviel mehr wir nicht, wenn wir uns von dem abwenden, der von den Himmeln her redet.“ - Hebr. 12:25

Ja - das ist es nun eben! Wenn es herrlich ist, mit Gott Frieden zu haben in Jesus Christus, herrlich, seine Verheißungen zu hören und sie auf sich beziehen zu dürfen, herrlich, in die Gemeinschaft, den Haushalt Gottes aufgenommen worden zu sein, so ist andererseits etwas ungeheuer Ernstes dabei. Ein tödlicher Ernst liegt über der Wahrheits- und Gnadenoffenbarung Gottes. Hier endet jede religiöse Halbheit und jedes „auch Dabeisein“ und Mitlaufen, ohne persönlich und geistig erfaßt zu sein. Denn nur mit halbem Herzen und mit innerlichen Vorbehalten kann man Gott nicht gegenübertreten, nicht als Berufener, nicht als Angehöriger des Volkes Gottes. Der herrlichen Wahrheits- und Gnadenoffenbarung Gottes folgt seine Forderung an uns.

Es geht nun nicht an (belehrt uns der Apostel Paulus), daß wir im himmlischen Jerusalem, der Stadt Gottes, Heimatrecht gefunden haben - eine Position, einen Platz inmitten der herrlichen Geistwesen, und dann doch nicht auf unsere bisherigen Rechte hier auf Erden verzichten wollen. Denn als Menschen müssen wir „untergehen“. „Ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott. Wenn der Christus, unser Leben, geoffenbart wird, dann werdet auch ihr mit ihm geoffenbart werden in Herrlichkeit.“ - Kol. 3:3,4

Die Schrift ist hierin ganz klar und unmißverständlich, denn „auch unser Gott ist ein verzehrendes Feuer“, sagt Paulus. Der Allmächtige will unsere Hingabe. Er will das Opfer unseres Selbst - ungeteilt und ungeschmälert. Und hier, wo die Forderung Gottes mit unserem alten Menschen zusammenprallt und innerlicher Kampf unser tägliches Los ist, da vollzieht sich eben jenes „Bewegen“ und jene „Erschütterung“ geistiger Art, von dem unser Text redet: „Noch einmal werde ich nicht allein die Erde bewegen, sondern auch den Himmel.“

Wenn der „Himmel“ erschüttert wird, so sind das ausschließlich geistige Erschütterungen. Das betrifft den „Himmel“, dem durch Satans alles verwirrende Einflüsse die Menschheit seit ihrem Fall aus der göttlichen Harmonie unterworfen ist. Alles dem Geist Gottes Zuwiderlaufende, alles Verfälschte, das Satan, der Empörer und „Vater der Lüge“ den Menschen als echt und wahr vorgaukelt - alles das ist eben jenes „Erschütterbare“, das aus „Himmel und Erde“ entfernt werden muß.

Für den Gläubigen, den durch Jesus Christus Belehrten,  i s t  dieser „Himmel“ bereits erschüttert, (wenn auch noch nicht weggetan), und er sieht mit Abscheu und Entsetzen, was ihm einstmals als „natürlich“ und zum Leben gehörend erschien,  b e v o r  er mit der göttlichen Wahrheit in Berührung kam. Und dieses Erschüttern und Fallen des Erschütterbaren ist nichts anderes als „Weltuntergang“. Es ist der Untergang der Herrschaft des Widersachers - sowohl auf Erden als auch in jenen geistigen Bezirken, in denen ihm Gott für eine gewisse Zeit noch Raum gelassen hat. Es macht einen großen Teil des Kampfes der Berufenen aus, sich dieser Herrschaft Satans zu entziehen.

„Der Satan hat euer begehrt, euch zu sichten wie den Weizen“ (Lk. 22:31), sagt der Herr zu Simon Petrus. Damit deutet er an, von wo aus der Berufene angegriffen wird. Die Erzählung Hiobs bietet uns auch hierin wieder eine Fülle von Klarheit über diese geistigen Vorgänge. Bei Hiob läßt der Allmächtige es zu, daß dieser gerechte Gläubige von Satan aufs Äußerste bedrängt wird. Unter Gottes Zulassung darf der Widersacher Hiob nacheinander furchtbare Schicksalsschläge versetzen. Sein Vieh, seine Knechte, dann seine Söhne und Töchter werden ihm entrissen. Doch Hiob bewahrt Gott gegenüber alle Treue. Nun darf Satan seinen Leib mit Geschwüren schlagen, und auf diesem Höhepunkt seines Leidens kommt sein Weib zu ihm und fragt:

„Hältst du noch fest an deiner Vollkommenheit? Sage dich los von Gott und stirb! Und er sprach zu ihr: Du redest, wie eine der Törinnen redet. Wir sollten das Gute von Gott annehmen, und das Böse sollten wir nicht auch annehmen?“ - Hiob 2:9,10

In diesem ganzen Geschehen, das Hiob alles entriß und ihn in die Abgründe des Leidens und der Trauer stürzte, erlebte er  s e i n e n  Weltuntergang; denn das Erschüttern sowohl der Erde als auch des Himmels ist kein Kollektiverlebnis. Jeder erlebt das alles für sich. So, wie jeder in der Sintflut seinen eigenen Untergang erfuhr und nicht imstande war, dieses Ereignis als Weltkatastrophe zu erleben - in seiner vollen Größe und Ausdehnung.

Dieses Untergehen alles dessen, was Hiob lieb und teuer war, auf das er sich stützte und das er als lebens-unerläßlich betrachtete, das führte ihn zu seiner höchsten geistigen Krise. Er war jetzt der unerbittlichsten Prüfung, dem schärfsten Druck ausgesetzt. Er war in Abgründe des Leidens gestoßen, und es war nur noch ein Schreien in ihm nach dem gerechten Gott.  A b e r - e r  s c h r e i t,  e r  r u f t  nach diesem ewig treuen und gerechten Gott. Und  d a s  ist es: Dieses absolute Vertrauen, dieses Rechnen mit dem Dasein und der Gerechtigkeit Gottes, was ihm die Anerkennung und Rettung und Wiederherstellung durch den Allmächtigen einträgt.

In dieser brandschwarzen Nacht, in die Hiob gestoßen wurde, funkelt ein einziger Stern: der Allerhöchste! Der ewig-treue Gott. Und das war das  U n e r s c h ü t t e r l i c h e  in und für Hiob. Das konnte nicht bewegt und gefällt werden. An diesem Widerstand scheiterte Satan. Denn der Dulder baute auf diese Allmacht Gottes. Das war seine Rettung!

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Ist es nicht so, daß dieses Erlebnis des Hiob auch  u n s e r  Erlebnis wird? Hat nicht der Satan begehrt, auch die Nachfolger des Herrn zu sichten? Sie zu rütteln und zu schütteln, auf daß Staub und Spreu von ihnen abfallen?

Es könnte ein verhängnisvolles Vorbeisehen sein, wenn wir die Erschütterung von Himmel und Erde nur buchstäblich und äußerlich auffaßten. Die  g e i s t i g e n  Vorgänge dabei sind für  u n s  das Entscheidende.

Es gilt, der  G l a u b e n s e r s c h ü t t e r u n g  standzuhalten, denn das Bewegen und Erschüttern von Himmel und Erde müssen wir vor allem als Erschütterung und Scheidung der Geister auffassen. Und das ist kein einmaliges, sensationelles Ereignis, dem wir als staunende Beobachter und wie Zuschauer im Theater beiwohnen.

Diese Erschütterung hat ja mit dem ersten Kommen des Herrn begonnen; denn damit trat eine ungeheure geistige Kraft in die Welt. Von da aus, durch diese Kraft des Allmächtigen, wird das Alte erschüttert. Von da aus wird auch das „Neue“ kommen: „Neue Himmel und eine neue Erde, in welchen Gerechtigkeit wohnt.“ - 2. Pet. 3:13

Der Widersacher hat im Grunde genommen bereits ausgespielt. Der Offenbarung Gottes durch Jesus Christus konnte der „Vater der Lüge“ nicht standhalten. Noch läßt ihn Gott wirken, noch darf er Böses tun, doch er ist bereits eingedämmt. Er kann nicht so, wie er möchte. Gott lenkt die Flut des Bösen in jene Richtung, die Seinem Vorhaben dienen muß. Und so, als ein Gebändigter und nicht als ein souverän Herrschender, macht sich der Böse an die Berufenen heran. Noch ist er der „brüllende Löwe“, der sucht, wen er verschlinge, aber unser rettender Gott hat ihm eine Grenze gezogen. Wie sagt Er zu Satan? „Siehe, er (Hiob) ist in deiner Hand; nur schone seines Lebens.“ - Hiob 2:6

Und das ist auch unsere Gewißheit. An dieses geistige Leben, an das vom Geiste Gezeugte in uns, kommt Satan nicht heran, wenn wir treu bleiben. Das kann er uns nicht entreißen. Das ist das Unantastbare, das „Unerschütterliche“ in uns; und doch ist es gerade das, was er uns rauben möchte.

Die Glaubensgewißheit - das Band, das uns mit dem Himmlischen Vater und seinem Sohne, Jesus Christus, verbindet-  d a s  möchte er zerreißen. Daß ihm das nicht gelinge, das ist nun aber auch in unsere Hand gelegt. Hier beginnt  u n s e r e  Verantwortung, unsere Prüfung, und hier haben wir uns zu bewähren. Auch wir sind nur Abrahams Kinder insoweit, als wir Abrahams Geist haben, insoweit, als wir den Geist des Glaubens in uns wach erhalten. In Hebr. 12:28 sagt der Apostel: „Laßt uns Gnade haben, durch welche wir Gott wohlgefällig dienen mögen in Frömmigkeit und Furcht.“ Und diese Gnade müssen wir von Gott erbitten. Ja, wir müssen in allem Ernst um diese Gnade ringen. Der Ewige verschenkt sie nicht, ohne das Verlangen der Herzen zu prüfen. Hinter dem Bitten um diese Gnade muß ein demütiges, verlangendes und gereinigtes Herz sein.

Weshalb dieser tödliche Ernst in der Offenbarung Gottes? Dieser Ernst zeigt sich in allem. Das Leben, das durch des Herrn Opfer ans Licht gebracht worden ist, erforderte den Tod unseres Erlösers. Durch das Dunkelste und Tiefste führte sein Weg zum Höchsten und Herrlichsten. Und auch um uns liegt dieser tiefe Ernst; denn auch wir sind vom Tode ins Leben übergegangen, aus dem Dunkel der Hoffnungslosigkeit in das Licht der Offenbarung des Schöpfers.

So ist unser Leben und unser Erleben im Geiste ein steter Kampf, in dem es um das Ganze, um alles geht. Es geht um unser neues Leben als Geistgezeugte. Es geht um unseren Schatz, den wir in unserem schwachen irdenen Gefäß hüten. Wenn wir auch diesen Kampf nicht stets in voller Intensität erleben, so steigt doch im Leben eines jeden Nachfolgers Christi zuweilen der Druck auf das Höchste - bis hin zur fast untragbaren Belastung; aber auch hier nur darum, auf daß das Unerschütterliche in uns sich offenbare und hervortrete und unserem ganzen Wesen das Gepräge gebe, indem wir geistig wachsen und der Christus in uns Gestalt annimmt.

Vom göttlichen Standpunkt aus ist wohl das ganze christliche Zeitalter, vom ersten Kommen des Herrn an, als die abschließende Phase zu betrachten. Wenn Johannes in seinem 1. Brief Kap. 2 Vs. 18 sagt: „Kindlein, es ist die letzte Stunde“, so brauchen wir hierin keinen Irrtum des Apostels zu sehen. Er redet eben vom göttlichen Blickwinkel aus. Es zeigt sich hier bloß, daß wir die Zeit von der ersten Gegenwart des Herrn an bis zum Ende als etwas Zusammenhängendes, als eine Ganzheit betrachten müssen.

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Es ist gewiß ein Fehler unserer Zeit, daß wir unsere Blicke lediglich auf einige Jahrzehnte hinter und vor uns gerichtet halten, denn wir sind dadurch der Gefahr der Oberflächlichkeit ausgesetzt in der Beurteilung der Zeitereignisse, aber auch in der Beurteilung unserer Stellung zu unserer Zeit. Als Geistgezeugte sollten wir den ganzen Standort einnehmen wie der Apostel Johannes. Es war und ist stets so in diesem Evangeliumszeitalter, daß sie als „letzte Zeit“ angesprochen werden muß.

Nachdem Gott durch vier Jahrtausende hindurch sein Vorhaben mit der Menschheit veranschaulicht hat, ist nun - mit der ersten Gegenwart des Herrn der Beginn der Erfüllung eingetreten. Deshalb hat das ganze christliche Zeitalter einen ganz anderen Charakter als die vorhergehenden. Statt Vorbilder sehen wir nun Erfüllung. Statt des Berges, der betastet werden konnte, sehen wir nun den Berg Zion, sehen wir nun das himmlische Jerusalem. Der Geistgezeugte lebt in der Erfüllung. Er ißt vom lebendigen Brot, vom himmlischen Manna. Er trinkt lebendiges Wasser der Wahrheit. Er ist wirklich versöhnt mit Gott durch das wirkliche Opfer Christi, und im Geiste sieht er den lebendigen Tempel, der aus lebendigen Steinen auferbaut wird. Und er wohnt dem Herrichten und „Passendmachen“ dieser lebendigen Steine bei - nicht als Unbeteiligter, sondern als einer, den das alles aufs innigste angeht und mit-betrifft.

So erkennen wir, daß das ganze christliche Zeitalter ein Zeitalter der Erfüllung ist. Im Zentrum steht ganz unzweifelhaft die Berufung und Auserwählung der Leibesglieder des Christus.

Hier bildet sich die neue Weltregierung: „Der Tempel des lebendigen Gottes - (2. Kor. 6:16) - Herrschaft und Segen des vom Herrn so eindringlich verkündigten „Königreiches der Himmel.“

In diese gewaltige Wende der Erlösung vom Fluch der Sünde durfte schon der Prophet Haggai hineinschauen. Wir lesen in Haggai 2 Vse. 6-9: „Denn so spricht Jahwe der Heerscharen: Noch einmal - eine kleine Weile ist es - da werde ich den Himmel erschüttern und die Erde und das Meer und das Trockene. Und ich werde alle Nationen erschüttern.  U n d  d a s  E r s e h n t e  a l l e r  N a t i o n e n  w i r d  k o m m e n !“

„Und ich werde dieses Haus mit Herrlichkeit füllen, spricht Jahwe der Heerscharen. … Und die letzte Herrlichkeit dieses Hauses wird größer sein als die erste, spricht Jahwe der Heerscharen, und  a n  d i e s e m  O r t e  w i l l  i c h  F r i e d e n  g e b e n,  spricht Jahwe der Heerscharen.“

„Dieses Haus“ ist ein prophetischer Hinweis auf den geistigen Tempel des Allerhöchsten, der an Herrlichkeit alles in ungeahntem Maße überstrahlen wird, was je aus Menschenhänden hervorgegangen ist. Und von diesem  „u n e r s c h ü t t e r l i c h e n“  Ort wird „das Ersehnte aller Nationen“ kommen:  F r i e d e,  der die ganze Schöpfung durchdringen wird - unerschütterlich - in die Ewigkeiten der Ewigkeiten.



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung